Hallo Barocke,

dafür applaudiere ich dir, bis die Hände rauchen! So gut hätte ich es nicht sagen können!

Liebe Grüße
Renate

Danke, liebe Renate. Mir geht es umgekehrt mit deinen Beiträgen oft genauso.

Dr. Weihe hat nicht selbst MS, er schreibt bei den UFOs als Neurologe, der ein Buch über MS veröffentlicht hat. Wenn er mit diesem Hintergrund völlig unbewiesene, geradezu übergriffige psychosomatische Deutungen über Menschen mit MS von sich gibt, halte ich es für legitim, ihn hart, auch pointiert und zugespitzt zu kritisieren. Denn sein Wort hat für die meisten Kranken mehr Gewicht als das eines medizinischen Laien. Deshalb finde ich sein Schwadronieren nach “Bauchgefühl” auch so verantwortungslos.

Darüber hinaus habe ich den Eindruck, dass die UFOs zunehmend etwas unangenehm Männerbündisches ausstrahlen. Sicher, auch Frauen schreiben dort, aber “das Sagen” haben Männer. Julia, wie siehst du das?

Perfekter Text, inhaltlich wie Schreibart!

Aus persönlichen Gründen gehe ich mit der - nennen wir es der Einfachheit halber- “Schlussfolgerung” noch einen Schritt weiter. Man mag es Gestern registriert haben.

Hab da einen aktuellen Artikel gefunden. Mir geht es hier um das Framing.
https://www.zeit.de/kultur/2018-09/framing-deutung-hetzjagd-chemnitz-hans-georg-maassen

Wahrlich todesmutig julia! :wink:

Mich freut es, dass du die Grenze überschritten hast, die m.E. inzwischen total überflüssig geworden ist und für mich schon immer war…


Ich bin einfach ein Haudegen, Amy.:wink:

Ein großes Forum, das sich aus Amseln, Ufos und Sallys Café zusammensetzt, würde mir wegen der Vielfalt der Stimmen auch gefallen. Vorzugsweise moderiert, da die Anonymität eines Internetforums immer wieder User zu Respektlosigkeiten verleitet, und da fühle ich mich dann nicht wohl.

Vorerst wird dies ein Traum bleiben. Die Zeit ist dafür einfach nicht reif.

Darüber hinaus habe ich den Eindruck, dass die UFOs zunehmend etwas unangenehm Männerbündisches ausstrahlen. Sicher, auch Frauen schreiben dort, aber "das Sagen" haben Männer. Julia, wie siehst du das?


Das ist ja nett, Barocke, dass du mich mit einbeziehst.:slight_smile:

Da ich Teil des Systems bin, ist es für mich natürlich nicht leicht, das System bzw. dessen Außenwirkung einzuschätzen.
Ich denke jedoch, dass du aus quantitativer Sicht recht hast, da statistisch die Anzahl der von Männern verfassten Beiträge überwiegen müsste.
Für den Beobachter von Außen mag sich das so anhören, als ob ein paar piepsende Frauenstimmen in einem Meer von Bässen untergehen.

Tatsächlich ist es aber so, dass auch Frauen Einfluss nehmen dürfen und haben.:wink:

@Barocke

Ja.

Abschließend ein paar Gedanken bzw. Stichworte:

Diese Debatte um krankmachende Lebensstil-Faktoren sehe ich als Teil eines umfassenden gesundheitspolitischen und sozialsanitären Konzepts, in deren Mittelpunkt eine “Gesundheitspflicht” steht (und in Zeiten der Privatisierung sozialer Risiken natürlich auch ein Nutzenkalkül).

Wer krank wird und nicht nachweisen kann, seiner Gesundheitspflicht genügt zu haben, hat sich schuldig gemacht und verliert daher das Anrecht auf Schutz, Mitgefühl und Verständnis, das unseren Umgang mit Krankheit und kranken Menschen seit Jahrtausenden prägt.

Die Schuldfrage ist in diesem Konzept sehr wichtig, genau wie die ständige Selbstbeobachtung, Selbstdisziplinierung, das permanente Sich-selbst-unter-Verdacht-stellen, die unablässige Kontrolle - neudeutsch: Check - irgendwelcher “Werte” (Blut, Vitalzeichen, Gewicht, Vitaminspiegel etc. pp.) und was es sonst noch alles so gibt.

Die Beweislast liegt beim Individuum, das heißt, die erkrankte Person muss belegen, dass sie sich regelkonform verhalten hat. Auch das ist ein Bruch mit dem bisherigen Konsens (Krankheit als Schicksal etc.).

