Hallo zusammen!
Mein Mann hat seit über 20 Jahren MS und war bis vor gut einem Jahr noch ziemlich mobil.
Seit seinem letzten Schub allerdings ist seine Gehfähigeit sehr eingeschränkt.
Er kann sich zwar im Haus ohne fremde Hilfe fortbewegen, braucht draußen aber einen Rollator.
Trotz Reha und regelmäßiger Krankengymastik scheint sich in absehbarer Zeit wohl keine Verbesserung dieses Zustandes einzustellen. (Er bekommt seit seinem letzten Schub auch Betaferon)
Damit er wieder mehr am öffentlichen und gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann würden wir uns jetzt um einen Rollstuhl bemühen.
(Bis jetzt haben wir noch kein diesbezügliches Arztgespräch geführt) Kann uns jemand Tipps geben, wie wir am besten vorgehen und vor allem, auf was wir achten müssen ?

Hallo Marlene
Einen Rollstuhl sich anzuschaffen, hat etwas Ähnlichkeit mit einem Autokauf. Es gibt sehr viel Auswahl auf dem Markt, nur welcher ist der richtige?
Bevor Ihr den weg zum Arzt antretet solltet Ihr euch zuerst Informieren. Meist ist der nächste Reha-Händler nicht sofort der Richtige für Rollstühle.
Gut ist, wenn er auch eine Werkstatt hat um Rollis zu reparieren.
Wichtig ist vorher zu klären für welchen Einsatz der Rolli vorgesehen ist. Auf welchem Terrain soll er hauptsächlich eingestzt werden . Welche Leistungsfähigkeit hat der Fahrer des Rollstuhls, oder soll er geschoben werden. Will der Rollifahrer den Rollstuhl selbst im PKW verladen oder wird er verladen. Welches Fahrzeug steht als Transportmittel zur Verfügung. Soll es ein AKTIV-Rollstuhl (wovon ich ausgehe) sein. Ein Rollstuhl wird nicht von der Stange gekauft, sondern muß angepasst werden, es soll ja kein Wohnzimmersessel zum reinlümmeln sein, man will ja damit vorwärts kommen …
Es sind sehr viele Punkte, die man beachten muß. deshalb ist eine einfache Hilfestellung mit ein paar Sätzen hier nicht gegeben. Leider ist es in manchen Sanitätshäusern auch so, dass man nicht auf die verschiedenen Möglichkeiten hingewiesen wird.
Wichtig aber ist, dass das Rezept dem Rollstuhl entspricht, den man dann auch gerne möchte und braucht.
Einen AOK-Chopper (Krankenhaus-Edelstahl-Ausführung) will man ja schließlich auch nicht bzw. man kann damit nichts anfangen.
Ich finde es aber toll, dass Ihr Euch um einen Rolli bemüht, denn es ist gut, wenn man sich “traut”.
Wenn ich Euch noch weiter helfen soll, nur eine kurze mail.

Hallo Marlene,

meine Frau hat auch MS und einen Rollstuhl. Der erste der ihr “verpasst” wurde war auf gut Deutsch Mist.

Achte auf jeden Fall daruaf, dass es ein Aktiv-Rollstuhl ist. Die sind auch für Dich leichter zu heben. Dann muss er eine Bremse für den Schieber haben - ganz wichtig. Sonst ist draussen vieles nicht möglich. Dann sollte er höhenverstellbare Griffe haben. Begründung die der Arzt angeben muss: Patient wird von verschieden grosßen Personen bewegt (eine kleine Liste beifügen mit Frau, Fahrdienst, Neffe, wer auch immer, hilft).

Dann ein gescheites Kissen, das bei Wärme zu einem gewissen Grad nachgivt und sich dem PO anpasst. Eine einstellbare Rückenlehne, die eine gute Polsterung bietet (Hinweise vom Arzt auf Rückenprobleme und evtl Rumpfataxie helfen hier).
Und er muss natürlich genau angepasst werden, sprich das Sanitätshaus muss Sitzbreite, Sitzlänge, Länge der Unterschenkel u.a. ausmessen und einen entsprechenden Rollstuhl aussuchen. Das wichtigste ist Probesitzen!! Wenn ein Sanitätshaus nicht mehrere Vorführrollstühle hat, vergiss den Laden.

So waren ne ganze Menge Infos, ich hoffe sie helfen ein wenig weiter.

Gruß

Wolfgang

Hallo Marlene,

ich habe jetzt seit kurzem auch einen Rolli.
Ein Aktivrollstuhl mit Motorunterstützung (e-motion).
Wenn ich die Greifräder bewege, gibt der Motor (in den Rädern integriert) Energie dazu und Steigungen sind kaum noch ein Problem.
Dadurch geht auch das Bremsen an steilen Abhängen problemlos.
Handbremse für den Schiebenden hat mein Gefährt nicht. Ist aber absolut nicht nötig.
Wenn dein Mann noch etwas Kraft in den Armen hat und er - wie ich annehme - nicht nur geschoben werden will, fände ich das erste Wahl.