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Aufs Auto verzichten, wegen MS?

Ralf lässt seinen Wagen stehen. Freiwillig. Wegen seiner Multiplen Sklerose. Im Video berichtet der Deizisauer, was ihn dazu bewogen hat und wie es ihm jetzt so geht, ohne Auto.

Mobilität ist ein hohes Gut. Das gilt für alle Menschen, aber erst recht für solche mit Mobilitätseinschränkungen. Oft ersetzt das Auto, was die eigenen Beine nicht mehr können: Es bietet Spontaneität und Selbständigkeit. Darum ist das Auto wichtig, gerade auch für Menschen mit Multipler Sklerose. Ralf geht es da nicht anders.

Und doch hat der MS-Erkrankte aus Deizisau seinen Wagen endgültig stehen lassen. Weil es "schlicht nicht mehr ging". Ein gutes Jahr schon verzichtet er mittlerweile aufs Autofahren. Im AMSEL-Video erklärt er, welche Geschichte dahinter steckt.

Keinen Schritt weiter

Es begab sich an einem heißen Sonntag auf einem Parkplatz. Ralf wollte ein Paket in einer Paketbox abgeben. Also: Rein ins Auto, mit dem Rolli bis zur Box, Paket rein, zurück zum Kofferraum seines Corsas, um den Rolli zu verstauen, dann nur noch die zweieinhalb Meter bis zur Fahrertür. Eine kurze Strecke, eigentlich. Dachte Ralf. Doch kurz vor der Fahrertür war Schluss. Seine Beine schafften keinen einzigen Schritt mehr.

Und Ralf hat da noch nicht aufgegeben. Eine Stunde lang stand er, Spastik sei "Dank", in der Hitze des Parkplatzes, neben seinem schwarzen Auto. Bis er sich hingelegt hat, auf den Asphalt, und einen Freund anrief, der ihn abholte.

Besuch einer guten Freundin

Am nächsten Tag Besuch von dessen Partnerin, einer Frau, von der sich Ralf etwas sagen lässt. Wenige Worte genügen: "Du fährst kein Auto mehr." Ralf stimmt zu. Denn bei aller Liebe zur Mobilität, ein großer Autolenker war er nach eigenen Worten ohnehin noch nie. Vor allem aber: Sicherheit geht vor. Wenn nur ihm etwas passierte, wäre das nicht so schlimm, findet er. Aber es könnten ja auch andere in Mitleidenschaft gezogen werden. Das möchte Ralf nicht.

Und jetzt, nach gut einem Jahr Autoabstinenz? Ralf geht es gut. Klar, anfangs kamen ihm düstere Gedanken wie "Ich bin an meine Wohnung gefesselt." Doch das stimmt nicht. Er hat den Rolli, den Bus, die Bahn. Zwar will alles besser geplant sein, ohne Auto, spontanes Losfahren ist nicht mehr, der Bus fährt nach Plan und nicht jede Minute. Aber machbar.

Trotzdem mobil

Sein Leitspruch: "Ich mach' mir die Welt, wie sie mir gefällt" hilft dem Vorstandsmitglied der AMSEL zudem. "Ich bin trotzdem mobil." Und er zahlt weder Sprit noch Versicherung. Außerdem spart er sich Nerven, die man im Straßenverkehr gerne verliert. Obendrein, als kommunikativer Mensch, erlebt Ralf "immer 'was", wenn er mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist. Und davon erzählt er gern. In seinen Podcasts oder, wie hier, in den AMSEL-Videos.

Redaktion: AMSEL e.V., 23.08.2024