Spenden und Helfen

Doris Mauser: "Immer etwas tun"

28.08.07- Lesen Sie das Portrait von der MS-betroffenen Mundmalerin Doris Mauser aus Together-Ausgabe 3/2007 .

Sie ist Schwetzingens kleine Berühmtheit: Doris Mauser ist 59 Jahre alt, MS-betroffen und Malerin. Zwei Bücher hat Mauser bereits zusammen mit ihrem Ehemann Peter Koppenhöfer herausgegeben. Die Texte stellte Koppenhöfer zusammen, die Illustrationen stammen von Doris Mauser – gemeinsame Projekte des Ehepaares. Mausers Bilder, meist kleinformatige Aquarelle, sind zweifelsohne schön, doch das wirklich Außergewöhnliche daran ist, dass Doris Mauser sie mit dem Mund gemalt hat. Denn die 59-jährige leidet seit ihrem 13. Lebensjahr an Multiple Sklerose und ist durch ihre Krankheit stark eingeschränkt.

Abschied von den Händen

Bereits als junge Frau war Mauser auf den Rollstuhl angewiesen. Seit den 80er Jahren, als die Krankheit schlimmer wurde, kann sie auch ihre Arme nicht mehr benutzen. Vor allem der Abschied von den Händen war schwer. Dennoch gibt Doris Mauser nicht auf. Zum Malen benutzt sie einen speziellen Stab mit einem Mundstück am Ende, auf das sie beißen kann. So führt die Künstlerin den Pinsel auf einer waagerecht gespannten Leinwand und zaubert in unendlicher Geduld trotz eingeschränktem Bewegungsradius ihre Bilder. "Sie versucht jeden Tag zumindest einen Strich zu machen" berichtet ihr Lebensgefährte.

Ihre Bilder verbreiten eine positive Stimmung. Ihre Motive sind meistens Blumen, manchmal Landschaften oder auch Portraits. Mausers Lieblingsmotiv sind jedoch eindeutig Rosen. "Rosen", erklärt sie, "haben keine klaren Ränder und sind schwierig zu zeichnen." Darin sah Mauser die Herausforderung und malte solange Rosen, bis es ihr gut gelang. Seit 1993 ist Doris Mauser Stipendiatin der "Vereinigung der mund- und fußmalenden Künstler in aller Welt e. V", die ihre Bilder und Bücher verkauft.

MS bereits in jungen Jahren

Von ihrer Krankheit erfuhr Doris Mauser erst, als sie 20 Jahre alt war. Ihre Eltern, für die die Diagnose damals ein großer Schock war, hatten sie ihr als Kind verheimlicht. Sie machten sich Sorgen um ihre Tochter und hatten Angst, sie würde die Schule vielleicht nicht beenden. Vom Sportunterreicht war Mauser schon als Kind befreit. "Im Nachhinein hätte ich es wissen können, aber ich wollte es wohl nicht," meint sie heute nachdenklich. Trotz des Wissens um ihre Krankheit zieht die junge Frau aus dem elterlichen Heim in Heilbronn aus, um in Heidelberg Psychologie zu studieren und wohnt dort im Studentenwohnheim. Mausers MS-Verlauf ist schwer und so sitzt die junge Frau zum Hauptdiplom bereits im Rollstuhl. "Aber Rollstuhl und Studium das war eigentlich kein Problem", überlegt Koppenhöfer, "die anderen Studenten im Studentenwohnheim waren immer sehr hilfsbereit." Während des Studiums lernte Doris Mauser ihren Mann kennen. Er ist der Bruder einer Kommilitonin und die drei ziehen schließlich zusammen in eine Wohngemeinschaft. Nach ihrem Studium arbeitet Mauser bis 1983 als Psychologin. Heute sitzt Peter Koppenhöfer neben seiner Frau auf dem Bett und lächelt bei der Erinnerung an damals. Er ist Hauptredner beim Interview und wird später, als er zur Arbeit muss (Koppenhöfer ist Lehrer) abgelöst von einem Helfer der Arbeiterwohlfahrt. Der Grund dafür ist, dass Doris Mauser durch die MS bedingt, sehr schnell ermüdet und sich oft ausruhen muss. Doris Mauser spricht sehr leise, das Sprechen strengt sie sichtlich an und manchmal ist es nur ein Hauch eines Wortes, der aus ihrem Mund kommt. "Vormittags von 10 bis 10:30 Uhr geht es mit dem Sprechen meistens ganz gut.", meint Koppenhöfer entschuldigend, "aber heute leider nicht". Doch ihr Mann und der Helfer der AWO verstehen sie meist auf Anhieb und antworten dann für sie in längeren Sätzen. Danach folgt ein rascher Blick zu Mauser, ob die Antwort so in ihrem Sinne war. Die gelernte Psychologin nickt dann kaum merklich, lächelt oder setzt erneut zum Sprechen an, wenn sie noch etwas ergänzen möchte.

Immer etwas tun

Manchmal, wenn Doris Mauser nicht malt, schreibt sie auch Gedichte. Diese schreibt sie ebenfalls mit dem Mundstab, mit dem sie dann auf eine kleine waagerecht aufgestellte Tastatur tippt. Überhaupt hat Doris Mauser immer irgendwelche Projekte im Sinn. Sie würde beispielsweise gerne Aquarelle von ihrer Heimatstadt Heilbronn malen oder ein Kinderbuch illustrieren. Zur Zeit arbeitet Doris Mauser an ihrer eigenen Homepage, auf der sie ihre Texte, Bilder und Geschichten veröffentlichen möchte. So verwundert ihre Antwort auf die Frage, welchen Ratschlag sie anderen MS-Kranken geben könne, nicht. Doris Mauser antwortet leise: "Immer etwas tun" und lächelt.

Redaktion: AMSEL e.V., 06.03.2008