Spenden und Helfen

Hertie-Preis für Engagement und Selbsthilfe 2013

Zwei von drei Preisen gingen an virtuelle MS-Gruppen. Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung verleiht den Preis dieses Jahr zum 22. Mal.

Der Hertie-Preis für Engagement und Selbsthilfe zeichnet vorbildliche Aktivitäten von Selbsthilfegruppen und sehr engagierten Menschen im Bereich der Multiplen Sklerose und der neurodegenerativen Erkrankungen aus.

So eine Erkrankung stellt die Betroffenen vor emotionale und praktische Herausforderungen, die im Austausch mit anderen oft besser bewältigt werden können. Aktivitäten von und mit Gleichgesinnten helfen vielen dabei, neuen Mut zu fassen und den Alltag besser zu bewältigen.

Mit ihrem Preis würdigt die Hertie-Stiftung Aktionen, die kreativ, ungewöhnlich oder durch einen besonderen Zusammenschluss von unterschiedlichen Menschen geprägt sind. Die Größe des Projekts ist dabei weniger entscheidend als der Einsatz der Akteure. Unter den bisherigen Preisträgern ist z.B. eine Journalistin, die einen MS-Podcast produziert. Oder eine Gruppe Studenten, die gemeinsam mit Parkinson-Erkrankten ein trainierendes Videospiel entwickelt hat. Prämierte Hertie-Preis-Aktionen schauen über den Tellerrand, machen anderen Betroffenen Mut, bauen Vorurteile ab und schaffen idealerweise Aufmerksamkeit.

Über die Vergabe des Preises entscheidet eine unabhängige, von der Hertie-Stiftung eingesetzte Jury, die selbst Vorschläge einbringen kann.

Der Hertie-Preis für Engagement und Selbsthilfe ist mit 25.000 Euro dotiert und wird in der Regel auf mehrere Preisträger verteilt. Die Sieger 2013 stehen fest:

Silke Groll, Kaarst: Virtuelle MS-Gruppe "Kinder und Jugendliche mit MS"

Multiple Sklerose tritt meist bei Erwachsenen um das 30. Lebensjahr auf, nur vereinzelt bei Jugendlichen und Kindern. Diese Gruppe selten Betroffener innerhalb einer Krankheit mit tausend Gesichtern hat so gut wie keine Lobby und auch Hilfestellung gibt es kaum. Die Diagnose ihrer 15-jährigen Tochter, die plötzlich ein Bein nicht mehr heben konnte, traf Silke Groll wie ein Schlag. Die wenigen spezialisierten Ärzte weit entfernt, die Anreise teuer und die Antworten vage.

Für die Preisträgerin gab es nur eine Lösung: Selbstorganisation. Sie gründete eine Facebookgruppe, bei der sich mittlerweile rund 50 Familien mit MS-Kindern austauschen, von den Erfahrungen anderer profitieren und neuen Mut fassen. Sogar Ärzte und Selbsthilfeverbände verweisen auf das Know-how dieser Community. Neben der virtuellen Gruppe engagiert sich die Preisträgerin aber auch für die Einrichtung von mehr Kinder-Ambulanzen und für die Ausbildung von Paten für betroffene Familien. Die Jury honoriert das große Engagement mit 10.000 Euro.

Daniel Kwaschnik, Hannover: Virtuelle MS-Gruppe für junge Erwachsene

"Die MS hat’s nicht leicht mit mir" – so das ermutigende Motto des Preisträgers, der mit 17 Jahren die Diagnose Multiple Sklerose erhielt. Schrecken und Ungewissheit kanalisierte Daniel Kwaschnik in Tatendrang und griff im Jahr 2010 zur Tastatur. Zuerst suchte er über seine Website nach Gleichgesinnten, dann folgte die Vernetzung über die sozialen Medien. Seine Facebookgruppe hat mittlerweile über 1.000 Mitglieder sowie 20 Administratoren, darunter eine professionelle Ansprechpartnerin von der DMSG. Die Betroffenen erreichen somit immer jemanden, der Infos bereithält oder auch mal Trost spendet. Und dies geschieht in einem geschützten Raum und über geographische Grenzen hinweg.

Doch der heute 25-jährige ist nicht nur virtuell unterwegs. Er vertritt auch die Interessen von Betroffenen mit Multipler Sklerose bei Veranstaltungen und Aktionen. Mit dem Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro kann er seine Gruppe bewerben, "echte" Treffen organisieren und seine Website professionalisieren. Infos unter www.facebook.com/groups/wir.haben.die.kraft

Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg e.V.: Informationen für – nicht über – Menschen mit Demenz

Die Diagnose "Demenz" kann jeden treffen. Verwirrung und Teilnahmslosigkeit prägen das Bild der Erkrankung, die im öffentlichen Diskurs daher oft mit Schrecken besetzt ist. Betroffene und Angehörige schweigen darüber vielfach aus Scham. Während es für pflegende Angehörige Infomaterial gibt, stehen die Betroffenen selbst ohne jegliche Information da.

Diesen Zustand zu ändern ist das Ziel der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg. Mit speziell für – nicht über – Erkrankte entwickelte Publikationen will der Verein das stigmatisierende Bild in der Öffentlichkeit wandeln. Betroffene sollen sich mit der Veränderung der kognitiven Fähigkeiten auseinandersetzen, möglichst lange selbständig bleiben und vor allem nicht sofort den Mut verlieren.

Die Jury honoriert dieses vorbildliche Engagement mit einem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro. Weitere Publikationen sowie deren Verbreitung sind in Planung. Infos unter www.alzheimer-bw.de

Quelle: Pressemitteilung der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung

Redaktion: AMSEL e.V., 25.09.2013