Das entscheidende Molekül Cbl-b
Forscherteam aus Österreich und den USA identifiziert das Protein als Schlüssel zur Verhinderung von Autoimmunerkrankungen

Josef Penninger

Wien - Ein Forscherteam aus Österreich und den USA hat entdeckt, dass ein bestimmtes Protein - genannt Cbl-b - eine entscheidende Rolle bei der Verhinderung von Autoimmunerkrankungen spielt. Univ.-Prof. Dr. Josef Penninger vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Wien) und Yun-Cai Liu vom La Jolla Institute for Allergy & Immunology (LIAI) in San Diego (Kalifornien) stellten in ihren Untersuchungen fest, dass das Vorhandensein oder Nicht-Vorhandensein des Moleküls Cbl-b entscheidend für die Erkrankung an Arthritis ist, teilte die Akademie am Montag in einer Aussendung mit.

Die Forschungsergebnisse werden in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsjournals “Immunity” publiziert. Die auf Studien an Mäusen basierende Entdeckung kann, so hoffen die Wissenschafter, wichtige Auswirkungen auf die künftige Entwicklung von Therapien von Autoimmunerkrankungen wie Arthritis (Gelenksrheuma) und Diabetes haben. Autoimmunerkrankungen treten auf, wenn das Immunsystem, das normalerweise eindringende Krankheitserreger abwehrt, stattdessen sich fälschlicherweise gegen den eigenen Körper wendet, was zu Erkrankungen führt.

Untersuchung an Mäusen

Im Rahmen der aktuellen Studie konnte bei den Mäusen ein für diese Abläufe entscheidender Faktor, das Cbl-b-Protein, bestimmt und auch der Funktionsmechanismus aufgeklärt werden. “Dieses Molekül kontrolliert die Immuntoleranz gegen den eigenen Körper. Es bewirkt, dass die eigenen weißen Blutkörperchen uns selbst nicht attackieren, weil Cbl-b das verhindert”, sagte Josef Penninger.

Ihre Untersuchungen führten die Forscher an zwei Gruppen von Mäusen durch. Bei der einen Gruppe war durch genetische Veränderung das Cbl-b - Molekül entfernt worden, die andere Gruppe bestand aus normalen Mäusen, die über das Cbl-b-Molekül verfügten. Beide Gruppen wurden mit Substanzen behandelt, die Arthritis auslösen. Es zeigte sich, dass unter diesen Bedingungen die normalen Mäuse keinerlei Reaktion zeigten, während die Gruppe, bei der das Cbl-b - Molekül ausgeschaltet worden war, schwere Autoimmunerkrankungen bekamen.

Forschungsziel

“Wir schließen daraus, dass das Cbl-b-Molekül die Immunantwort der T-Zellen beeinflusst und dem Immunsystem der normalen Mäuse die Fähigkeit verleiht, die Erreger der Autoimmunkrankheiten zu bekämpfen”, erklärten die Wissenschafter. Die Mäuse, bei denen kein Cbl-b-Molekül vorhanden war, konnten diese Substanzen nicht tolerieren, und ihre T-Zellen begannen, ihr eigenes Körpergewebe anzugreifen, was zur Ausbildung von Autoimmunerkrankungen führte.

Ziel der Forscher ist es, die sehr komplexen molekularen Mechanismen bei der Verhinderung von Autoimmunreaktionen durch Cbl-b zu verstehen. Diese Forschungsergebnisse stellten einen wichtigen Schritt bei der Aufklärung der Entstehung von Autoimmunkrankheiten dar, hieß es in der Aussendung. Darüber hinaus erhoffen sich die Wissenschafter neue Strategien bei der Entwicklung von Impfstoffen und anderen Medikamenten zur Vorbeugung und Behandlung dieser Krankheiten. Die Arbeiten wurden von der Akademie der Wissenschaften, dem Wissenschaftsministerium und der EU (EuroThymaid Network) unterstützt