Hallo Andrea,
kein Problem, schließlich hatte ich mich ja angesprochen gefühlt und geantwortet - wobei’s mich schon ein wenig schmerzt, daß Du mit “Jürgen” fremdgehst… ;o)
Bzgl. meines Wissens über die MS läßt Du mir wirklich zuviel der Ehre zuteil werden [erröt]. Zum einen habe ich wirklich eine sehr guten Neurologen und zum anderen hat mich Biologie bzw. Medizin auch schon vor meiner Erkrankung sehr interessiert. Außerdem gibt’s ja noch das gute, alte Internet…
So, nun aber wieder zu den Hard-Facts. Zur Diagnosestellung wurden 1983 die sog. “Poser-Kriterien” aufgestellt, die seitdem immer wieder angepaßt wurden und denen 2001 die Kriterien nach McDonald et al. zur Seite gestellt wurden. Im wesentlichen geht man nach Poser von einer gesicherten Diagnose aus, wenn
a.) 2 “klinisch sichere” Schübe & 2 “klinisch sichere” Herde and verschiedenen Stellen des ZNS vorliegen. Oder
b.) mindestens 1 “klinisch sicherer” Schub, 1 “klinisch sicherer” Herd, 1 paraklinischer Herd vorliegen & positive Oligoklonale Banden im Liquor nachgewiesen werden können.
Genaueres kannst Du auch hier finden:
http://www.leben-mit-ms.de/ms/template/
patienten%2Ctherapie%2Cdiediagnose
2Cdiagnose_befunde.jsp/m/s
Nun zu Deinen “Narben” - nachdem ich die Bilder vom MRT nicht vorliegen habe, bin ich mir nicht so ganz sicher, was Du damit meinst - insbesondere, da Du weiter unten schreibst, daß beim ersten MRT Läsionen im Gehirn und beim zweiten MRT neben denen im Gehirn auch welche in der Wirbelsäule zu finden waren. Normalerweise sind diese Läsionen eben “Narben” (eigentlich Sklerosen, d.h. verhärtete Ablagerungen um die degenerierten Axone).
Und hinsichtlich der von Dir beschriebenen Symptome und deren Verlauf über die Jahre hinweg - ich will Dir ja wirklich keine Angst machen, aber nachdem du seit Januar immer wieder sporadsich auftrende Probleme hast, hört sich daß für mich nun aber doch nach einer schleichenden Verschlechterung an. Zwar denke ich, daß man vom Übergang in eine Progression noch nicht reden kann - aber an Deiner Stelle würde ich mir gut überlegen, ob eine Ernährungsumstellung wirklich die alleinige Behandlung bleiben soll. Bitte vergiß aber nicht, daß ich hier zum einen natürlich nur “Ferndiagnostik” betreibe und auch kein Arzt bin, geschweige denn ein Neurologe. Nimm mich da also vielleicht eher nicht sooo ernst…
Bzgl. der Ernährungsumstellung bei MS liegen mir persönlich zu wenige gesicherte Daten hinsichtlich der Wirksamkeit vor und nachdem Essen für mich sehr stark mit Lebensqualität und -freude verbunden ist, möchte ich mich hier nicht über das als medizinisch sinnvoll erwiesene Maß hinaus einschränken (wie gesagt, habe auch ganz ordentlich abgespeckt - allerdings waren meine Leidenschaft die Süßigkeiten). Näheres bzgl. der Einschätzungen zu speziellen MS Diäten (und auch weiterer komplementär Therapien wie Fischöl- und Nachtkerzenölkapseln) kannst Du hier finden:
http://www.msif.org/de/symptoms_treatments/
ms_the_guide_to_treatment_and_management/index.html
Solltest Du noch ein bißchen mehr über die Schulmedizinischen Therapieoptionen wissen wollen, kannst Du diese hier finden
http://www.rehawelt.de/MS/html/therapien.html
Nachdem diese bisher die einzigen, durch wissenschaftliche Doppelblindstudien abgesicherten, Therapieoptionen sind (wobei sich ja auch hier die Geister scheiden, was wissenschaftlich bzw. gesichert ist…), scheinen Sie mir die einzig vernünftige Alternative bei der Behandlung zu sein. Insbesondere, wenn man bedenkt wie lange ja bereits versucht wird die MS mit wissenschaftlich unbewiesenen Methoden (die meisten “Diäten” gibt es bereits sei mehr als 60 Jahren!) zu behandeln und wie wenig erfolgreich diese doch waren. Während die Schulmedizinischen Ansätze der letzten 10 Jahre doch immerhin hier gewisse Erfolgsraten vorweisen können.
