Spenden und Helfen

"Du bist ja verrückt"

[TOGETHER 4/2003] Rolf Lindner weiß noch genau das Datum, an dem er die Idee hatte: es war der 26. Oktober 2001. Und er erinnert sich deshalb so gut daran, weil damals er mit vielen Mitgliedern der Kontaktgruppe Schwäbisch Hall Gast bei einem Benefizabend war, den Rosemarie Bickel und Eva Borges zugunsten des AMSEL-Förderkreises Ursula Späth veranstaltet hatten. Das Konzert in Fichtenberg war ein großer Erfolg und der Leiter der Haller Gruppe fragte sich, ob das wohl auch etwas für seine Gruppe wäre.

Die Idee rumorte in seinem Kopf, da war die Frage an seine Lebenspartnerin Ruth Zabel nur folgerichtig: "Kannst Du Dir das für uns auch vorstellen?" Von der vernichtenden Antwort "Du bist ja verrückt" ließ er sich nicht beirren, sondern fragte beim folgenden Kontaktgruppentreffen, wer denn bei einem solchen Vorhaben mitmachen würde. Begeisterte Zustimmung ermunterte ihn, das Projekt anzugehen. Wenn damals alle gewusst hätten, wie viel Zeit und Energie in den folgenden 22 Monaten nötig sein würden, ….

Geeigneter Veranstaltungsort

Nachdem der Entschluss gefasst war, traf man sich im Team zu ersten Planungen. Ideen, wer an einem solchen Abend mitmachen könnte, wann und wo er stattfinden könnte, wa-ren auf der Tagesordnung. Die Frage nach dem ‚Wo' war schnell gelöst. Die Rosengartenhalle sollte Veranstaltungsort sein und Rosengartens Bürgermeister Jürgen König, zu dem auch schon vorher gute Kontakte bestanden hatten, bewies seine bürgernahe Unkompliziertheit, indem er sich ohne großes Wenn und Aber bereit erklärte, die Schirmherr-schaft über die Veranstaltung zu übernehmen. Und kurzerhand klärte er mit einem Telefongespräch auch den Termin: Am 10. Oktober 2003 war die Veranstaltungshalle in Rosengarten für die AMSEL frei. Jetzt gab es kein Zurück mehr.

Es wird ernst

Acht weitere Sitzungen des Organisationsteams, das sich im Laufe der Zeit sowohl von den Personen als auch von der Anzahl änderte, sollten folgen. Schon bei der zweiten Sit-zung im Mai wurden dann die Planungen für den Abend konkreter: Es sollte ein bunter Abend mit verschiedenen Darbietungen sein. Auch wurde geklärt, was es außer Künstlern und der Halle zu organisieren galt, Aufgaben wurden verteilt. Jetzt hieß es, die Fühler auszustrecken, um Mitwirkende für ein attraktives Programm zu finden. Die örtlichen Vereine sollten dabei sein und wurden deshalb mit der Frage angeschrieben, ob sie im Oktober mitwirken würden. "Natürlich hat keiner geantwortet.", war die ernüchternde Erkenntnis. Da hieß es deshalb in persönlichen Telefonaten nachzufassen, bis man endlich wusste, welcher Verein mitmachen würde und wie lange die einzelnen Auftritte sein würden.

Die guten Kontakte von Rosemarie Bickel

Glücklicherweise bestanden seit dem Benefizkonzert in Fichtenberg gute persönliche Kontakte zwischen Rolf Lindner und Ruth Zabel zu den beiden damaligen Organisatorinnen. So gab es von dort anfangs viele hilfreiche Tipps. Z.B. bei der Auswahl des Termins zu bedenken, dass für einen Samstag nur sehr schwer Künstler zu engagieren seien, die unentgeltlich auftreten würden, deshalb sei ein Freitag viel besser.

Es blieb aber nicht bei guten Ratschlägen, "die feste Stütze im Hintergrund", das Gespann Bickel/Borges wurde zum Schluss Teil im Team der Haller Gruppe. Rosemarie Bickel, die durch ihre Tätigkeit beim Sender SWR 4 gute Kontakte zu bekannten Künstlern hat, übernahm den Part, diese Künstler zu engagieren. Eine weitere Aufgabe wuchs ihr im Laufe der Zeit zu: Sie übernahm die Regie für den Abend, führte Gespräche mit den Künstlern und dem Moderator Romain Fehlen, nahm die Generalprobe ab und und und. "Ich habe darauf gehofft, dass die beiden mitmachen würden. Das war eine Riesenunterstützung", sagt Rolf Lindner dankbar über dieses Engagement.

