Für manche Menschen ist jeder Supermarkteinkauf nervig, auch ohne körperliche Einschränkungen. Ganz anders bei Ralf Fischer. Der Deizisauer fährt sehr gern zum Supermarkt. Findet solche Einkäufe sogar entspannend. Trotz großer körperlicher Einschränkungen und dem daher nötigen Einsatz seines Rollstuhles.
Die Hagebuttenmarmelade steht zu weit oben?
Wenn es wieder Zeit ist, die Vorräte aufzufüllen, spannt Ralf einen Motorantrieb vor seinen Rolli und fährt damit ins Lebensmittelgeschäft. Was er in Greifhöhe findet, nimmt er sich selbst aus dem Regal, aber klar: Einiges steht zu weit oben, da kommt er allein nicht ran. Zum Beispiel die Hagebuttenmarmelade, die er so gern mag.
Also fragt Ralf einfach andere Einkäufer, ob sie ihm behilflich sein können. Ist er allein im Gang, fährt er um die Ecke herum und spricht dort den nächsten Kunden oder die nächste Kundin an. Noch nie, betont Ralf, wirklich nie, habe ihm jemand seine Bitte abgeschlagen. Alle hätten immer geholfen, auch dann, wenn er einmal nicht so guter Laune war und, wie er selbst sagt, "bärbeißig" dreingeschaut hat.
Message zum Mitnehmen: "Reden hilft"
An der Kasse packt er seine gefüllte Jutetasche aufs Band. Die Kassiererin/ der Kassierer packt seine Sachen aus, scannt sie, er zahlt, und auf Wunsch hängt ihm das Personal die Tasche auch hinten an den Rollstuhl. Alles gar kein Problem für Ralf.
Wichtig sei jedoch, überhaupt zu fragen. Reden mit den Leuten bzw. – "schwätza, mit de Leit'", wie der Schwabe (und Ralf) sagt – müsse man halt schon. Dann wird einem auch geholfen.
Bringdienste, bei denen man online seine Bestellungen aufgibt, hat er noch nicht so recht für sich entdeckt. Zum einen sei der Mindestbestellwert recht hoch, vor allem jedoch hat Ralf auch feinmotorische Einschränkungen und daher fällt es ihm schwer, seine Einkaufsliste am Handy oder Laptop auszufüllen.
Videoreihe: Ralf berichtet aus seinem Leben mit MS
Ralf Fischer ist 53 Jahre jung und hat MS. Er ist gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann, aufgrund seiner Multiplen Sklerose jedoch berentet.
Er engagiert sich als Vorstandsmitglied bei AMSEL e.V., zudem als Wohnberater und Referent für Menschen mit Behinderungen. Sein persönliches Ziel ist es, aufzuzeigen, welche Möglichkeiten es gibt, trotz und mit Einschränkungen.
Redaktion: AMSEL e.V., 20.09.2024