“…aber von denen liest man ja nichts in Foren…”
Ich kenne eine solche MS-lerin, schon seit 2006. Damals konnte sie noch schreiben und sprechen. Ich habe sie im “Lebensbaum”-Forum kennengelernt. Das existiert nicht mehr, es wurde vom letzten Inhaber dicht gemacht und beseitigt.
Diese Frau hatte leider eine rasch fortschreitende MS, kriegte damals Imurek und immer mal wieder Mitoxantron. Sie hatte damals noch viele Hobbys, für die leider eine funktionierende Feinmotorik gebraucht wird - Kalligraphie, sticken, Teddys bauen … das ging irgendwann alles nicht mehr.
Ihr Ehemann, der sie jahrelang gepflegt hatte, konnte irgendwann nicht mehr, nach über 25-jähriger Ehe, fand eine andere Gefährtin und zog mit ihr zusammen. Geschieden sind beide nicht. Ihr erster Sohn war ein Sternenkind, in der Zeit vor fast 30 Jahren, als man Totgeburten noch mit dem Klinikmüll entsorgte. Der Kleine hat kein Grab, keine Gedenkstätte, nichts.
Der zweite Sohn lebt, ist jetzt ~27, Kfz-Mechatroniker und Fachlagerist. Er hat als Jugendlicher seine Mutter gepflegt. Von seinem erstgeborenen Bruder hat er nie erfahren. Das ist alles so herzzerreißend, dass man es sich nicht vorstellen will.
Ich muss mich immer mal wieder auf meine Hände setzen, um dem zweiten Sohn nichts von seinem Bruder zu erzählen. Es ist sehr schwierig! Ich kaufe der Frau immer wieder etwas, was ihre Kasse nicht zahlt, eine Dekubitus-Unterlage oder Trinknahrung … oder was zum Lesen …
Ach, wenn man zu nah rangeht, sieht man viel zuviel Elend. Man sieht, dass die MS, von nahem besehen, so beschissen ist wie ihr Ruf.
LG Renate