Oh Barocke, du glaubst gar nicht, wie sehr du mir aus der Seele schreibst !! Gerade in letzter Zeit habe ich als pflegender Ehemann immer mehr das Gefühl, ich sei Buttler oder irgend ein anderer Dienstleister. Ich habe in den letzten Wochen viel über meine/unsere Situation nachgedacht und festgestellt, dass mein Schatz sich noch nie in irgend einer Form bei mir bedankt, bzw. mir ein Gefühl von Wertschätzung gegeben hat. Ich bin noch voll berufstätig, arbeite zu Hause und bin den ganzen Tag für sie da. Ich mache alles für sie, selbst die “unappetitlichsten” Dinge, die nun mal passieren können, erledige ich ohne dass es mir etwas ausmacht. Ansonsten nach der Arbeit Haushalt, Garten, Essen machen, usw., usw… Der Egoismus zeigt sich auch darin, dass der zu pflegende Mensch nur noch seine eigenen Probleme in den Vordergrund stellt: ich selbst habe 5 Bandscheiben-Vorfälle und oft große Schmerzen und Probleme mit dem Laufen. Trotzdem “funktioniere” ich irgendwie weiter, aber meine Süße scheint gar nicht realisieren zu wollen, dass auch ich große gesundheitliche Probleme habe. Beispiel: ich war vor längerer Zeit mal 2 Tage im Krankenhaus, weil der Verdacht eines Herzinfarktes bestand. Als ich wieder zu Hause war, bekam ich nur zu hören, wie gut es doch sei, dass ich wieder zu Hause bin und sie nicht mehr allein oder mit fremden Personen klar kommen muss. Das was mir passiert war, war gar nicht wichtig. Wichtig schien nur, dass ich wieder meinen “Pflegedienst” verrichten konnte. Das tut schon echt weh und wenn man sie darauf anspricht, blockt sie komplett ab und sieht die Sache natürlich ganz anders.
Also, ein Appell an alle, die von Partnern/Familienangehörigen gepflegt und betreut werden: eure “Pfleger” machen das nicht, weil es unendlich viel Freude macht, sondern aus LIEBE !! Schaut und hört mal in euch und versucht zumindest mal, euch auch in die Lage des pflegenden Angehörigen zu versetzten. Der gibt große Teile seines eigenen Lebens auf, nur um für euch da zu sein !! Empathie, Rücksichtnahme, Dankbarkeit, nette Gesten, liebe Worte, das ist die “Bezahlung”, die wir brauchen, um das alles weiter bewältigen zu können. Es gibt nicht nur euch und eure Krankheit !!!
Liebe Grüße und alle Gute für euch alle,
Jörg