Gedächtnis

Täglich strömen zahlreiche Umweltreize und große Informationsmengen auf uns ein. Wir können allerdings nur dann sinnvoll in unserer Umwelt agieren, wenn wir in der Lage sind, wichtige Informationen zu filtern, zu ordnen, zu speichern und bei Bedarf wieder abzurufen. Dies wird durch verschiedene Gedächtnisformen realisiert:

  • sensorisches Gedächtnis (Ultrakurzzeitgedächtnis)
  • Arbeits- oder Kurzzeitgedächtnis
  • Langzeitgedächtnis

 

Das sensorische Gedächtnis ist unser erster Wahrnehmungsfilter, der die auf unsere Sinnesorgane einströmenden Reize verarbeitet. Die Kapazität ist zwar enorm groß, jedoch können die riesigen Mengen an Sinneswahrnehmung nur sehr kurzfristig erhalten werden – in etwa bis zu einer Sekunde. Erwecken die bereitgestellten Reize unsere Aufmerksamkeit, werden sie an das Arbeits- bzw. Kurzzeitgedächtnis weitergeleitet. Unwichtige Informationen werden vergessen und verschwinden spurlos.

Das Arbeits- oder Kurzzeitgedächtnis kann mehrere Inhalte für eine Zeitspanne von Sekunden bis zu wenigen Minuten abrufbereit halten. Im Vergleich zum sensorischen Gedächtnis ist die Kapazität sehr begrenzt. In der Regel können nur 5–9 einzelne Informationen gleichzeitig gespeichert werden. So können wir uns beispielsweise eine eben herausgesuchte Telefonnummer bis zum Wählen der Nummer im Kopf behalten. Darüber hinaus vergleicht das Arbeitsgedächtnis die von außen einströmenden Informationen mit bereits gespeichertem Wissen aus dem Langzeitgedächtnis. Diese „Schnittstellenfunktion“ benötigen wir, um z.B. Probleme situationsabhängig zu lösen oder einen Vortrag verstehen zu können. Ob eine Information in das Langzeitgedächtnis aufgenommen wird, hängt davon ab, wie „wichtig“ oder „interessant“ die Inhalte sind und wie intensiv wir uns damit beschäftigen. Lassen sich Verknüpfungen mit Informationen aus dem Langzeitgedächtnis herstellen, so wird die Information in das Langzeitgedächtnis überführt. Gelingt dies nicht, geht die Information nach wenigen Minuten verloren.

Im Langzeitgedächtnis können wir – wie der Namen schon andeutet – Informationen dauerhaft speichern. Dies ist immer mit einem Lernprozess verbunden, der mit Veränderungen der biologischen Struktur im Gehirn einhergeht und damit auch mehr Zeit benötigt. Die Kapazität des Langzeitgedächtnisses ist unbegrenzt, Informationen können Stunden bis Jahre oder auch für immer gespeichert werden.

 

Abb.: Gedächtnisformen