Spastik & andere Symptome

Bei Schwindel sollte sorgfältig untersucht werden, besonders auch die Augenbewegungen, so Dr. Walter Pöllmann im AMSEL-Expertenchat.

Moderator Patricia Fleischmann: Liebe AMSEL-Chatter, herzlich willkommen hier zum Thema "Spastik und andere Symptome". Was auch immer Sie plagt: Dr. Walter Pöllmann antwortet Ihnen live im AMSEL-Chat. Und sucht mit Ihnen nach Lösungen.

Nina: Hallo Dr. Pöllmann, ich habe derzeit (seit ca. 1Woche) starke Verspannungen im Nackenbereich und auch in den Oberschenkeln. Ein Gefühl als würde ich gleich einen Krampf bekommen, oder der Nacken "einrastet". Können das Spastiken sein?? Verschlechterungen meiner Symptome vor allem Lhermitte bestehen seit ca. 2 Monaten, aber nicht so, dass ich mir Kortison geben lassen würde. In welcher Zeit sollten sich die Schubsymptome wieder zurückbilden??? Habe immer Angst sekundär zu werden..... Vielen Dank schon mal.

Dr. Walter Pöllmann: Ein positiver Lhermitte kann auch Zeichen eines Schubes sein - am besten die Problematik mit Ihrem Neurologen besprechen und das Für und Wider von Cortison gemeinsam besprechen! Alles Gute!

Dr. med. Walter Pöllmann

Oberarzt der Marianne-Strauß-Klinik, Berg

  • Seit 1988 in der Marianne-Strauß-Klinik tätig
  • Mitgliedschaften
  • Deutsche Gesellschaft für Neurologie DGN
  • Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie DGKN
  • Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft DMKG
  • Deutsche Gesellschaft für Neurologische Rehabilitation
  • International Headache Society IHS
  • wiederholt als Experte im AMSEL-Chat

Cary: Guten Abend, Dr. Pöllmann! Ich habe Fragen zur Spastik. - Wie findet eine genaue Spastikdiagnose statt? - Was ist eine gute Spastikbehandlung? (hilft auch Magnesium z.B./ welche Physio/welche Medikamente/andere Möglichkeiten?) - Kann eine Spastiksymptomatik auch wieder aufhören? Ich habe bezüglich der Zunahme der Spastik große Angst, da sie sehr schnell voranschreitet und mich beim Laufen sehr stark behindert(Gleichgewichtsverlust, Stolpern...)

Dr. Walter Pöllmann: Der Begriff SPASTIK wird von uns Neurologen recht weit angewandt: Damit meinen wir, dass es sich um eine Störung der Motorik im zentralen Nervensystem handelt (also wir bei der Untersuchung z.B. einen Babinski finden und gesteigerte Reflexe). Im englischen wird dafür der Begriff "upper motor neuron disease" verwendet. Im engeren Sinne wird unter SPASTIK die besondere Art der erhöhten Muskelspannung verstanden, bei der durch rasche passive Bewegung ein Widerstand erzeugt wird. Und ein Problem ist die Spastik für den Betroffenen natürlich, wenn die schlimmen Symptome der Streck-oder Beugespastik die Bewegungsabläufe im betroffenen Bereich erschweren und evtl sogar von schmerzhaften "Verkrampfungen" begleitet sein können. Spastik ist aber nicht immer "böse" oder "schlecht" - die Natur ermöglicht damit auch zum Teil, dass überhaupt ein Stehe oder Gehen "auf der Spastik" möglich ist (bei Querschnittsgelähmten jenseits des Rückenmarks ist alles schlaff und die Muskeln schwinden- Stehen oder Gehen ist da gar nicht möglich). Wir sehen schon, unser Thema ist heute gar nicht so einfach. Wir müssen uns also genau beschreiben, worin ein Problem besteht! Also packen wir es an! Magnesium kanm Symptome einer Neigung zu "Muskelkrämpfen" bessern, wo nicht immer eine echte SPASTIK vorliegt. Bei einer Spastik im oberen Sinne berichten manche Menschen einen Nutzen, aber das ist indivuduell verschieden.

