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AMSEL Stiftungs-Preise 2015 verliehen

Mit Michael Dittrich, Sonja Pisaniello, Gernot Kaes und Prof. Jost Goller standen gestern 4 ganz besondere Menschen im Mittelpunkt. Sie alle setzen sich für Menschen mit Multipler Sklerose ein, und zwar auf ganz unterschiedliche Art und Weise.

Engagement kennt viele Facetten. So ist es auch bei den Verdiensten um MS-Erkrankte. 3 Preise verleiht die AMSEL Stiftung Ursula Späth jährlich und deckt damit ein breites Spektrum ab: den Pflegepreis, den Medienpreis und den Ursula Späth-Preis.

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Die AMSEL Stiftung Ursula Späth ehrte Prof. Jost Goller, Gernot Kaes, Marga, Roman und Mareille Sobek-Stiftung, Michael Dittrich, SWR-Redakteur, und Sonja Pisaniello für ihre besonderen Verdienste um MS-Erkrankte.

Rund 200 Gäste kamen gestern zur Feier in das Porsche-Museum nach Stuttgart-Zuffenhausen. Für den größten Medienrummel sorgte zweifelsfrei Michael Dittrich, ist er doch selbst aus der Branche. Zu ihm später mehr, zunächst der Blick auf ein sehr privates Engagement, das dem öffentlichen in nichts nachsteht.

Stille Heldin: Sonja Pisaniello erhält den Pflege-Preis

"Sonja Pisaniello engagiert sich in einem Bereich, der meist nur vom direkten Umfeld - Familie, Nachbarn, Freunden und Bekannten - gesehen wird: Sie pflegt seit 22 Jahren ihren schwer an MS erkrankten Mann", so Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July. Das sei eine Leistung, die nicht hoch genug anerkannt werden könne, erklärt der Laudator weiter.

Beeindruckend schildert der Landesbischof Sonja Pisaniellos Alltag. Um 4.30 Uhr steht sie jeden Tag auf, sie arbeitet in 2 Schichten, kehrt dazwischen nach Hause zurück, um ihren Mann Claudio zu versorgen, und auch wenn sie sich bereits um 20.30 Uhr zu Bett legt, ist ihr Schlaf doch mehrfach unterbrochen, um ihren Mann ins Bett zu bringen und um ihn regelmäßig in der Nacht umzulagern.

Als Claudio Pisaniello vor 35 Jahren die Diagnose bekam, verstand er sie erst gar nicht. Ein Italienurlaub brachte Aufklärung. Sonja, die er bei einem Feuerwehrfest in Furtwangen kennenlernte, entschied sich trotz der Diagnose für ihn, "in guten wie in schlechten Zeiten".

Forschungspreisgeld sichern: Ursula Späth-Preis an Gernot Kaes und Prof. Jost Goller

Etwas weniger still ist es um Gernot Kaes und Prof. Jost Goller. Die zwei Herren engagieren sich im Vorstand der Sobek-Stiftung und stehen einmal jährlich mit im Rampenlicht, wenn der hochdotierte Sobek-Forschungspreis für Multiple Sklerose sowie der Nachwuchspreis der Sobek-Stiftung verliehen wird.

Die eigentliche Arbeit findet jedoch das ganze Jahr über statt. Schließlich gilt es, auch zu Niedrigzinszeiten, das Stiftungsvermögen klug anzulegen, um das Preisgeld zu erzielen. Das weiß Peter Schneider als Präsident der Sparkassenverbandes recht gut. "Das Vergnügen, andere mit Lob zu überschütten, sollten wir uns viel öfter gönnen", zitiert der Laudator den österreichischen Dichter Ernst Ferstl. Und dieses Lob sei den beiden Herrn von der Sobek-Stiftung gegönnt.

Michael Dittrich vor und hinter der Kamera: Vieles geht, wenn alle wollen

Der Medienpreis der Ursula Späth Stiftung sei für Menschen gedacht, die dazu beitragen, das Leben mit schwerer Erkrankung in die Öffentlichkeit zu tragen, so Wolfang Niersbach in seiner Laudatio an Michael Dittrich. Der Präsident des Deutschen Fußballbundes kennt Dittrich als Kollegen. Jahrelang war Dittrich das markante Moderatorengesicht von Sport unter der Lupe.

