Spenden und Helfen

2020 - Start in ein neues Jahrzehnt

Und gerade zum Jahresauftakt Zeit, um innezuhalten. Einen Blick zurück auf das Erreichte zu werfen, den aktuellen Stand zu reflektieren und den Blick nach vorne zu richten, um die Ziele für das neue AMSEL-Jahr ins Auge zu fassen. Gastredner Boris Palmer sprach über die Zukunft der Städte. - Mit Fotostrecke.

All dies geschah am 18. Januar 2020 beim Neujahrstreffen der AMSEL, traditionell und nun bereits zum fünften Mal im großzügigen Ambiente der Sparkassenakademie Stuttgart.

Vor gut 150 Gästen würdigte der Hausherr und Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg Peter Schneider die langjährige vertrauensvolle Partnerschaft mit der AMSEL. Ihm und seiner Organisation sei es jenseits aller Zahlen wichtig, den herausragenden bürgerschaftlichen Einsatz in der AMSEL und den Familien der MS-Betroffenen zu unterstützen. Einen besonderen Akzent setzte der Oberbürgermeister der Stadt Tübingen Boris Palmer mit seinem Gastvortrag zum Thema „Die Zukunft unserer Städte – wohin müssen wir uns entwickeln?“

Blick zurück – mit Wertschätzung

Adam Michel, Vorsitzender der AMSEL, lenkte den Blick zurück auf die Meilensteine des Jahres 2019. Er bezeichnete die AMSEL als eine „lernende Organisation“, die beste Voraussetzung, auch neue Rahmenbedingungen zu meistern. Mit ihrer Fokussierung „konsequent regional, konsequent dienstleistungsorientiert, konsequent digital und innovativ“ ist sie für das neue Jahrzehnt gut aufgestellt.

Die wichtigsten 2019 realisierten Projekte, zusammengefasst in einem Faltblatt, können sich sehen lassen. Eine Herausforderung ist es, in einem geänderten Umfeld die AMSEL mit ihren Leistungen neu zu positionieren, Alleinstellungsmerkmale zu schärfen und die vorhandenen Stärken wie auch die Mittel gezielt einzusetzen. Unter den zahlreichen Projekten 2019 hob Adam Michel besonders die interaktive Plattform „MS und Ernährung“ hervor. Sie wurde  in Zusammenarbeit mit der Fachärztin für Neurologie und Ernährungsmedizinerin Dr. Verena Leussink, Meerbusch, entwickelt. Online geschaltet wurde die neue Plattform mit einem gemeinsamen Druck auf den „roten Knopf“ während des Neujahrstreffens. Gesunde Ernährung hat einen wichtigen Stellenwert – mit oder ohne MS. Auf dem neuen AMSEL-Portal kann man sich umfassend informieren und den einen oder anderen Tipp holen. Schließlich würdigte Adam Michel die herausragende Leistung des AMSEL-Geschäftsleitungsteams – die Intensität und Kontinuität der gemeinsamen Arbeit sieht er als „Glücksfall für eine Organisation“.

Blick nach vorn – auf vielfältige Vorhaben

Den Blick nach vorn auf geplante und bereits angelaufene Projekte warf Prof. Dr. med. Peter Flachenecker, Vorstandsmitglied von AMSEL e.V. Immens wichtig ist nach seinen Worten die Hilfe zur Selbsthilfe. Deshalb komme den Kontaktgruppen und Jungen Initiativen eine zentrale Bedeutung zu. AMSEL wird sie weiterhin mit Beratung vor Ort und Fortbildungsveranstaltungen fördern. In der Weiterentwicklung der Selbsthilfe unterstützt wird AMSEL durch „Aktion Mensch“. Die AOK fördert die Schulung von ehrenamtlichen Mitarbeitern als „MS-Lotsen“, die in Kliniken und MS-Zentren MS-Erkrankten zur Seite stehen sollen, um Fragen zu beantworten und speziell bei neu Diagnostizierten den ersten Schock der Diagnose mit möglichen Perspektiven, Hilfsangeboten und Unterstützungsmöglichkeiten abzufangen. Das Portal „Ernährung und MS“ soll kontinuierlich erweitert werden. Es soll ein neues digitales Angebot erarbeitet, die Social Media Kanäle sollen weiter ausgebaut werden. Weiteres zentrales Thema ist „MS bewegt“, ein von der TK Baden-Württemberg gefördertes  internetbasiertes E-Health-Programm. Es soll MS-Erkrankte bei der Integration regelmäßiger Bewegung in ihren Alltag unterstützen. Abgerundet wird das Jahresprogramm 2020 der AMSEL durch Veranstaltungen, insbesondere den Welt MS Tag im Mai, ein Ärzte-Symposium im Herbst und die Verleihung des Sobek Forschungspreises, der als europaweit höchstdotierter Forschungspreis von besonderer Bedeutung für alle MS-Betroffenen ist.

