Guten Abend,
vielleicht kann mir bei diesem Thema auch jemand helfen oder auch nur einen Rat geben . Ich bin derzeit leider arbeitslos, was für mich eine Totalkatastrophe darstellt. In meinem alten Beruf als Pflegekraft kann ich nicht mehr arbeiten, weil meine Psyche die direkte Pflege nicht mehr mitmacht.
Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben wurden mir bisher abgelehnt, trotzdem kann ich nicht zurück in die Pflege gehen . Jetzt habe ich mittlerweile eine Lücke von sechs Monaten im Lebenslauf stehen und weiß gar nicht mehr was ich jetzt als Begründung darein schreibe . Derzeit habe ich einfach berufliche Umorientierung dort stehen . Hinzu kommt ein langes Fernstudium ( wegen der Krankheit und enorme berufliche Belastung ca. doppelte Studiendauer, Krankheit wurde sehr spät entdeckt und mir ging es zeitweise sehr schlecht , dann lange Pause ) Würdet ihr das im Lebenslauf begründen? Ich mag nicht permanent ne Absage zu erhalten, ich habe sehr viele Bewerbungen für einen Quereinstieg versendet , nur leider erhalte ich nur negative Antworten ….

Egal wie ich es drehe und wende, ich habe das Gefühl aus diesem Alptraum gar nicht mehr rauszukommen, an dieser Geschichte kann ich einfach gar nichts positives mehr finden.

Nachdenkliche Grüße ,
Vitali

Ich weiß mir bald keinen Rat mehr…

Vorab, ich bin kein Bewerbungsprofi / “Kommunikationsirgendwasberater”.

Trotzdem, so aus der Ferne würde ich zu den Lücken und zum langen Studium gar nichts schreiben, wenn du das nicht zu deinem Vorteil darstellen kannst.
Das hätte für mich sowas von unterwürfigem “sorry” und nervt.

Nichtsdestotrotz wird in einem persönlichen Gespräch danach gefragt werden. Neben einer möglicherweise spotanwirkenden (ist aber dringend vorab zu formulieren) und damit authentischwirkenden Antwort, hast du dann noch den Vorteil mit deiner Persönlichkeit zu punkten.

Hi,

also ich habe gesagt ich war im Ausland und habe eine Selbstfindungsphase/-Entwicklung gemacht.

Meine Lücke, welche 4 Jahre war! = pension, habe ich damit begründen können und war dann auch überhaupt kein Problem/nie Thema.

Wichtig ist nur das du es begründen kannst und es auch authentisch rüber bringst.

Sind es ja doch auch “nur” Menschen die dir gegenüber sitzen!

Was soll schlimmes passieren? Einfach versuchen und zu ein paar Gespräche gehen,dann wist auch deine Angst damit verlieren.

guten tag vitali

dir sitzt doch die angst wegen der hirnatrophie im nacken, das ist keine gute vorraussetzung, ein positives bild von dir zu vermitteln. wart erst mal das gespräch mit dem neuro ab, hol dir psych. hilfe. 6 monate sind nicht nix, aber auch nicht sehr lange.

was hast du denn fernstudiert? es ist doch eine tolle leistung, berufsbegleitend ein fernstudium zu machen, das schafft nicht jede/r. das solltest du betonen!

alles gute
moritz

@Vitali

Ich schließe mich MSB, DH und Moritz an.

Eine Lücke von 6 Monate ist eine Lücke, aber keine besonders große. Das kommt doch in so gut wie jedem Lebenslauf vor, unstete, fragmentierte Erwerbsbiografien usw. Und wenn es nur 6 Monate sind, stehst du doch gut da. - Begründen würde ich da erst mal nichts, aber wenn gefragt wird, solltest du eine plausible Antwort geben können.

Dass du für das Fernstudium doppelt so lange gebraucht hast, erklärt sich von selbst, und zwar daraus, dass du es berufsbegleitend absolviert hast. Auch da würde ich vorab nichts erklären, du begibst dich damit nur grundlos in die Defensive und verschießt unnötig dein Pulver.