Es gibt verschiedene Institutionen, die für die Überwachung regelkonformen, präventiven Gesundheitsverhaltens zuständig sind. Neben einer verinnerlichten “öffentlichen Meinung” und anderer Kontrollinstanzen der sich selbst regierenden, vorgeblich autonomen Subjekte sollen das ganz entscheidend wohl Betriebsärzte sein. Zumindest gibt es etliche Hinweise darauf.

Das ist eine Debatte, in die man viel tiefer einsteigen könnte und müsste. Wenn man das qualifiziert machen will, braucht aber man viel mehr Material.

Und ganz sicher gelangt man dann sehr schnell zur NS-Gesundheitspolitik, die für die Durchsetzung ihrer Konzepte von Gesundheit bzw, Krankheit und die Legitimation ihrer (Tötungs-)praxis Begründungsfiguren radikalisiert, die es auch vorher schon gab.

Ein großes Forum, das sich aus Amseln, Ufos und Sallys Café zusammensetzt, würde mir wegen der Vielfalt der Stimmen auch gefallen.

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Bloß nicht! Sallys und Ufos kann man doch nicht ernsthaft für voll nehmen.

Es ist eh schon sehr schade, dass das dmsg Forum kaputt gegangen ist. Denn das amsel Forum ist kein wirklicher Ersatz, aber immer noch besser als gar nichts.

Dieses Forum nun aber auch noch zu zerstören, indem man zwei völlig indiskutable Foren aufnimmt, in denen die Schreiber sich einfach furchtbar gerne schwadronieren hören bei völliger Ahnungslosigkeit: klares NEIN!

ihr funktioniert mit naseweis wie die damalige DDR , elektronische Überwachung
der User, im Geheimen (Hinterzimmer denunzieren, telefonisch absprechen).
Bleibt wo ihr seid, in eurem eignen kleinen Reich.

Hallo Julia,

da ich wie du weisst selber lange im W.W.-Forum und später bei den Ufos geschrieben habe , habe ich viele “interne” Einblicke gewonnen…Gleichzeitig war mir aber auch immer die Aussenwirkung bewußt.

Für Wolfgang bin ich laut seiner eigenen Aussage “umstritten”.

Du schreibst oft über Achtung und Respekt, der wurde mir gegenüber gerne auf Eis gelegt. Insbesondere wenn ich von gewissen Nickwechslern oder anderen fragwürdigen Pseudonymen beschimpft und plump beleidigt wurde, sind von den Mods gerne alle Augen zugedrückt worden…:wink:

Wirklich verletzt hat es mich nicht, da stehe ich drüber, aber mir wurde dadurch klar , dass es mit diesem Anspruch an Achtung und Respekt nicht wirklich soweit her ist, bzw. er nicht für alle gilt…
und schon gar nicht für Rebellinnen wie mich…:wink:

Klar bin ich skeptisch und kritisch, nehme kein Blatt vor den Mund, schaue hinter die Fassaden, teile aus und stecke ein etc.

Aber wenn ihr schon diesen moralischen Anspruch so hoch hängt, dann müsstet ihr ihn doch zumindest selbst erfüllen, oder sehe ich da was falsch?

Eigentlich verwende ich nicht gerne den Ausdruck ihr, da du aber zum Team gehörst und dieses hier wohl auch vertrittst, setzt ich ihn ein.

@Julia

Vorerst wird dies ein Traum bleiben. Die Zeit ist dafür einfach nicht reif.

Ich glaube vielmehr, dass die Zeit dafür längst vorüber ist. Denn es gab dieses Forum ja, das frühere DMSG-Forum.

Jetzt gibt es das neue (wiedereröffnete) DMSG-Forum, das MS Connect, die bekannten anderen Foren und unzählige Facebook-Gruppen, wo anscheinend vor allem neubetroffene MSler schreiben, die schnelle, unkomplizierte Antworten haben und dann gleich wieder verschwinden wollen.

Außerdem sehe ich es eher so, dass Sally’s, die UFOs und Amsel teils wie ein einziges großes Forum funktionieren, denn es gibt reges Querlesen, Querkommentieren und Querverlinken.

Das ist gut.

Und das reicht auch.

Weil in allen drei Foren User unterwegs sind, die mit Usern aus den jeweils anderen Foren nicht klarkommen (das ist die diplomatische Formulierung). Bei formaler Trennung der Foren lassen sich solche Unvereinbarkeiten viel besser regulieren.

