Hallo,
bin gerade in einer echt seltsamen Phase und kann nicht damit umgehen. Habe seit 5 Jahren MS und mir gehts noch echt gut. Mein Mann und ich befanden uns gerade in einer etwas schwierigen Phase - sind immerhin schon 20 Jahre zusammen, aber wir haben diese überstanden. Jedoch beschleicht mich zur Zeit immer wieder das Gefühl ich sollte meinen Mann verlassen, solange es mir gut geht, damit er sich eine gesunde Frau suchen kann und nicht irgendwann nur aus Mitleid bei mir bleibt. Das bringt mich noch zum Wahnsinn, denn ich liebe meinem Mann und ich denke er mich auch - und trotzdem das Gefühl ist einfach da. Kennt das jemand und wie seit ihr damit umgegangen?

Hallo Conny,
das Gefühl kenne ich. Aber anders Gefragt, würdest Du Deinen Mann verlassen wenn er auf einmal krank würde? Wer kann garantieren, daß er bis zum Ende seines Lebens gesund ist ? Wie steht Dein Mann zu solchen Gedanken? Wenn Du eine gute Beziehung hast sei froh und geniese sie. Sie gibt dir positive Energien für den Verlauf der MS.
Liebe Grüße
Antje

Hallo Conny,

ich führte bei Kenntnis der MS ein offenes, ausführliches Gespräch mit meinem Partner. Somit wies ich ihn auf alle Eventualitäten hin und gab ihm zu erkennen, daß mir eine Trennung leichter fallen würde, wenn sie eintritt, solange es mir gesundheitlich noch recht gut geht. Er sollte nicht warten, bis ich evtl. eines Tages im Rollstuhl o.ä. sitze. Natürlich wollte er sofort antworten, doch ließ ich ihm wirklich ausreichend Zeit, um sich selbst über die Konsequenzen klarzuwerden. Eine Trennung erfolgte übrigens nicht und ich bin sehr froh, daß wir auch diese Hürde gemeinsam bewältigt haben.

Sicher ist es auch für die Angehörigen nicht einfach, doch so lange die Gefühle noch vorhanden sind, sollte eine Trennung nicht in Betracht kommen.

Gruß
Nandu

Hallo Conny,
alsich meine Frau kennen lernte hatte ich eine kaum erkennbare MS. Ich erzählteihr bereits amersten Tag davon. Seither sind 6 Jahre vergangen,wir haben einenSohn,eine Wohnung und ich - einen Rollstuhl.
Ich habe mirimmer wieder ähnliche Fragen wie du gestellt.
Meine Frau sagt mir aber immer wieder, wie glücklich sie sei, mich zu ihrem Mann zu haben und wievielKraft ich ihr gebe.
Wir sind gemeinsam in den Krankheitsverlauf gewachsen - und unsere Partnerschaft ist dabei fester als Granit geworden.
Gib dich nicht auf, gib deinen Mann nicht auf und genießt euer Leben-es ist schön!

Hallo Conny,
überlege es Dir gut, ob Du so einen Schritt wirklich machen möchtest. Mir geht es mit meiner MS den Umständen entsprechend auch noch gut. Ich denke auch nicht: solange es mir noch gut geht. Für mich zählt das Heute, was jetzt ist, und das ist wunderbar. Schlecht gings mir immer, als sich das ganze Horrorszenario der MS in meinem Kopf abspielte. Ich wollte auch immer von meiner Frau die Zusicherung bekommen, dass sie bei mir bleibt und notfalls auch pflegt, bis dass der Tod uns scheidet, wie man so sagt. Diese Gedanken habe ich aufgegeben. Meine Frau wird das tun, wozu ihre eigene Kraft eben reicht, und das weiß heute noch niemand, wo da die Grenzen sind. Ich kann mich nicht bis an mein Lebensende für alles und gegen alles absichern, also lasse ich immer mehr los. Und ich genieße das Leben und finde es toll. Manchmal bin ich dankbar, MS zu haben. Klingt verrückt, nein, ich bin nicht froh über die Krankheit, es sind die wahnsinnig tollen Erfahrungen, die ich vor allem im Leid machen durfte, das hat mich enorm weitergebracht. Ich fühle mich heute mit MS gesünder wie früher ohne MS. Paradox, aber es ist so. Mach Dir nicht so viel Gedanken, was wohl alles sein könnte. Wenn ihr euch liebt, weißt Du, das ist eine Gnade. Genieße es, so wie es heute ist. Viele würden Dich beneiden. Außerdem ist Gesundheit nicht immer nur über den Körper zu definieren. Ein guter Freund von mit, den die MS schwer erwischt hat, übersetzt MS für sich immer so: M-on S-ignore, mein Herr und mein Gott, der mich über alles liebt. Ein starkes Wort. Liebe auch Du, Conny, und lass Dich lieben, es lohnt sich.
Viele Grüße, Wolfgang

Hallo Conny,

bin immer noch dabei, meine Diagnose zu verarbeiten. Die ersten drei Monate war ich ziemlich depressiv. In der Zeit bat ich meinen Mann, mir zu versprechen, dass er nie aus Mitleid bei mir bleibt, sondern sich von mir trennt, wenn er der Sache nicht mehr gewachsen ist.

Er hat es nicht versprochen, sondern gesagt “Das Leben ist nicht planbar. Jeder läuft täglich Gefahr, durch einen Autounfall im Rollstuhl zu landen, einen Hirnschlag zu bekommen, usw. Der einzige Unterschied zwischen Dir und mir ist, dass bei Dir die Wahrscheinlichkeit einer Behinderung etwas größer geworden ist. Und diese Bitte darfst Du nie wieder an mich stellen.”

Mir gings besser, nachdem wir lange miteinander geredet haben. Wir haben gemeinsam um die Möglichkeiten getrauert, die wir durch die MS verloren haben. Andererseits freuen wir uns gemeinsam über die Nähe und das gestärkte Vertrauen, dass wir durch die Krankheit erfahren haben und genießen das Leben noch intensiver.

Vertrau Eurer Liebe und denke an die 20 Jahre, die ihr schon miteinander gemeistert habt.

Hallo Conny,

auch ich sagte meinen Mann nach der Diagnosestellung er solle sich überlegen ob er bei mir bleiben möchte. Wir ware gerade 3 Monate verheiratet. - Doch er holte mich zurück, wurde sogar ärgerlich.

Wenn eine Beziehung auf vier Beinen steht

  1. der Partner ist die absolute Nummer EINS
  2. Liebe
  3. Vertrauen
  4. Achtung und Respekt

dann spiet eine evtl Erkrankung des anderen keine Rolle. Viele Menschen schieben die Trennung im Falle einer Erkrankung auf die Krankheit. Doch wenn sie genau hinschauen, stand auch schon vorher die Beziehung auf sehr wackligen Beinen und die Erkrankung wird als Alibi missbraucht.

Liebe Conny, habe Vertrauen zu deinem Mann doch vor allen “vertraue dir selbst”

Herzlichst Brigitta

Hallo Ihr Lieben,
vielen Dank für Eure Beiträge. Ich war echt gerührt, denn Ihr habt so recht. Im Hier und Jetzt zu leben ist auch für meine Partnerschaft das Wichtigste, schließlich weiß man nie wie es weitergeht - egal ob krank oder gesund - und es wäre doch wirklich schade etwas das funktioniert aufzugeben, nur aus Angst es könnte später nicht mehr funktionieren. Werde Eure Beiträge immer dann hervorholen, wenn das Gefühl “lass ihn gehen, damit er eine gesunde Frau finden kann” wieder da ist…danke