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Klassische Homöopathie und Multiple Sklerose

21.11.07 - Die homöopathische Hausapotheke ist nur etwas für akute leichte Infekte, bei MS-Symptomen hingegen geht man am besten zum Spezialisten, so Norma Gäbler im AMSEL-Expertenchat.

Moderator Patricia Fleischmann: Guten Abend und herzlich willkommen, liebe Chatter, liebe Norma Gäbler. Klassische Homöopathie ist unser Thema heute - schießen Sie los!

Braun: Hallo, ich suche dringend einen geeigneten Arzt für Homöopathie im Raum Bad Griesbach Passau. Ich bin 33 Jahre und habe seit 15 Jahren MS. Sitze im Rollstuhl.

 
 
norma gäbler
 
 
 
     
     

    Heilpraktikerin seit 1996, Intensivausbildung in TCM (Traditionelle Chinesische Medizin u. Akupunktur), in klassischer Homöopathie.

    • Seit 1998 Praxistätigkeit in eigener Praxis in Berlin mit Schwerpunkt klassische Homöopathie und klassische Akupunktur.
    • Überwiegend Behandlung von Patienten mit neurologischen und anderen schweren Erkrankungen.
    • Mitarbeit in der Redaktion der Homöopathie Zeitschrift.
    • Veröffentlichungen und Vorträge zur Weiterbildung von Kollegen zum Thema "Klassische Homöopathie und MS".

    Norma Gäbler: Leider kenne ich selbst keinen Homöopathen in dem von Ihnen genannten Raum. Aber wenn Sie einen klassischen Homöopathen suchen, hier ein Tipp: Man kann es z. B. versuchen beim Verband Klassischer Homöopathen Deutschlands, dem VKHD (www.vkhd.de). Oder bei der Stiftung Homöopathie Zertifikat SHZ – dort findet man ausschließlich klassisch arbeitende Homöopathen, die ihre Aus- und Weiterbildung, Dokumentationen von akuten und chronischen Fällen usw. nachweisen mussten, und nach sehr strengen Qualitäts-Kriterien ihre Zertifikation erhalten haben (www.homoeopathie-zertifikat.de). Es gibt dort eine Therapeuten-Suchfunktion nach Postleitzahlen oder Namen. Auch beim deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte kann man fündig werden. (http://www.dzvhae.com/portal/loader.php?navigation=1356&org=1113&seite=1406&PHPSESSID=6b722178
    d9b141980f51ae27b76085ca )

    Bea: Im Namen meiner Freundin, die an MS leidet (Basistherapie 9 Jahre Azathioprin, seit 6 Wochen Betaferon) würde ich gerne fragen, ob Akupunktur eventuell mit zusätzlichen Präparaten aus der TCM unterstützend wirken kann bei 1. Opticusatrophie (seit 22 Jahren) bzw. gerade erneut durchgemachter Neuritis (behandelt mit 2 x je 3 Gaben � 1000 mg Cortison) und /oder 2. infolgedessen wohl aufgetretener Glaskörpertrübung (Netzhautbeteiligung von Universitäts-Augenklinik ausgeschlossen) Über eine Beantwortung der Fragen würden wir uns sehr freuen

    Norma Gäbler: Die TCM und deren Phytotherapie basiert auf einem ganz anderen, eigenständigen Prinzip als die Homöopathie. Beides hat nichts miteinander zu tun, außer dass beide Therapieverfahren sehr individuell am Patienten arbeiten und – richtig angewendet – sehr tief wirken können! Die chin. Phytotherapie basiert nicht auf dem Ähnlichkeitsprinzip, sondern auf bestimmten Modellen, die die klass. Homöopathie nicht kennt. Akupunktur kann im Fall Ihrer Freundin sicher helfen, sofern die Atrophie des Sehnervs nicht zu weit fortgeschritten ist. Bei allen Reiz- und Regulationstherapien sind Grenzen gesetzt, wenn Gewebe zu stark degeneriert ist.

