So schwarz-weiß ist die Sache nicht wenn man weitere wissenschaftliche und kommerzielle Aspekte hinzuzieht:

Therapeutischer Ansatz:
Die KKNMS Leute haben vergessen zu erwähnen, daß die Forscher an eine Art eine Art „Bystander-Suppression“ glauben und wenn es die tatsächlich geben sollte, dann bräuchte man wohl nur ein ähnliches Antigen. Das müßte aber noch bewiesen werden.
Wenn nicht, dann kann man schlecht nur gegen bestimmte autoreaktive T-Zellen impfen und dann glauben man wäre geheilt. Es gibt keine „halbe MS“…

Außerdem sollen Impfstoffe generell nicht sonderlich gut bei Menschen funktionieren, die so eine Krankheit bereits gehabt haben. Man müßte sowas also prophylaktisch oder bereits bei Verdacht verabreichen.

Kommerziell:
Einerseits: Wenn eine kleine Klitsche wie „Bayhill Therapeutics“ am Thema arbeitet könnte ja auch mal ein unkonventioneller Ansatz in kürzerer Zeit gelingen…

Andererseits: Wenn die erstmal feststellen, daß eine MS doch zu komplex ist für den Ansatz, eine Autoimmunität mit einem einen therapeutischen Antikörper zu stoppen, dann schwenken die bestimmt recht schnell auf andere Krankheiten um bei der das Antigen bekannt ist und es bisher keine Behandlungsmöglichkeiten gibt. Das würde noch mehr Visibilität und Geld geben und die Erfolgsaussichten wären besser.

Vielleicht sagen die Biontech Leute aber auch: wir scheffeln gerade die Milliarden. Dann lassen wir uns diese Spielerei mit einer „MS Impfung“ mal eine Weile laufen, selbst wenn das Ding irgendwann an die Wand fährt… Jeff Bezos und Google machen das oft…

@ Marc: Wie kann man am (jedenfalls für mich) frühen Morgen denn schon so strukturierte Kommentare schreiben?
:wink:

…zum therapeutischen Ansatz kann ich nichts schreiben - that is not my area of expertise - aber ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass, genügend finanzielle Mittel und Manpower vorausgesetzt, das eine gute Wette auf die Zukunft ist. Irgendwann wird die Entwicklung von Coronaimpfstoffen abgeschlossen sein.

Münster, das kann ja nur der dä… Wiendl sein.

Sonst werden die Erfolge bei der Mäuse MS doch auch immer gefeiert!?!

Die netten Damen aus Trier hatten kürzlich eine Begegnung mit ihm:

Ein international angesehener MS-Experte hält ein Plädoyer gegen zu großes Streben nach Sicherheit in der Versorgung von MS-Betroffenen.
https://www.ms-stiftung-trier.de/von-wegen-harmlos/

Hahah :smiley: das war auch mein Gedanke.

Das klingt echt relativ vielversprechend.

Ich bin sehr neu im Thema MS, weil ich durch einen traurigen Vorfall mich nun um meinen erkrankten Vater mit der Diagnose MS kümmere. Ergo, ich habe noch nicht so viel recherchiert oder gute Studien zur Heilung/ Impfung gelesen.

Mich stimmt es aber positiv, dass die Wissenschaft und die Medizin nicht aufgeben, sondern immer weiter forschen. Bis am Ende womöglich eine Methode zum Vorschein kommt, die präventiv oder akkut heilt und lindert.

Bitte gerne mehr relevante Studien dazu.

