Ich hoffe, dass deine behandelnden Ärzte dir mehr Entscheidungshilfe leisten als einen Stapel Medikamentenbroschüren in die Hand zu drücken…
In deiner Situation sind bei der medikamentösen Behandlung mittlerweile zwei alternative Vorgehensweisen in der Diskussion: Eskalation oder Induktion.
Bei der klassischen Eskalationstherapie schlägt man Dir im Laufe der Behandlung sukzessiv Therapien mit einem höheren Wirkungs/Risiko Profil vor, wobei Risiko mitunter auch nur aufgrund von fehlenden Daten aus langzeit Kontrollstudien sein kann.
In der Eskalationstherapie wird nach fehlender Wirkung von sogenannten Basis Therapien, also Copaxone/Interferone zunächst Tysabri empfohlen- was aktuell auch das Medikament mit den meisten Langzeiterfahrungen sowie einem relativ hohen Wirkungsgrad ist. Einige Patienten bleiben daher auch viele Jahre bei dieser Therapie.
Nach Tysabri würde man dir idR. Fingolimod empfehlen und/oder danach eine Immunsuppressive Therapie wie aktuell Ocrevus oder Mavenclad. Eine Behandlung mit Lemtrada käme erst als Ultima Ratio bei fehlender Wirkung von mehreren vorherigen Therapien in Frage.
Das ist die konventionelle Vorgehensweise.
Da du aber ein Profil von heftiger initialer Entzündungsaktivität verbunden mit akutem Risiko von entsprechenden neurologischen Ausfällen, beschreibst, gibt es auch auch mittlerweile einige behandelnde Neurologen, die medikamentös direkt auf Immunsuppresoren umsteigen um deine akuten Entzündungen direkt auszulöschen in der Hoffnung dass danach dein Immunsystem sich in der Folge beruhigt.
Das heißt man könnte dir vorschlagen entweder auf Ocrevus oder auf Mavenclad umzustellen wobei Ocrevus laut EMA Nebenwirkungsliste zwar zu deutlich mehr Nebenwirkungen führen kann als Mavenclad, jedoch auch eine etwas stärkere Wirkung (im Sinne von nachhaltiger Reduktion der CD19/20 Lymphozyten) zeigt. Lemtrada hat nachweislich die höchste Wirkung im Sinne dass ein komplettes Immunsystem auf mehrere Monate quasi ausgeschaltet wird, hat aber auch dementsprechend einige Nebenwirkungen mehr als die anderen Therapien… Wäre auch garnicht für deine Situation zulassungstechnisch indiziert.
Wie dem auch sei, frag deine Ärzte zunächst, welchen grundsätzlichen Weg sie dir medikamentös empfehlen würden und erkundige dich nach Tysabri, Ocrevus, oder Mavenclad. Das wären m.E. die Therapien, die am ehesten in der vom dir geschilderten Situation in Frage kommen würden.