Hallo Julia,

dass “auch Frauen Einfluss nehmen dürfen und haben” spricht doch schon Bände. Es sind also Männer, die es - mal mehr, mal weniger großzügig - erlauben, dass “auch Frauen” mitreden dürfen. Zu gütig!

Die Frage ist doch: Wer moderiert und wer admininistriert bei den Ufos? Machen das ebenso viele Frauen wie Männer? Ich glaube nicht. Sonst würde das Forum nicht so männerkumpelig rüberkommen.

julia nennt sich Teil des System, das trifft es genau.

*Ich bin einfach ein Haudegen, Amy.:wink:

Ein großes Forum, das sich aus Amseln, Ufos und Sallys Café zusammensetzt, würde mir wegen der Vielfalt der Stimmen auch gefallen. Vorzugsweise moderiert, da die Anonymität eines Internetforums immer wieder User zu Respektlosigkeiten verleitet, und da fühle ich mich dann nicht wohl.

Vorerst wird dies ein Traum bleiben. Die Zeit ist dafür einfach nicht reif.*

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Hi julia,

das fände ich auch sinnvoll, frei nach dem Motto “MSler aller Foren vereinigt euch” :slight_smile:

Aber wie du selbst schreibst, ist die Zeit dafür noch nicht reif und die meisten internetaktiven MSler tummeln sich bei der Datenkrake facebook…

Ein äusserst nachdenkenswerter Beitrag, der natürlich die Frage aufwirft, inwieweit W.W. dieser Entwicklung den Boden mitbereitet, soweit nach vorne habe ich noch gar nicht gedacht…

Hallo Karo,

du schreibst: “Diese Debatte um krankmachende Lebensstil-Faktoren sehe ich als Teil eines umfassenden gesundheitspolitischen und sozialsanitären Konzepts”…

Das ist mir zu alarmistisch. Fast schon verschwörungstheoretisch. Wen vermutest du denn hinter diesem" umfassenden gesundheitspolitischen Konzept"? Die “Herrschenden”? Soweit ich weiß, wird die Solidargemeinschaft durch eine gesetzliche Krankenversicherung zurzeit von keiner Partei infrage gestellt. In den Neunzigern, zur Hochzeit der FDP, des Privatisierungswahns und der angestrebten Kopfpauschale war diese Gefahr viel größer.

Ferner schreibst du: “Wer krank wird und nicht nachweisen kann, seiner Gesundheitspflicht genügt zu haben, hat sich schuldig gemacht und verliert daher das Anrecht auf Schutz, Mitgefühl und Verständnis, das unseren Umgang mit Krankheit und kranken Menschen seit Jahrtausenden prägt.”

Findest du wirklich, dass unser Umgang mit Krankheit “seit Jahrtausenden” von Schutz, Mitgefühl und Verständnis geprägt ist? Wenn man die biblischen Berichte vom Umgang mit “Aussätzigen” liest, scheint es in der Antike mit diesem Mitgefühl nicht sehr weit her gewesen zu sein. Auch im christlichen Europa wurde Krankheit lange als Strafe oder Fluch Gottes gesehen.

Noch vor 250 Jahren wurden bei einer evangelischen Krankensalbung Krankheit als “von Gott geschickte väterliche Züchtigung” bezeichnet, verbunden mit der Ermahnung “die Sünde als die wahre Ursache der Krankheit zu erkennen und sich vor Gott deswegen zu demütigen.”

Im Fernsehen sah ich vor kurzem eine Dokumentation über eine Blindenschule in Nepal, die von einer blinden Deutschen dort aufgebaut wird. Zu sehen war eine Gruppe blinder Kinder, die übten, sich in der Öffentlichkeit mit Blindenstock zu bewegen. Diese Kinder wurden mehrfach von Passanten angespuckt, angerempelt und beleidigt. Begründung: Sie müssen in einem früheren Leben schwere Verbrechen begangen haben, sonst wären sie jetzt nicht blind. So will es die Karmalehre des Buddhismus.

Das Bedürfnis, Kranke auszugrenzen und ihnen die Schuld an ihrer Erkrankung zu geben scheint eine menschliche Grundkonstante zu sein und primär der Angstbewältigung zu dienen. Wenn ich selbst besser bin als die, alles richtig mache, fromm oder gesund oder sonstwie richtig lebe, kann mir das nicht passieren. Für mich ist der aktuelle Trend also nur eine Wiederkehr des Gleichen mit anderen Worten. Dagegen hilft nur Aufklärung.

Auch wenn es jetzt zu weit führt, ganz ausser Acht lassen sollte man die Macht der Pharmalobby auch nicht.