Winnie: Sehr geehrte Damen und Herren, habe mal eine kurze Frage. Ich habe MS mit progressivem Verlauf. Es ist jedoch lediglich mein rechtes Bein von der Spastik betroffen. Alle anderen typischen MS-Symthome liegen bei mir nicht vor. Wie kann ich die Spastik am besten bekämpfen ? Besteht noch ein wenig Hoffnung das es sich doch nicht um MS handelt ? MRT wurde gemacht und Hirnwasser wurde auch aus dem Rücken entnommen. Aufgrund dessen wurde die Diagnose 2009 gestellt. Ich habe allerdings immer noch Zweifel. Sind diese ggbf. berechtigt ? Ich nehme lediglich Baclofen. 4 Stck am Tag. Vielleicht könnten Sie mir ja auch ggbf. eine Spezialklinik empfehlen.

Dr. Walter Pöllmann: Bitte besprechen Sie Ihre Zweifel doch am besten mit Ihrem Neurologen. Offensichtlich sind ja viele Untersuchungen mit großer Sorgfalt erfolgt. Die Diagnose lässt sich aufgrund der Zusammenschau aller Befunde heue ausreichend sicher stellen - also fragen Sie nach. Wenn Ihre Symptome sehr lokalisiert sind, gibt es das sehr wohl auch bei MS.

Loni: Sehr geehrte damen und herren, besonders würde mich interessieren, warum es bislang nicht gelungen, ist insbesondere die versorgungsämter auf die einschränkungen aufmerksam zu machen, die durch fatigue, kognitive störungen, verlangsamte reaktion etc bedingt sind. mir scheint, das wird schlichtweg ignoriert, wobei es natürlich auch schwierig ist, das festzumachen. aber die einschränkungen sind da und mit ihnen ist manchmal schwerer umzugehen als mit körperlichen problemen. danke loni

Dr. Walter Pöllmann: Das ist sicher ein Problem, das uns alle immer wieder beschäftigt. Immer mehr Menschen benötigen Hilfe und die staatlichen Einnahmen stehen nicht in einem guten Verhältnis zu den Wünschen..... Ich habe da leider auch keine Lösung parat.

Cary: Noch eine Zusatzfrage,bitte. Könnte diese ganze Symptomatik auch ein Schub sein? Denn mein Neurologe hat mich jetzt aufgrund ständig durchgehender Gangverschlechterung als sek. progr. eingestuft und das Copaxone abgesetzt

Dr. Walter Pöllmann: Die Entwicklung Ihrer Probleme hat ja von Ihrer Schilderung her schleichend zugenommen, sodass Ihr Neurologe zu Recht an eine evtl. nicht mehr rein schubförmige MS denkt. Dann macht Copaxone auch keinen Sinn. Die weitere Entwicklung muss man natürlich genau beobachten; ggf. kann man auch bei schleichender Verschlechterung Cortison versuchen.

msninja: ist schon jemand da? Ich finde nämlich keine Beiträge

Moderator Patricia Fleischmann: @ msninja: Unter "Bereits gestellte Fragen (noch unbeantwortet)" finden Sie die Beiträge. Sie schwuppsen ins Textfeld, sobald sie beantwortet sind.

Dr. Walter Pöllmann: [Red.] Neben Ihnen 7 weitere Chatter, Tendenz steigend. Wir haben ja erst angefangen...

Marie: Hallo, Meine Diagnose auf MS ist lt. Neurologe sicher und soll in den nächsten Wochen bei einem erneuten Krankenhausaufenthalt gesichert werden.(erneute LP steht an) Bei 1 MRT vor einem Jahr hat man Herde festgestellt, bei einem weiteren MRT Anfang des Jahres kamen neue Herde hinzu. 1. LP war negativ, andere Untersuchungen grenzwertig. Neurologische Ausfälle seit Sep. 2010. Seit Oktober 2011 habe ich an der Innenseite des Oberschenkels eine tischtennisballgroße Verhärtung, die mit diversen Mitteln behandelt wurde. Mal kommt sie, mal ist sie weg, mal verursacht sie Schmerzen. Könnte das etwas mit dem Verdacht MS zu tun haben???? Vielen Dank

Dr. Walter Pöllmann: Das hat sicher nichts mit der MS zu tun!

