Hallo allerseits,

heute habe ich mir erstmalig die Frage gestellt:

“Woher weiß man (per MRT), dass die Bluthirnschranke (beim MSler) dicht oder undicht ist?”

Meine Vorüberlegungen dazu waren:

  1. Es kommen auch Stoffe (z.B. Crystal Meth) durch dichte Bluthirnschranken! Also warum auch nicht Kontrastmittel?

  2. Aktive Entzündungen, die Kontrastmittel aufnehmen, hat ein gesunder Mensch doch gar nicht! Trotzdem kann Kontrastmittel seine Bluthirnschranke passiert haben.

wie kommst du auf die idee, dass bei gesunden menschen hirngewebe kontrastmittel aufnimmt?

Ja eben davon gehe ich nicht aus!

Daher könnte man daraus gar nicht schließen, ob die Bluthirnschranke für Kontrastmittel im Normalfalle dicht ist.

Ah OK. Danke!

Wieder ein Vorteil für einen MS-Kranken. Man braucht sich, um eine undichte Bluthirnschranke zu haben, nicht extra ein Ultraschallgerät zuzulegen. :wink:

Hallo msb,

“1. Es kommen auch Stoffe (z.B. Crystal Meth) durch dichte Bluthirnschranken! Also warum auch nicht Kontrastmittel?”

Weil die Moleküle des Kontrastmittels so groß sind, dass sie nicht durch die Tight junctions ( https://de.wikipedia.org/wiki/Tight_Junction ) der Hirngefäße passen.

“2. Aktive Entzündungen, die Kontrastmittel aufnehmen, hat ein gesunder Mensch doch gar nicht! Trotzdem kann Kontrastmittel seine Bluthirnschranke passiert haben.”

Passiert haben, solange er eine Schrankenstörung hatte. Diese wird durch Cortisone behoben. Sie stoßen die Bildung des Transmembranproteins Occludin an (https://de.wikipedia.org/wiki/Occludin ).

Occludin wurde 1993 von zwei Japanern entdeckt; seither kann man erklären, wie Cortisone im akuten Schub wirken.

Liebe Grüße
Renate

Hallo Renate,

danke für die Info!

Da kann man mal sehen: Was soll ich davon halten? (Frage an mich selber).

Ganz unbedarft ging ich die bisherigen Jahre nicht meinen “MS-Weg”. Hab mich allerdings auch nicht “forschend aktiv” um einige Sachverhalte gekümmert.

Nehme ich jetzt deine Stichworte, habe ich noch nie davon gehört. Klar, Weisheiten a’la Kortison dichtet die Bluthirnschranke ab schon.

Hallo msb,

danke für dein Feedback! Ich habe mich vor 12 Jahren in das Thema “Schubbehandlung mit Cortisonen” eingearbeitet, seither sind mir die Zusammenhänge einigermaßen klar.

Die Bezeichnung “Schranke” evoziert Vorstellungen von einer rot-weiß lackierten Stange, die von irgendeinem Agenten mit Vollgas gerammt und geschreddert wird (siehe z.B. bei E-E mit ihrer UAW 144 430 - ich verstehe nicht, warum sie der Rote-Hand-Brief zu i.v. Eisen vom Oktober 2013 nicht zufriedenstellt!).

Vom “Durchbrechen” der Blut-Hirn-Schranke zu sprechen, ist ziemlich daneben. Das Endothel in den Hirnkapillaren ist eher eine Art Filter mit variabler Durchlässigkeit.

Beim Gesunden kommen die normalerweise schrankengängigen Stoffe ins Gehirn durch, die nicht schrankengängigen eben nicht. Bekanntlich sind Stoffe wie Zucker, Alkohol, Nikotin oder sonstige Drogen schrankengängig.

Interessanterweise gibt es bei den Cortisonen welche, die besser schrankengängig sind, und welche, die nicht so gut durchkommen. Am besten schrankengängig ist nach aktuellem Wissensstand Dexamethason.

Es gibt nicht nur die Blut-Hirn-Schranke, sondern auch die Plazentaschranke. Methylprednisolon kommt da fast gar nicht durch, aber Dexamethason. Dieses wird darum bei Schwangeren nur angewendet, wenn eine Frühgeburt droht - dann beschleunigt Dexamethason die Lungenreifung des Ungeborenen, damit es atmen kann, wenn es zu früh kommt.

Schwangere, die einen Schub oder eine Anaphylaxie bekommen, müssen ein Cortison nehmen, das nicht plazentagängig ist, also Methylprednisolon, und darauf achten, dass ihr Serumkaliumspiegel stimmt. Neurologen haben da nicht so den Durchblick, man muss ihnen auf die Finger schauen.

Wenn du noch Fragen zu dem Thema hast: ich bin meistens hier zu finden.

Liebe Grüße
Renate