Spenden und Helfen

Engagement für Multiple Sklerose - AMSEL-Stiftungs-Preise 2016 verliehen

Mit Thekla Groll, Sabine Marina und Prof. Dr. Reinhard Hohlfeld zeichnete die AMSEL-Stiftung drei besonders engagierte Menschen aus. Über 200 Gäste kamen zur Feier ins Porsche-Museum. - Mit Bildergalerie.

Drei Menschen mit ganz unterschiedlichem Bezug zur Multiplen Sklerose erhielten am 30. September 2016 einen AMSEL Stiftungs-Preis: Thekla Groll ist pflegende Angehörige, Sabine Marina Filmemacherin und Prof. Dr. Reinhard Hohlfeld Neuroimmunologe. Was sie eint, ist ihr herausragendes Engagement. Thekla Groll pflegt ihren Mann hingebungsvoll und ermöglicht ihm, dass er weiter zuhause leben kann. Sabine Marina verarbeitete ihre eigene MS-Diagnose in dem Film "Kleine graue Wolke". Und Prof. Dr. Reinhard Hohlfeld widmet sein fachliches Streben der Entstehung und Entwicklung der MS.

Alle Preisträger und Laudatoren der AMSEL Stiftungspreise 2016 v.l.: Eberhard Gienger, MdB, Thekla Groll, I.H. Elizabeth in Bayern, Prof. Dr. med. Reinhard Hohlfeld, Sabine Marina, Dr. Daniela Späth-Zöllner

Alljährlich, 2016 zum 24. Mal, verleiht die AMSEL Stiftung drei dotierte Preise an besonders engagierte Menschen: den Pflegepreis, den Medienpreis und den AMSEL Stiftung Ursula Späth-Preis. Im feierlichen Rahmen des Porsche Museums fanden sich über 200 Gäste aus Wirtschaft, Politik und dem öffentlichem Leben ein, um die diesjährigen Preisträger zu ehren. Für den Gastgeber Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG begrüßte dessen Leiterin für Politik und Außenbeziehungen Daniela Rathe die Gäste und gratulierte allen Preisträgern.

 

Fotostrecke

 

Zuhause pflegen: ein 24-Stunden-Job

Eberhard Gienger, Mitglied des Bundestages, ist mehr als beeindruckt von Thekla Grolls großartiger Leistung: "Sie setzen sich mit all ihrer Kraft dafür ein, ihrem schwerst erkrankten Ehemann den Alltag so gut wie nur möglich zu gestalten," hebt der Laudator hervor. Xaver Groll habe 17 lange Jahre auf seine Diagnose warten müssen, obwohl die MS recht schnell voranschritt. 1969 hatte der heute 72-Jährige die ersten Symptome, musste als frisch gebackener Familienvater sportlich umsatteln vom Aktiven zum Trainer, schließlich musste er auch diese Tätigkeit aufgeben, war mit 46 Jahren auf den Rollstuhl angewiesen und musste sich von seinem Beruf als Maschinenschlosser berenten lassen.

Mittlerweile ist Xaver Groll vollständig gelähmt, kann weder sehen noch sprechen, muss künstlich ernährt werden, braucht 24-Stunden-Pflege. Eberhard Gienger, früher wie Groll ein erfolgreicher Sportler, bewundert Thekla Grolls Einstellung. En Detail schildert der einstige Reckturner, was diese Frau alles leistet vom Umlagern über Schleimabsaugen bis zum Kathederwechsel, denn so, dank ihrem unermüdlichen Einsatz, kann Xaver Groll wenigstens einige Zeit täglich im Pflegerollstuhl am heimischen Fenster sitzen und hinausschauen. - "Mit meinem Mann kann ich nicht mehr reden," beschreibt Thekla Groll in ihrem Dank für den Pflegepreis der AMSEL-Stiftung das, was sie am meisten an der MS stört, und fährt gerührt fort: "Aber als ich ihm von dem Preis erzählt habe, habe ich gespürt, dass er sich für mich gefreut hat."

"Aufklärung im besten Sinne"

"Ich hatte Freudentränen in den Augen", berichtet auch Sabine Marina, wie bewegt sie war, als sie von ihrer Auszeichnung erfuhr. Dr. Daniela Späth-Zöllner, Tochter der AMSEL-Schirmherrin Ursula Späth, führt das Publikum im Porsche-Museum hnein in die Welt der jungen Filmemacherin. Die Studentin war im 4. Semester im Fach Medienproduktion, als sie die Diagnose Multiple Sklerose bekam. Der Arzt, der sie darüber aufklärte, bezeichnete die MS als "kleine graue Wolke an deinem Himmel". Sabine Marina schrieb ihre Ängste und Gedanken auf, und daraus entstand später der Film "Kleine graue Wolke".

