Hallo Amy,
der in die Jahre Gekommene ist nicht imstande, seinen persönlichen Ekel vor Kranken, Behinderten und Hilfsmitteln selbstkritisch zu reflektieren.
Bei seinem Herrn und Meister, dem “Braunen Müslipapst”, Antisemiten, Impfgegner und Rassenhygieniker Bruker, hatte er gelernt, dass der erbgesunde Nachwuchs der Herrenrasse bei “gesunder” Ernährung mit Rohgetreide selbst Epidemien schadlos übersteht - ohne die “jüdische Schulmedizin” mit ihren Impfungen.
Vielleicht deswegen sein unterschwelliger, immer wieder durchkommender Hass auf MS-Kranke und Behinderte? In den letzten Jahren seiner Berufstätigkeit ist er vor Behinderten an nicht barrierefreie Kliniken geflüchtet, damit er nicht mit den Folgen einer fortgeschrittenen MS konfrontiert wird - die er nicht wahrhaben will.
Vielleicht wurde er bei der Wahl seines Studienfachs fremdbestimmt? Oder er hatte als Jugendlicher selbst Phantasien vom ärztlichen Wirken als “Herr über Leben und Tod?” gehabt, die gerade bei einer unheilbaren Krankheit wie MS nicht in Erfüllung gehen, und seine Aversion gegen Kranke rührt da her?
Weiß eigentlich jemand, wo seine nicht-medizinischen Werke erschienen sind? Der Roman über die Geigerin Hanna(h -?) und ihren Arztfreund? Oder der über den Schüler, der ein Nazi wurde? Der sollte nicht so grob gestrickt sein wie die Glatzen von der Springerstiefel-Fraktion, sondern einer, der Bücher wie “Mein Kampf” oder Rosenbergs “Mythus” gelesen hatte.
In der Zeit, als er daran schrieb, unterschied W.W. auch schon mal zwischen “Juden und Ariern” - peinlich, peinlich über alles, über alles in der Welt!
LG Renate