> Hi Marc696,
> bei Ocreilzumab sind die Daten in der Zulassung für MS erhalten, da war das Tumorrisiko um das 2-3 fache erhöht.
> Zu Rituximab gibt es einige Veröffentlichung auf englisch, sind zu finden.
> Bei Cladribin wurde die Zulassung 2010 von der EMA und FDA verweigert, weil das Tumorrisiko eine zu große Unbekannte war. ( Als gravierende Nebenwirkungen war in Testreihen unter anderem der Rückgang weißer Blutzellen (infolge von Knochenmarksschädigung) und damit ein erhöhtes Krebsrisiko beobachtet worden.)
> Nach der Zulassung soll nun ein Register aufgebaut werden, die alle Anwender über 10 Jahre beobachten wird. Also gibt es die realistischen Zahlen vielleicht in 12 Jahren.
> Dann aber für einige vielleicht 12 Jahre zu spät…
Aktuell gibt es Veröffentlichung die die bisherigen Studien auswerten und da sei kein erhöhtes Tumorrisiko beschrieben, aber es fehlt halt einfach noch der Faktor Zeit.
> Gleiches gilt leider auch für andere Therapien, die auf die Blutbildung hin wirken und die Immunabwehr verändern.
> Und das größte Problem ist halt, sieht man das Medikament dann im Zusammenhang mit einer Erkrankung die erst nach X Jahren auftritt oder nicht.
> Man weiß leider, dass etliche Krebsarten durch Viren ausgelöst werden und wenn das Immunsystem nicht mehr richtig arbeitet, nicht alle Viren in Schach gehalten werden können.
> Grüße
> Lucy
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Hi LucyS,
Danke für die Zusammenfassung. Ich verstehe also, dass bei manchen Therapien die Langzeitstudienregister aufgebaut sind und zumindest dort irgendwann in 10 Jahren Ergebnisse kommen könnten.
Bedeutet im Umkehrschluss dass aktuelle Diskussionen zur erhöhten Tumorgefahr ausschliesslich auf Anekdoten aus Zulassungstudien beruhen mit der entsprechenden Einschränkung, dass diese eigentlich unbrauchbar sind um aussagekräftige Krebsrisiken darzustellen.
In dem Fall wäre es sinnvoller Aussagen zum Tumorisiko etwas mehr zu qualifizieren bevor diese ohne vernünftige Grundlage oder Beleg in Risikodiskussionen eingestreuut werden.
Dein Einwand zum erhöhten Risiko unter Cladribin ist zum Beispiel schon vor vielen Jahren wiederlegt worden.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4592538/
was auch nicht weiterverwunderlich ist, da die Datenbasis und der Beobachtungszeitraum derart kurz waren, das geringste Datenausreißer (in diesem Fall 2 Patienten die tatsächlich “gesund” geblieben sind).
Und der Rückgang weißer Blutzellen kann übrigens keine “gravierende Nebenwirkung” sein, da das Therapieziel von Immunsuppressoren nunmal ist. Und “Knochenmarksschädigung” im Sinne dass keine Lymphozyten mehr nachwachsen ist seit Zulassung eigentlich bisher nur bei Ocrelizumab beobachtet worden. Wenn du andere Infos hast, bitte belegen.
Wie dem auch sei, der eigentliche Punkt hier wäre, dass tatsächlich niemand weiß wie es bei langfristiger Behandlung mit Immunsuppressiva weitergehen wird. Manchmal kommt der Knall schneller, wie bei Zinbryta, manchmal muß man etwas länger warten. Welche Therapie am Ende riskanter war/ist kann niemand aktuell wissen.
Die einzige Regel, die bis dahin gelten dürfte, wäre “je weniger und je kürzer die Behandlungsdauer dedo weniger Risiko”. Alles Andere ist Spekulation.
Grüße,
Marc