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EMSP-Kongress in Stuttgart

27.05.10, 14.30 Uhr - Rehabilitation galt der Fokus am ersten Vormittag des EMSP-Kongresses heute Morgen. Die Referenten kommen aus Finnland, Dänemark und Deutschland.

Mit Paivi Hämäläinen, PhD, Marianne Nabe Nielsen und PD Dr. Peter Flachenecker sprachen zwei Psychologinnen und ein Neurologe am ersten Vormittag des 2-tägigen EMSP-Kongresses vor über hundert internationalen Gästen.

Kognition

Die Kognition MS-Betroffener beleuchtete Hämäläinen in ihrem Vortrag. Aus 7 Punkten setzt sich die Betreuung bei Kognitionsproblemen in Finnland zusammen:

  1. Information
  2. neuropsychologische Aufnahme
  3. Feedback über Stärken und Schwächen
  4. kognitive Rehabilitation
  5. Erfahrungsaustausch mit anderen Patienten
  6. Unterstützung von Patienten und ihren Verwandten

Zwei Hauptgruppen lassen sich unterscheiden: Neuerkrankte haben eher ein Informationsbedürfnis, während Patienten mit Behinderungen darüberhinaus auf Behandlung und ärztliche Betreuung angewiesen sind.

Gruppentherapie perVideokonferenz

Ebenfalls aus Skandinavien, nämlich aus Dänemark stammt die 2. Referentin. Marianne Nabe Nielsen berichtete über ihre Erfahrungen mit Gruppentherapien via Videokonferenz. Gerade unter jungen Betroffenen ist diese Art der psychologischen Betreuung beliebt.

Diese Variante der Psychotherapie war bei der Dänischen MS-Gesellschaft aus der Not heraus entstanden: als Möglichkeit sich über räumliche Distanzen und Mobilitätseinschränkungen hinwegzusetzen. In Dänemark machte man damit sehr gute Erfahrungen. Ob allerdings die Videokonferenz echte Gruppentherapien ersetzen kann, bleibt fraglich. In kleinen Gruppen diskutierte ein anschließender Workshop diese Frage (mehr dazu in den kommenden Tagen auf www.amsel.de).

Coping / REMUS

PD Dr. Peter Flachenecker, Leiter des Rehazentrums Quellenhof in Bad Wildbad, referierte zum Thema "Coping". Erstaunlich einige Zahlen der European MS-Registry dazu: 43 % aller Patienten sind mit ihrer Aufklärung, dem Stand des Wissens über die eigene Krankheit unzufrieden. Ein Fünftel der deutschen MS-Patienten weiß nicht über seine genaue Diagnose Bescheid (welchen Verlauf der einzelne Patient hat). Die Hälfte aller Diagnosen wird in weniger als einer Viertelstunde Gespräch mitgeteilt.

Um genau diesen Zuständen entgegenzuwirken, hat der Quellenhof das REMUS-Programm entwickelt, das sich an Neuerkrankte wendet, aber ebenso an alle länger Erkrankten, die ein Info- oder Behandlungsdefizit haben. Nach 3 Wochen REMUS-Rehabilitation, die sich aus einer Mischung von Vorträgen und Therapiestunden zusammensetzt, haben sich fast alle Bereiche des Wohlbefindens verbessert, von der Depression über die allgemeine Lebensqualität bis hin zur Fatigue. Nach einem halben Jahr sind zwar Fatigue und Depression in aller Regel wieder am Ausgangspunkt angelangt, jedoch hat REMUS auch lang anhaltende Wirkung, etwa auf die Vitalität der Teilnehmer.

Das war es vom Vormittag des ersten EMSP-Kongress-Tages. Mehr lesen Sie in Bälde hier. Gezeigt hat sich bereits in den ersten Stunden, wie wichtig solche länderübergreifenden Treffen sind: Man kann eine Menge voneinander lernen.

Redaktion: AMSEL e.V., 27.05.2010