Hallo zusammen,

bin jetzt in den letzten 6 Wochen viele viele Tests durchlaufen…und habe nun als Diagnose den Verdacht auf eine Multiple Sklerose (PPMS).

Kurzer Überblick:
beim spazieren gehen ist mir aufgefallen, dass ich nach einigen Kilometern (ab ca. 5km) Schwierigkeiten habe, mein rechtes Bein zu bewegen - es schlappt etwas. Dieser Zustand begleitet mich jetzt schon ca. 4 Jahre - mal besser mal schlechter aber nie gravierend. In diesen 3 Jahren habe ich zwei gesunde Kinder zur Welt gebracht - da ich auch Probleme mit meinen Kniescheiben habe und sehr weiche Kreuzbänder, wurde es zunächst darauf geschoben.

Vor einigen Wochen dann wurde ich zum MRT und Neuro geschickt (bei einer Privatpatientin schauen die wohl gern genau hin) => Ergebniss: kein Tumor, kein Krebs keine MS…war die Aussage des Radiologen. Also gings weiter zu einem Neurologen => hier wurden unterschiedliche Tests gemacht unter anderem ein Liquor Befund: Hier dann oligoklonale Banden gefunden und Anzeichen auf eine entzündliche Erkrankung. Erster Veradacht einer PPMS - nochmal MRT im Krankenhaus => mit Hilfe der neuen Bildgebung konnte jedoch auch der Neuro (Chefarzt) nicht wirklich eine sichere Diagnose stellen und meinte: " Sowas habe er in seiner Laufbahn noch nicht gehabt. Kann aber nach Rücksprache mit seinen erfahrenen Oberärzten eine PPMS sein".
Daraufhin hat er uns an eine Uni-Klinik überwiesen mit einem Tesla-MRT…
Der behandelde Arzt (20 Jahr MS Erfahrung) der Uni Klinik konnte in einer ersten kurzen Einschätzung keine Herde (hier kööööönte etwas sein, etwas “fleckig”…hmmm…bitte abwarten) erkennen und bat mich abzuwarten, bis die Radiologen das “gesichtet und bewertet” haben. Nach einigen Tagen auf telefonische Rückfrage, wurde mir eröffnet, das sich die Radiologen einig sind, dass Entzündungen zu sehen sind und es mit der Diagnostik und meiner “Geschichte” eine progrediente ZNS Erkrankung ist, welche im Bereich der MS anzusiedeln ist.
Im anschließenden Gespräch und der Aufklärung zu möglichen Behandlungsmethode wurde mir Ocrelizumab (Ocrevus) ziemlich angepriesen - hatte schon fast das Gefühl überredet zu werden.

Im Gespräch sind wir nochmal auf meine MRT Bilder eingegangen - es können keine eindeutigen Herde gezeigt werden, es ist die Rede von imponierenden (sieht aus wie ) Läsionen.
Des Weiteren steht im Befund auch: die Läsionen sind unverändert zu den Voruntersuchungen…was mir schon komisch vorkommt.(Irren sich die Vorgänger alle - seltsam)

Beurteillung im Radiologenbericht:… Insgesamt besteht der Verdacht auf eine MS.

Als Behandlung auf diese Diagnose Ocrelizumab (Ocrevus) anzupreisen. vor dem Hintergrund das es im Bereich der PPMS quasi NIX bringt ( https://www.gesundheitsinformation.de/ocrelizumab-ocrevus-fuer-personen-mit-primaer.3180.de.html?part=ergebnisse-ap ) finde ich, hat einen ziemlich faden Beigeschmack.

Ich werde eine neue Bildgebung in 6 Monaten machen und schauen wie es sich entwickelt. Bis dahin einen Gang runterschalten, Physio und positiv bleiben.
Mein gestriger Spaziergang war 8km (die letzten 3 jedoch hat mein Bein ziemlich “geschlappt”)
Ich weiß aber auch, das ich z.B. nach der Entbindung meines ersten Kindes(vor 2 Jahren) geschlappt bin - das hat sich dann wieder stark verbessert.

