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Multiple Sklerose-Therapie heute und morgen

Die Famypra-Dosis sollten Patienten auf keinen Fall eigenmächtig erhöhen, warnt Prof. Dr. med. Erich Mauch im AMSEL-Expertenchat.

Maya13: Guten Abend, ist es richtig,dass BG-12 nun doch nicht weder im 1. noch im 2. Quartal 2013 auf den Markt kommt,sondern frühstens erst August/September 2013? Danke

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Hallo Maya, bezüglich der Zulassung der Fumarsäure ist m. E. noch kein genaues Datum bekannt - ich persönlich rechne mit einer Verfügbarkeit der Substanz etwa ab August 2013.

Prof. Dr.med. Erich Mauch

Ärztlicher Direktor der Fachklinik für Neurologie Dietenbronn in Schwendi

  • 1972 - 1979 Studium der Medizin an den Universitäten Ulm und Düsseldorf
  • 1979 - 1985 Assistenzarzt-Tätigkeit
  • 1985 Leitender Oberarzt in der Fachklinik für Neurologie in Dietenbronn (Neurologische Universitätsklinik)
  • 1985 Arzt für Neurologie und Psychiatrie
  • 1996 Ärztlicher Direktor der Fachklinik für Neurologie Dietenbronn, inzwischen Akademisches Krankenhaus der Universität Ulm
  • 1996 Ernennung zum Honorarprofessor der Universität Ulm

Michaela: Guten Abend.Können Sie mir sagen, ob Fumarat auch für die sek.progr.MS geeignet ist und ob man es jetzt schon oder erst 2013 bekommt? Danke.

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Hallo Michaela, für die Fumarsäure wird es zunächst noch keine Zulassung für die sekundär progrediente MS geben und auch für die schubförmige Verlaufsform wird die Zulassung vermutlich erst ab Mitte 2013 erfolgen.

Moderator Patricia Fleischmann: @ Maya13: Wo haben Sie diese Nachricht gelesen ? Nur zum Hintergrund - würde mich interessieren.

Moderator Patricia Fleischmann: @ Michaela: Schon mal vorab, allerdings der Wissensstand einer Redakteurin und Nicht-Ärztin: Für den sekundär-progredienten Verlauf fehlen meines Wissens nach noch Studienbelege, Zulassung zunächst nur für den schubförmigen MS-Verlauf. Zulassung wird 2013 erwartet, allerdings ist für Leute mit Schuppenflechte bereits eine "andere Version" der Fumarsäure auf dem Markt (mit mehr Nebenwirkungen, wenn ich richtig informiert bin). Falls Sie also beides hätten, MS UND Schuppenflechte, es soll Leute geben, könnte ein Arzt Ihnen das schon heute gegen die Schuppenflechte verschreiben. - Mehr etwa in einer Stunde von Prof. Mauch !

Chrisi: Lieber Herr Prof. Mauch! Ich bekomme jetzt schon seit 2 1/2 Jahren Tysabri und der JCV ist bei mir positiv. Meine Frage: Muss ich Tysabri bald absetzten wegen dem PML-Risiko? Könnte ich dann evtl. mit Fumarsäure weitermachen? Was passiert, wenn ich Tysabri absetzte? Danke für ihre Hilfe! Liebe Grüße Chrisi

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Hallo Chrisi, in Ihrem Fall würde ich Tysabri keinesfalls nur wegen des PML-Risikos absetzen. Wir behandeln JCV-positive Patienten inzwischen deutlich länger und wir glauben, dass bei sorgfältiger Überwachung eine PML so rasch erkannt würde, dass eine rechtzeitige Behandlung schlimme Folgen vermeiden könnte (es gibt entsprechende Veröffentlichungen). Wenn man von Tysabri umstellen will, so ist dies sicher nicht ganz risikolos, man müsste dann auch genau die Substanz kennen, auf die man wechseln will. Im Falle der Fumarsäure ist ein konkretes Zulassungsdatum noch nicht in Aussicht.

