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COVID-19 allgemein, mit Multipler Sklerose und Impfstoffe unter MS-Therapie

In zwei Videos erläutert Prof. Peter Flachenecker anhand von Studiendaten, dass MS das COVID-19-Risiko nicht erhöht und auch das Impfen dagegen für Menschen mit MS unbedenklich ist.

Corona hat uns alle 2020 beschäftigt und tut es auch in diesem Jahr. Darum war Prof. Peter Flacheneckers Vortrag zu COVID-19 auch das Kernstück auf dem virtuellen AMSEL-Neujahrstreffen. AMSEL stellt diesen Vortrag auch als Video auf amsel.de zur Verfügung:

Es sei gleich erwähnt, dass eine Multiple Sklerose weder das Risiko für eine Infektion mit dem SARS-Cov2-Virus erhöht noch das Risiko für einen schweren Verlauf. Außerdem sind auch Impfungen gegen COVID-19 mit MS und unter Immuntherapien unbedenklich. Professor Peter Flachenecker zeigt dies in seinem Vortrag sehr ausführlich und anhand von Schaubildern und Daten aus Studien mit MS-Betroffenen.

Warum ist COVID-19 so gefährlich, unabhängig von einer MS?

Im ersten Teil seines Vortrages geht es um COVID-19 im Allgemeinen und speziell mit Multipler Sklerose. Professor Flachenecker gesteht, dass auch er als Arzt im Januar 2020 zunächst ungläubig war. COVID-19 ist jedoch, das hat sich längst gezeigt, eine gefährliche Atemwegserkrankung, bei der die Lunge häufiger entzündet ist als bei einer Grippe. In Deutschland führt sie bei 2,5 % der Betroffenen zum Tode. Neben der Lunge kann das Virus SARS-Cov2 aber auch weitere Organe wie Gehirn und Gefäße betreffen.

COVID, das für Corona Virus Infectious Disease steht, wird nicht nur durch Tröpfchen sondern auch durch Aerosole übertragen. Das ist das Problem, wenn mehrere Menschen in einem Raum sind. Aerosole "fallen“ nicht so schnell auf den Boden wie Tröpfchen. Darum sind Abstand und Lüften so unglaublich wichtig geworden.

Trockener Husten und Fieber zählen zu den häufigsten Symptomen von SARS-Cov2, Halsweh und Schnupfen kommen dabei seltener vor. Durch die Abstands- und Hygieneregeln sind jedoch normale Erkältungen und Grippen so weit zurückgegangen, dass sie in der Häufigkeit hinter Corona rangieren. Das bedeutet, dass man, sollte man irgendwelche Symptome haben, und sei es nur Schnupfen oder Halsweh, besser einen Arzt aufsuchen sollte.

Die größten Risikofaktoren für einen schweren Verlauf stellen nach wie vor das Alter, Übergewicht und Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf, Diabetes und Krebs dar. MS-Betroffene haben kein erhöhtes Risiko, weder für eine Infektion noch für einen schweren Verlauf, wie eine Zusammenfassung aller bisher veröffentlichten Studien zu MS-Betroffenen unter Corona zeigt. Die Corona-Zahlen sind ähnlich hoch wie in der Allgemeinbevölkerung. Ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben vor allen Dingen ältere MS-Betroffene und solche, deren Lungenfunktionen eingeschränkt ist. Das kann mit fortgeschrittenem Behinderungsgrad bei MS der Fall sein. Einen fortgeschrittenen Behinderungsgrad wiederum haben am ehesten ältere Betroffene.

MS-Immuntherapien, COVID-19-Impfungen und DIE Erfolgsgeschichte der Medizin

Im zweiten Teil von Professor Peter Flacheneckers Vortrag geht es um das Risiko unter Immunmodulatoren gegen Multiple Sklerose, speziell auch Anti-CD20-Therapien wie Ocrelizumab (oder Rituximab, das vor allem außerhalb Deutschlands eine Rolle spielt). Anhand von Studiendaten mit 873 eingeschlossenen MS-Patienten, die an Corona erkrankten zeigt Prof. Flachenecker, dass sowohl B-Zell-depletierende wie andere Immuntherapien das Risiko auf einen schweren Verlauf nicht erhöhen. Am Höchsten ist der Anteil der schweren Verläufe innerhalb dieser Studie unter den Patienten ohne immunmodulatorische Behandlung. Das wiederum ist möglicherweise auf das Alter der unbehandelten Patienten zurückzuführen.

Anhand von Zahlen etwa zu Polio, Diphtherie und Masern, die heute nahezu ausgerottet sind, zeigt Professor Peter Flachenecker DIE Erfolgsgeschichte der Medizin: Impfungen und die Bekämpfung von Infektionskrankheiten. "Deshalb verstehe ich nicht, wie man sich so vehement gegen Impfungen wehren kann," räumt der Neurologe und Vorsitzende der AMSEL ein.

Er erklärt ausführlich den Unterschied zwischen Tot- und Lebendimpfstoffen sowie die neuen mRNA-Impfstoffe und den jüngst zugelassenen Vektorimpfstoff. Auch geht der Chefarzt der Reha-Klinik Quellenhof in Bad Wildbad auf typische temporäre Nebenwirkungen der Impfstoffe ein, die sich im Rahmen herkömmlicher Impfungen bewegen: von

  • Schmerzen an der Einstichstelle über
  • Abgeschlagenheit bis hin zu
  • Schüttelfrost und
  • Fieber.

Natürlich gebe es auch vereinzelt Allergien gegen Impfstoffbestandteile, doch dafür würden die Menschen nach der Impfung auch überwacht.

In den nächsten Wochen werde es weitere Impfstoff-Zulassungen geben und die Lage werde sich, was die Knappheit angeht, entspannen. Wichtig sind nach wie vor die Abstands-und Hygieneregeln. FFP2-Masken seien den Alltagsmasken vorzuziehen, da sie auch den Träger schützten und nicht nur seine Mitmenschen.

Einen Überblick zum Thmea Corona-Impfung und Multiple Sklerose bietet die amsel.de-Sammlung zum Thema Corona-Impfung.

Redaktion: AMSEL e.V., 11.02.2021