Denke Ocrevus ist in meinem Fall wie mit Atombomben auf Spatzen zu schießen - ich bleibe positiv, hoffe auf einen milden Verlauf und auf andere Behandlungsmöglichkeiten. Die Nebenwirkungen und Risiken bei einer 10-15% Erfolgsaussicht das ganze zu verlangsamen im Sinne von - Verschlechterung in 8 Monaten und nicht in 6 Monaten - werde ich nicht in Kauf nehmen.

Eure Meinungen würde mich interessieren.

1 „Gefällt mir“

Hallo Kerstin,

ich würde Dir zu 100% zustimmen - mit Ocrelizumab kannst Du Dir Neben- oder Spätwirkungen einhandeln, die nicht abzusehen sind. Klar, es ist auch nicht abzusehen, wie es bei Dir weitergeht, und ob es überhaupt eine MS oder etwas in der Richtung ist …

Ich an Deiner Stelle würde mir nochmal eine weitere Meinung einholen, denn da klingt doch einiges seltsam (“Läsionen unverändert zu Voruntersuchungen”). Eventuell sogar nochmal komplett von vorne, also ohne zu sagen, was Du bisher unternommen hast - sprich mal mit Deiner PKV, ob die da mitgehen - 33.000 Euro/jährlich für Ocrevus wollen die bestimmt gerne vermeiden.

Die Kanonen kannst Du immer noch dann einsetzen, wenn es Dich wirklich erwischt. Und zu einem Medi überreden würde ich mich schon gar nicht lassen.

Da Du das Phänomen schon länger kennst (und es sich nicht massiv verschlimmert hat), sollte ein Arzt nicht gleich mit solchen Hämmern kommen (außer, ja, außer, er braucht noch ein paar gesunde Leute zur Aufbesserung der Studienergebnisse … honi soit, qui mal y pense :wink:

LG

Tanja

Hallo Kerstin,

es gibt nicht viele Möglichkeiten. Entweder sich dem Arzt ausliefern und ganz bequem die Entscheidung abgeben, aber dafür in Kauf nehmen, dass es doch schlechter werden kann und die moralische Verantwortung eines Arzte in etwa der eines VW-Verkäufers entspricht.

Oder wie du, eine einsame Entscheidung zu treffen und zu riskieren hinterher von der Meute bei entstandenem Schaden noch verbellt zu werden.

Egal, meinen Respekt und Hochachtung hast du. Ist umsonst und unverkäuflich und mag besten Falls als moralische Unterstützung gelten.

ich drück dir die Daumen!!!

Hallo Kerstin

vieles was du schreibst kommt mir sehr bekannt vor.
Auch mein Bein hat geschlappt, zuerst nach einer 12 km Wanderung und irgendwann schon nach einem Kilometer Joggen.

Die Radiologen Berichte meiner MRT Bilder sagten in etwa immer dasselbe „nix Neues“
Heute bereue ich, dass ich so oft ins MRT gegangen bin, denn mittlerweile ist das bei MS verwendete und Gadolinum-haltige Kontrastmittel sehr umstritten.

Zu Beginn dachte ich immer, bessere Bilder und eine bessere Diagnose machen mich gesünder indem sie meinem Neurologen irgendwelche Infos liefern, um mich gesund zu machen.
Irgendwann realisierte ich, MRT bei mir ist eine reine Verlaufskontrolle, also eine Art Dokumentation resp. Forschung.

Und wenn man die Studienzahlen von Ocrelizumab so richtig auseinandernimmt, dann bleibt da für ppms nicht mehr viel übrig.
Zitat: Mit Ocrelizumab haben 4% der PPMS-Patienten die Aussicht, ihre Behinde- rungsprogression später zu entwickeln, während sich für die anderen 96% gar nichts ändert.
Quelle: http://tims-trier.de/wp-content/uploads/2016/11/ZIMS3_Zu_viel_versprochen.pdf

Ich kann dich in deiner Vorgehensweise nur unterstützen.

Auch ich drücke dir die Daumen!

Hi Kerstin85,

oligoklonale Banden gibt es nicht nur bei MS, sondern auch noch weiteren Erkrankungen.

Von daher würde ich dir mal raten auch in weitere Richtungen zu suchen:
https://www.gesundheit.gv.at/labor/laborwerte/neurologie-liquor/oligoklonale-banden

Leider denken viele bei oligoklonale Banden nur an MS, aber das ist halt nur ein Baustein und kann auch noch andere Ursachen haben.

Grüße
Lucy