Hallo Konny,
das hängt etwas davon ab, was du als profitieren empfindest. Ich bin 40, seit 18 Jahren erkrankt und hab einige Therapien gemacht mit anderen Medikamenten und jetzt seit März 2018 bei Ocrevus mit dabei. Und ja, ich bin schon froh, dass es sowas nicht zur Wahl gab, als ich neu war. Wenn du mit profitieren meinst, dass die MS still ist: ja das ist meine, zumindest was Neues betrifft. MRT völlig stabil seitdem, gefühlt hast sich sogar die Spastik etwas zurückgezogen und haut nicht mehr so feste zu, wenn sie sich mal meldet. Obs daran liegt: wer weiß… Insofern kann man das auf MS bezogen bestimmt als erfolgreiche Behandlung bezeichnen.
Man muss sich aber auch klar sein, dass das kein Zückerli ist. Nach den Dosen im ersten Jahr (also die 2 Halben und die erste Ganze) war ich über einen Monat total mau, sehr energiegedrosselt und vor der Tagesschau im Bett, weil ich so fertig war. Infektanfällig war ich nie… bisher. Vor 3 Wochen hatte ich mir ein Infektchen eingefangen, sollte mich schonen und es schien vorüber zu gehen. War da auch beim Arzt, wollte nichts anbrennen lassen. Dienstag in dieser Woche kam Diagnose, Lungenfellentzündung mit Erguss an der Lunge und Entzündungen im unteren Lungenbereich. Schmerzmedis, Antibiotika… Trotzdem sind die Ärzte etwas irritiert, weil wegen der Suppression der Körper gar nicht anspringt. Die Immunantwort bleibt aus, CRP ist im Normbereich. Im Blut lässt sich nichts nachweisen, ich hab kein Fieber… Ultraschall, Röntgen und Gewebeproben sind aber eindeutig und Schmerzen hab ich ja nunmal auch, sonst wär ich da nie drauf gekommen.
Der Körper im Gesamt ist durcheinander, das muss man sich schon klarmachen, was eine Suppression da eben auch anrichtet. Im Guten - siehe oben, die Klatsche kommt an anderer Stelle. Die für mich erhellendste und kundigste Beratung hatte ich bei einem Onkologen, der auch Hämatologe ist und bei dem ich vor einigen Monaten wegen schlechter Blutwerte gelandet war. Die neurologische Beratung zu einem eigentlich Krebsmedikament halte ich mittlerweile für nur eingeschränkt ausreichend.
Und, auch das finde ich wichtig: es ist keine Entscheidung, die du mal eben zurücknehmen könntest. Meine B-Zell-Quote ändert sich über ein halbes Jahr bis zur nächsten Infusion so gut wie gar nicht. Bis mein Immunstatus wieder normal ist, dürfte es eine ganze Weile dauern und dann ist man eben auch erstmal für neue Medikationen geblockt.
Alles Dinge, die halt realistisch (zumindest für meinen Fall) sind, da würde ich nie sagen, ich profitiere total. Ich bin mir nur eben auch bewusst, was ich an anderer Stelle nicht bekomme an gesundheitlicher Einschränkung, weil ich vor Tysabri und Ocrevus als die einzigen Behandlungsformen, mit denen ich mal schubfrei blieb, eben auch erfahren durfte, was meine MS so kann.
Dir schöne Feiertage und lass dir Zeit mit der Entscheidung, läuft alles nicht weg.
Herzlichen Gruß
Keksi