Guido Hans

Stationen seines Wirkens (1939-2002)

Von der Idee zur Wirklichkeit
Selber von der Krankheit MS betroffen, in einer Zeit, als der aktive und mündige Patient noch Zukunftsvision war, und der Gedanke der Selbsthilfe in den Kinderschuhen steckte, wurde der Bietigheimer aktiv, und steckte durch seine Vitalität und gelebte Einstellung viele andere an, seinem Vorbild zu folgen.

Schon Anfang der siebziger Jahren organisierte er gemeinsam mit seiner Ehefrau innerhalb des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbands verschiedene Angebote für MS-Betroffene. Und plädierte im Kreise anderer MS-Kranker da-für, sich nicht länger von Gesunden vorschreiben zu lassen, wie sie ihr Leben zu gestalten hätten. Hans forcierte die Gründung eines Verbandes, in dem die Kranken die Richtung vorgeben. Am 13. Oktober 1974 wurde seine Idee Wirk-lichkeit: Die AMSEL wurde gegründet.

Das Anliegen des damals 35-Jährigen, dass der Verband vorwiegend von MS-Kranken geleitet werden muss, wurde in der Satzung festgeschrieben. Hans sah einen gravierenden Mangel bei anderen Verbänden. "Immer sind Gesunde im Vorstand, die erraten müssen, was die Kranken brauchen." Dies sollte in der AMSEL anders sein. Guido Hans, der mit Beharrlichkeit und Ausdauer die Gründung der AMSEL vorangetrieben und dem Verband einen Namen gegeben hat, wurde der erste Vorsitzende.

Die ersten Schritte des Verbandes
Die AMSEL hatte ehrgeizige Ziele, vor deren Umsetzung manches Hindernis wartete. Nicht nur dass Geld fehlte, auch in den Köpfen mangelte es oft an der notwendigen Aufgeschlossenheit für den neuen Weg, die Selbsthilfe.

Die ersten Schritte des jungen, unbekannten Verbandes wurden aus dem Wohnzimmer der Familie Hans aus geleitet, Aktionen geplant, um etwas Geld in die Vereinskasse zu bekommen. Es wurde gebastelt, gestrickt und genäht, um 1975 den ersten Weihnachtsbasar in der Landesgirokasse zu bestücken; es gab Straßenfeste, auf denen sich der neue Verein präsentierte, und dank hartnäckigen Werbens gab es schon bald Unterstützung durch z.B. Behörden-Benefiz-Fußballspiele.

Das Wachsen und Werden der AMSEL
Die Entscheidung zur Gründung der AMSEL war richtig: Schon 1977 hatte der Verband 500 Mitglieder. Als Hans sich 1987 aus gesundheitlichen Gründen aus dem Vorstandsamt verabschiedet, sind es 5.200 Mitglieder. Bis dahin sind 51 Kontaktgruppen gegründet, 120 Zivildienstleistende landauf landab mit 13 Bussen und 47 PKW für MS-Kranke im Fahrdienst unterwegs und geben individuelle Hilfestellung im Alltag. Die Entwicklung des Verbandes ist enorm, bis 1979 "managt" der Verfechter des Selbsthilfegedankens Hans die AMSEL vom privaten Wohnzimmer aus.

Bis zu seinem Rücktritt hat Guido Hans viele wegweisende Projekte auf die Bahn gebracht. Verwirklicht wurden die Kontakte zwischen Betroffenen und den Austausch in Kontaktgruppen, Beratung der Betroffenen, Informationsveranstaltungen zu medizinischen Fragen, Einsatz von Zivildienstleistenden und einen eigenen Fahrdienst und die AMSEL-Nachrichten als Mitteilungsblatt des Verbandes.

Selbstbestimmtes Leben für Schwersterkrankte
Ein weiteres, ganz besonderes Projekt, das bundesweite Vorbildfunktion bekam, wurde noch während seiner Amtszeit eingeweiht: das "Haus im Lindenhain", eine Wohngruppe für schwerst pflegebedürftige MS-Kranke.

Nach seinem Rücktritt wird Guido Hans bei der AMSEL seltener gesehen. Bei den großen Ereignissen ist er aber dabei, 1999, als die AMSEL ihr 25jähriges Jubiläum feiert, und 2002, als die Schirmherrin der AMSEL, mit der er lange Zeit erfolgreich zusammengearbeitet hat, ihr 20jähriges Jubiläum feiern kann. Im "Haus im Lindenhain" bleibt Hans seiner Idee treu, selber für seine Belange einzustehen. Er wird Sprecher der Bewohner und außerdem koordiniert er den Einsatz des hauseigenen Busses für die Bewohner.

Seine großen Verdienste für die MS-Kranken werden mit der Silbernen und Goldenen Ehrenplakette des DPV, der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg und dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse gewürdigt. Guido Hans hat die AMSEL gegründet. Er hat sie 13 Jahre lang geführt und sie geprägt, seine Leistung zur Verbesserung der Lebenssituation MS-Kranker in unserer Gesellschaft bleibt unvergessen.

Redaktion: AMSEL e.V., 24.02.2003