Frage der Bewirtung

Denn es gab noch genug anderes zu erledigen. Neben der Festlegung des künstlerischen Programms war die Bewirtung für den Abend ein Punkt, der dem Organisationsteam "lange im Magen gelegen hat." "Da mussten wir geschwind zaubern", nennt Rolf Lindner die Vereinbarung, die getroffen wurde. Die sah vor, dass der örtliche Sportverein als Pächter der Halle für die Zubereitung "ausreichender!" Speisen zuständig sein würde, die freundliche Bedienung von der Kontaktgruppe organisiert würde. Und es klappte alles bestens, als es am 10. Oktober endlich soweit war. Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Tombola. Hoffnungsvoll wurden 280 Firmen und Geschäfte angeschrieben, aber auch hier zunächst nur spärliche Reaktion. "Alle fürchteten ob die Tombola wohl was wird." Da musste auch in diesem Punkt aktiv nachgefasst werden, von den MitarbeiterInnen im Team persönlich nachgefragt werden. Und das hat geholfen, zum Schluss war der Rücklauf so überwälti-gend, dass die Preise noch für eine weitere Tombola reichen. Obwohl allein am Benefizabend 300 Preise ausgelost wurden.

Der Abend kann kommen

Und nachdem dann endlich acht Wochen vor der Veranstaltung wirklich alle Künstler feststanden, konnte die Endphase beginnen, die Werbetrommel für den Abend wurde gerührt. Plakate und die Programme für den Abend wurden kostenfrei gedruckt, und die Plakate im ganzen Landkreis Schwäbisch Hall vom einsatzgeprobten Team geklebt, in den Gemein-dehäusern, den Geschäften und im Bus. Erfolgreich, wie der Vorverkauf zeigte. Und als am 9. Oktober vormittags dann auch noch im SWR 4 Frankenradio die Veranstaltung vor-gestellt wurde, standen alle Zeichen auf gutes Gelingen. Zu dem Zeitpunkt war bereits die Halle von fleißigen Händen bestuhlt worden - nach einem eigens von Rolf Lindner mit Maßstab ausgetüftelten Bestuhlungsplans, der mittlerweile auch die Vereine in Rosengarten überzeugt hat - fleißige Helferinnen hatten liebevoll herbstliche Stimmung in die nüch-terne Turn- und Versammlungshalle gezaubert, im Vorraum war die überwältigende Tom-bola aufgebaut, Informationsmaterial über die Gruppe war ausgelegt, jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter kannte seine Aufgabe für den Abend, die Generalprobe mit Licht- und Soundcheck war erfolgreich von Rosemarie Bickel abgenommen worden.

Unterhaltsamer Abend

Und dann begann pünktlich um 19.30 Uhr ein Abend mit dem Fernando Express, Wolfgang Joos an Panflöte und Xylophon, mit dem Fanfarenzug 1981 Schwäbisch Hall e.V., dem gemischten Chor des Gesangverein Westheim e.V., dem Chorprojekt Rosengarten e.V. und dem Musikverein Westheim. Ein abwechslungsreiches Programm mit Schlagern, Musicalmelodien und Instrumentalmusik, durch das charmant und schwungvoll SWR 4-Moderator Romain Fehlen führte. Den Besuchern hat's bestens gefallen, es wurde begeistert mitgeklatscht und Zugaben "erklatscht". Aber nicht nur die Besucher waren sehr zufrieden, auch den Künstlern hat der Abend gut gefallen und sie haben angeboten, wieder einmal bei einem Benefizabend mitzuwirken. Ein Gewinn für die Haller Gruppe, zu dem auch ein gutgelaunter Schirmherr, Rosengartens Bürgermeister Jürgen König, beitrug, der als Ehrengast mit Frau natürlich dabei war und außerdem als Präsent einen Scheck für die Halle Gruppe mitbrachte.

Resumee aus 22 Monaten

Das Resumee des Abends aus Sicht der Organisatoren: Sie würden es wieder machen. Vor allem, weil sie nun ja wissen, was auf sie zukommt, worauf alles zu achten ist, wie viel Freizeit eingesetzt werden muss, damit alles bestens vorbereitet ist. Zusammengezählt haben sie die Stunden nicht, aber viele Monate Freizeit, so schätzen sie, waren es auf jeden Fall. Aber der Einsatz hat sich gelohnt. Nicht nur finanziell. "Wir hatten auch einen Gewinn, den man mit Geld nicht zählen kann." Dass die Gruppe z.B. im Landkreis Schwäbisch Hall bekannter wurde, dass viele Kontakte geknüpft wurden, auf die man gerne wieder zurückgreifen darf, die Zufriedenheit mit der eigenen Leistung. Und dass man aus den Erfahrungen viel mitnehmen kann für andere Veranstaltungen, z.B. für das 20jährige Jubiläum in zwei Jahren. Und noch etwas haben sie gelernt. "Man muss einfach auf die Leute zugehen, auch auf die Gefahr hin, einmal ein Nein zu hören. Das ist aber selten. Meistens wollen die Leute etwas tun." So können die Organisatoren eines sehr gelungenen bunten Abends sehr zufrieden sein: mit ihrer Leistung und einem Abend, der viel Erfolg hatte. Aber eines ist Voraussetzung: Ein langer Atem, denn "über ein Jahr konstant ein Projekt zu verfolgen, das kann zäh sein."

Redaktion: AMSEL e.V., 23.12.2003