Liebe Idefix,
stimmt, in der Onkologie hat Dexamethason einen sehr guten Ruf, siehe auch hier: https://www.onkologie-partner.de/krebsbehandlungen/medikamente-gegen-uebelkeit#dexamethason
Wahrscheinlich sind nur die deutschen Neuros fixiert auf ihr ultrahochdosiertes (Methyl)Prednisolon, weil sie sich noch 27 Jahre nach der Veröffentlichung im NEJM an die fehlerhafte Becksche Optikusneuritis-Studie klammern. Darin sehen sie ihre Legitimation für ihre Overkill-Dosen.
Es gibt auch irgendwo eine pseudo-wissenschaftliche Begründung dafür, dass man zur Schubbehandlung die hohen Grammdosen verwendet, aber die habe ich vergessen. Mein erstes Cortison habe ich mit ~16 vom Allergologen bekommen.
Tatsache ist, dass Hormone (wie Cortisonpräparate) in unserem Körper in winzigen Mengen (in Milligramm-Dosen) wirken. Tatsache ist aber auch, dass selbst eine Überdosis nicht tödlich ist. Von welchem Medikament kann man das Hundertfache der Normaldosis nehmen, ohne daran zu sterben?
Die geradezu hysterische Angst mancher Anwender vor Cortisonpräparaten ist ebenso unbegründet wie ihr lockerer Umgang mit gefährlichen rezeptfreien NSAR wie Aspirin oder Thomapyrin, an denen jährlich mehrere Tausend PatientInnen versterben ( https://www.aerzteblatt.de/archiv/21437/Studie-zur-Mortalitaet-durch-NSAR ).
An den Cortison-Grammdosen der Neurologenbranche sterben die wenigsten PatientInnen, obwohl sie’s bei mir vielleicht geschafft hätten, mit 4 x 500 mg Solu-Decortin H (i.v. Prednisolon) ohne Kaliumsubstitution bei meinem Diagnose-Schub. Sie hatten wohl das “Cave” in der Präparate-Info nicht gelesen, worin vor der Hypokaliämie gewarnt wird.
Das einzige Argument, das die Neuros gegen Dexamethason bringen, ist, dass es zu einer Steroidmyopathie führen kann. Diese ist eine Folge der Einnahme von hohen Cortisondosen, oder von deren Anwendung über längere Zeit. Das gilt aber für alle Glucocorticoide, nicht nur für Dexamethason.
Ich erinnere mich, vor ein paar Jahren einen Artikel gelesen zu haben, in dem eine Steroidmyopathie speziell mit Dexamethason in Zusammenhang gebracht wurde. Was aber nicht haltbar war. Bei den Beckschen Overkill-Dosen habe ich noch keine Warnung vor einer Steroidmyopathie gelesen, und bei dem immer noch nicht ganz abgeschafften “Ausschleichen” auch nicht.
Meine Argumente, warum die Becksche Optikus-Neuritis-“Studie” keine solche war, habe ich schon x-mal angeführt. Selbst W.W. hat es irgendwann gerafft. Es wurden unverblindet zwei verschieden starke Cortisone gegeneinander getestet, was hat das mit einer “Studie” zu tun. Nichts.
Beck wollte mit der “Studie” nur Reklame für die Firma machen, die er im Jahr darauf gründete, das “Jaeb Center for Health Research” in Tampa, Fla., das kommerziell Studien durchführt. Und diese Werbe-“Studie” beten vor allem die deutschen Neuros seit über 25 Jahren kritiklos nach. Liegt diese Autoritätsgläubigkeit im deutschen Wesen?
Liebe Grüße
Renate