wk: Hallo und guten Tag, Wäre es sinnvoll und medizinisch vertretbar, nach Jahren einer ( durchaus erfolgreichen ) Behandlung mit Copaxone auf ein Fumarsäurepräparat umzustellen ? Wenn Fumarsäure nach den bisherigen Forschungsergebnissen die gleichen oder sogar noch bessere Wirkmechanismen aufzeigt, dürfte doch die Umstellung schon aufgrund der Kostenminimierung und vor allem in der erleichterten oralen Verabreichung begründet erscheinen. MfG

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Hallo wk, wenn Ihr Krankheitsverlauf stabil ist und wenn Sie Copaxone gut vertragen, würde ich nicht auf Fumarsäure umstellen, selbst wenn in Studien bessere Ergebnisse bei der MS erzielt worden sind. Es ist nicht gesagt, dass die Fumarsäure gerade in Ihrem Fall günstiger ist und dass Sie diese Substanz langfristig besser vertragen. Mein Motto ist immer, dass man eine erfolgreiche Strategie nicht aufgeben sollte.

Heike: Hallo Prof Mauch, wovon ist denn das Zulassungsdatum für Fumarsäure noch abhängig? Es gibt doch schon sehr positive Forschungsergebnisse und die Risiken sind durch die Behandlung mit Schuppenflechte ja auch bekannt?

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Die Zulassung für die Fumarsäure ist von politischen Gremien abhängig, die für mich völlig undurchsichtig sind.


Allgemein - LilaWolken: @ Patricia Fleischmann Das BG-12 erst August/September habe ich von verschiedenen MSlern gehört,die das wiederum entweder von ihren Neurologen oder auf Verantstaltungen gehört haben


annie: Guten Tag Herr Professor Mauch, Ich bin 46 Jahre und habe seit 3 Jahren MS. Zwar scheint es wohl ein milder Verlauf zu sein jedoch habe ich lt. MRT relativ viele Läsionen im Rückenmark. Seit 1,5 Jahren spritze ich Copaxone, was ich auch gut vertrage. Nun habe ich viel über Furmarsäure gelesen; wenig Nebenwirkungen und gute Ergebnisse in den Studien. Wie ist Ihre Ansicht? Ist die Fumarsäure eine Alternative zu Copaxone? Sollte man u.U. das eine Medikament durch das andere ersetzen oder beide erstmals parallel nehmen? Mein Neurologe schwört auch Copaxone, aber er hat ja auch keine Patienten, die Fumarsäure bei MS nehmen. Was würden Sie raten?

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Hallo annie, falls Sie Copaxone gut vertragen und Ihr Verlauf stabil ist, würde ich keinesfalls auf Fumarsäure wechseln. Fumarsäure ist bei Schuppenflechte zwar lange bekannt, es ist aber keinesfalls sicher, dass sie bei Ihnen ebenfalls gut wirkt und dass sie diese Substanz gut vertragen.

Petra: Hallo Herr Prof. Dr. Mauch schönen guten Abend, vor 3 Jahren wurde in Ihrer Klinik bei mir die Diagnose MS festgestellt und seitdem hatte ich jetzt neun Schübe. Habe alles durchprobiert von Copaxone, Betaferon, Avonex und seit letztem Jahr im September nehme ich Gilenya wurde auf der Reha umgestellt. Im März dieses Jahres hatte ich einen heftigen Schub mit sehr starken Laufschwierigkeiten und vor sieben Wochen hatte ich auch wieder einen Schub auch mit eingeschränktem Laufen nun meine Frage soll ich Gilenya weiternehmen oder was raten Sie mir? Bei der Hauptuntersuchung im Oktober kam im MRT 3 neue Aktive Herde im Kopf und einem an der HWS und das meine Blutwerte sehr schlecht sind. Vielen Danke schon mal für Ihre Antwort. beste Grüße Petra

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Hallo Petra, wie es scheint, ist Ihre Krankheit in diesem Jahr sehr aktiv gewesen und dies trotz Behandlung mit Gilenya. Man müsste daher an eine Eskalation denken und dafür käme aus meiner Sicht in erster Linie Tysabri in Frage.