albi: Hallo, habe seit ca. 2 1/2 Jahren schubförmige MS. Nach dem ersten großen Schub ist mein rechtes Bein etwas in Mitleidenschaft gezogen. Es hieß dann immer ich hätte Empfindungsstörungen. Leider wurde seit Januar 2012 die sogenannten Empfindungsstörungen schlimmer, so dass ich nun 1 mal tägl. 150 mg. Tolperison nehme. Die Beschwerden werden zwar besser, gehen aber nicht wirklich ganz weg. Anfangs habe ich 250 mg genommen und war beschwerdefrei. Die Dosis wurde dann jedoch von meinem Neurologen wieder reduziert. Es fühlt sich immer so verkrampft und zugeschnürrt an, wie wenn man einen Expandar hätte wo einer nach oben und der andere nach unten zieht. Es lag kein akuter Schub vor. Bei Bewegung wie Spazierengehen oder Tischtennis spielen gehen die Symthome vorübergehend weg, kommen aber dann später wenn ich mich nicht mehr bewege wieder. Im liegen oder sitzen merke ich nichts. Frage: Ist dies dann wirklich eine Spastik und wie lange kann ich denn das Tolperison nehmen, spricht etwas dagegen eine höhere Dosis (sodaß ich beschwerdefrei bin) einzunehmen?

Dr. Walter Pöllmann: Es stellt sich aufgrund Ihrer Schilderung tatsächlich die Frage, ob hier eine Missempfindung - evtl. in Kombination mit einer leichten Spastik vorliegt. Dann evtl. die Möglichkeiten der physikalischen Therapie versuchen bzw. medikamentös Gabapentin oder Pregabalin. Wenn tatsächlich eine Spastik zusätzlich vorliegt, spricht bei guter Verträglichkeit nichts gegen eine längere Anwendung von Tolperison.

Max: Hallo Herr Pöllmann, ich habe seit 11 Jahren MS, davon knapp 10 Jahre ohne jegliche Beschwerden. 8 Jahre habe ich jetzt Copaxone gespritzt - ohne Nebenwirkungen. Alles super soweit. In den letzten 1,5 Jahren habe ich nun aber 3 Schübe gehabt, jeweils mit Spastik in den Beinen und nun auch in den Armen, die jeweils von der Intensität stärker geworden sind. Der letzte wurde vor 2 Wochen mit 3x 1g Urbason behandelt. Habe jetzt seit 2 Wochen auf Rebif 44 umgestellt und stelle fest, dass die Spastik in den 2 Wochen immer schlimmer wird. Dazu kommt unter Sirdalud jetzt auch noch eine Schwäche der Beine (Dosis: Morgens/Abends 2 mg), die mich sehr verunsichert. Nehme ich Sirdalud, werden die Beine schlapp. Lasse ich es weg, habe ich Krämpfe beim Gehen. Könnten Sie mir einen Rat geben, ob ich die Situation irgendwie in den Griff bekommen kann? Ich bin gerade sehr durch den Wind aufgrund meines eigentlich sehr milden Verlaufs bisher ohne Beschwerden und der jetzt einsetzenden Tendenz hin zu einem schwereren Verlauf. Ist Rebif 44 die richtige Wahl gerade nach 8 Jahren Copaxone oder sollte man eher über Gylenia oder Tysabri nachdenken? Vielen Dank und viele Grüße

Dr. Walter Pöllmann: Schon beantwortet. Zunächst schauen, wie das mit Rebif läuft, Nebenwirkungen gezielt bekämpfen.Sirdalud gezielt zeitlich anwenden ggf. in niedriger Dosis (1mg). Viel Glück!

manu: Guten Abend Herr Dr. Pöllmann, ich habe eine seit 2000 bekannte schubförmige MS, Basistherapie: Avonex bei ca. 1 Schub pro Jahr, letzte Schübe: 09/2008 und 11/2010. Aktuell erlebe ich eine Verschlechterung, die letzte Woche mit Cortison ( 3 x 1000mg) behandelt wurde. Diese Verschlechterung geht bei mir einher mit einer zunehmenden Spastik - zunächst "nur" im li. Unterschenkel, mittlerweile auch im rechten. Mit dieser Spastikzunahme hat sich mein Allgemeinzustand verschlechtert - aber über eine Zeitspanne von ca. 5 Monaten: Schlafstörungen - max. 2 Stunden pro Nacht - z.T. wegen der Spastik, von der ich wohl wach werde, "Wackelpudding"-Beine, d.h. schwache Beine unterhalb der Knie. Ich war eine aktive Nordic-Walking-Frau (4-5 x pro Woche je 1 Std.), dies war mir zum Schluss nur noch erschwert bzw. gar nicht mehr möglich. Alles fällt schwer. Neu ist ein Muskeln-Ziehen (keine Zuckungen) unter dem re. Auge. Augenarzt kann am Auge (abgesehen von Sehnerventzdg.) nichts feststellen. Meine Frage: Kann dieses Muskelziehen auch eine Spastik sein? Und: Wenn jemand sekundär progredient wird, verändert sich damit auch die Spastik? Meine Schubzahl hat sich verändert seit 2008 - größerer Abstand. Mein Arzt hat mir Sativex empfohlen, ich bin aber skeptisch, weil ich wenige Schübe habe. Danke für Ihre Antwort und Gruß Manu

