Hallo zusammen,

vor zwei Jahren wurde ich nach 29 jähriger beruflichen Zeit in Berufsunfähigkeitsrente geschickt.
Das war nach einem Rehaaufenthalt und der Grund dazu war, dass ich wohl erhebliche kognitive Störungen habe und damals auch ein Burn Out hatte.
Es ist wohl auch wahr, ich kann nicht viele Informationen auf einmal aufnehmen und ermüde sehr schnell.
Aber bis heute ist es mir total peinlich, mit 56 Jahren schon in Rente zu sein. Ich habe auch oft starke Schmerzen in den Beinen und bin daher auch erheblich in meiner Bewegung eingeschränkt. Früher war ich sehr sportlich, Tennis, Bergsteigen, Fahrradfahren etc. Das ist nicht mehr, beziehungsweise nur sehr eingeschränkt möglich.
Mein Mann ist sehr nett zu mir, aber kann nicht wirklich nachvollziehen, was mit mir ist und den Kindern von meinem Mann , die alle zwei WE bei uns sind, hab ich nie etwas gesagt.
Ich mach das alles mit mir ist und tu so, als wäre nichts.
Hab auch immer wieder 450 Euro-Jobs, aber auch da stoße ich an meine Grenzen.
Was haltet ihr davon?

Drei Wünsche:

Die Gelassenheit
all das hinzunehmen,
was nicht zu ändern ist.

Die Kraft
zu ändern, was nicht
länger zu ertragen ist.

und

die Weisheit, das eine vom anderen
zu unterscheiden.

Hallo,

warum peinlich? Was wäre denn die Alternative? Nur noch arbeiten und das nicht wirklich gut, dazu kein anderes Leben mehr.

Ich war noch nicht mal 30 als es nicht mehr ging, klar war es erstmal doof. Mittlerweile habe ich andere Möglichkeiten gefunden den Tag zu verbringen. Schlafen kann auch ein Hobby sein :wink:

Hallo Marostica,

ich denke auch nicht, dass Dir das peinlich sein sollte - kann es sein, dass Du ziemlich hohe Erwartungen an Dich selbst hast?
Denn so ganz aus Jux und Tollerei wird man Dich doch nicht berentet haben … Kritiker (die es vielleicht nur in Deiner Phantasie gibt) sollen Dir die 29 Jahre Berufstätigkeit erstmal nachmachen …

Hast Du vielleicht irgendwas, was Du gerne machst und noch ein wenig ausbauen könntest? Schreiben kannst Du ja recht gut, und vielleicht auch anderen die Interpunktion beibringen?

Ich persönlich hätte auf die Heimlichtuerei keine Lust, und auch Kinder merken meist mehr als man möchte - die beiden werden sich ja auch miteinander (und mit ihrer Mutter) unterhalten, oder?

Schön wäre es, wenn Du Deine hinzugewonnene Zeit genießen und tatsächlich vielleicht das Schlafen oder Chillen zum Hobby machen könntest.

Lass Dich nicht unter Druck setzen und setze Dich v.a. selber nicht unter Druck.

Alles Gute + LG
Tanja

du fragst, was haltet ihr davon?

ich halte davon nichts!
du solltest dir überlegen mit einer verhaltenstherapie beim psychologen anzufangen,
und dir damit was gutes tun. gutes für dein selbstwertgefühl!

ich habe mich nie dafür geschähmt berentet zu werden, warum auch?
und das obwohl mit mitte 30 jahren emr empfing.

ich bin froh über die emr. es ermöglicht mir viel mehr als zu der zeit, als ich nur gearbeitet
habe, und die restliche zeit nur zum erholen brauchte.
ich habe mehr zeit für freunde, meine interessen, kg, usw.
außerdem kann ich mich ausruhen, wann ich es brauche. ich mache wie du einen
minijob, komme aber selten auf 450€. all das macht sehr zufrieden, oft auch glücklich…

du solltest anfangen, dich mit deiner erkrankung auseinanderzusetzen und zu lernen
dich zu akzeptieren/respektieren - wenn du es nicht tust, fällt es anderen auch schwer!

viel erfolg!

Ja, dieser Gelassenheitsspruch ist sehr gut und trifft genau den Punkt.
Ich arbeite dran.

Hallo Tanja,

vielen Dank für Deine Antwort. Als ich das mit der Interpunktion gelesen habe, musste ich lachen. Rechtschreiben ist mir wirklich immer schon sehr wichtig gewesen. Ich war früher berüchtigt dafür, dass ich alles erstmal nach Kommafehlern durchsucht habe, selbst Postkarten:).

Und ja, ich hatte und habe sehr hohe Erwartungen an mich und sie nie erfüllen können.

Die Zeit, die ich jetzt habe, würde ich so gerne genießen, indem ich Spaziergänge durch den Wald mache, was leider aber nur eingeschränkt möglich ist.
Aber ich habe tatsächlich ein Hobby gefunden, was mich begeistert und womit ich viel Zeit verbringe inzwischen:

Ich habe vor einem Jahr angefangen, Schach zu spielen, bin in einen Schachclub eingetreten und spiele in einer Mannschaft mit, wobei ich meistens verliere.
Es geht sehr locker und familiär zu, ich bekomme viel gezeigt und die Mitglieder sind im Alter von 5 - 90 Jahren alt. Manch einer kommt mit Rollator oder Rollstuhl, viele sind körperlich eingeschränkt. Schach geht bis ins hohe Alter, solange das Gehirn funktioniert.
Und es trainiert auch den Kopf:)

Ja, und Schlafen ist auch ein schönes Hobby und muss nicht peinlich sein.
Ich habe mir vorgenommen, den Kindern bei der nächsten Gelegenheiten zu sagen, dass ich krank bin. Das würde mich bestimmt auch sehr entlasten.
So, und jetzt spiele ich eine Runde Schach am Computer, wenn ich schon mal dransitze:)

Im übrigen habe ich die Idee, mich in der Innenstadt (Freiburg) auf einen belebten Platz zu setzen mit Schachbrett und einem Schild mit der Aufschrift: “Wer spielt mit mir Schach?”
Ich trau mich bloß noch nicht.

LG zurück
Marostica

Hallo Marostica,

ich kann mich den anderen nur anschließen. Ich bin mit Mitte 40 in Rente gegangen. Das war mir nie peinlich.

Lange Jahre war mein Beruf mein Lebenselixier. Nie hätte ich mir vorstellen können, nicht mehr berufstätig zu sein. Aber irgendwann wurde alles viel zu anstrengend. Als ich dann berentet wurde, fiel eine große Last von mir.

Ich war froh, dass es diese Möglichkeit gab.

Viele Grüße

Isabi

Hallo zusammen,

vielen Dank für die vielen lieben und Mut machenden Antworten, die mir sehr geholfen haben.
Es sind wirklich sehr viele gute Gedanken dabei und hat mir wirklich sehr geholfen.
Ich habe übrigens selber beim nochmaligen Durchlesen festgestellt, was da für absurde Gedanken in mir sind und hätte, wenn ich das nicht selber geschrieben hätte, nur den Kopf geschüttelt.

Also herzlichen Dank nochmals und liebe Grüße

Marostica