2010 ging Susanne Leinberger noch ohne Stock und arbeitete in Vollzeit. So manches hat sich in den vergangenen 15 Jahren in ihrem Leben geändert, nicht zuletzt haben ihre Einschränkungen zugenommen. Was nötig ist, um weiterarbeiten zu können, und wie sie vorgegangen ist, damit ihr Arbeitgeber die nötigen Schritte unternehmen konnte, darüber spricht Susanne im AMSEL-Video.
Multiple Sklerose ist eine chronische Erkrankung. Meist nehmen Behinderungen im Laufe des Lebens zu. Die AMSEL-Redaktion hakt daher gerne nach, bei MS-Betroffenen, wenn etwas Zeit ins Land gegangen ist. Um zu erfahren, wie es ihnen heute geht, was sich verändert hat und was geblieben ist.
So auch bei Susanne Leinberger. Bei ihr hat sich einiges getan: Die Kinder sind aus dem Haus, der Rollstuhl ihr treuer Begleiter und sie arbeitet zwar noch an der gleichen Stelle, jedoch seit 2021 in Teilerwerbsminderungsrente. Susanne hat schon knapp 30 Jahre lang MS. 1996 erhielt sie ihre Diagnose.
Arbeitgeber erlebt Behinderungszuwachs mit
Im Video-Interview berichtet sie über die Einrichtung eines für sie leidensgerechten Arbeitsplatzes. Dabei gilt es vieles zu beachten, zum Beispiel:
- dass der Arbeitsplatz rollstuhlgerecht ist, auch in puncto „Entfluchtung“ und, was den Bodenbelag angeht, bis hin zum
- nahen und behindertengerechten WC und
- einem behindertengerechten Stellplatz.
- Die Möglichkeit, an schlechten Tagen im Homeoffice zu arbeiten. Das nutzt Susanne vor allem im Sommer, wenn es heiß ist.
Bei Susanne war es so, dass der Arbeitgeber ihren Behinderungszuwachs hautnah miterlebt hat, in den vergangenen 15 Jahren. Während sie 2010 noch ohne Stock durchs Göppinger Landratsamt gehen konnte, benötigt sie heute einen Rollstuhl.
Ihr Rat an andere, wenn sie merken, dass es Veränderungen oder Nachbesserungen am Arbeitsplatz braucht, um weiter arbeiten zu können:
- Idealerweise offen mit dem direkten Vorgesetzten sprechen.
- bei größeren Betrieben: auf die Schwerbehindertenvertretung zugehen oder die Personalabteilung. Oftmals ist man hier nicht der erste Mitarbeiter, der eine Anpassung seines Arbeitsplatzes braucht.
- Wer in kleineren Betrieben arbeitet, in denen die Personalabteilung wenig Erfahrung mit leidensgerechten Arbeitsplätzen hat, kann Beratungsstellen wie den Integrationsfachdienst bei der Bundesagentur für Arbeit aufsuchen.
Leidensgerechter Arbeitsplatz
Ein sogenannter leidensgerechter Arbeitsplatz soll auf die individuellen Bedürfnisse und eventuell Behinderungen bzw. Einschränkungen des Arbeitnehmers eingehen, um ein weiteres Arbeiten zu ermöglichen. Während bei Susanne der Großteil der Maßnahmen mit ihrer eingeschränkten Mobilität zusammenhängt, kann bei anderen zum Beispiel die Fatigue im Vordergrund stehen oder eine Augenbeeinträchtigung oder auch eine Kombination mehrerer Behinderungen. Generell können Abläufe im Betrieb angepasst werden, die Arbeitszeit, das Umfeld oder die Aufgaben. Hier ein paar Beispiele für Maßnahmen für einen leidensgerechten Arbeitsplatz:
- ein ergonomischer Bürostuhl und ein höhenverstellbarer Schreibtisch bei Rückenschmerzen,
- flexible Arbeitszeiten bei Fatigue,
- eine Sprachsteuerung für den PC bei Tremor und Spastik,
- spezielle Beleuchtung bei Migräne,
- Bürotausch mit Kollegen, um Wege zu verkürzen,
- ein Home-Office-Arbeitsplatz, wenn die Umgestaltung im Betrieb oder der Arbeitsweg nicht möglich sind,
- ...
Videos mit Susanne: Familie, Beruf, MS & Co.



Susanne berichtet über ihre ehrenamtliche Tätigkeit für AMSEL e.V. Wie sie sich einsetzt, was daran so erfüllend ist. Und welche Rolle eine Häkelmaus dabei spielt.
Quelle: AMSEL-Video "Wie geht's Dir inzwischen, Susanne?", 04.04.2025.
Redaktion: AMSEL e.V., 03.04.2025