Hallo liebes Forum,
zunächst einmal möchte ich gerne meinen größten Respekt und meine größte Bewunderung für all jene Menschen aussprechen, die an multipler Sklerose erkrankt sind und ihr Leben meistern und genießen können und zudem noch in einem Forum wie diesem Leidensgenossen bzw. vielleicht auch nur interessierten oder hilfsbereiten Menschen helfen und sich austauschen. So etwas beweist wahre Stärke und genießt meiner Ansicht nach viel zu wenig Anerkennung im öffentlichen Rahmen.
Nun würde ich Euch alle gerne mit meiner “Leidensgeschichte” vertraut machen und ein paar Fragen stellen, die Ihr mir vielleicht beantworten könnt.
Für eure Geduld und Hilfsbereitschaft will ich mich schon einmal im Voraus bedanken.
Vielleicht eine kleine Vorstellung für alle Interessierten vorweg:
Ich bin 22 Jahre alt und männlich, komme aus Unterfranken und arbeite im 3-Schicht-Betrieb als Zerspanungsmechaniker in einer hiesigen Maschinenfabrik. Meine Hobbys sind Musik, also Gitarre spielen und auch singen, etwas Kraftsport, gelegentlich auch Fußball (in der letzten Zeit nicht mehr so) viel Natur und so ziemlich alles was mit Geschichte zu tun hat.
Alles begann etwa Mitte März diesen Jahres.
Ich verspürte einen Schmerz im Brustbereich, meistens linke Seite, auch ein gewisses “Engegefühl”, oftmals wanderte dieser Schmerz in den unteren bzw. hinteren Rippenbereich und auch den linken Arm. Parallel dazu hatte ich beim Kraftsport meinen linken Arm wohl etwas überlastet, dieser war nach einer Trainingseinheit eine ganze Woche lang unmöglich durchzustrecken, da der Bizeps extrem schmerzte und sich “dauerangespannt” fühlte.
Da ich anfänglich Bedenken hatte, etwas könnte mit meinem Herzen nicht in Ordnung sein, suchte ich meine Hausärztin mit diesen Sorgen auf, die überwies mich zum Internisten und später war ich auch bei einem Kardiologen, die beide nur die Gesundheit meines Herzens anhand von Ultraschall, EKG und Blutuntersuchungen feststellen konnten.
Vorweg muss gesagt werden, dass ich in dieser Zeit starke Ängste entwickelte, etwas am Herzen zu haben und teilweise dies sogar in Panikattacken ausartete.
Etwa parallel zum Beginn der vorherig genannten Beschwerden bemerkte ich so beiläufig, dass ich kleine Schrift, z. B. die Zeitangabe auf meinem Laptop rechts unten, nicht mehr ganz so scharf sehen konnte, was ich aber keine größere Bedeutung zu sprach.
Obwohl in der Zwischenzeit die Schmerzen im Arm und die Unfähigkeit, diesen ganz durchzustrecken, verflogen waren, fühlte sich der Arm immernoch “komisch” an, etwas schwer und steif, aber nicht unbedingt in einem Ausmaß, das mich beeinträchtigt hätte, man spürte es lediglich.
Dann kam irgendwann auch ein leichtes Kribbeln in der Hand des linken Armes dazu, zudem schliefen mir vermehrt nachts Hände und Finger ein. Dies könnte natürlich an falschem Liegen liegen, jedoch hatte ich das noch nie so vermehrt, jedenfalls nicht, dass ich mich daran erinnern könnte.
Irgendwann kam ich dann durch die berüchtigte und ungeliebte Google-Recherche auch auf das Thema MS bzw. generelle neurologische Erkrankungen, da Herzprobleme ja jetzt ausgeschlossen waren. Leider versteifte ich mich sehr in dieser Angst, schlief sehr schlecht (was sich nicht geändert hat) und landete somit wieder bei meiner Hausärztin, die guten Willens eine MRT-Untersuchung sowie einen umfangreichen Bluttest anordnete.
Innerlich hoffte ich immer mehr, die Leute hätten mit ihrer Vermutung recht, das sei alles “psychosomatisch” oder “käme vom Rücken”. Aber auf der anderen Seite wusste ich, dass diese Empfindungen nicht psychisch oder orthopädisch bedingt waren.
In der Zwischenzeit kamen zu den Missempfindungen, die allerdings nicht mehr so häufig waren, Schmerzen hinzu. Ganz sporadisch und diffus treten diese am ganzen Körper mal auf, in den Fingern, Zehen, Knöcheln, Gelenken, Muskeln. Sie sind meist von stechendem oder ziehendem Charakter und verfliegen nach max. ein paar Minuten wieder, treten aber häufig an den selben Stellen auf (z. B. Handwurzel, Finger, Schienbein, Fußoberfläche).
