Hallo Zusammen, ich saß vor kurzem bei meinem Neurologen und blätterte in einer MS-Zeitung. Da laß ich, dass es ein neues Medikament geben soll, kommt 2005 auf den Markt und würde nicht wie Rebiff z. B. funktionieren. Rebiff soll ja die Schübe hinaus zögern. Dies soll die Krankheit MS selbst bekämpfen. Hätte schon bei tausenden im Test funktioniert. Konnte aber dann leider nicht weiter lesen, da ich rein gerufen wurde und ich es danach aus lauter Hektik vergessen hatte. Leider hat der Neurologe das Blättle nicht mehr. Hat da irgendwer schon mal was davon gehört? Weiß jemand was genaueres darüber? Das wäre ja die Revolution gegen MS!!! Bitte meldet Euch, wenn ihr mehr wisst!

Hallo Sven,

bei dem Medikament handelt es sich vermutlich um Antegren, dessen Zulassung in den USA beantragt ist. In Europa wird sie Ende 2005 erwartet. Nähere Informationen kannst Du im Internet finden.

Viele Grüße,
Schnecke

Hallo Andreas! Sehr interessant und vielen Dank für diese Info. Dass nicht jeder gleich rumsurfen muss, hier mal der Artikel:

Antegren® (Natalizumab)

Antegren (Natalizumab) ist ein “humanisierter” monoklonaler Antikörper, der an die 4–Untereinheit von 41–Integrin (VLA–4) und 47–Integrin bindet. Diese Integrine sind auf Leukozyten exprimiert. Durch Antegren wird die Interaktion dieser Integrine mit ihren Liganden (VCAM und MadCAM) inhibiert. Dadurch wird die Wanderung von Leukozyten durch die Blut–Hirn–Schranke und durch die extrazelluläre Matrix gehemmt.
Erste klinische Phase–II–Studien mit Antegren bei Patienten mit Multipler Sklerose (MS) zeigten deutliche Effekte auf die Entstehung neuer Entzündungsherde in der Kernspintomographie (MRT) des Schädels.
Zudem war Antegren in diesen Studien gut verträglich, ohne Auftreten schwerwiegender Nebenwirkungen. Aus diesem Grund sind zwei große Phase–III–Studien geplant, die in Zukunft hoffentlich weiteren Aufschluss über die Wirksamkeit von Antegren bei Patienten mit schubförmiger MS über einen längeren Zeitraum geben werden.
Soweit die Zusammenfassung einer der wichtigsten wissenschaftlichen Artikel in der Zeitschrift Nervenarzt, der von von T. Kümpfel, N. Heydari und R. Hohlfeld, Wissenschaftlern an der Neurologischen Klinik und Institut für Klinische Neuroimmunologie, Klinikum der Universität München-Großhadern, 2002 veröffentlicht wurde5.

Ein wenig besser verständlich ausgedrückt heißt das folgendes: Natalizumab, der Wirkstoff in Antegren®, kann die Wanderung von Entzündungszellen, den sogenannten autoaggressiven weißen Blutkörperchen, aus den Blutgefäßen zu den Orten der Entzündung verhindern. Dabei wirkt Natalizumab an der Blut–Hirn–Schranke.
Natalizumab ist ein “monoklonaler Antikörper”, also ein Eiweißstoff. Es blockiert Rezeptoren auf der Zelloberfläche von Immunzellen, die für den Übertritt aus den Blutgefäßen in Entzündungsregionen von Bedeutung sind. Diese Blockade hindert die Immunzellen an ihrer Einwanderung ins Zentrale Nervensystem (ZNS, = Gehirn und Rückenmark). Es wird angenommen, dass damit die Bildung neuer Entzündungsherde im ZNS, wie sie für die MS typisch und im Kernspintomogramm (MRT) nachweisbar sind, verhindert werden.

Anfang der 90er Jahre wurde begonnen, Natalizumab am Tiermodell klinisch zu untersuchen.

Die Ergebnisse einer frühen Studie an 72 Patienten mit schubförmig–remittierender bzw. sekundär progredienter MS, die in England stattfand, zeigte eine Wirkung von Natalizumab auf die Aktivität der Entzündungsherde im ZNS.6

Die Ergebnisse einer klinischen Phase–II–Studie mit MS–Patienten wurden im September 2001 auf dem ECTRIMS–Kongress in Dublin präsentiert. In dieser Studie wurde Natalizumab gegen Plazebo (Scheinmedikament) getestet. Sie dauerte ein halbes Jahr, und es waren insgesamt 213 Patienten beteiligt. Die kurze Studiendauer lässt keine Aussagen über die Wirksamkeit von Natalizumab zu, Schübe auch über längere Zeiträume zu reduzieren oder die Behinderungszunahme über einen längeren Zeitraum zu verlangsamen.

Diese Fragestellung wird momentan in einer Phase–III–Studie untersucht, die ein Jahr dauern soll und in der Patienten entweder Plazebo oder eine Kombination von Natalizumab mit Avonex erhalten. Diese Studie läuft unter dem Namen SENTINEL–Studie.3

Eine weitere laufende Phase–III–Studie untersucht Natalizumab allein im Vergleich zu Plazebo bei schubförmig–remittierender MS. Diese Studie soll zwei Jahre dauern und zur Zulassung des Medikamentes führen. Der Wirkstoff wird intravenös verabreicht.2

Die Firma Biogen entwickelt Natalizumab (Antegren®) für die Behandlung der MS. Professor Rieckmann von der Universität Würzburg rechnet “auch im günstigsten Fall mit einer Zulassung des Medikamentes nicht in den nächsten drei bis vier Jahren”.1

Update 27.02.04: Biogen-IDEC will die Zulassung von Antegren zur MS-Therapie beantragen

In der über zwei Jahre laufenden Phase-III-Studie zu Antegren-versus-Plazebo wurden offensichtlich ermutigende Ergebnisse bei der geplanten Zwischenauswertung nach einen Jahr erzielt. Aus diesem Grund hat sich die Herstellerfirma entschieden, früher als ursprünglich geplant die Zulassung bei der US-amerikanischen Behörde einzureichen. 7

Zulassungsantrag für Antegren wurde bei der FDA eingereicht am 25.5.2004; da dieser “fast track” Status geniesst, sollte eine Entscheidung über die Zulassung innerhalb von 6 Monaten veröffentlicht werden:

http://www.elan.com/News/full.asp?ID=575243

Zulassung ebenfalls beantragt in Canada, Australien und der Schweiz am 17.8.2004
http://www.elan.com/News/full.asp?ID=604859

Soweit ich orientiert bin wurde bei der EMEA die Zulassung ebenfalls schon beantragt.

In verschiedenen Spitälern in der Schweiz gibt es angeblich bereits Wartelisten für MS-Patienten, welche nach der Zulassung eine Therapie mit Antegren beabsichtigen