Liebe Mia,
Du klingst so traurig gerade und so erschöpft. Aber - halt, halt, so muß es nicht sein! Du mußt nicht alles alleine tragen, und die Brückenpfeiler kannst Du vorerst sich selbst überlassen.
Ich habe das Gefühl, Du stehst unter einem riesigen Durck, bräuchtest ganz dringend eine Möglichkeit, diesen Druck loszuwerden, siehst aber niemanden, dem Du Dich anvertrauen könntest, oder denkst, daß andere genügend mit sich selbst beschäftigt, oder nicht die richtigen Gesprächspartner sind für so ein Thema, usw.
So ist es aber nicht! Es gibt sicher Freunde, die gute Gesprächspartner wären - und Du kannst auch noch viele neue Freunde kennenlernen! Vor allem würde ich Dir aber raten, psychotherapeutische Unterstützung zu suchen. Wenn Du in einem größeren Betrieb arbeitest, könnte der Betriebspsychologe eine erste Anlaufstelle für Dich sein. Dort kannst Du auch weitere Adressen und Empfehlungen bekommen. Ansonsten kannst Du z. B. Deinen Hausarzt fragen.
Was Du über Deine Firma schreibst, deutet darauf hin, daß es vielleicht im Moment tatsächlich nicht die Zeit ist, Deine Diagnose mitzuteilen. Um so wichtiger ist es, daß Du anderswo darüber reden kannst!!!
Die Müdigkeit kann von der MS kommen, sie kann aber auch mit durch die Depression bedingt sein und es wäre wichtig, das genauer abzuklären.
Daß Du Dich oft so müde fühlst, daß Du nichts mehr unternehmen willst, kann ich Dir gut nachfühlen. Es ist aber dennoch nicht gut, sich einzuigeln. Das macht die Müdigkeit manchmal noch schlimmer.
Ich hab die Erfahurng gemacht, daß es gut tut, ein paar enge Freunde zu haben, die über die Diagnose Bescheid wissen. Bei ihnen kann ich mich, wenn wir zusammen weggehen, z. B. auch mal für eine Zeit aus dem Gespräch ausklinken, bis ich dann wieder fitter bin.
Eine guten Neurologen zu finden, ist nicht ganz einfach. Es gibt MS-Schwerpunktpraxen. Bei der AMSEL oder der DMSG kann man Dir vielleicht sagen, welche es in Deiner Nähe gibt. Dann kannst Du schauen, welcher Arzt Dir liegt und ob Du vielleicht doch eine Basistherapie beginnen möchtest.
Für jetzt fände ich aber die psychotherapeutische Unterstützung mindestens ebenso wichtig. Du kannst Dir im Regelfall anfangs bei 5 Erstterminen verschiedene Therapeuten anschauen, und Dich dann erst für jemanden entscheiden. Wenn Dir jemand von Anfang an sehr zusagt, kannst Du natürlich gleich dort bleiben!
Mit ihm oder ihr könntest Du dann besprechen, wie Du weitere Unterstützung z. B. von Deinen Freunden bekommen kannst.
Das ist jetzt so eine lange Epistel geworden, daß ich besser aufhöre. Ich denke aber an Dich und wünsche Dir alles Gute!
Liebe Grüße,
Mareike