Dr. Walter Pöllmann: Wie äußert sich denn denn die Spastik nachts - ist das eine dauerhafte Anspannung oder eher ein Einschießen? Sie Beschreiben ja auch eine Schwäche, nehmen Sie derzeit Antispastika und wenn ja was?

Max: Hallo Herr Pöllmann, ich habe seit 11 Jahren MS, davon knapp 10 Jahre ohne jegliche Beschwerden. 8 Jahre habe ich jetzt Copaxone gespritzt - ohne Nebenwirkungen. Alles super soweit. In den letzten 1,5 Jahren habe ich nun aber 3 Schübe gehabt, jeweils mit Spastik in den Beinen und nun auch in den Armen, die jeweils von der Intensität stärker geworden sind. Der letzte wurde vor 2 Wochen mit 3x 1g Urbason behandelt. Habe jetzt seit 2 Wochen auf Rebif 44 umgestellt und stelle fest, dass die Spastik in den 2 Wochen immer schlimmer wird. Dazu kommt unter Sirdalud jetzt auch noch eine Schwäche der Beine (Dosis: Morgens/Abends 2 mg), die mich sehr verunsichert. Nehme ich Sirdalud, werden die Beine schlapp. Lasse ich es weg, habe ich Krämpfe beim Gehen. Könnten Sie mir einen Rat geben, ob ich die Situation irgendwie in den Griff bekommen kann? Ich bin gerade sehr durch den Wind aufgrund meines eigentlich sehr milden Verlaufs bisher ohne Beschwerden und der jetzt einsetzenden Tendenz hin zu einem schwereren Verlauf. Ist Rebif 44 die richtige Wahl gerade nach 8 Jahren Copaxone oder sollte man eher über Gylenia oder Tysabri nachdenken? Vielen Dank und viele Grüße

Dr. Walter Pöllmann: Die Umstellung von Copaxone auf ein Interferon kann aufgrund der Schubhäufung sinnvoll sein, da es ja ein anderes Wirkprinzip hat. Unter Interferonen können bekanntlich in der Eindosierungsphase Nebenwirkungen auftreten, neben "grippeähnlichen" auch eine vorübergehende Zunahme der Spastik. Hier kann ggf. gezielt Paracetamol oder Ibuprofen als Begleitmedikation zum Interferon eingesetzt werden. Wenn das auch die nach Injektion auftretende Spastik lindert oder verhindert, passt es ja. Wenn die Spastik aber nicht nur in zeitlichem Zusammenhang mit der Injektion ein Problem ist, sollte man ein Antispastikum zeitlich so anwenden, dass es möglichst die Problemzeiten erleichtert: Wenn die Spastik morgens beim Aufwachen das Verlassen des Bettes erschwert, muss man das Antispastikum natürlich möglicht beim Aufwachen einehmen (aufgerichteter Oberkörper, ausreichend trinken) - dann dauert es natürlich bis zur Wirkung 30 - 45 Minuten - mit der "richtigen" Dosis ist dann das Problem vielleicht schon gebessert. An die individuelle Dosis muss man sich "rantasten", bei Nebenwirkungen evtl. mal 1/2 Dosis probieren und dann stufenweise höhergehen. Also immer individuell schauen, wann die Spastik ein Problem ist (nicht einfach 2 - 3 x tgl!).

Tom: Hallo Dr. Pöhlmann, Spastiken sind zur Zeit bei mir ein dominantes Thema, das meine Lebensqualität massiv beeinflusst. Tagsüber kann ich die Spastiken gut mit Gymnastik eindämmen. Spastiken (v.a.D. Streck~) treten bei mir vor allem vor und nach dem Schlafen auf, also in Zeiten in denen ich eigentlich entspannen sollte bzw. entspannt sein sollte. Abends nehme ich Lioresal (30mg), trotzdem verhindern die Spastiken ein Einschlafen. 2 Fragen hierzu: Muss die Dosis erhöht werden? Und wenn ja: wie weit/viel, probiere ich das einfach langsam steigend bis zur Höchstdosis aus? Gibt es alternative oder auch ergänzende Medis, die mir meine Nachtruhe wiederbringen können (ist schon nervig und auch anstrengend, jede Nacht zu warten bis mich die Erschöpfung "in den Schlaf treibt")? Vielen Dank für Ihre Antwort.