Lieben Gruß
Andi

Hallo Zusammen, der Ansatz ist einer “MS- Impfung” ist in der Tat nicht neu. Jedoch ist der mRNA Ansatz neu. Neu sind auch fundamentale und sehr spezielle Erkenntnisse über die patogenese der “natürlichen MS”. Und auch bekannt sein dürfte, dass am Mausmodell die “künstliche MS” behandelt wird und letztlich ist klar, dass Erkenntnisse am tiermodell keinesfalls 1:1 auf den Menschen in vivo übertragbar sind. Das wars aber auch schon an Kritik!
Worum geht es? Anders als im PNS sind im ZNS keine Schwanschen Zellen sondern oligodentrozyten für die myelinisierung “zuständig”. Die Aminosäurenzusammensetzung von MBP und MOG wurde bereits 1979 ermittelt (Quelle: Wikipedia, et al). Zu Beginn der häufigen RRMS passiert genau diese Deyelisierung mit dem bekannten Angriffsziel auf der Oberfläche des Myelins. Man hat bereits vor 20 Jahren im Rahmen der “molekularen mimiky” versucht, T-Zellen gegen diese Zielantigene zu rekonditionieren. Damals mit mäßigem Erfolg. Die Gründe sind: mausmodell, verschiedene untergruppierungen der ms, technik etc. Nochmal drei Sätze zurück. Also, wird wissen, an welchen Antigenen des Myelin die relevanten Antikörper binden und daher können wir sehr wohl und ich sage dies sehr überlegt und nachdrücklich! Mit der mRNA Technologie gegen diesen Mprozess vazzinieren. Punkt! Das wars. Ganz einfach. Wenn man die hochtechnologie und das Wissen darum beherrscht und das kann man. Liebe Grüße

Vom Prinzip her hast du recht, was man seither aber auch herausfinden konnte, war dass die Antigene sich weder auf das Myelin Oligodendrozyten Glykoprotein (MOG) noch auf das Myelin-Basische Protein richten sondern auf das Proteolipid Protein (Lipophilin).

An der Erstellung von Treg Zellen zur Unterdrückung der Immunreaktionen gegen Lipophilin wird daher auch schon seit Langem geforscht mit mäßigem Erfolg. mRNA Techniken bieten sicherlich neue Hebel und Ansätze, das Grundproblem bleibt aber gleich.

Nun ja, man wird sehen…

Wer wäre denn die Zielgruppe für eine solche mRNA-Vakzinierung?

  • Betroffene?
  • Risikogruppen (wie identifizieren?)

Und was ist mit denen, bei denen die neurodegenerativen Prozessen überwiegen?

Für wen dieser Ansatz wirklich geeignet ist, wird sich wohl dann ergeben, wenn er überhaupt bestätigt wurde.

Generell kann man aber schon vermuten, dass so eine Impfung eine bessere Wirksamkeit haben wird, je früher sie verabreicht wird. Aber dass kann man bei nahezu jeder anderen Therapie auch sagen.

Neurodegenerative Prozesse werden leider nicht nur von “spontanen” Autoimmunreaktionen sondern auch von anderen, längerfristigen Entzündungsvorgängen getrieben, die teilweise über mehrere Jahre hinweg im ZNS “schwielen”…

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33484118/

@marc “Vor der Hacke ist es duster”, was? :slight_smile:

Danke für den Artikel über die iron rim lesions in 7 T MRT.
MRTs mit 7 Tesla Feldstärke sind in D noch ziemlich selten, s. https://mr-gufi.de/index.php/standorte (allerdings sind die Zahlen nicht mehr ganz frisch) und ich kenne niemanden, dessen/deren Aufnahmen mit einem solchen Gerät gemacht worden sind. Auf 1.5 T Geräten ist der “iron rim” noch nicht zu erkennen? Kommt es zu solchen iron rim lesions eigentlich nur im Schädel oder lassen sie sich im Myelon nur nicht fein genug auflösen?

Gruß, SW

> @marc “Vor der Hacke ist es duster”, was? :slight_smile:

Hmm, ganz so duster wie in der Kohlengrube geht’s da hoffentlich nicht zu, aber laut Erfahrungswerten geht man dennoch davon aus, daß nach so einer “schwelenden” Entzündung idR. ein “Black Hole” kommt.

Es gab zwar in Vergangenheit auch andere MRT Bildgebungstechniken, das 7T ist aber wohl am Einfachsten. Und wo treten diese Dinger auf? Anscheinend überall dort wo es weiße Masse gibt. Ob nun im Kopf oder Rücken. Schätzungen zufolge sollen bis zu 40% aller Entzündungsreaktionen so verlaufen.