Das Geschäft mit in ihrer Wirkung äusserst fragwürdigen vollkommen überteuerten und gesundheitsschädlichen vermeintlichen Schub-Verhinderungsmedikamenten ist für mich ethisch betrachtet ebenso äusserst fragwürdig.

Gerade stelle ich mit Blick auf die Uhr entsetzt fest, wie zeitaufwendig aufmerksames Lesen und Schreiben in fundierten und interessanten Threads ist…

Ich widme mich jetzt daher meinem Realife…

> Ich glaube vielmehr, dass die Zeit dafür längst vorüber ist. Denn es gab dieses Forum ja, das frühere DMSG-Forum.

> Jetzt gibt es das neue (wiedereröffnete) DMSG-Forum, das MS Connect, die bekannten anderen Foren und unzählige Facebook-Gruppen, wo anscheinend vor allem neubetroffene MSler schreiben, die schnelle, unkomplizierte Antworten haben und dann gleich wieder verschwinden wollen.

Ich glaube nicht, daß diese Ordnung noch sehr lange bestand haben wird. Mittelfristig wird es für unsereins nur noch private Foren, Facebook und dazwischen dieses MS Connect Konstrukt geben.

Wie du vermutlich schon erkannt hast, sind die DMSG und AMSEL Foren schon seit langem in der „Sunset“ Phase technisch gesehen (obwohl die Webauftritte zwischenzeitlich für viel Geld modernisiert wurden) und das ist auch so gewollt. Denn beide Gesellschaften haben schon einiges in MS Connect investiert und sehen darin eine „bessere Lösung“ für die Zukunft.

Da man erkannt hat, dass ihr „Angebot“ bisher noch nicht in vollem Masse angenommen wurde und in den Foren noch ein gewisser Traffic ist, lässt man den Server halt mit einem gewissen Grummeln weiterleiten… Wie lange noch, weiß man derzeit halt nicht …

Aber um eine Verschwörungstheorie auszuräumen: die katastrophale Umstellung des DMSG Forum war ein selbstgemachtes Problem innerhalb der DMSG. Man hat wohl mit einem sehr schlechten technischen Dienstleister zusammengearbeitet der eine grottenschlechte Software Konfiguration vornahm und auch schon weg war als Nacharbeiten anstanden.

Und da alles auf MS Connect gehen soll gibt‘s auch kein Geld mehr für Verbesserungen…Der DMSG Geschäftsführer Schmitt wird wohl noch heute von Kollegen für den Mist ausgelacht…

Die Frage, die sich dann stellt ist wohl, ob Diskussionen wie diese noch überhaupt möglich sind in einem Konzept wie MS Connect und, wenn nicht, wieviele Schreiber noch bereit wären in einem privaten, moderierten, Forum weiterzumachen? Der Schwund nach Schließung des DMSG Forums war ja gewaltig…

Hallo Boggy,

ich finde diese Interforenkommunikation eher lustig. Außerdem freue ich mich, wenn du auf mich reagierst.

Die Gefahr einer “Gesundheitsdiktatur” kann ich trotzdem - jedenfalls in Deutschland - nicht erkennen. Selbst Unfälle, die durch riskante Sportarten verursacht werden, werden anstandslos von der Kasse bezahlt. Ebenso die Spätfolgen des Rauchens.

Teilweise wird mit dem Argument “Gesundheitsdiktatur” auch gegen Rauchverbote in Gaststätten und Behörden polemisiert. Ich bin dagegen sehr froh, dass ich heute eine Meldehalle, eine U-Bahn oder ein Bistro betreten kann, ohne giftigen Qualm einatmen zu müssen. Bei Süchtigen helfen keine Argumente, nur klare Grenzen (und Hilfe beim Ausstieg, die gerade bei der Nikotinentwöhnung leider weitgehend fehlt).

@Barocke

Das ist mir zu alarmistisch. Fast schon verschwörungstheoretisch.

Die raffiniertesten Verschwörungen sind natürlich immer die, die sich vor aller Augen abspielen.

:slight_smile:

Wen vermutest du denn hinter diesem" umfassenden gesundheitspolitischen Konzept"? Die “Herrschenden”?

Wenn ich jemanden hinter diesem Konzept vermuten würde, dann natürlich die “Herrschenden” und nicht die “Beherrschten”, aber so vulgärmarxistisch würde ich das hoffentlich nicht ausdrücken. Ich vermute aber niemanden hinter dem Konzept, keine konkrete Person oder die böse FDP oder so. Das Wort “Konzept” war schlecht gewählt, es legt nahe, dass da irgendwer ein Geheimpapier verfasst hat, das nun zirkuliert; ich meinte vielmehr einen Diskurs, eine Debatte, die überall geführt wird.