Dr. Walter Pöllmann: Ist das Problem beim Einschlafen eine einschießende - evtl. schmerhafte Spastik oder sind die Beine konstant in Streckstellung?

Cary: Kann eine Spastiksymptomatik auch wieder aufhören? Ich habe bezüglich der Zunahme der Spastik große Angst, da sie sehr schnell voranschreitet und mich beim Laufen sehr stark behindert(Gleichgewichtsverlust, Stolpern...)

Dr. Walter Pöllmann: Spastik kann wie jedes andere MS-Symptom variieren oder auch wieder von selber sich bessern. Daher ist es wichtig herauszufinden, wann und wie sich die Spastik beeinflussen lässt: z.B. Auftreten bei längerem Gehen /Laufen - dann rechtzeitig Pause machen. Klingt die Spastik dann ab? Tritt die Spastik nur störend beim Laufen auf?

boy0302: Hallo Dr. Pöllmann, kann sich die MS auch auf das Hörzentrum auswirken?

Dr. Walter Pöllmann: Hörstörungen sind bei MS extrem selten und meist unabhängig. Bei den akustisch evozierten Potentialen kann mann ggf. Leitungsverzögerungen bei MS finden, dies hat aber mit einer Hörminderung oder einem Ohrgeräusch nichts zu tun

boy0302: Kann Schwindel im Zusammenhang mit der MS therapiert werden und wie?

Dr. Walter Pöllmann: Der Begriff "Schwindel" ist ganz weit gefasst, bitte genauer erklären, was gemeint ist: anfallsweise oder dauerhaft? z.B. Drehgefühl oder "wie auf Schiff". Lageabhängig, beim Gehen oder im Liegen. Ist eine Gangunsicherheit gemeint?

boy0302: Meine Schwindel beim Gehen

Dr. Walter Pöllmann: Ist das ein komisches Gefühl im Kopf oder machen die Beine nicht richtig mit?

Hans: Hallo Herr Pöllmann, bei mir treten seit ca. 2 Jahren mehr oder weniger am ganzen Körper Faszikulationen auf, am schlimmsten in den Waden. Neulich wurde ein EMG mit einer Nadelelektrode gemacht, während dieser Zeit hat es leider überhaupt nicht gezuckt und somit war auch im EMG nix zu sehen. Kaum war ich wieder zu hause, hat das Zucken wieder angefangen - zum Verrücktwerden das Ganze, da man das natürlich nachts im Bett permanent wahrnimmt. Diagnose des Arztes war "benignes Faszikulationssyndrom". Meine Frage dazu, kann das durch eine bei mir vorhandene Spastik in den Beinen kommen? EMG war ja normal bei mir, SEP, MEP sowie die Creatinkinase ebenfalls im Normbereich.

Dr. Walter Pöllmann: Faszikulationen können auf eine periphere Nervenfunktionsstörung hinweisen, dann findet man aber unabhängig vom Auftreten Hinweise auf neurogene Veränderungen bei Ableitung aus dem Muskel. Wenn das bei Ihnen nicht der Fall ist, besteht kein Grund zur Beunruhigung. Spastik hat mit Faszikulationen nichts zu tun.

boy0302: ein komisches Gefühl im Kopf

Dr. Walter Pöllmann: Aus den Angaben kann ich ohne neurologische Untersuchung keine Erklärung abgeben. Besprechen Sie das Problem am besten mit Ihrem Neurologen

manu: habe noch was vergessen: Seit ein paar Monaten habe ich nach dem Walken im re. Knie eine Art "Stromgefühl" gehabt, dass aber ca 1/2 Std. andauerte. Dieses Gefühl ist jetzt öfters und intensiver da - beide Knie fühlen sich insgesamt warm an. Gruß Manu

Dr. Walter Pöllmann: Dann erst mal zum Orthopäden gehen , ob da ein lokales Problem vorliegt.

