Hätte da mal eine Frage und da ich deine Beiträge sehr schätze in Bezug auf Zahlen folgende Frage.

Startpunkt RRMS

Gibt es irgendwo zahlen ob Tysabri oder Ocrevus wirksamer ist? Habe nur die ARR Werte gefunden und sonst nichts zu diesem Thema.
Hierbei geht die Tendenz Richtung Ocrevus. Gibt es hierzu Vllt bessere vergleichsweise ?

Gruss
Flo

Bin wohl nicht marc, aber:

Schon alleine das ocrevus ewig braucht bis es aus dem körper draußen ist, würde ich es an die hintere stelle setzen.

LG

Meine Meinung zu Ocrevus ist bekannt. Knusperkeks hat letztens eine ziemlich nüchternen Beschreibung ihrer Okrevus-Therapie gegeben. Ich würde auch nachdem ich das Von Knusperkeks gelesen habe weiter meinem Onko zustimmen und eher zu Rituxi neigen…

Ob Hit Hard and Early richtig ist weiß ich nicht, sei die Spätfolgen im Nebel liegen…
Das nächste was mich als Neubetroffener auch in die Entsdcheidung einbezogen werden sollte ist die Auschleichdauer die DH angesprochen hat.

Bei einer Statistik ist immer die Unabhängigkeit wichtig, ansonst gilt, trau keiner Studie die Du nicht selbst gefälscht hast. Es ist verdammt einfach und Papier ist geduldig… Sorry für den Raub der Illusion aber Studien sind ein Marketinginstrument…

Hi Flo,

Hinsichtlich der Schubunterdrückung sind beide Therapien laut Zulassungsstudien etwa gleich hoch.

Ocrevus:
…Superior relapse rate reductions vs Rebif at year 2 of pivotal studies.
RELATIVE REDUCTIONS IN ANNUALIZED RELAPSE RATE: 46% (Opera I) / 47% Opera II…

Tysabri:
… In a placebo-controlled clinical trial, the use of natalizumab reduced the relapse rate (68%) and progression of disability (42%) over a period of 2 years…

Also Tysabri etwas besser wobei Ocrevus halt ein schwach-wirksames Interferon als Referenzwert hatte.

Was aber bei diesen Diskussionen immer wieder übersehen wird ist, dass hinsichtlich Wirkung Tysabri bei Progredienten Verlaufsformen eigentlich sogar schon bessere Studienergebnisse lieferte als Ocrevus…

Es gab nämlich die ASCEND Studie von Tysabri an SPMS Patienten die zwar keine Verbesserung der EDSS Werte verzeichneten, dafür aber eine komplette Stabilisierung der Oberkörpermotorik. Eigentlich hätte Biogen darauf mit einer Folgestudie eine Zulassung für progrediente Formen erhalten können…was sie aber aus irgendwelchen Gründen nicht tat…

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29545067

Ist also irgendwie etwas besser als die Roche ORATORIO Studie wo man sogar einräumen musste, dass die einzige Effektivität nur bei bereits bestehenden Läsionen bestand…

„We observed in this clinical trial population that most of total brain non-enhancing T1 hypointense lesion volume accumulation was derived from chronic lesion activity within pre-existing T2 lesions rather than new T2 lesion formation.“

Und dabei war die Studiengruppe bei ASCEND schon deutlich älter und eingeschränkter: „…over 60% of study subjects had an EDSS of 6.0 or 6.5“ im Vergleich zu ORATORIO wo mehr als 60% einen ESSS Wert von unter 6.0 hatten…

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Hallo Marc,

tut mir leid für die etwas verspätete Reaktion auf deine Antwort.

Nach den Zulassungsstudien sind deine Zahlen richtig. Hab mir mal die Mühe gemacht und sowohl die Poster von Tysabri (ECTRIMS 2019 https://onlinelibrary.ectrims-congress.eu/ectrims/2018/ectrims-2018/228751/ludwig.kappos.real-world.data.from.over.10.years.in.the.tysabri.observational.html) als auch die Poster zu Ocrevus (Echtrims 2018 https://onlinelibrary.ectrims-congress.eu/ectrims/2018/ectrims-2018/228434/stephen.hauser.long-term.reduction.of.relapse.rate.and.confirmed.disability.html) zu durchforsten.

Da ist zumindest bezogen auf die jährliche Schubrate (ARR) Ocrevus dem Tysabri überlegen.

Tysabri

  1. Jahr ARR 0,24
  2. Jahr ARR 0,19
  3. Jahr ARR 0,15
  4. Jahr ARR 0,12

Ocrevus

  1. Jahr ARR 0,14
  2. Jahr ARR 0,125
  3. Jahr ARR 0,103
  4. Jahr ARR 0,081

Jetzt ist die Frage liegt es am Patientenkollektiv, dass die Krankheitsaktivität davor bei den Tysabris schon höher war oder ist es wirklich so, dass Ocrevus “schneller” wirkt und Tysabri etwas zeitverzögert zur ersten Infusion?