Es ist bestimmt nicht einfach, mit Absagen umzugehen, aber vielleicht solltest du dir vor Augen führen, dass es nicht an dir und deiner Qualifikation liegt.

Personaler haben x-tausend Gründe, sich für oder gegen einen Bewerber zu entscheiden. Das bedeutet nicht, dass du qualifikationsmäßig “schlechter” abschneidest als alle Konkurrenten oder dass du versagt bzw. alles falsch gemacht hast, an welcher Stelle auch immer.

Das ist Unsinn.

In einem Bewerbungsverfahren ist vieles vom Zufall abhängig, und nicht selten entscheidet am Ende die Haarfarbe.

"Egal wie ich es drehe und wende, ich habe das Gefühl aus diesem Alptraum gar nicht mehr rauszukommen, an dieser Geschichte kann ich einfach gar nichts positives mehr finden. "

Du bist Du.

Das ist gut so.

Du bemühst Dich, Du möchtest teilhaben, dabei sein. Was könnte es Wichtigeres auch für eineN potentiellen ArbeitgeberIn geben?

Du wurdest vor Herausforderungen gestellt, das hat Zeit gebraucht, das ist doch mehr als verständlich.

Mir fällt Pia ein, sie hat mal geschrieben:

Pia 04.03.2014, 09:26

Das Schönste, was eine Fee einem Kind in die Wiege legen kann, sind Schwierigkeiten, die es überwinden muß.

https://www.dmsg.de/multiple-sklerose-forum/index.php?w3pid=msforum&kategorie=forum&tnr=8&mnr=253545&page=1

Hab Vertrauen - Du bist nicht allein.

Guten Abend,
Ich möchte mich einfach nicht die ganze Zeit weiter so hängen lassen und deshalb bewerbe ich mich trotz der Probleme weiter. Ich neige da leider immer wieder zu. Ich bin schon länger in Psychotherapie , trotzdem ist es oft schwer .Ich habe Pflegemanagement studiert, kann mir aber keine Tätigkeit mehr im Leitungsbereich vorstellen ( ertrage das nicht , macht mich kaputt) , habe in den letzten Monaten versucht einen Quereinstieg in die Pflegeberatung hinzubekommen. Das hat aber so gar nicht funktioniert.

Kann mir noch sehr gut eine pädagogische Lehrtätigkeit im Bereich der Erwachsenenbildung vorstellen . Das war früher mein Traumberuf, bis die MS kam.

Deine Worte mit toller Leistung. Danke, ich versuch mir das auch immer wieder zu sagen …

LG

Ich hoffe einfach mal weiter, dass es irgendwann besser wird …
LG

Hallo Vitali,

ich gehöre zu den Leuten, die beruflich auch eine ganze Anzahl Bewerbungen lesen und über die Einstellung oder Beauftragung von Leuten (mit-)entscheiden. In einem ganz anderen Gebiet, aber das können wir ignorieren.

  1. Bring dich erst einmal auf die Reihe und in Ruhe. Deine Unsicherheit ist spürbar, das hilft nicht.
  2. Pausen, Abwesenheitszeiten und Zeiten der Arbeitslosigkeit sind nicht positiv, aber mittlerweile völlig normal. In der Zeit hast du doch dein Fernstudium abgeschlossen? Super, schreib das rein. Im persönlichen Gespräch kannst du dazu noch etwas wie “danach brauchte ich erst mal eine Pause” sagen. Das ist ok und zeigt nur, dass du auf dich aufpasst.
  3. Dein beruflicher Werdegang und deine Krankheit hängen nicht notwendigerweise zusammen. Du subsummierst sie aber (“an dieser Geschichte”). Trenn das wieder im Kopf. Dein Gegenüber möchte deine Arbeitskraft kaufen, nicht deine Krankheit. Für die kann er/sie auch nichts.
  4. Bei Bewerbungen geht Qualität über Quantität und ein Bekannter ist besser als zehn Unbekannte. Versuche, die Stellen zu finden, die dein “Traumberuf” sind und dann gib Alles, um sie zu bekommen. Vergiss vor Begeisterung deine Einschränkungen. Das kommt rüber, wenn es denn echt ist.
  5. Rede mit Leuten, die den Beruf (oder ähnliche) schon haben. Auf Facebook, in der Kneipe, in der Bekanntschaft. Wenn irgendwo etwas frei wird wirst du es schneller wissen und reagieren können.
  6. Regelmäßig Absagen zu bekommen gehört dazu. Die bekommen auch Leute, die mit 30 Jahren schon 40 Jahre Berufserfahrung und einen Nobelpreis haben.