Karin: Sehr geehrter Dr.Pöllmann, ich habe besonder morgens ziehende,manchmal stechende Schmerzen in den Oberschenkeln für die ich Sirdalut und Baclofen nehme. Nun hat mein Neurologe festgestellt, das ich keine Spastik habe,aber ohne diese Medis werden die Schmerzen noch stärker. Sind das trotzdem die richtigen Medis für mich? Karin

Dr. Walter Pöllmann: Sind die Schmerzen kurz evtl. wiederholt einschießend oder dauerhaft? Sind sie eher oberflächlich (auf der Haut) oder in der Tiefe. Von wo nach wo ziehen sie?

Emma: Herr Dr.Pöllmann ich habe seit 20J. MS,mir war von Anfang an immer schwindelig.Über das neue Digitale Fernseh freue ich mich nicht wirklich,aber dagegen ist wohl nichts mehr zu machen,oder?

Dr. Walter Pöllmann: Wie schon bei einer anderen Frage gesagt. Der Begriff "Schwindel" ist sehr vage und man kann nur anhand einer sehr detaillierten Schilderung und der neurologischen Untersuchung (bes. auch der Augenbewegungen) die mutmaßliche Störung herausfinden und dann einen gezielten Rat geben.

Hans: Bzgl. der Faszikulationen: Gibt es außer Lyrica/Gaba etc. auch eine andere (nebenwirkungsärmere) Möglichkeit, diese zu behandeln? Besteht die Chance, dass die Faszikulationen im Laufe der Zeit wieder verschwinden oder muss ich damit jetzt den Rest meines Lebens auskommen?

Dr. Walter Pöllmann: Zunächst muss man sicherstellen, dass die Erscheinungen wirklich Faszikulationen sind, dann haben sie mit MS nichts zu tun. Wenn ja , ist von Gabapentin oder Pregabalin nicht unbedingt ein Effekt zu erwarten.

Moderator Patricia Fleischmann: @ alle: Sie können sich gern untereinander in der "Plauderecke" unterhalten, das Feld ganz unten. Das verkürzt die Wartezeit auf Dr. Pöllmanns Antwort. Hier ist ja eine Menge los heute Abend.

MaxsMa: Ich leide an kognitiven Störungen... Dieses Symptom wirkt sich oft so aus, dass ich Gespräche zwar akustisch voll wahrnehme aber ich nicht darauf reagieren kann, weil mir der Inhalt des Gesprächs sofort verloren geht. Was kann gegen solche Ausfallerscheinungen getan werden. Gibt es medikamentöse Lösungen? Ich übe täglich mittels Gedächtnistrainingsaufgaben.

Dr. Walter Pöllmann: Wichtig ist, die Probleme am besten im Rahmen einer neuropsychologischen Untersuchung ´genau abzuklären. Dann kann man gezielt auch gemeinsam mit deer Neuropsychologin nach Strategien suchen, um das Problem anzugehen. Medikamente (zugelassen bei Alzheimer) helfen bei MS-bedingten Problemen leider in deer Regel nicht .


Allgemein - MaxsMa: Ich leide an kognitiven Störungen... Dieses Symptom wirkt sich oft so aus, dass ich Gespräche zwar akustisch voll wahrnehme aber ich nicht darauf reagieren kann, weil mir der Inhalt des Gesprächs sofort verloren geht. Was kann gegen solche Ausfallerscheinungen getan werden. Gibt es medikamentöse Lösungen? Ich übe täglich mittels Gedächtnistrainingsaufgaben.

Allgemein - MaxsMa: Wie hoch ist das Risiko, dass aus meinen kognitiven Störungen Demenz werden kann???

Allgemein - MaxsMa: Vielen Dank für Ihre Antwort. Mein Neurologe sagte mir auf meine Frage auf Demenzentwicklung, dass DAS eine ganz andere Krankheit sei.
Emma: Danke Herr Pöllmann

Dr. Walter Pöllmann: Gern geschehen.


Allgemein - albi: Hallo Emma, was meinst du eigentlich mit dem digitalen Fernsehen in deiner Frage!
Max: Hallo Herr Pöllmann, Sie haben vorhin auf meine Frage hin geantwortet, dass die Interferone eine vorhandene Spastik verstärken können. Wie lange hält dieser Effekt in der Regel an? Spritze ja jetzt erst seit 2 Wochen das Rebif 44.