Außerdem bekam ich Muskelzucken, ebenfalls am ganzen Körper. Mal die großen Muskeln wie Oberschenkel, Wade, Bizeps oder Rücken, mal ganz komisch im oder am Ohr, die Augenlider, die Finger.
Dann kamen die MRT-Ergebnisse. Die waren leider nicht ganz unauffällig.
Es sind feinste periventrikuläre Signalanhebungen sowie äußerst diskrete Intensitätsanhebungen sichtbar, die allerdings meine Hausärztin nicht näher beurteilen konnte. Sie konnte lediglich das Fazit des Radiologen rezitieren, dies sei noch nicht beweisend für eine initialie entzündliche ZNS-Erkrankung, eine Verlaufskontrolle sei allerdings angeraten.
Das erschütterte mich zunächst schwer, doch dann bekam ich schon für ein paar Tage drauf einen Termin beim Neurologen und dachte mir, der wird mir schon versichern, dass das nicht ist.
Heute war dann dieser Tag.
Leider kamen wieder keine sehr guten Nachrichten hinzu.
Zunächst wurden meine Sehnerven gecheckt, die wohl i. O. sind, jedenfalls wurde mir da nichts weitere mitgegeben.
Dann kam ich zum Arzt selbst, der sich auch die MRT-Bilder ansah.
Die Aussagen von ihm zogen mir dann komplett die Beine weg. Er bestätigte, dass sehr kleine Herde erkennbar seien, und diese vom Schema bzw. Aufbau her zu einer MS-Erkrankung passen können. Er sprach auch sein Lob und seine Bewunderung für den Radiologen aus, da er meinte, die Spuren seien so minimal, dass sie wohl viele andere einfach übersehen hätten. Er fragte mich, ob ich mit einer Lumbalpunktion einverstanden wäre und natürlich stimmte ich zu, ich bekam einen Zettel zur Aufklärung mit, bin aber noch am Überlegen, ob ich es bei ihm oder stationär im KH machen lasse, muss auch noch mal mit meiner Hausärztin darüber reden.
Jedenfalls bekam ich dann einen halben Nervenzusammenbruch, als ich meine Mutter anrief und leider sagen musste, dass es MS sein könnte, ich heulte wieder und bekam fast kein Wort raus.
In den letzten Tagen bekam ich zudem einen leichten Durchfall oder besser gesagt sehr weichen Stuhl (sorry für die genaue Beschreibung :-D) und Magengrummeln bzw. öfter mal Bauchschmerzen, auch bekam ich das Gefühl, oft bzw. öfter zum Pinkeln zu müssen bzw. dass meine Blase immer sehr schnell gefüllt sei.
Dies brachte mir zu der innerlichen, vernichtenden Fragestellung, ob ich vielleicht eine besonders schnelle und aggressiv verlaufende Krankheitsform der multiplen Sklerose haben könnte, wo scheinbar wöchentlich neue Symptome dazukommen, wie jetzt z. B. noch diese Magen-Darm/Blasenbeschwerden. Und sie scheinen auch nicht abzuklingen, der Arm fühlt sich zeitweise noch schwer an, die Missempfindungen sind auch noch da, sehen tu ich auch nicht wieder besser (wobei es im Alltagsleben nicht wirklich beeinträchtigt, das eine Auge hat halt nur noch 80%, war schon immer mein Schwächeres), die Schmerzen in allen Körperregionen ebenfalls.
Nun ist meine Frage, ob es tatsächlich eine solch aggressive Verlaufsform gibt?
Und was ist Eure Meinung, sollte ich die Punktion beim Neuro oder im KH durchführen lassen?
Ich dachte schon, vielleicht könnte man das in der Würzburger Uniklinik machen lassen, dorthin würden dann sowieso die Proben gebracht werden, allerdings weiß ich halt nicht über die etwaigen Wartezeiten bescheid. Der Neuro könnte es nächste Woche Mittwoch machen.
Meine Angst ist halt, dass jeder Tag zu viel ist und vielleicht noch mehr “kaputt” gehen könnte.
Ich weiß, ohne überhaupt eine gesicherte Diagnose zu haben und ein MRT, dessen Auffälligkeiten wohl die meisten “übersehen” hätten, sind solche Gedanken und Sorgen wahrscheinlich völlig unangebracht und ich will mich auch dafür entschuldigen, eure Zeit damit zu verschwenden. Allerdings lässt mir das keine Ruhe und am Liebsten würde ich sofort in die Uniklinik fahren und mich stationär durchchecken lassen, aber das ist eben alles nicht so einfach.
Jetzt muss ich versuchen, erst mal wieder einen einigermaßen klaren Kopf zu bekommen, morgen steht die Arbeit an, ich hoffe, keinen weiteren Zusammenbruch zu bekommen.
Sorry für den ellenlangen Text, aber ich will sichergehen, alles genannt zu haben.
Tausend unendlichen Dank für eure Zeit und evtl. Ratschläge oder Kommentare zu meinen Wehwehchen.
Viele Grüße, Luca