Was man eben halt auch bemerkt hat ist, dass in diesen Entzündungen keine T-Zellen sondern Microglia and Makrophagen gefunden wurden. Daher wäre so eine MS Impfung in solchen Fällen einfach nicht zu gebrauchen…

Hier ist noch was zum Lesen wenn’s dich interessiert:

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27270171/

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27339071/

Was man gerade mit Mäusen gemacht hat, könnte für uns interessant sein, weil
das selbständig zu den geschädigten Bereichen gekommen ist.

Ich verlinke mal den Artikel für Laien, der Link zur englischen Veröffentlichung kommt nach dem Text.

https://www.stern.de/panorama/wissen/hoffnung-fuer-querschnittsgelaehmte---deutsche-forscher-machen-gelaehmte-maeuse-wieder-mobil-30011760.html

Volltext der Veröffentlichung

https://www.nature.com/articles/s41467-020-20112-4.pdf

Danke für den Link. Tja…mit den Interleukinen spielen die Neuroimunologen gerne rum.
Bei dem meisten (IL-1, IL-7, IL-17…) vermutet man Zusammenhänge mit Entzündungsreaktionen.

Bei IL-6 wird meines Wissens auch schon seit ein paar Jahren rumgeforscht aber aktuell nur um zu sehen ob so ein Zytokin bei einer NMO was bringt.

Naja, und dann muss so ein Ansatz auch nicht Marktreife erlangen. Das letzte Mal, dass sowas geklappt hat, war bei einem Zytokin, welches das IL-2 unterdrückt hat. Das hieß Zinbryta und wir wissen ja, wie erfolgreich die Einführung war…

@marc “… Schätzungen zufolge sollen bis zu 40% aller Entzündungsreaktionen so verlaufen…” Schätzungen auf welcher Basis und von wem? Und was ist mit den anderen 60%?

Danke wieder für die Links.

Natürlich ist da noch ein weiter Weg bis so etwas vielleicht auch beim Menschen funktioniert, aber selbst bei der Maus ist das schon ein super Ergebnis.

Zinbryta (Daclizumab) hat doch super funktioniert, die paar Leberprobleme kann man vernachlässigen…

Mich hat man über mehrer Jahre massiv zum Lemtrada (Alemtuzumab) gedrängt, gut alle vier Monate Plasmapherese war auch nicht ideal, aber die sekundären Immunreaktionen sollten gut behandelbar sein.

Das sehe ich seit 10/2017, meine Autoimmunhepatitis hat seitdem 6x akutes Leberversagen verursacht und mehrfach dachte niemand mehr, dass ich noch mit meiner eigenen Leber wieder aus dem Krankenhaus komme.

Achja…ohne vom Thema hier völlig abschweifen zu wollen, es gibt sogar einen Zusammenhang zwischen Interleukinen und Lemtrada.

Nämlich, dass es seit 2013 eine Empfehlung gab, potentielle Therapie Kandidaten zunächst auf Il-21 zu untersuchen. Lemtrada Patienten mit erhöhten IL-21 Werten haben nämlich ein größeres Risiko von sekundären Autoimmunkrankheiten…

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19546505/

Wahrscheinlich auf Basis der Patientengruppe die derjenige, der diese Aussage gemacht hatte, bei sich in der Röhre hatte…größere Erhebungen gab es hierzu sicherlich nicht da nicht sonderlich viel in diese Richtung geforscht wird.

Die anderen 60% wären halt alle anderen Möglichkeiten wie bsp. die einschlägig bekannten Autoimmunreaktionen…

Übrigens heute schon gibt es mit Cladribin-Tabletten/Mavenclad eine Impulstherapie, die an eine Impfung erinnert: je 2 Wochen Tabletteneinnahme im Abstand von 12 Monaten.

  1. Jahr Grundimmunisierung und 2. Jahr Auffrischung.
    Im 3. und 4 . Jahr werden keine Tabletten eingenommen.

Bestimmte weiße Blutkörperchen, Lymphozyten, werden zu einem gewissen Teil zerstört und danach von Ursprungszellen wieder neu gebildet. Man vermutet, dass die Oberflächenstruktur der neuen Lymphozyten nicht mehr so auto-aggressiv die Nervenzellen angreifen.