Alles Gute,
Chris

Wie siehst du persönlich bei der Einstellung eine Offenbarung des Bewerbers bzgl. einer chronischen Erkrankung bzw. die wahrheitsgemäß - der Arbeitgeber kann ja zunächstmal später nicht nachweisen, dass man damals geschummelt hat - die Beantwortung dementsprechender Fragen, wenn nichts “komisches” offensichtlich ist?

PS:
Ich rate davon ab.

Schwieriges Thema, für mich hängt das vor Allem von den persönlichen Umständen ab.

Die erste Frage muss sein, ob vorhersehbar ist, dass die Krankheit die praktische Leistungsfähigkeit einschränkt. Wenn das so ist würde ich es immer angeben. Auch wenn direkt danach gefragt wird sollte man es angeben, selbst wenn man darüber diskutieren kann, ob die Frage zulässig ist.

Die zweite Frage ist, wie man das Ganze verkaufen kann. Mein Arbeitgeber hat zum Beispiel Vorteile durch meine Krankheit. Ich bin schwer behindert und daher muss mein AG die Ausgleichspauschale nicht mehr zahlen.

Ich habe mich auch als Paket verkauft: Ich arbeite (normalerweise) zu Hause, habe aber meinen Arbeitsplatz selber eingerichtet und zahle ihn selber. Ich bin preiswerter als ein vergleichbarer Kollege im Haus. Ich arbeite in Teilzeit, aber ich schaue nicht auf die Uhr und bin bei Bedarf auch mal ein ganzes Wochenende mit irgendwas beschäftigt, ohne das bezahlt zu bekommen. Dafür melde ich mich auch nicht krank, sondern teile den Kollegen einfach mit, dass ich “heute nicht erreichbar” bin oder was auch immer nötig ist.

Das kann man sicher nicht bei allen Arbeitsverhältnissen so oder ähnlich arrangieren, es hängt von den Persönlichkeiten, Fähigkeiten und Möglichkeiten ab. Bei einem zeitorientierten Job in einem Konzern ist es sicher schwieriger als bei einem lösungsorienterten Job in einer kleinen Unternehmensberatung.

Beste Grüße,
Chris

Danke für deine Sichtweise!

Das muss jeder für sich individuell entscheiden. Das sehe ich am Ende auch so.

» Mein Arbeitgeber hat zum Beispiel Vorteile durch meine Krankheit. Ich bin schwer behindert und » daher muss mein AG die Ausgleichspauschale nicht mehr zahlen.

Weshalb ich es mir bei meinem Konstrukt (auch) einfach gemacht habe.

»» wenn nichts “komisches” offensichtlich ist

Da wird es ja (noch) keine Schwerbehinderung geben. Mit ein bisschen Pech, aber durchaus mit erhöhter Wahrscheinlichkeit, kommt das später und geht (idealerweise) nahtlos ohne viele Krankheitstage ineinander über.

Ich unterstelle mal, dass sich der Arbeitgeber dann mit der Frage beschäftigt ‘Wie kann ich meinem Angestellten am besten helfen?’ nicht ‘War da vielleicht schon bei der Einstellung was?’.

Allerdings ist dies vermutlich auch von der Persönlichkeit des Arbeitnehmers abhängig.