Spenden und Helfen

Heute vor 40 Jahren...

Am 20. September 1982 begann Ursula Späth offiziell ihr Engagement als Schirmherrin der AMSEL, Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband der DMSG in Baden-Württemberg e.V.

Ursula Späth war für die MS-Betroffenen weit mehr als eine bloße Schirmherrin. Sie war eine aktive Freundin, eine unermüdliche Verbündete im Kampf um mehr Lebensqualität für Menschen mit MS, eine Macherin und Netzwerkerin. Und sie war in all ihrem Tun immer menschlich, blieb trotz der vielen Erfolge immer bescheiden. Ein Vorbild für viele. Und ein Glücksfall für die AMSEL.

Heute vor 40 Jahren trat Ursula Späth offiziell ihr Amt an als Schirmherrin der AMSEL, Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband der DMSG in Baden-Württemberg. Seitdem sind "Ursula Späth" und "AMSEL" eng miteinander verknüpft: Wer Ursula Späth sagt, denkt an AMSEL und umgekehrt. Während Ursula Späth als Gattin des damaligen Ministerpräsidenten Lothar Späth schon vorher allen im Ländle ein Begriff war, erreichte AMSEL erst durch die tatkräftige Unterstützung der neu gewonnenen Schirmherrin diesen Bekanntheitsgrad.

Erstmal den Verein retten

Mit viel Engagement hatten die anfänglich 28 Mitglieder der AMSEL das Wohl aller MS-Erkrankten und deren Angehöriger im Sinn, als sie 1974 ihren Verein in Kirchberg/ Jagst gründeten. Man traf sich zunächst in einem Wohnzimmer, gründete Gruppen vor Ort über ganz Baden-Württemberg verteilt, stellte einen Zivi ein, organisierte ein MS-Symposium, hatte hehre Pläne, wollte kurze Wege zur AMSEL für alle MS-Kranken landesweit. Schnell wuchsen die Mitgliederzahlen auf 1.700. Doch es fehlte schlicht an Geld; 1982 stand der Verein AMSEL vor dem finanziellen Aus.

Ursula Späths erste Aufgabe als Schirmherrin war es also, den Verein erst einmal zu retten. Sie hat sich das damals reiflich überlegt, zugesagt und die fehlenden Mittel gesammelt: immerhin 100.000 D-Mark.

Ausbau zum kompetenten, unabhängigen Fachverband

Dass die AMSEL heute als der unabhängige Fachverband, die Interessensvertretung und Selbsthilfeorganisiation mit rund 8.000 Mitgliedern dasteht, hat AMSEL vor allem Ursula Späth zu verdanken. Denn Ursula Späth gab nicht allein ihren Namen für die Anliegen der AMSEL; sie motivierte andere, sich ehrenamtlich einzusetzen, und zwar auf die simpelste und zugleich effektivste Art: indem sie vormachte, wie Ehrenamt geht. Indem sie Einsatz zeigte und andere dadurch animierte, es ihr gleichzutun. Ein echtes Vorbild eben.

Die Gründung von Förderkreis und Stiftung, Schaffung eigenständiger Pflegeheim- und Wohngruppen, die "Parade der Nationen", ein Spendenaufruf durch Frank Elstner, Symposien mit Gästen wie Rita Süssmuth oder Wolfgang Schäuble, unzählbare Veranstaltungen, Beteiligung an einem Rehazentrum, die Auslobung neuer Preise, Tätigkeit für die Internationale MS-Organisation MSIF...  In der amsel.de-Rubrik "Ursula Späth" sind nur einige der wichtigsten Eckpfeiler von Ursula Späths Engagement genannt.

Multiple Sklerose: mehr Verständnis in der Öffentlichkeit

Nicht zuletzt aber hat es auch mit Ursula Späths unermüdlichem, dauerhaften Einsatz zu tun, dass Multiple Sklerose heute fast jedem ein Begriff ist. Und mehr Menschen Verständnis haben für die Erkrankten.

  • Dass kaum noch einer bei MS an Muskelschwund denkt, sondern an die chronische Erkrankung in Gehirn und Rückenmark.
  • Dass viele wissen, dass MS nicht automatisch Rollstuhl bedeutet, sondern heute immer besser behandelt werden kann.
  • Dass man den Erkrankten einige Symptome nicht ansieht, wie zum Beispiel kognitive Probleme, Blasenstörungen oder Fatigue.
  • Dass man schwankende Menschen in der Öffentlichkeit keineswegs mit "schon um elf betrunken" abkanzeln sollte, weil Schwindelanfälle durch die MS oder andere Krankheiten dahinterstecken können.
  • Dass MS die Krankheit mit den 1.000 Gesichtern ist, sprich: Der eine erfährt fast alle Symptome, womöglich auch sehr stark und muss mit vielen Einschränkungen leben, während sich bei einem anderen nach dem ersten Schub sämtliche Symptome zurückgebildet haben und er sein Leben wie vorher weiterführen kann.
  • Dass zwischen diesen beiden Extremen – hochaggressiver und sehr milder Verlauf – alle Abstufungen möglich sind, dies jedoch kein bisschen damit zu lösen wäre, dass man sich "halt mal zusammenreißen" sollte. MS ist eine echte Krankheit und nicht eingebildet.

Ursula Späth bleibt großes Vorbild

Fast vier Jahrzehnte Schirmherrschaft Ursula Späth: Ihr Wirken für die AMSEL und damit für alle Menschen mit Multipler Sklerose, auch über die Landesgrenzen hinaus, würde ganze Bände füllen. Ursula Späth starb am 7. Juni 2022 mit 84 Jahren kurz vor Erreichen ihres offiziellen 40-Jahr-Jubiläums [hier der Nachruf auf amsel.de].

Auf ihren Wunsch hin feiert die AMSEL Ende September anlässlich von 40 Jahren Schirmherrschaft dennoch ein (bereits ausgebuchtes) Patientensymposium, in dem Wissen, dass diese Informationsplattform und der Austausch von MS-Betroffenen untereinander, aber auch mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ganz in ihrem Sinne wäre. Und mit dem Wissen, dass Ursula Späths Vorbild Wirkung haben wird weit über ihr Leben hinaus. Nicht nur in der AMSEL und nicht nur unter MS-Betroffenen. Denn jeder kann etwas für andere tun. Am besten das, was er am besten kann.

Redaktion: AMSEL e.V., 20.09.2022