Er zeigt auch andere Betroffene und wie sie mit ihrem Schicksal umgehen. "Es sind Begegnungen mitmutigen Menschen, die sich jeden Tag der Herausforderung MS stellen, ihre Strategie im Umgang mit der MS gefunden haben", erklärt Späth-Zöllner in ihrer Laudatio. Sabine Marina hatte den Mut, offen mit ihrer recht frischen Diagnose umzugehen und erreicht damit mehr als nur ihre eigene Krankheitsbewältigung. Der Film "ist einfühlsame, unaufdringliche, zum Nachdenken anregende Aufklärung der Öffentlichkeit im besten Sinne."

"Wie entsteht Multiple Sklerose ?"

Aufklärung ist es auch, was Prof. Dr. med. Reinhard Hohlfeld beschäftigt. Der Neuroimmunologe, seit 1999 Direktor und Lehrstuhlinhaber am Institut für klinische Neuroimmunologie der Ludwig-Maximilians-Universität in München, erforscht seit 40 Jahren die Pathologie der Multiplen Sklerose. "Wie entsteht eine MS ist Ihre zentrale Frage," weiß Laudatorin I.H. Herzogin Elizabeth in Bayern, genauer: "Wie werden Autoimmunaktionen von T-Zellenvermittelt ?" Dies seien wichtige Fragestellungen, die jedoch nicht so sehr im Fokus der Industrie stehen. Darum sei Prof. Hohlfeld angewiesen, "mit immensem Zeitaufwand Drittmittel einzuwerben."

Neben seinen Forschungen setzt sich Prof. Hohlfeld auch ehrenamtlich für Menschen mit Multipler Sklerose ein. So war er zum Beispiel 8 Jahre lang stellvertretender Vorsitzender des DMSG Bundesverbandes Bayern, ist seit 1992 Mitglied und seit 2011 Vorsitzender des Ärztlichen Beirates des DMSG Bundesverbandes, war dort auch Mitglied im Geschäftsführenden Vorstand und hat unter anderen Ehrenämtern wiederholt bei großen Fachveranstaltungen der AMSEL als Referent mitgewirkt.

Prof. Reinhard Hohlfeld nutzt die Aufmerksamkeit, nach dem Dank für seinen Preis, um in eigener Sache zu werben. Er forsche derzeit über das Mikrobiom, genauer, den Einfluss der Darmbakterien auf den Ausbruch aber auch den Verlauf der Multiplen Sklerose, nicht zuletzt in Zwillingsstudien. Sein Appell: "Wir brauchen noch mehr Zwillinge !" Mittlerweile beteiligen sich 50 Zwillingspärchen mit MS an der Studie, doch erst ab einer bestimmten Anzahl könne man Studienergebnisse verwerten. Sein Preisgeld, so der Wissenschaftler und Arzt, werde er für seine Forschungen verwenden.

So ging der offizielle Teil der feierlichen Preisverleihung im eleganten Rahmen des Porsche Museums zu Ende. Nach einem gemeinsamen Essen nutzen viele Gäste noch die Möglichkeit, die Boliden des Zuffenhäuser Sportwagenherstellers im nächtlichen Museum zu bestaunen. Durch den Abend führte in guter Tradition Petra Klein vom SWR. Die musikalischen Pausen füllte bei dieser AMSEL Stiftungs-Preisverleihung die Combo Südsoul mit Jazz-Improvisationen vom Feinsten.

 

Zu den Preisen: Alle Preisträger erhielten eine signierte Serigrafie des Hafnerhaslacher Malers Prof. Lude Döring, der diese speziell für die Preisverleihung zur Verfügung gestellt hat. Der Pflege- und der Medienpreis sind mit jeweils 1.500 Euro dotiert, der Ursula Späth-Preis mit 5.000 Euro. Alle Geldpreise kommen wiederum Menschen mit Multipler Sklerose zugute.

AMSEL e.V. dankt der Dr. Ing. h.c. F. Porsche Aktiengesellschaft für die Unterstützung der Veranstaltung.

Redaktion: AMSEL e.V., 04.10.2016