Dann ist er immer häufiger hingefallen. Das Coming-Out war schließlich unvermeidlich, als der sportliche Hüne von 1,92m mit dem Rollstuhl in den Sender fahren musste. Seine körperlichen Einschränkungen haben ständig zugenommen, "so dass Du heute zu 50% verrentet bist." Er sei aber dank seines Arbeitgebers - dem SWR - seines Teams und moderner Technik auch mit den massivsten körperlichen Beeinträchtigungen weiterhin beruflich aktiv und erfolgreich. "Und damit auch ein Beispiel dafür, dass vieles geht, wenn alle wollen."

Wahrer "Olympic Spirit"

Zuletzt hatte er einen Film über sich selbst gedreht, "Reine Nervensache", wie er weiter als Redakteur arbeiten kann trotz seiner Behinderungen, wie er sein Schicksal in bewundernswerter Weise annimmt und meistert, ohne dabei schönzufärben. "Dein Film ist eine bewegende, auch erschütternde aber immer lebensbejahende Dokumentation Deines Lebens", so Niersbach an Michael Dittrich gewandt. Und: "Lass uns weitere Projekte machen !"

Michael Dittrich dankte für die Auszeichnung, dankte seinem ganzen Team und gestand dem Publikum: "Ich bin gerührt ohne Ende." Sogar IOC-Präsident Dr. Thomas Bach gratulierte per Videobotschaft: Was Michael Dittrich leiste, sei "wahrer Olympic Spirit".

Durch den Abend führte Petra Klein vom SWR. Musikalisch begleitet wurde die Feier vom Meinhard "Obi" Jenne Trio. Im Anschluss an das gemeinsame Abendessen hatten Preisträger, Laudatoren und Gäste noch die Möglichkeit, sich das Porsche-Museum bei Nacht anzusehen.

Vier Menschen stehen symbolisch für viele Menschen

Engagement für Menschen mit Multipler Sklerose findet vielerorts statt und rund um die Uhr, meist ohne, dass dies an die Öffentlichkeit tritt: in den Familien der Betroffenen, bei Freunden und Kollegen, in den Redaktionen, die tiefgründig und informiert über MS berichten, bei Ärzten und Therapeuten, in der Realität wie in der Kunst, in Verbänden, Stiftungen und anderen Institutionen. Das Engagement zieht sich quer durch unsere Gesellschaft. Die vier ausgezeichneten Menschen stehen daher auch symbolisch für das großartige Engagement aller, die sich einsetzen. - AMSEL sagt DANKE !

 

 

Bei der Verleihung der AMSEL Stiftungspreise 2015: Dr. Josef Arweck, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Porsche AG, Dr. h.c. Otfried July, Bischof der Ev. Landeskirche Württemberg, Sonja Pisaniello, Preisträgerin des Pflegepreises, Gernot Kaes, Vorstandsvorsitzender, und Prof. Jost Goller, Vorsitzender des Kuratoriums der Sobek-Stiftung: Ursula Späth-Preis an beide, Michael Dittrich, SWR, Medienpreisträger, Wolfgang Niersbach, Präsident des Deutschen Fußballbundes, sowie Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg [v.re.n.li.].

Alle drei Preise der AMSEL Stiftung Ursula Späth bestehen aus einer Urkunde und einer signierten Serigrafie des Hafnerhaslacher Malers Prof. Lude Döring. "Die Wahrsagerin" hatte der Künstler 1993 eigens für die Preisverleihung zur Verfügung gestellt. Der Ursula Späth-Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Pflegepreis und Medienpreis der AMSEL Stiftung
Ursula Späth sind mit je 1.500 Euro dotiert.

AMSEL e.V. dankt der Dr. Ing. h.c. F. Porsche Aktiengesellschaft für die Unterstützung der Veranstaltung.

Redaktion: AMSEL e.V., 22.10.2015