Blick auf wichtige Ziele unserer Gesellschaft

„Stuttgart ist weltberühmt für seine Luft, allerdings nicht als Luftkurort“, so eröffnete der  Tübinger Oberbürgermeister seinen Gastvortrag. Als zentrale Themen nicht nur seines Vortrags, sondern auch unserer Gesellschaft sieht der Grünen-Politiker:

  1. Klimaschutz
  2. Integration
  3. Wohnen
  4. Digitalisierung

Wichtigstes Ziel der nächsten Jahre ist die Klimaneutralität, so Boris Palmer. Dabei setzt er insbesondere auf Windkraft und Solarstrom. Übrigens für Kapitalanleger eine durchaus sinnvolle, da renditeträchtige Anlageform, so der Oberbürgermeister augenzwinkernd an den Hausherrn der Sparkassenakademie. Speziell die Dachflächen unserer Städte sollten verpflichtend für die Erzeugung von Solarstrom genutzt werden. Zugleich warnte der Politiker vor einer falschen Fokussierung: Nur drei Städte in Baden-Württemberg halten die Feinstaub-Grenzwerte bisher noch nicht durchgehend ein. Sollte sich das ändern, würde dies nicht zu einer nachweisbaren Verbesserung der Gesundheit bei der Bevölkerung führen. Anzustreben ist es natürlich trotzdem, sollte aber nicht überbewertet werden.

Bei der Integrationspolitik spricht sich Palmer für eine Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen aus: Die Kommunen sollten die Möglichkeit erhalten, gut integrierte Migranten durch Beschleunigung und einen zweiten Weg bei ihren  Asylverfahren zu fördern. Andererseits sollte straffälligen Asylbewerbern das soziale Umfeld entzogen werden können und ihr Abschiebeverfahren erleichtert werden. Damit könne auch das Gefühl der inneren Sicherheit wieder stärker werden.

Auch beim Thema Wohnen fordert Boris Palmer staatliche Eingriffe: Einmal die Förderung des sozialen Wohnungsbaus und Maßnahmen gegen inflationäre Mietpreise in Großstädten wie Stuttgart oder auch Universitätsstädten wie Tübingen. Auch eine Bebauungspflicht für baureifes Land mit Wohnraum sei zu überlegen.

Sehr stolz kann Tübingen auf seinen sechsten Platz auf der weltweiten Rangliste für Forschungsarbeiten im Bereich Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen sein. Bei allem Gefahrenpotential liefern Algorithmen mittlerweile auf vielen Gebieten exaktere Ergebnisse als die menschliche Intelligenz. So berichtete Boris Palmer vom ersten Stadtteil in Tübingen, in dem die Straßenbeleuchtung über Bewegungsmelder nur bei Bedarf eingeschaltet wird – und schlug damit den Bogen zurück zum achtsamen Umgang mit Ressourcen und dem Ziel Klimaneutralität.

AMSEL e.V. dankt dem Sparkassenverband und dem Unternehmen Teva für die freundliche Unterstützung bei der Durchführung der Veranstaltung.

Redaktion: AMSEL e.V., 21.01.2020