Heiko: Guten Abend, können Sie mir sagen ob ein Umstieg von monatlicher Cortisol Injektion auf Fumarsäure und Tabletten eine "Option" ist die ich im Auge behalten sollte ?!?

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Hallo Heiko, da ich selbst von monatlichen Cortisol-Injektionen nichts halte (außer zur Behandlung der Spastik), ist für Sie ein Umstieg auf Fumarsäure oder andere Präparate sicher eine Option.

Moderator Patricia Fleischmann: @ Lila: Danke für die Info ! Hatte bisher nur Frühjahr / evtl. schon März gehört.


Allgemein - Heiko: Bonsoir zusammen, kann mir der ein oder andere einen Eindruck geben, wie wir MSler in Deutschland unterstützt werden?!?


Karina: Guten Abend Herr Professor Mauch! Ich bin seit Ende 2009 wohl sek. progr. Meine Symptome und besonders meine Gehfähigkeit verschlechtern sich zunehmend. Schulmedizinisch mache ich jetzt nichts mehr, da mein Neurologe Copaxone nicht weiter verschreiben will. Ich mache Physiotherapie, Yoga und versuche, ernährungsmäßig mich fit zu halten. Zu welcher Therapie oder Vorgehensweise würden Sie mir raten? Vor Mitoxantron habe ich Angst wegen der Nebenwirkungen bzgl der Herzproblematik (erbliche Vorbelastung) und auch bzgl. Leukämie.

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Hallo Karina, sollte bei Ihnen die sekundär progrediente Verschlechterung mit florider Entzündungsaktivität im Kernspintomogramm verbunden sein und im MRT auch das Läsionsvolumen weiter zunehmen, so wäre Mitoxantron das Mittel der Wahl, um diese Progredienz zu stoppen. Bei entsprechender Überwachung durch einen Kardiologen kann bezüglich des Herzens eigentlich nichts passieren und das Leukämie-Risiko wird nach meinen eigenen Erfahrungen (mit sehr vielen Behandlungen über mehr als 20 Jahre) überschätzt.

Heiko: Danke für die klare Antwort. Was würden Sie als "potenzielle Alternative" sehen?! Meine Progression hat sich nun relativ stabilisiert, jedoch suche ich ein Medikament oder Treatment, das mich weiter bringt :/

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Falls Ihr Krankheitsverlauf aktuell stabil ist, würde ich auf die Zulassung der oralen Substanzen Teriflunomid und die Fumarsäure warten, die für Sie sinnvolle Alternativen sein könnten.

Heiko: Was halten Sie von Stem Cell Treatment?!

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Es gibt nach meinem Kenntnisstand noch keinen Ort, wo eine vertrauenswürdige und in Studien überprüfte Stammzellbehandlung bei MS durchgeführt wird.

Moderator Patricia Fleischmann: @Heiko: Bonsoir, aussi ! Die AMSEL unterstützt MS-Kranke auf vielfältige Weise: Infos als Print - www.amsel.de/shop -, Onlinetext - www.amsel.de - sowie auf CD und auf interaktiven Plattformen - zB www.amsel.de/ms-behandeln . Außerdem haben wir ein Forum - www.amsel.de/foren - sowie eine Blogplattform unter www.amsel.de/ms-blog zum Austausch mit anderen Betroffenen. Diesen Chat hier natürlich und - ganz wichtig - die persönliche Beratung in medizinisch-pflergerischer, psychologischer und sozial-rechtlciher Hinsicht. Falls Sie nach (finanzieller) Unterstützung und Info suchen, wäre für den sozial-rechtlichtlichen Bereich juergen.helleramselde Ihr Ansprechartner. Das ist nur ein grober Überblick über das AMSEL-Angebot. Unsere Startseite enthält eine Menge mehr an interessanten Links ! www.amsel.de

Heiko: Deren Zulassung wäre dann Mitte nächsten Jahres, wenn ich Ihre vorherigen Antworten richtig verstehe?