@Marc laut Poster (siehe Link oben) zu Tysabri haben sich in 9 Jahren “nur” 25 % der MSler einer bei 24 Wochen bestätigten Progression unterzogen. Sind diese Zahlen wirklich glaubwürdig? Progression bei solchen Studien wird ja meist um eine Verschlechterung >= 1,0 EDSS Punkte dargestellt. Auffällig ist hierbei, dass die jährliche prozentuale Zunahme der Behinderung im 1. Jahr noch relativ hoch ist und dann die Steigerung der verschlechterten Patienten immer geringer wird. Wie lässt sich dass erklären?

Gruß
Florien

Hi,

Danke erstmal dass du überhaupt geantwortet hast. Ich habe oft das Gefühl, dass manche hier nur Infos abgreifen und danach verschwinden. Leider habe ich auch deine persönliche Situation nicht parat um dir eine hilfreichere Antwort zu schreiben.

Du wolltest mit Ocrevus starten? Wieso? Wie lange hast du deine Diagnose schon? Ist das deine erste Therapie?

Danke für eine Links. Ich kannte beide Poster nicht. Weiß aber auch nicht, diese von der Aussagekraft her für eine direkten Vergleich geeignet sind. Die Beobachtungen zu Tysabri sind für eine offene, internationale Gruppe von über 6000 Patienten. Bei Ocrevus wurde nur eine ausgewählte Studiengruppe von etwas über 1000 Patienten open label weiter verfolgt.

Die erhöhte Schubzahl im ersten Jahr bei Tysabri ist jedenfalls nicht weiter verwunderlich da Tysabri als Esakallationstherapie verschrieben wird. Patienten sollten mindestens zwei Schübe im vorhergehenden Jahr unter der bestehenden Therapie gehabt haben damit Tysabri verschreiben werden kann. Dann benötigt man idR. ein paar Monate, bis ein ausreichender Pegel im Serum aufgebaut wird. Und dann muß die BHS noch ausreichend abgedichtet werden, dass die entzündlichen Lymphozyten draußen bleiben. Das ganze dauert schon mal bis zu einem Jahr.

Ocrelizumab hat hingegen eine deutlich direktere Wirkung: deine CD20 B-Zellen werden im Serum umgehend zerstört und kommen nicht mehr ins ZNS…

Womit wir wieder beim eigentlichen Problem mit Ocrevus wären: das Tysabri Poster zeigt eigentlich recht eindrucksvoll, wie T. über einen längeren Horizont hinweg erfolgreich als temporärer „Bremsklotz“ bei erhöhter Krankheitsaktivität verwendet wird.

Mit einer durchschnittlichen Anwendungsdauer von drei Jahren wird Entzündungsaktivität auch zehn Jahre später nachhaltig unterdrückt. Bei solchen Ergebnissen wäre die anschließende Frage, ob - abgesehen vom möglichen Rebound - noch irgendeine Folgetherapie anschließend notwendig ist.

Bei anderen Esklationstherapien - wie z.B. Cladribin oder Lemtrada- ist es jedenfalls üblich, diese über einen begrenzten Zeitraum zu nehmen und dann eigentlich Therapien eigentlich ausklingen zu lassen…da man sich idR. eh‘ danach in einem progredienten Krankeitstadium befindet.

Bei Ocrevus soll es aber laut Zulassunganweisung ewig weiter mit halbjährlichen Gaben weitergehen. Und wie es Patienten damit langfristig geht, weiß noch niemand. Rituximab ist kein Maßstab, da wenigstens die Leukozyten vor der nächsten Gabe wenigstens zurück kommen müssen…

Gruß,
Marc

Hallo Marc,

bin auch ein Fan Deiner fundierten unaufgeregten Beiträge.
Ich habe meine ersten beiden Zyklen Mavenclad hinter mir und muss sagen, es geht mir so gut, wie noch unter keiner anderen Therapie vorher.

Zu Mavenclad wird oft gefragt wie es nach dem 4. Jahr weiter geht.
Eine Information dazu direkt von Merck. Die Daten wurden wohl auch bereits im September 2019 in Stockholm vorgestellt.

„[…] Zum Zeitpunkt fünf Jahre nach Erhalt der letzten Dosis MAVENCLAD wiesen annähernd zwei Drittel der Patienten (64 %) keine Behinderungsprogression auf und mehr als die Hälfte der Patienten (57 %) war schubfrei. […]“

https://www.merckgroup.com/press-releases/2019/sep/de/Neue-Real-World-Daten-untermauern-Langzeitwirksamkeit-und-Sicherheitsprofil-von-MAVENCLAD-DE.pdf

Gruß
Billy

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