Dr. Walter Pöllmann: Der Zusammenhang ist wahrscheinlich, wenn die Spastiken direkt in einem zeitlichen Zusammenhang mit der Injektion bzw. etwaiger grippeähnlicher Nebenwirkungen auftreten. Dann - wie schon empfohlen, in Absprache mit Ihrem Neurologen Wirkung von Paracetamol oder Ibuprofen versuchen. Wenn Sie den Eindruck einer anhaltenden Zunahme der Spastik haben unabhängig von den Injektionen, dann unbedingt Problem auch bei Krankengymnastik ansprechen und damit vielleicht Linderung erreichen.


Allgemein - Emma: Hallo Albi die Bilder sind schon schön geworden,aber durch die Kameraführung manchesmal sehr wackelig

Allgemein - albi: Und was meinst jetzt, dass des mit der MS zu tun hat oder mit dem Schwindel? Kapier ich nicht.
Karin: Die Schmerzen sind kurz und wiederholen sich in kurzen Abständen. Sie ziehen vom Oberschenkel in Richtung Knie. Ich hatte am Anfang Hirnstammanfälle, aber das war sehr viel heftiger Karin

Dr. Walter Pöllmann: Bei einschießenden Schmerzen würde ich Gabapentin oder Pregabalin (Lyrica) eher vorschlagen, das hat deutlich weniger Nebenwirkungen als die klassdischen Antispastika


Allgemein - Emma: Na muss wohl leider das eine mit dem anderen zu tun haben.Meine Neurologin lässt mich bei einer untersuchung immer auf ein Schachbrettmuster schauen,die weiss wohl wie es mir manchmal geht,hoffe ich doch

Allgemein - albi: Also ich muß auch aller 3 Monate diese Untersuchung und andere machen. Mein Neurologe hat aber gesagt, dies hat was mit dem Sehnerv zu tun und nicht mit dem Schwindel. Aber vielleicht irren wir uns ja Beide
Karin: Vielen Dank, das werde ich versuchen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend Karin

Dr. Walter Pöllmann: Viel Glück!


Allgemein - Emma: Der Sehnerv ist leider auch mit dabei,ich weiss noch anstellle von rot habe ich damals nur grau gesehen
manu: Die Beine - vor allem das li. - fühlen sich an wie eine kerzengerade durchgestreckte Latte. Es "arbeitet" im Bein (wie Strombahnen, fühlt sich auch absolut labberig an) - aber kein RLS, das hatte ich mal kurzrfristig und weiß, dass es sich anders anfühlt. Erst wenn ich nach vielem hin und her das Bein irgendwann in einer angewinkelten Position habe, kommt es zur RUhe. Aber bis dahin vergehen ein paar Stunden und die Nacht ist vorbei und ich muß eigentlich zur Arbeit. Ich nehme keine Antispastika.

Dr. Walter Pöllmann: Ich würde zu einer Therapie mit Gabpentin oder Pregabalin raten (langsam aufdosieren!), da es sich ja offensichtlich um eine einschießende Spastikkomponente handelt. Da hilft ein klassisches Antispastikum oft nicht.


Allgemein - Emma: Ich sag dann mal tschüss schönen Abend noch an alle
Filomenia: Ich habe bereits zum zweiten Mal (einige Stunden nach der Physiotherapie -manuelle Drucktherapie-) massive unangenehme Muskel- oder Nervenzuckungen im Unterleib, die bis in die rechte Ferse gehen, ähnlich wie Stromstöße, diese dauern einige Zeit an, bis ich Schüssler Salz Nr. 5 genommen habe, dann beruhigt sich das ganze. Hat dies etwas mit meiner MS zu tun?

Dr. Walter Pöllmann: Aufgrund Ihrer Schilderung stellt sich die Frage eines evtl. Zusammenhangs mit der Physiotherapie. Was meint Ihre Therapeutin? In jedem Fall sollte man die weitere Therapie gemeinsam besprechen und ggf. modifizieren.

Moderator Patricia Fleischmann: Huch, schon halb Neun vorbei, liebe Chatter. Ich bedanke mich für Ihre Beiträge und wünsche noch einen wunderschönen Abend. Aufdass die Symptome zurückgehen oder sich wenigstens gut behandeln lassen! Ganz großer Dank geht natürlich an Dr. Walter Pöllmann für sein ehrenamtliches Engagement, einmal mehr im AMSEL-Expertenchat für Multiple Sklerose-Betroffene!

Redaktion: AMSEL e.V., 18.04.2012