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Die Multiple Sklerose "durchquatschen"

Kim war mit auf dem U30 Camp der AMSEL. Hier berichtet die junge MS-Betroffene von dem Wochenende am Bodensee.

Mit Multipler Sklerose geht es jedem irgendwie anders. Ich bin seit zehn Jahren MS-betroffen und fand es super, andere junge MS-Erkrankte kennenzulernen. Es ist ein gutes Gefühl zu sehen, dass man nicht alleine ist.

Ich bin Kim, 22 Jahre alt, und habe mit der MS schon einiges erlebt. Ich bin sehr glücklich, dass es mir heute wieder ganz gut geht.

Im Naturfreundehaus Markelfingen angekommen, setzte sich die Gruppe zusammen. Wir planten die Belegung der Gruppenstudios. Wir Teilnehmenden kannten uns noch nicht. Das war aber easy. Wir entschieden uns für ein Mädels- und Jungenszimmer, Pärchenzimmer und Geschwisterzimmer. Ich bezog mit vier anderen jungen Frauen ein Studio, was lustig und vor allem nachts megakommunikativ wurde. Die Zimmer hatten alle Balkon mit Seeblick.

Nachdem wir eingecheckt waren, gab es eine Einführung ins Programm. Um voneinander zu erfahren, wer wie lange von der Erkrankung betroffen ist, stellten wir uns auf einen Zeitstrahl und reihten uns ein. Danach stellten wir uns in Gruppen zusammen, nach Medikamenten, Alter, Beruf usw.

Nach dem gemeinsamen Abendessen auf der Seeterrasse fuhren wir zum Solarschiff nach Radolfzell. Das war lässig - ganz ruhig tuckerte der Kahn im Sonnenuntergang auf dem Zeller See, während wir versuchten, uns die Namen der andern einzuprägen.

Zurück im Haus angekommen, setzten wir uns gemütlich ans Schmelzfeuer* nahmen noch einen "Drink" ein und unterhielten uns bis spät in die Nacht.

Am nächsten Tag konnte man in sich in Kleingruppen mit der eigenen Erkrankung befassen – wie sie das Leben beeinflusst und wie man damit umgeht, was man gut hingekriegt hat und was einem schwer zu schaffen gemacht hat oder macht.

Sehr gut war, dass das Programm nicht so straff war und "Relaxen" ein offizieller Programmpunkt war. So kam es, daß wir gemeinsam am Strand die Sonne und das Wasser genossen haben. So konnte ich mich immer schön abkühlen und gleich ein Schwätzchen über die Auswirkungen des Uhthoff-Symptoms halten.

Abends gab es einen Gutschein für einen Cocktail. Wir genehmigten uns einen Berry-Caipirinha und fläzten wieder gemütlich am Schmelzfeuer, während andere Schwedenschach oder Karten spielten.

Besonders gefallen hat mir die Expertenrunde am Samstag. Zur Verfügung standen Physiotherapeut Odin Hoogerbeets, der Ärztliche Leiter der Neurorehabilitation Prof. Christian Dettmers und der ärztliche Leiter der psychotherapeutischen Neurologie Prof. Roger Schmidt, alle drei von Kliniken Schmieder Konstanz. Die konnten wir mit unseren Fragen, Ängsten und Gefühlen durchlöchern und bekamen hilfreiche Antworten.

Das U30 Camp tat mir voll gut, weil ich einfach mal alles zur MS ausführlich "durchquatschen" konnte und dabei noch jede Menge Spaß hatte!

*Am Strand des Naturfreundehauses ist offenes Feuer nicht gestattet – deshalb hatte die AMSEL bei Firma Denk nachgefragt – und umgehend drei Schmelzfeuer gespendet bekommen! Das ist ein Keramiktopf mit Wachs und einer großen Brennstelle. Vielen Dank!

Autorin: Kim G.

Besonderer Dank geht an die AOK Baden-Württemberg für die Unterstützung des U30 Camps.

Nicht mehr U30 ? - Die AMSEL bietet zahlreiche Freizeiten, Seminare und Workshops an, auch unabhängig vom Alter: Zum Beispiel - themen-unabhängig - die Silvesterfreizeit und die Familienfreizeit. Plus eben diverse Themen wie die Eutonie-Intensiv-Woche, dann mehrtägig Singen, MS-Life-Balance und Qigong, SoWi, ein Wochenende für Angehörige, Trommeln, Jin Shin-Jyutsu. Eine ganz schöne Palette also. Online anmelden geht unter www.amsel.de/service

Redaktion: AMSEL e.V., 12.07.2016