Hallo befe,
wenn du gerade einen Schub hast, und schon Cortison bekommen hast, ist die Kernspintomographie ziemlich sinnlos, erst recht mit Gadolinium. Ich würde sie abblasen.
Ich denke, das ist wieder mal so ein Fall von “Die rechte Hand weiß nicht, was die linke macht”, hier: Gestörte Kommunikation zwischen Neurologie und Radiologie. Da sind wir als Patienten gefordert und müssen die Weißkittel energisch auf ihre Fehler aufmerksam machen: “Hey, Leute, MRT mit Kontrastmittel ist Unsinn nach einem Cortisonstoß. Und da ich grade einen Schub habe, kann man daraus schließen, dass neue Entzündungen dazu gekommen sind, also spart euch die Röhre.”
Ich würde ein MRT frühestens in 8 bis 10 Wochen machen, sofern nicht noch weiteres Corti dazu kommt. Neue Läsionen sähe man zwar auch ohne Gd dann, wenn man die aktuellen Bilder mit denen vom letzten Röhrentrip vergleicht, und man sieht dann auch sonstige Veränderungen durch die MS, wie eine Hirnatrophie / Vergrößerung der Ventrikel, Schrumpfung des Balkens oder des Rückenmarks, usw. Aber sinnvoller ist es, ein Kontroll-MRT ohne vorangehende Cortisoneinnahme zu machen.
Das mit der mangelhaften Koordination zwischen der linken und der rechten Hand hatte ich auch, als ich im KH war - die Neuros haben mir täglich eine Ergotherapeutin auf den Hals gehetzt, der Chefkardiologe hat mir nach dem Herzecho strikt untersagt, zu Fuß auf meine Station zurückzukehren und mich anzustrengen. Ich habe mich dann dem Kardiologen angeschlossen und die Ergo verweigert. Es war ohnehin Ergo für Schlaganfallpatienten, also “Thema verfehlt”.
Der Soforteffekt von Cortison ist neben der Stabilisierung der Blut-Hirn-Schranke ein aufputschender und schmerzlindernder. Dieses körpereigene Hormon befähigt uns, uns bei Lebensgefahr trotz Müdigkeit, Krankheit, Schmerzen und Schwäche in Sicherheit zu bringen. Es putscht uns kurz zu Höchstleistungen auf, bis wir die rettende Höhle erreicht haben, daher wurde es im Leistungssport als Doping-Droge benutzt. Nach ein paar Tagen ist dieser Doping-Effekt verflogen. Bis dahin muss man in Sicherheit sein, wo man dann ausruhen und seine Wunden lecken kann.
Dabei spürt man die Beschwerden wieder, denn heilen kann so ein Nervenschaden nicht so schnell. Das Cortison kann nichts reparieren, es kann nur die Entzündung stoppen und kurzzeitig Kraftreserven mobilisieren. Den Schaden reparieren kann nur der Körper, und das kann Wochen oder Monate dauern. Auch wenn eine Wunde nicht mehr entzündet ist, ist sie immer noch eine Wunde, auch ein geschienter Knochenbruch ist immer noch einer. Es dauert, bis sowas verheilt ist. Genauso ist es auch bei den durch MS angefressenen Nervenzellen. Hier heißt es, Geduld haben.
Ich wünsche dir gute Besserung und ein schönes WE!
LG Renate