Bzgl. der Wirksamkeit ist es übrigens nicht so, daß bei 50% der Behandelten die Interferone nicht ansprechen, sondern sich bei schubförmiger MS die Anzahl von Schüben um bis zu 50% (andere Studien sprechen von 30%) reduzieren läßt. Der Anteil der Patienten ohne Schübe stieg lt. letzter EVIDENCE Studie bei Behandlung um 31 Prozent. Die subklinische Krankheitsaktivität konnte wesentlich verringert werden.
Vielleicht nicht viel - aber immerhin etwas…
So, nun zum Streß. Ganz sicher ist es so, daß “negativer” Streß eine große Belastung für den menschlichen Körper darstellt, unabhängig davon ob man nun krank ist oder nicht. Das Entscheidende am Streß ist jedoch, daß das krankmachende Element nicht das “pure” Vorhandensein von Streß ist, sondern der Umgang des einzelnen damit. Es kann also sein, daß man durchaus gehörigen Streß hat, dieser aber aufgrund geeigneter Strategien im Umgang, keinerlei gesundheitliche Auswirkungen hat. Hier also keine Panik bei Streß und MS. Und wie sagt ein altes Sprichwort so schön - es wird nicht alles so heiß gegessen wie es gekocht wird ;o)
Und um auf das von Dir angesprochene Arztproblem zu kommen - besonders scharf drauf hin zu gehen bin ich auch nicht gerade und es ist auch beileibe nicht einfach einen guten Arzt zu finden, wo sowohl die fachliche Qualifikation als auch die persönliche “Chemie” stimmt. Nachdem Du ja aber anscheinend schon eine echte Odysee in Sachen Neurologe hinter Dir hast, würde ich Dir empfehlen Dich an ein spezielles MS-Schwerpunktzentrum zu wenden. Ich bin mir sicher, daß die Amsel hier mit entsprechenden Adressen weiterhelfen kann.
Nun zur Wärme - ich habe ehrlich gesagt Wärme noch nie so besonders gut vertragen, habe aber (zumindest glaube ich, daß es so ist - der Mensch vergißt ja so leicht…) durch die MS keine größeren Probleme mit der Hitze. Ab und an treten vielleicht mal wieder ein paar alte Symptome auf (kribbeln, oder so…) aber ansonsten merke ich jetzt (noch) nichts. Aufgrund meiner Fatigue ist der Grat hin zum Unwohlsein sowieso sehr schmal, so daß es bei der in letzter Zeit aufgetretenen Hitze schon so ist, daß ich ganz schön platt bin. Habe aber genügend “gesunde” Kollegen, denen es jetzt nicht wirklich besser geht…
Abschließend noch zur Lumbalpunktion. Meine eigene war erstaunlich Schmerzfrei (sowohl die Punktion an sich, als auch hinterher - Stichwort: Kopfschmerzen), aber nachem ich ja, wie schon erwähnt, eine echte Memme in Sachen Schmerzen bin, kann ich gerne auf eine Wiederholung verzichten, denn wer weiß, vielleicht wird’s ja das nächte mal schlimmer ;o)
Soviel einstweilen von mir, wie immer beste Grüße,
Peter