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Richtig!

maja: Sehr geehrter Pr. Dr. Mauch, mein Neurologe rät mir davon ab, gleich zu Beginn der Zulassung von Fumarsäure eine Basistherapie damit zu beginnen, weil Langzeit-Nebenwirkungen nicht auszuschließen sind. Müssten aber nicht schon alle Nebenwirkungen bekannt sein, da dieser Wirkstoff vorab zur Bekämpfung von Schuppenflechte eingesetzt wurde?

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Ich teile die Ansicht Ihres Neurologen. Meines Wissens ist die Galenik (=Begleitsubstanzen) für die Fumarsäure bei MS eine andere als bei der Schuppenflechte und es ist auch nicht auszuschließen, dass MS-Patienten auf die Substanz anders reagieren als Patienten mit Psoriasis. In meiner eigenen Erfahrung hat sich bewährt, erst einmal andere Personen Erfahrungen mit neuen Substanzen machen zu lassen und deren Verlauf zu beobachten - so lange man selbst nicht unter dem Handlungszwang steht, die bisherige Therapie beenden zu müssen.


Allgemein - Heiko: Danke Patricia, bin schon mit AMSEL per Web aktiv


Petra: Wielange müsste ich dann vorher Gilenya absetzen? Beor ich mit Tysapri beginnen kann?

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Es müsste ein Abstand von mindestens 2 Monaten sein. Außerdem sollte Ihr behandelnder Arzt zuvor noch einen Immunstatus aus dem Blut erheben.

ursula: ich habe die frage schon per mail gestellt - ist wohl irgendwie verlorengegangen ...:hallo herr prof. mauch! nächstes jahr soll ja die fumarsäure (bg12) zugelassen werden. schon jetzt kann man sich den selben wirkstoff in manchen apotheken auf privatrezept mischen lassen - natürlich zu einem bruchteil des zu erwartenden preises von panaclar. nach der zulassung von panaclar sollte es ja kein problem sein, von der krankenkasse eine kostenübernahme für die fumarsäurekaplsen aus der apotheke geben. wie geht man da am besten vor? werden die neurologen da mitmachen müssen, oder können sie darauf bestehen, einem nur ein rezept über das teure panaclar auszustellen?

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Hallo ursula, alle Ärzte werden Ihnen nur die offiziell zugelassene Form des Medikaments verschreiben, da sie sonst Probleme mit den (vor allem gesetzlichen) Krankenkassen bekommen werden.

Moderator Patricia Fleischmann: @ heiko & @ alle: Ok, Sie suchen nach Unterstützung über die AMSEL hinaus. Wer kann da was empfehlen ?

rosine: hallo.meine tochter ist jetzt 24 seit 2006 die diagnode ms schubförmig.anfangs copaxone,dann rebif,plasmapherese,tysabri,dann gilenia,nun wiedwe tysabri.es scheint nichts zu helfen,dass linke bein wird immer schlechter hst schon probleme mit der hüfte wei sie das bein nicht mehr heben kann.was kann man noch tun?sie ist sehr verzweifelt,

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Hallo rosine, es ist sehr ungewöhnlich, dass eine Patientin innerhalb von 6 Jahren so viele Behandlungsversuche erhält. Sie sollte sich daher in einem Behandlungszentrum vorstellen, die sehr viel Erfahrung mit MS-Patienten hat (Referenz- oder Kompetenzzentren für MS). Im Fall Ihrer Tochter ist eine sehr eingehende Prüfung nötig, die den bisherigen Verlauf und den aktuellen Zustand sehr sorgfältig analysiert.


Allgemein - Heiko: @Patricia: Werde Jürgen per Mail mal ansprechen


Karina: Mein Neurologe weigert sich, mir Sativex zu verschreiben. Ich habe m,ehrere Mittel gegen meine zunehmende Spastik ausprobiert, ohne Erfolg. Er habe von Sativex noch nichts gehört und ich wäre die erste Patientin, die danach fragt. Und überhaupt... Betäubungsmittelgesetz! Wie würden Sie an meiner Stelle weiter vorgehen?

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Hallo Karina, ich würde bei einem anderen Neurologen eine 2. Meinung einholen, am besten bei einem Kollegen, der mehrere MS-Patienten behandelt. Sativex müsste inzwischen jedem Neurologen bekannt sein.

paula: Hallo Herr Prof. Dr. Mauch schönen guten Abend, vor 3 Jahren wurde in Ihrer Klinik bei mir die Diagnose MS festgestellt und seitdem hatte ich jetzt neun Schübe. Habe alles durchprobiert von Copaxone, Betaferon, Avonex und seit letztem Jahr im September nehme ich Gilenya wurde auf der Reha umgestellt. Im März dieses Jahres hatte ich einen heftigen Schub mit sehr starken Laufschwierigkeiten und vor sieben Wochen hatte ich auch wieder einen Schub auch mit eingeschränktem Laufen nun meine Frage soll ich Gilenya weiternehmen oder was raten Sie mir? Bei der Hauptuntersuchung im Oktober kam im MRT 3 neue Aktive Herde im Kopf und einem an der HWS und das meine Blutwerte sehr schlecht sind. Vielen Danke schon mal für Ihre Antwort. beste Grüße

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Hallo Paula, in Ihrem Fall würde ich auf Tysabri umsteigen.

ute: hallo herr prof. mauch! nächstes jahr soll ja die fumarsäure (bg12) zugelassen werden. schon jetzt kann man sich den selben wirkstoff in manchen apotheken auf privatrezept mischen lassen - natürlich zu einem bruchteil des zu erwartenden preises von panaclar. nach der zulassung von panaclar sollte es ja kein problem sein, von der krankenkasse eine kostenübernahme für die fumarsäurekaplsen aus der apotheke geben. wie geht man da am besten vor? werden die neurologen da mitmachen müssen, oder können sie darauf bestehen, einem nur ein rezept über das teure panaclar auszustellen?

Prof. Dr.med. Erich Mauch: s. Antwort an Ursula

Sandra: Guten Abend Herr Mauch, Ich nehme seit August Gylenia. Meine Leberwerte sind sehr schlecht geworden. Kann man da auf etwas achten? (Irgendwelche Medikamente die ich meiden sollte weil diese die Leber noch mehr beanspruchen)

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Hallo Sandra, diese Frage ist im Chat nicht zu beantworten. Hier müsste Ihnen Ihr behandelnder Arzt besser Auskunft geben können.

Dagi: Guten Abend, bei mir wurde MS neu diagnostiziert. Ich hatte vor 20 Jahren nach der Geburt meines Kindes eine Sehnervenentzündung und jetzt Missempfindungen in Armen und Beinen, Schwindel, Taubheitsgefühl. Würden Sie mir eine Basistherapie empfehlen? Ich habe Bedenken wegen der Nebenwirkungen.

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Hallo Dagi, in Ihrem Fall würde ich die Entscheidung für eine Basistherapie von den kernspintomographischen Verlaufskontrollen abhängig machen. Sollte hier über Jahre hinweg Stabilität bestehen, so benötigen Sie gar keine Basistherapie (nur weitere jährliche Kernspin- und klinische Kontrollen)


Allgemein - Sandra: Wer nimmt von euch Gilenya?


Anka: Sehr geehrter Prof. Mauch, ich habe zwei Fragen: 1. Ist der Übergang zu sekundär progredienter MS rein symptomatisch zu definieren oder gibt es auch Kennzeichen, die über ein MRT erfaßt werden können? Bzw., handelt es sich dabei vornehmlich um einen Untergang der Axone? 2. Welches der zu erwartenden neuen Medikamente birgt Ihrer Ansicht nach das größte Potential zur Neuroregeneration?

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Hallo Anka, 1. der Übergang von schubförmiger zu sekundär-progredienter MS ist rein klinisch definiert, obwohl es sich dabei vermutlich um einen zunehmenden Axonverlust handelt. Dieser läßt sich aber auch im üblichen MRT nicht darstellen. 2. Vermutlich die Fumarsäure.

Dagi: Wo finde ich ein Referenz- oder Kompetenzzentren für MS? Wohne in der Nähe von Kassel.

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Über die AMSEL oder DMSG.

Karina: Können Sie etwas zur Therapie mit Rituximab off label bei sek. progr. MS, die in einigen MS-Kliniken durchgeführt wird, sagen?

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Rituximab ist von der Substanz her mit Tysabri zu vergleichen und von der Wirkungsweise am ehesten mit Mitoxantron. Selbst beim Off-label-Einsatz wäre ich sehr zurückhaltend bei einer Therapie von sekundär-progredienten Patienten. Ich selbst behandle zu Zeit 3 Patienten mit schubförmigem Verlauf, die Tysabri nicht erhalten konnten oder absetzen mußten.

ursula: manche private kassen bezahlen die fumarsäure aus der apotheke bereits jetzt. sie wären ja auch schön blöd - da lassen sich millionen sparen. wieso können die gesetzlichen kassen das dann nicht?

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Für die gesetzlichen Kassen gibt ein "Bewertungsausschuss" für die Arzneimittel die Richtlinien vor, an die sich die gesetzlichen Kassen halten müssen. Ein ähnlicher Fall war die Verordnung von Aminopyridin als Pulver (=billig), das nicht bezahlt wurde, wohingegen dieselbe Substanz (Fampyra = teuer) von den gesetzlichen Kassen bezahlt werden muss.

Moderator Patricia Fleischmann: @ Dagi: Hier noch ein Link zu den anerkannten MS-Zentren: https://www.amsel.de/kliniken/ms-zentren/index.php?w3pid=mskliniken&kategorie=mszentren

Dagi: Danke

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Gern geschehen!

Moderator Patricia Fleischmann: @ ursula: Hatte Ihre Frage bereits eingestellt, allerdings mit einem andern Namen, zur Sicherheit (ute, s.u.)

Karina: Warum wären Sie zurückhaltend bei einer Therapie mit Rituximab bei sek.progr. Patienten? Wegen der Nebenwirkungen , oder..?

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Rituximab wirkt sehr gut bei hoher Krankheitsaktivität der MS. Bei der sekundär-progredienten Verlaufsform spielen degenerative Momente die Hauptrolle, die zu einem zunehmenden Axonuntergang führen und damit nicht von Rituximab beeinflusst werden können. Außerdem ist Rituximab bereits beim schubförmigen Verlauf Off-Label und beim sekundär-progredienten Verlauf begibt man sich rein rechtlich in ein absolutes Minenfeld.

Sandra: Ok trotzdem vielen Dank.

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Danke auch!

LilaWolken: Da Fampyra nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat wie sich das Ärzte etc. erhofft haben,wird es deswegen eine erneute Studie geben,dass vielleicht die Dosis erhöht wird oder das Intervall zwischen den Einnahmen verkürzt? Danke

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Nach meinen Erfahrungen mit der einfachen Substanz Aminopyridin, die im Fampyra enthalten ist, habe ich bezüglich der Wirksamkeit nichts anderes erwartet. Ich glaube, dass ein Drittel der Patienten recht gut profitiert, ein Drittel mäßig und ein Drittel gar nicht. Bezüglich der Dosis könnte man wohl auch das Doppelte (40mg) einnehmen und auch die Verkürzung der Einnahmezeiten könnte noch eine Wirksamkeitssteigerung bringen. Eine neue Studie erwarte ich nicht, da der Patentschutz mit der Zeit abläuft und dann sind die aktuellen Preise nicht mehr zu halten.

Chrisi: wie lange kann man Tysabri nehmen?

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Diese Frage können wir in Dietenbronn nur im ganz konkreten Einzelfall beantworten. Wir betreuen Patienten mit einer Behandlungszeit von inzwischen 5 Jahren.

Moderator Patricia Fleischmann: Ok, die letzte Viertelstunde - fragen Sie jetzt !

Chrisi: Danke!

Prof. Dr.med. Erich Mauch: OK!

Karina: Nochmal zu meiner Frage oben; außer Mitox sehen Sie keine Möglichkeit der Therapie für mich? Beim MRT 2009 hatte ich keine neuen Läsionen und keine verstärkte Entzündungsaktivität. Trotzdem wird mein Laufen immer schlechter und die Spastik nimmt zu.

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Bei Ihnen wäre jetzt ein aktuelles MRT (2012) nötig. Die Zunahme einer Lähmung der Beine, verbunden mit Spastik, ist häufig auf sekundäre degenerative Veränderungen im Rückenmark, im Bereich "alter MS-Herde" zurückzuführen. Hier hilft auch keine "spezifische, entzündungshemmende" Therapie mehr. Hier müssen vor allem eine gezielte intensive Krankengymnastik (mindestens 2mal pro Woche) und ggfs. eine medikamentöse Behandlung der Spastik durchgeführt werden.

Hardy: Alles wartet auf die Fumarsäure, aber gibt es noch andere Medikamente, die vielversprechend sind?

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Ihre Bemerkung ist absolut richtig! Es gibt bereits jetzt zahlreiche vielversprechende Medikamente, die bereits zugelassen sind (Basistherapeutika und Medikamente zur Eskalation) und für die nächste Zukunft ist auch das Teriflunomid interessant sowie eine Weiterentwicklung von Rituximab, die noch in Studien getestet wird.

Karina: Nachtrag: Entschuldigung:ich wollte sagen beim MRT 2011

Prof. Dr.med. Erich Mauch: OK, aber immer noch nicht ausreichend - nötig ist 2012.

LilaWolken: könnte ich also von heute auf morgen 4 Fampyra Tabletten nehmen im Abstand von z.B 6 Std. OHNE vorher mit dem Neurologen zu sprechen?

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Ohne Ihren Neurologen zu fragen keinesfalls!! ... und da das Medikament für diese Dosierung nicht zugelassen ist, begibt er sich aufs Glatteis, wenn er Ihnen zu diesem Versuch rät - wenn was passiert, ist er dran!

Karina: Danke für die Beantwortung meiner Fragen!

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Gern geschehen!

Dagi: Können Herde im Rückenmark auch Beschwerden wie "Knacken" bei Bewegungen verursachen? Habe das bisher immer auf Verspannungen wg. PC-Arbeitsplatz geschoben.

Prof. Dr.med. Erich Mauch: Das Knacken bei Kopfbewegungen kommt von den Wirbelgelenken, die sich bei verspannter Nackenmuskulatur leicht verkannten und dann beim "zurückstellen" ein Knacken verursachen (wie man auch seine Finger- oder Kniegelenke knacken lassen kann). Dies hat mit MS gar nichts zu tun.

Moderator Patricia Fleischmann: Liebe Chatter, lieber Herr Prof. Mauch, herzlichen Dank für Ihre Teilname und Ihr Engagement im Expertenchat der AMSEL heute Abend ! Weiter gehts am Dienstag, 4.12., also 2 Tage vor Nikolaus, wieder erst um 20 Uhr mit Dr. Martin Meier zum Thema "Depressionen bei Multipler Sklerose". Uns wünsche ich trotz dunklerer Tage viele entspannte und zufriedene Momente und eine gute Nacht !

Redaktion: AMSEL e.V., 21.11.2012