… und wenn das Pausenbrot in den Dreck gefallen war, pusteten wir ihn weg und aßen weiter. Und sind nicht dran gestorben. Wir lernten ohnehin: Ein Kind muss sieben Pfund (3.500 g) Dreck gefressen haben, damit es gesund bleibt.
Bei uns gab es noch keinen Hygienewahn. Wir aßen ungewaschene Beeren, und wuschen uns (nicht weitersagen!) vor dem Essen nicht die Hände. - Ich wusch mir eigentlich nur vor dem Lesen die Hände, weil ich meine Bücher liebte.
Obst und Salat usw. … aß man alles roh, vom Baum oder vom Acker weg. Wenn man es “keimfrei” haben wollte, musste man es kochen, und das schmeckte oft nicht mehr. Wer kocht Salat?
Erst als man viel Obst und Gemüse nicht mehr auf dem Wochenmarkt holte, sondern im Supermarkt, und alles von dort irgendwie “gespritzt” war, versuchte man, das Gift abzuwaschen, ehe man hineinbiss. Aber hat man Himbeeren jemals gewaschen? Hat man Salat jemals gekocht?
Durch “normale” Ernährung bekamen wir genug Dreck ab, und der Hygienewahn hatte keine Chance. In meiner Kindheit putzte man mit ATA, Schmierseife und Spiritus, den ganzen Plastikflaschenkram gab es noch gar nicht, “Mr. Proper” & Co. usw. “Geschirrspülmittel” war ein Pulver wie Waschpulver.
Daher kann ich mir nicht vorstellen, dass irgendein Hygienewahn an meinen Autoimmunerkrankungen schuld sein soll. Mein Vater hatte diese Gene ja auch, Asthma, Allergien, Psoriasis … und der war Jahrgang 1914.
LG Renate