Und sicher gibt es auch nach dem Aus der Kopfpauschale Überlegungen zur weiteren Privatisierung der Gesundheitskosten, zur Sozialdisziplinierung von Unterschichten (Stichwort “Überwachen und Strafen”), zur Überwachung der Arbeitsleistung im Betrieb und zur Erhöhung der Arbeitsproduktivität durch gesundheitliche Maßnahme, die die schon längst Faktoren wie psychische, emotionale und soziale Steuerung des Arbeitnehmers berücksichtigen etc. pp. (die “Spitzen-Prävention” spielt dabei eine wichtige Rolle, siehe deren Website oder Google. ).

Soweit ich weiß, wird die Solidargemeinschaft durch eine gesetzliche Krankenversicherung zurzeit von keiner Partei infrage gestellt. In den Neunzigern, zur Hochzeit der FDP, des Privatisierungswahns und der angestrebten Kopfpauschale war diese Gefahr viel größer.

Nur ein paar Stichworte zur Solidargemeinschaft (SG):

#1: Wer oder was war SG damals in den 1970ern im Vergleich heute? Die SG ist ein Konstrukt, dessen Inhalt und Bedeutung sich ständig verschiebt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es in den 1970ern den Begriff noch gar nicht gab (in Bezug auf Sozialversicherung und KK);vor allem hat Solidarität damals noch etwas ganz anderes bedeutet, siehe Gewerkschaft, Arbeiterbewegung & Co.

#2: Natürlich spricht keine Partei offen über die Abschaffung der GKV, das wäre ein politischer Overkill. Privatisierung geht heute anders, denkbar wäre eine Bürgerversicherung, über die dann eine “solidarische Grundversorgung” für alle Bürger eingeführt wird. Diese Basisversicherung würde allerdings unterhalb des Niveaus der heutigen GKV leisten. Wer mehr oder bessere Gesundheitsversorgung will, muss Pakete / Bausteine dazukaufen (so ähnlich wie bei der Zahnzusatzversicherung).

#3: Wenn man bei Google die Suchworte Solidargemeinschaft und Schädigung eingibt, gibt es recht viele Treffer zum Thema. Hin und wieder wird ja öffentlich behauptet, dass Verhalten wie Rauchen, Übergewicht, Bewegungsarmut etc. die SG schädigt. In diesem Kontext wird seit etlichen Jahren diskutiert, diesen Personen, die meist der Unterschicht angehören, doch die Solidarität zu entziehen, indem man sie mindestens an den Behandlungskosten beteiligt - das ist eine Strafe.

Wer strafen will, muss zuvor Regeln aufgestellt haben und deren Einhaltung überwachen bzw. kontrollieren.

Mit den heutigen digitalen Messinstrumenten ist es ganz einfach, das Gesundheitsverhalten eines jeden Menschen zu überwachen. Man bekommt so eine Smartwatch oder so ein Gerät, das einen automatisierten “Werte-Check” durchführt und die “Werte” wie zB Blutzucker, Nikotingehalt, Bewegungsprofil etc. pp. automatisch an eine Kontroll-Institution der Solidargemeinschaft übermittelt (GKV-Kostenträger).

Aus dieser Sammlung von Gesundheitsdaten ließe sich mit einem Klick eine Art “Präventionsbilanz” erstellen - Blutzucker, Gewicht, Bewegung usw. - vielleicht mit einem Bonuspunktesystem. Und warum nicht im Krankheitsfall diese Präventionsbilanz aufrufen und die Bonuspunkte aus der Präventionsbilanz mit den Behandlungskosten gegenrechnen?

Auch ist die Frage interessant, wie sich die Digitalisierung wohl auf die Diagnostik auswirken wird, aber das ist wieder ein anderes Thema.

Ganz kurz zum Umgang mit Krankheit:

Es ist richtig, was du schreibst, Krankheit war und ist repräsentiert als Strafe, Fluch. Aber gleichzeitig gab es immer auch die Caritas (als Idee und Praxis), auch im christlichen Mittelalter - Trost, Schutz, Mitgefühl.

An dieser Stelle beende meine Antwort erst mal, sie wird sonst nicht nur zu lang, sondern viel zu lang.

@Boggy

Danke für deine Zustimmung!

:slight_smile: