Krankengymnastik bei MS

16.01.08 - Therapien außerhalb des Regelfalls kann man beantragen, so Klaus Gusowski im AMSEL-Expertenchat. Mehr dazu und zu anderen Fragen rund um die Physiotherapie lesen Sie in diesem Chatprotokoll.

Moderator Patricia Fleischmann: Einen wunderschönen guten Abend an alle AMSEL-Chatter und herzlich willkommen auch Klaus Gusowski, Leitender Krankengymnast am Quellenhof, der im ersten Chat 2008 Ihre Fragen beantwortet!

KlausGusowski: Guten Abend, liebe Chat-Teilnehmer, ich freue mich auf Ihre Fragen.

 
 
klaus gusowski
 
 
 
 
 

Ausbildung zum Krankengymnasten an der KG-Schule der Universität Mainz 76–79.

  • 79–01 Rommel-Klinik Bad Wildbad, stellv. ltd. KG.
  • 01 Ltd. KG im NRZ Quellenhof in Bad Wildbad.
  • 78–82 Ausbildung in der Manuellen Therapie.
  • 81/82 Bobath Grund- und Aufbaukursus mit dem Ehepaar Bobath.
  • 1984 Beginn einer Vortrags- und Kurstätigkeit zum Thema Multiple Sklerose und orthopädischen Therapieformen.
  • 1984 Gründung der AG-Fortbildung an der Rommel-Klinik, seit 1. 1. 2002: AG Fortbildung am NRZ Quellenhof.
  • 1991 – 1997 Ausbildung zum Bobath-Instructor IBITA.
  • Seit 1997 regelmäßige Durchführung des Grundkurses zum Bobath-Konzept IBITA.
  • 1991 Vojta-Kursus zur Behandlung Erwachsener Patienten.
  • 1999 Zusatzausbildung in der Therapie des Faziooralen Traktes.
  • 2000 Ausbildung im Brunkow-Konzept (stimulatives Konzept).
  • seit ca. 1996 regelmäßige Vortragstätigkeit für die AMSEL, vor allem für die Regionalgruppe Südbaden.

glühwürmchen: Hallo Herr Gusowski, ich habe eine Frage zur Verschreibung von KG/Ergo. Ich weiß seit 1 Jahr, dass ich MS habe. Zum Glück habe ich nur Sensistörungen, allerdings an der rechten Hand/Arm. Das beeinträchtigt mich bei der Arbeit (Sekretärin) merkbar. Vor einem Jahr bekam ich nach einigem Drängen und mit Unterstützung durch meine Therapeutin von meinem Neuro am Stück 4x10 Sitzungen. Jetzt hatte ich einen neuen Schub, wieder rechte Hand. Mein Neuro (neurol. Praxis) ist nur am Jammern wegen seinem Budget. Auf meinen Hinweis, dass MS'ler doch aus seinem Budget fallen, hat er nur gelacht und von einem Kollegen in einer MS-Schwerpunktpraxis erzählt, der angeblich Kosten für Krankengymnastik-Verschreibungen nach einer Abrechnungs-Prüfung aus eigener Tasche zahlen musste. Kann so etwas stimmen? Bekomm ich erst Ergo/KG, wenn ich kaum mehr laufen / nicht mehr arbeiten kann? LG, glühwürmchen

Klaus Gusowski: Guten Abend! Ihre Behandlung ist wichtig, insbesondere in Betracht des Erhalts Ihrer Berufsfähigkeit. Für chronische Erkrankungen haben die Kostenträger die Verordnung außerhalb des Regelfalls geschaffen. Diese müssen bei der Krankenkasse beantragt und genehmigt werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies in Ihrem Fall nicht akzeptiert wird, denn es geht um die Berufsfähigkeit! Leider bin ich als in der Klinik tätiger Physiotherapeut nicht genau informiert, wer diesen Antrag stellt, Sie, der Arzt oder der Therapeut. Diese Behandlungen belasten dann das Budget des Arztes nicht zusätzlich. Auskunft kann Ihnen sicher auch Ihre Krankenkasse geben.

Moderator Patricia Fleischmann: Kleiner Tipp zur sozialrechtlichen Frage: Baden-Württembergischen MS-Betroffenen hilft Jürgen Heller im AMSEL-Landesverband gerne weiter: juergen.heller[ätt]amsel-dmsg.de. Betroffene aus andern Bundesländern wenden sich bitte an ihren jeweiligen MS-Landes- oder Bundesverband.

chrima: Ich habe eine sek. progrediende MS, Diagnosestellung war 1998. Es geht mir soweit ganz gut, außer beim Laufen habe ich nach einer gewissen Strecke, (ca. 800m) Kraftprobleme in den Beinen. Als Training gehe ich möglichst jeden Tag 1/2 Std. auf meinen Hometrainer (Fahrrad) Jetzt frage ich mich, hat das überhaupt einen Zweck ?? Es heißt doch, durch die verminderte Leitfähigkeit der Nerven, kommen zu wenige Impulse in den Muskeln an. Kann ich dann trotzdem Kraft aufbauen mit körperlichen Training ?? Obwohl die Nerven nicht mehr so recht mitspielen ? Vielen Dank für Ihre Antwort

Klaus Gusowski: Guten Aben, chrima! Grundsätzlich rate ich dringend zu einer aktiven Lebensgestaltung. Dazu gehört sportliche Aktivität oder auch Fitnesstraining, wenn dieses nicht zu übermäßiger Ermüdung führt (mehr als 2-3 Stunden Erholungszeit). Ich bin sicher, dass die regelmäßige Benutzung eines Hometrainers die Ausdauerleistung festigt. Eine eigene Studie in unserer Klinik zeigt, dass Patienten mit chronisch progredientem Krankheitsverlauf durch die aktivierende Therapie statistisch signifikant profitieren. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Aktivierung zur Festigung und evtl. auch zur Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit führt. Das können Sie mit Ihrem Training unterstützen. Wer allerdings regelmäßig trainiert, führt seinen Körper auch auf das ihm mögliche Leistungsniveau. Eine Steigerung ist eventuell noch mit einem ausgeklügelten Traininsplan unter Mithilfe eines erfahrenen Physiotherapeuten möglich. Mit Ihrem Trainin tragen Sie auf jeden Fall zu dem Erhalt Ihrer jetzigen Wegstrecke bei und ich möchte Sie nur ermutigen, dieses fort zu führen.

Klaus Gusowski:

zur Frage von Glühwürmchen: Ich habe Ihnen einen Auszug aus den Heilmittelrichtlinien gefunden und füge ihn der Antwort an. Danach liegt die Beantragung der Verordnung außerhalb des Regelfalls bei Ihnen: "Verordnungen außerhalb des Regelfalls Die Heilmittelrichtlinien tragen auch der Tatsache Rechnung, dass Therapieziele im individuellen Einzelfall manchmal nur durch zusätzliche Verordnungen erreicht werden können. Für solche Fälle gilt: Lässt sich das Therapieziel nicht erreichen mit der im Katalog vorgegebenen Gesamtverordnungsmenge an Heilmitteln, sind weitere Verordnungen außerhalb des Regelfalls (insbesondere längerfristige Verordnungen) möglich. Eine Verordnung außerhalb des Regelfalls bedarf einer in den Richtlinien nicht weiter spezifizierten weiterführenden Diagnostik sowie einer besonderen Begründung mit prognostischer Einschätzung. Die Verordnungsmenge richtet sich dann nach den medizinischen Erfordernissen des Einzelfalls. Die Verordnungsmenge ist jedoch so zu bemessen, dass mindestens eine ärztliche Untersuchung innerhalb von 12 Wochen gewährleistet ist. Verordnungen außerhalb des Regelfalls sind (vom Patienten / Versicherten oder einer von ihm beauftragten Person) vor der Fortsetzung der Therapie der zuständigen Krankenkasse zur Genehmigung vorzulegen. Krankenkassen können auf die Genehmigung im Einzelfall verzichten und hierdurch pauschal genehmigen. Ab Vorlage der Verordnung durch den Versicherten bei der Krankenkasse kann die Therapie fortgesetzt werden. Nach Beginn der Behandlung übernimmt die Krankenkasse die Kosten des Heilmittels unabhängig vom Ergebnis der Entscheidung über den Genehmigungsantrag, längstens jedoch bis zum Zugang einer Entscheidung über die Ablehnung der Genehmigung. Eine Rückforderung der Kosten bereits erbrachter Leistungen ist unzulässig. "Rezidiv oder neue Erkrankungsphase Tritt ein Rezidiv oder eine neue Erkrankungsphase nach einem behandlungsfreien Intervall von mindestens 12 Wochen auf, ist die Verordnung als neuer Regelfall zu betrachten. Für diesen neuen Regelfall können wieder Heilmittel bis zur Gesamtverordnungsmenge verordnet werden. Tritt ein Rezidiv oder eine neue Erkrankungsphase vor Ablauf eines behandlungsfreien Intervalls von 12 Wochen auf, ist eine Verordnung "außerhalb des Regelfalls" vorzunehmen. Hinweis: Wurde die Gesamtverordnungsmenge eines Regelfalls noch nicht ausgeschöpft und tritt nach einem behandlungsfreien Intervall von weniger als 12 Wochen ein Behandlungsbedarf auf, ist auch noch eine Folgeverordnung für diesen Regelfall möglich." Quelle: www.heilmittelkatalog.de/physio/info.htm

 

Moderator Patricia Fleischmann: Das nenne ich Service, Herr Guswoski, haben Sie vielen Dank für die fixe Recherche!

caro47: Gibt es eigentlich eine physiotherapeutische Möglichkeit bei Blasenstörungen und bei Sehstörungen? Habe nach 15 Jahren MS kaum große Einschränkungen. Die zwei sind aber sehr lästig. Kann man eigentlich auch prophylaktisch wwas unternehmen?

Klaus Gusowski: Schönen guten Abend caro47! Wir führen seit ca. 1 Jahr regelmäßig Gruppentherapien gegen die Blasenstörungen durch. Seitdem versuchen wir zu ermitteln, ob unseren Patienten dieses Training auch wirklich hilft - die Fachliteratur gibt dazu wenig her. Tatsächlich finden wir Effekte in der Reduzierung von Restharn, vermitteln Verhaltensstrategien bei dem zwingenden Harndrang und informieren über die Zusammenhänge der Nieren- und Blasenfunktion bzw. deren neurogene Störungen. Das Programm wird von den Patienten sehr gut angenommen und ermutigt uns, diese Therapie konsequent weiter auszubauen. Bei den Sehstörungen unterscheiden wir die Anopsien (Störungen in der Sehbahn oder Sehrinde) von den Augenmotorikstörungen, die die Augenbewegungen stören. Die Anopsien können wir physiotherapeutisch nicht behandeln. Die Störungen der Augenmotorik, die auch gerne mit Doppelbildern einhergehen, haben wir im letzten Jahr etwas genauer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist auch hier ermutigend. Das Auftreten der Doppelbilder kann reduziert werden. Dazu werden Sehübungen mit einem oder beiden Augen durchgeführt, die zum Teil auch mit manueller Unterstützung der Augapfelbewegungen begleitet werden. Eigenübungen runden die Therapie ab. Auch hierzu ist in der Literatur fast nichts zu finden.

Arielle: Ich hatte im Sommer etwa zwei Wochen Probleme mit den Beinen - sonst nie - und frage mich was wahrscheinlicher ist: Uthoff-Phänomen oder ein milder Schub? Kann Uthoff auch Symptome "verstärken", die man sonst gar nicht wahrnimmt weil sie vielleicht zu gering sind um sie ohne Hitze zu merken?

Klaus Gusowski: Guten Abend, Arielle! Ihre Frage müssen Sie auch Ihrem Arzt stellen. Aus meiner Sicht ist das Uhthoff-Phänomen aufgrund des kurzen Auftretens in Verbindung mit den Sommertemperaturen wahrscheinlich. Dieses Phänomen kann auch Probleme aufdecken, die so gering sind, dass sie unter normalen Bedingungen nicht empfunden werden. Letzten Aufschluss gibt aber eine Diagnostik, die nur der Arzt veranlassen kann.

Student82: Guten Abend Herr Gusowski! Nach längerer Anwendung von KG habe ich meine Therapie lieber selbst in die Hand genommen. Nun gehe ich regelmäßig (mind. 2 mal wöchentl.) schwimmen. Wie viel ist Ihrer Meinung nach bei einem MS-Patienten angemessen?

Klaus Gusowski: Hallo Student82. Regelmäßiges Schwimmen in einer normalen Wassertemperatur (unter 28°) ist sicherlich gut für Sie. Eine Ermüdung danach ist normal und sollte nach einer angemessenen Zeit gewichen sein (2-3Stunden Erholungszeit). Ich möchte Ihnen trotzdem raten, immer wieder einmal bei einer/einem neurologisch versierten Kollegin/en vorstellig zu werden, damit sich nicht Probleme der Bewegungssteuerung oder Beweglichkeit einstellen, die nachher nur schwer wieder zu beseitigen sind.

Sabine: Meine Frage: ich habe massive Probleme mit dem rechten Arm. Ich kann ihn nicht mehr normal bewegen. Ich komme z.B. nicht an die rechte Taille oder ich bekomme den Arm nur bis zur Brusthöhe hoch usw. Ich habe grosse, grosse Schmerzen. Ich war beim Orthopäden. Der Arzt verschrieb mir Ibu 600 und 6 x KG. Es hat nichts mit meiner MS zu tun, soviel ist sicher. Warum bekam ich sowas?? Ich war halt bei der KG. Ist es normal, dass mir dort soviel Schmerzen zugeführt wurde, dass ich gar nicht mehr hin will? Ich bin seit 3 Jahren bei dieser KG, immer ok. Das mit dem Arm, ist aber schon hart. Kann ich der Therapeutin etwas vorschlagen?? War nun zum zweiten Mal, vorige Woche beim Orthopäden. Ich hatte keinerlei Verbesserung, im Gegenteil. Ich spritzte eine Minispritze Cortison und verschrieb nochmal 6 x KG. In 14 Tagen soll ich nochmal hinkommen. Ich mache jeden Tag Übungen, sehr schmerzhaft. Während ich dies schreibe, kommen mir echt die Tränen. Ich will wieder eine Nacht, OHNE Schmerzen, durchschlafen. Die MS lässt mich soweit in Frieden. Laufe halt sehr schlecht und Treppe bergab, grausam. Man gewöhnt sich halt daran, oder kann es doch noch in dieser Richtung besser werden? Ich weiss, schwere Fragen, hoffe trotzdem, dass Sie mir helfen können. Wenn nicht, auch ok, habe natürlich Verständnis dafür.

Klaus Gusowski: Liebe Sabine! Krankengymnastik einer schmerzenden Schulter soll die Schmerzen lindern und nicht verstärken!! Ich wende auch Techniken an, die im Moment Schmerzen verursachen (Schmerzinhibition nach Cyriax und Friktionsmassage). Diese Techniken werden ganz gezielt auf die Muskel- oder Sehnenstrukturen angewendet, von denen ein Schmerz ausgeht. Nach der Behandlung soll das Beschwerdebild aber besser sein und nicht schlechter. Eigenübungen, die in den Schmerz führen, werden den Reiz unterhalten und nicht lindern. Diese sollten Sie sofort sein lassen. Sie empfinden keinen Zusammenhang mit der MS. In diesem Falle handelt es sich dann um eine örtliche Überlastung von Muskeln oder Sehnen im Bereich des Schultergelenks, die durch eine aktive koordinierende Behandlung unter Vermeidung der schmerzauslösenden Gelenkstellungen und Muskelspannungen durchgeführt wird. Dann sollten die Beschwerden bald abklingen. Die Unterstützung durch Ibu 600 ist hilfreich. Grundsätzlich muss aber auch über die Ursache der Schmerzen nachgedacht werden. Da kann bei einem schlechten Gangbild mit Kompensationen durch den Arm bei Stützaktionen durchaus die Schulter arg belastet werden. Diese Kompensationsmechanismen müssen analysiert und gemildert werden - auch durch eine neurophyisologische Behandlung der Gehstörung. In der Nacht sollten Sie mit allen Tricks (zusätzlichen Kissen, positionieren des Armes auf dem eigenen Körper...) eine schmerzfrei Position finden, evtl. auch die Medikamente gerade abends nehmen.

Moderator Patricia Fleischmann: Hat noch jemand Erfahrungen mit Schmerzen oder dem Durchschlafen? Unter "Allgemeiner Beitrag" können Sie sich wie erwähnt gerne austauschen. Das verkürzt auch die Wartezeit auf die Antworten...

Karin Maria: Guten Abend, was kann ich von der Aussage meines Neurologen halten, dass eine Krankengymnastik vorbeugend ja eh keinen Wert hat? Meine Hände sind manchmal etwas gefühllos und greifen nicht mehr richtig. Dann fallen mir so manche Dinge einfach aus der Hand. Kann ich da nichts tun, auch wenn die Beschwerden (zum Glück) nicht immer vorhanden sind? Leichtes Fitnesstraining mach ich sowieso, aber kann sich daran nicht auch die Krankenkasse beteiligen z.B. durch KG? Vielen Dank ihre Antwort.

Klaus Gusowski: Guten Abend Karin Maria! Die Behandlung von Handfunktionsstörungen sind ein schwieriges Thema in der Therapie der MS. Nach meiner Ansicht ist gerade hier ein frühzeitiges Eingreifen nötig, um auf der einen Seite die von Ihnen angesprochenen Sensibilitätsstörungen anzugehen, auf der anderen Seite die oft nicht rechtzeitig bemerkten Schwächen der Handmuskulatur, insbesondere in der Hand selbst (intrinsische Muskulatur) zu therapieren. Bei Ihnen geht es nicht um Prophylaxe sondern um die Therapie der Handfunktion, die ja für alle Alltagsfunktionen (ADL) unerlässlich ist. Ein Fitnesstraining ist mir nicht spezifisch genug. Ich hoffe, Sie können Ihren Arzt von der Wichtigkeit der Behandlung zum Erhalt Ihrer Alltagsfähigkeit überzeugen.


Allgemein - Karin Maria: Hallo Glühwürmchen, habe deine Frage gerade gelesen. Die deckt sich ziemlich mit meiner. Muss erst was gar nicht mehr funktionieren damit man was macht? Ich bin auch im Büro tätig, brauch allso meine Hände auch. Und zwar mit Gefühl.



Allgemein - Hella: Hallo Karin Maria, vielleicht müssen wir einfach mehr insistieren und uns solche Werke wie den Heilmittelrichtlinienbeitrag von Herrn Gusowski ausdrucken um ihn den entsprechenden Leuten unter die Nase zu halten ? Ich mache mich auch über sämtliche Wege schlau und versuche soweit das geht selbst zu handeln. Oder eben zum nächsten Arzt / Therapeuten gehen. Besonders ätzend finde ich die Quartalsenden, wenn man schon gar keinen Termin mehr kriegt, weil die Ärzte um ihr Büdget fürchten.



Allgemein - Karin Maria: Hallo Hella, da könntes du recht haben. Ich habe überhaupt erst durch Zufall von der DMSG erfahren, dass ich die Möglichkeit für eine Krankengymnastik habe. Ich mach eh etwas Sport, aber woher soll ich wissen, was ich bei MS tun soll? Das ist meiner Meinung nach die Aufgabe vom Neuro, mir verschiedene Möglichkeiten aufzuzeigen. Aber die lieben Ärzte habe ja kaum Zeit, geschweige denn Geld, wobei wir wieder beim Büdget wären.


Gero: Guten Abend Herr Gusowski, mein Problem ist starke Streckspastik in beiden Beinen. Hauptsächlich sitze ich im Rollstuhl oder in/auf sonstigen Sitz- gelegenheiten. Beim Versuch zu Gehen / Stehen macht sich auf der Rück-/Innenseite der Beine eine sehr starke Muskelspannung bemerkbar. Das Gleiche erfolgt auch in liegender Position. Sind die Beine gebeugt, verspüre ich kaum oder nur geringe Tonuserhöhung. Auch beim Training mit meinem Aktiv-/Passivtrainingsgerät halten die Spastiken in Grenzen. Hauptsache: nur nicht die Beine ganz strecken. Eine Rückführung in die gebeugte Haltung ist dann sehr schwer. Lassen sich derartige Spastiken mit KG grundlegend lindern ? Läßt sich die Spastik selbst noch positiv beeinflussen oder werden nur die Folgeprobleme gelindert ? Welche Maßnahmen würden Sie in meinem Fall empfehlen ? Derzeit werden bei mir im Rahmen der KG hauptsächlich Dehnübungen durchgeführt. Zusätzlich nehme ich eine Antispastikum ein. Vielen Dank

Klaus Gusowski: Guten Abend Gero! Ihre Beine reagieren in sogenannten spastischen Mustern, wie sie bei Rückenmarksherden leider oft vorkommt. So ist die Stellung des Beines bzw. der Hüftgelenke wohl entscheidend für die Schaltung Ihrer Muskeln. Dabei verkürzen die Muskeln in bestimmten Anteilen auch schnell. Deshalb ist die Dehnungsbehandlung für Sie wichtig. Weiterführend muss die Therapie aber auch die Aktivität in den Beinen suchen und verstärken, durchaus auch in die Streckung. Das führt nicht in die Spastik, wenn die Hüfte selbst nicht in Streckung ist. Durch diese bewusste und von Ihnen aktivierte Muskelspannung wird die Kontrolle der Muskeln verbessert und die Spastik zurück gedrängt. Das Antispastikum ist unerlässlich. Zusätzlich sollten Sie Ihre Steh- und Gehübungen unbedingt weiterführen - nicht mit dem Ehrgeiz einer Langen Wegstrecke oder Stehzeit - aber mit dem Ziel, die Streckfähigkeit der Beine zu erhalten. Es gibt über die orale Einnahme der Antispastika auch weitere Möglichkeiten, sollte die Spastik Ihre Alltagsfähikeit zu stark behindern. Das müssen Sie mir Ihrem Neurologen besprechen.


Allgemein - Rosemarie: zur Frage des Budgets:mein Hausarzt verschreibt mir alles für die MS(Absprache mit Klinik) Interforon Axxura usw KG. Er hat den Antrag gestellt mich aus dem Budget zu nehmen und das ging. Wichtig ist,dass bei KG eine bestimmte Form auf dem Rezept eingehalten wird. Die KG Praxen kennen sich da aus und sagen den Ärzten was darauf stehen muß um abrechnen zu können. Äußerlich sieht man mir nicht viel an - Laien nichts. Ich bekomme 2 x wöchentl KG bei akuten Probs auch mal 3 X



Allgemein - Rosemarie: Erfahrung mit Schmerzen:Schmerzen in den Beinen wurden bei mir wesentlich besser mit Axxura . Muß OUT-OF-LABEL verordnet werden. Kein Problem. Das Mittel läuft heute als Demenzmittel und war früher durch die Arzneimittelprüfung des Wirkstoffes bei Problemen mit Beinen durch MS gekommen.


Rosemarie: Was halten sie von Hora Gymnastik( T. Hornung) bei MS

Klaus Gusowski: Diese Therapie ist mir nicht bekannt.


Allgemein - Rosemarie: Axura war früher unter anderem Namen auf dem Markt und wurde runtergenommen als die neue Verordnung nur noch Meds mit einer Indikation zuließ


Karin Maria: Vielen Dank Herr Gusowski für ihre (diplomatische) Antwort.

Klaus Gusowski: Gerne!


Allgemein - Karin Maria: Hallo Rosemarie, dass ist gar keine schlechte Idee, mit meinem Hausarzt zu reden. Zu diesem hab ich eh mehr Vertrauen und habe aber nicht gewusst, dass auch Hausärzte KG und auch Medikamente verschreiben. Werd ich beim nächsten Termin mal ansprechen. Wäre super wenn ich da auch mein Betaferon bekommen könnte. Danke für die Anregung.

Allgemein - Rosemarie: bekomme vom Hausarzt auch die überweisung für Dietenbronn

Allgemein - Karin Maria: Was ist Dietenbronn? Sorry, aber ich bin noch ziemlich neu auf dem Gebiet. Bin überhaupt das erste mal im Chat. Find ich irgendwie super.

Allgemein - Rosemarie: Dietenbronn ist eine MS KLinik


Klaus Guswoski: Die Frage von Rosemarie ist mir noch nicht deutlich geworden. Bitte stellen Sie die noch einmal!

Rosemarie: Es gibt doch die Krankengymnastik nach Peter Hornung-Hora Therapie Entwickelt ursrünglich für Parkinson 2x Einzelgymnastik und 2x Gruppen an laufbänder Rädern usw unter aufsicht von KG und mit Pausen und Steigerung je nach Notwendigkeit. Hora-Therapie genannt

Klaus Gusowski: Liebe Rosemarie! Diese Therapiebezeichnung ist in der Fachwelt nicht geläufig. Auch kenne ich Herrn Peter Hornung-Hora nicht persönlich. Sie beschreiben diese Therapie als eine aktivierende Einzeltherapie auf dem Laufband oder Ergometern, die ich gut finde, wenn auch nicht sehr spezifisch. Die Einzeltherapie ist nicht näher beschrieben. Ebenfalls ist es gut, eine Steigerung anzustreben, wenn es der Krankheitsverlauf zulässt. Grundsätzlich hat die MS selten Züge eines Morbus Parkinson.

Karin Maria: Da noch etwas Zeit ist. Noch eine Frage: Was für Übungen werden bei MS empfohlen? Gibts da was spezielles oder ist dies bei jedem Fall anders?

Klaus Gusowski: Die MS zeigt bei jedem Patienten ein individuelles Bild. Deshalb ist die Einzeltherapie immer spezifisch auf den Einzelnen abzustellen. Die Übungen müssen die Probleme des Patienten angehen und können nicht verallgemeinert werden. Zur Verhinderung von Kontrakturen oder Minderung der Atemleistung lassen sich aber doch Dehnübungen und Atemübungen zur Vorsorge empfehlen. Die kann Ihnen Ihr Therapeut sicher nennen.

Rosemarie: Es geht praktisch darum das Durchhaltevermögen zu erhöhen - da man zu Hause ja auch nicht nur 20 Minuten am Stück auf ist. Als Geräte plus Einzelkg

Klaus Gusowski: Achten Sie bitte auf jeden Fall auf Ihre individuelle Leistungsgrenze. Die ist nicht beliebig zu versetzen.

Rosemarie: JA das war sein Beginn . Dann hat er festgestellt dass manche seiner Ansätze auch bei MS helfen können - eben die Ausdauer betreffend - EinzelKG ist dann klasisch

Klaus Gusowski: okay


Allgemein - Rosemarie: KarinMAria:Dietenvronn ist eine Fachklinik für Neurologie mit Schwerpunkt MS und mit Amsel in Verbindung stehend


Rosemarie: Leider hat mein PC wieder nicht alles gesendet.DIe Einzelkg bei Hora ist dann klassisch PNF oder Bobath-was halt ansteht für den Einzelnen

Klaus Gusowski: Dieser Einzeltherapie kann ich mich anschließen.

Rosemarie: Ich hatte oft Probleme in den Armen mit Schmerzen und zittern Bei PNF aber erlebe ich dass meine Beine positiv reagieren Arme aber wieder Schmerzen oder zittern Was könnte ich denn mit den Armen machen denn PNF mache ich deshalb nur noch mit den Beinen

Klaus Gusowski: PNF muss gut dosiert werden. Die Koordination ist dabei wichtiger als die Kraft. Vielleicht kann Ihr Therapeut die Spannung niedriger abfordern. Dann sollten die Schmerzen und das Zittern nicht auftreten. Versuchen Sie es mal so.

Moderator Patricia Fleischmann: Liebe Chatter, lieber Herr Gusowski, vielen Dank für Ihre Beiträge und Antworten! An Faschingsdienstag pausiert unser Chat; dafür gehts am 19. Febraur weiter mit Prof. Henze zu einem Therapiethema. Ich wünsche allen noch einen guten Abend!

Redaktion: AMSEL e.V., 18.01.2008