hat jemand gute Erfahrungen damit und wenn, was ist sinnvoll ?
Danke

Hallo Konny,

Enzyme waren hier schon öfter Thema. Da ich Allergikerin bin, und außerdem einen Blutverdünner zur Hirninfarktprophylaxe nehmen muss, habe ich keine eigenen Erfahrungen damit machen können/dürfen. Aber vielleicht kannst du ein paar Informationen brauchen:

Diese im TV als “Wellness”-Wundermittel aufwendig beworbenen Kapseln (z.B. Wobenzym, Phlogenzym) enthalten Extrakte aus Ananas und Papaya, und Pankreatin aus Schweine-Bauchspeicheldrüsen (Schlachtabfall-Extrakt). Pankreatin bewirkt bei einer Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse eine Verbesserung der Verdauung.

Die Kapseln soll man laut Hersteller-Empfehlung bei verschiedenen Beschwerden oft in großen Mengen als eine Art „Stoßtherapie“ einnehmen. Es soll übrigens sogar “alternativ” eingestellte Neuros geben, die ihren MS-PatientInnen solche Enzympillen als “sanfte”, “ganzheitliche” … usw. MS-Therapie empfehlen.

Die Apotheker verdienen sich mit dergleichen Lügen eine goldene Nase an Gesunden, die auf die Wellness-Werbung in Laienpublikationen und im Werbe-TV ansprechen.

Bekanntlich ist gemäß Heilmittelwerbegesetz öffentliche Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente in Laienmedien verboten und strafbar. Eine Rezeptpflicht und damit ein Werbeverbot für dieses Enzymzeugs, das ich für gefährlicher halte als Aspirintabletten, wäre ein GAU für Schlachtabfallverwerter!

Daher ist das ganze “alternative” Zeugs frei verkäuflich. Es wird behauptet, dass diese Verdauungsenzyme durch den Blutkreislauf im ganzen Körper verteilt werden, auf diesem Weg zu Entzündungsherden und Blutergüssen gelangen, und diese quasi „auflösen“. vogelzeig

Wie kommen Pankreasenzyme von toten Schweinen oder Extrakte von Ananasstrünken zu den Läsionen? Wenn das funktionieren würde, müsste doch körpereigenes Pankreatin aus der eigenen Bauchspeicheldrüse viel besser zu MS-Herden im Gehirn oder zu Hämatomen am Hintern gelangen, als ein in Pillen aufgenommener Extrakt aus den Bauchspeicheldrüsen von Schweinen?

Weder-noch. Tatsächlich bleiben solche Enzyme nachweislich zu 99,9 % im Verdauungstrakt, und auch die Hersteller haben keine plausible Erklärung dafür, wie sie dann anderswo hin gelangen und dort wirken sollen – abgesehen vom Placebo-Effekt.

Die Unwirksamkeit von Enzymen bei MS wurde in Studien nachgewiesen. Mucos, der Hersteller der beliebtesten Enzym-Kapseln, finanzierte sogar selbst eine solche Studie; sie wurde aber wegen des – wohl eher peinlichen – Ergebnisses verfrüht abgebrochen, und das Ergebnis sickerte erst allmählich durch.

Nebenwirkungen laut Beipackzettel:
"Häufig kann durch die Enzymwirk. eine harml. Veränderung des Stuhls in Beschaffenheit, Farbe u. Geruch auftreten. Selt. beobachtete allerg. Reaktionen klingen nach Absetzen der Medikation ab. In Einzelf. kann es jedoch auch zu schw. Reaktionen bis hin zum anaphylakt. Schock kommen.

Bei Einnahme höherer Einzeldosen wurde häufig über Völlegefühl, Blähungen u. vereinzelt über Übelk. berichtet. Dies läßt sich durch Verteilen der Dosis über den Tag vermeiden. Eine Vermind. der Gerinnungsfähigk. d. Blutes kann nicht ausgeschlossen werden." (BPZ Ende)

Bei Blutgerinnungsstörungen oder Behandlung mit Gerinnungshemmern und in der Schwangerschaft sollte man mit Präparaten wie Wobenzym oder Phlogenzym sehr vorsichtig sein (besonders wenn man Ananas oder Papaya nicht verträgt). Bei Bluthochdruck können blutverdünnende Mittel zu Hirnblutungen führen. (CAVE!)

Ansonsten ist es allemal gesünder, Früchte frisch zu kaufen und zu verzehren (bei Ananas den Strunk mitessen!), als deren Extrakte in Kapseln zu schlucken.

Problematisch bei Pankreatinpräparaten ist, dass sie die Resorption von Folsäure beeinträchtigen können. Gerade Folsäure soll sich bei uns aber günstig auf die Nervenfunktion auswirken. Ich persönlich halte den Konsum von Pankreatinkapseln darum bei uns Entmarkten für kontraproduktiv!

Ein Heilpfuscher, der seinen Kunden etwas so Riskantes wie Wobenzym andreht, hat nur eines verdient: einen Tritt in den A****! - Damit sie nicht so nach Schlachthof riechen, ist diesen Kapseln eine Menge Vanillin zugesetzt. Diese Chemikalie verleiht selbst Schlachtabfällen ein leckeres Aroma.

Übrigens, bis 2005 (siehe frühere Beipackzettel) enthielten die Wobenzym-Kapseln auch Dibutylphthalat, einen krebserregenden Weichmacher, der im Verdacht steht, das Hirn zu schädigen – das verschwand dann klammheimlich aus der Zusammensetzung. Heilpraktikern und anderen Propagandisten „alternativer“ Mittelchen konnte damals der Vorwurf nicht erspart werden, dass sie mit der „Enzymtherapie“ ihren Patienten bedenkenlos Schaden zugefügt hätten. Also, ab damit in den Müll!

Liebe Grüße
Renate

Danke, dann besser nicht. Wobenzym wurde ganz früher auf Rezept verabreicht.

War es damals Rezeptpflichtig?

das glaube ich nicht

2007 habe ich in einem Haus gearbeitet, da bekamen das Privatpatienten zu ihren Medikamenten dazu bei Hüft-OP´s oder sonstigen Knochen-/ Gelenk-OP`s, zumindest wurde das normal bestellt in der Apotheke, heute ist das Haus privat und da ist alles anders…unsere schöne 2 Klassenmedizin mit einem ganz tollen Kosten-Abrechnungssystem, was eigentlich extrem krank ist…