    Jan: Hallo, im "Bio"-Heft habe ich gelesen, dass Natrium Muriacicum in hoher Potenz bei MS hilft. Können Sie dies bestätigen und wenn ja wie oft und was ist eine "hohe Potenz"? Was empfehlen Sie noch? Danke und viele Grüße

    Norma Gäbler: Empfehlungen, bestimmte homöopathische Mittel bei einer Diagnose einzusetzen, sind in jedem Falle nicht möglich und zeugen von einer nichtprofessionellen Arbeitsweise oder von Unverständnis. Natrium muriaticum ist zwar ein häufig eingesetztes Mittel bei bestimmten Symptomen einer MS, aber dies muss in jedem Fall individuell herausgearbeitet werden. Eine hohe Potenz ist eine sehr stark potenzierte Gabe eines Mittels, je weiter von der Ursubstanz entfernt, desto höher und wirkungsvoller. Bitte niemals selbst mit hom. Mitteln und hohen Potenzen rumexperimentieren! Dafür müssen Homöopathen sehr lange lernen und Erfahrungen sammeln.

     
     
    homöopath gesucht?
     
     
      

    Hella: Liebe Fr.P. Fleischmann, liebe Fr. Norma Gäbler, meinen Beitrag vorab: Ich habe mich vor über 15 Jahren ausleiten lassen, erst mit einer Spritze und dann mit Kaps. da meine Heilpraktikerin nicht mehr spritzen durfte. Ich hatte damals einen immer wieder kehrenden vereiterten Kiefer mit Fistelgängen und Migräneanfällen. Wurde dann schwanger und brach die Behandlung ab. Alles weg, und den Zahn habe ich heute noch :-) mein damaliger Zahnarzt meinte nur zu diesen Phänomen,, Spontanheilung gibt es immer mal." Ich lasse mich zurzeit wieder ausleiten von meinen Hausarzt der nach Dr. Klinghart behandelt. Mit allen drum und daran; Fischölkaps,Knoblauch, und,und,,; Irgendwo habe ich mal aufgeschnappt, dass, wenn man falsch ausleitet es zu einer MS führen kann. Da ich damals kein Fischeiweiß genommen habe und auch noch unter den Behandlung schwanger wurde denke ich vielleicht habe ich mir das selber eingebrockt. Angst habe ich nur um meine Tochter die ab und an Symptome hat, wo ich denke, dass ich hoffentlich nur überreagiert. Ich habe die Diagnosenstellung seit einem Jahr, denke aber mittlerweile, da ich vor 13-14 Jahren flimmern und Milch vor den Augen hatte, dass ich MS schon sehr lange habe. Vielleicht hat sie mir damals schon die ersten schlimmen Schübe, ohne es zu wissen erspart, vielleicht waren wir auch zu fahrlässig mit diesen DMPS, wusste es ja nicht besser. Meiner HP kann ich auch keinen Vorwurf machen, denn sie wusste es nicht besser, hoffe nur, dass mehr geforscht wurde und mittlerweile alle Homöopathen wissen, dass man zusätzlich Eiweiß zu sich nehmen muss. Ich habe eine HP für meine Tochter, ich denke Ausleitung ist nicht so ihr Fall, wiederum in dem Alter 13 Jahre würde ich es erst durchführen lassen, wenn die Diagnose steht. Ist bestimmt auch nur ein Hirngespinst von mir. Meine Tochter nimmt jetzt Silice LM 60 alle 2 Tage einen Tropfen. Wegen ihrer immer wiederkehrenden Halsschmerzen. Seit Mai wird herumprobiert (sind schon chronisch ) und ich glaube, das ich lieber den Weg Einkauf nehmen sollte und zu meiner damaligen HP gehen. Was meinen sie ? Ich freue mich schon auf den Chat, aber da werde ich nur lesen. Ich wünsche ihnen einen schönen Tag und bin gespannt auf ihre Reaktion.

    Norma Gäbler: Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich Ihre Frage richtig verstanden habe. Aber von einer (Schwermetall?)Ausleitung, ob korrekt oder nicht korrekt angewendet, bekommt man sicherlich keine MS. Allerdings sollten Patienten, bei denen eine MS oder eine vermutliche andere Autoimmunkrankheit manifest ist, solche Ausleitungen extrem vorsichtig angehen, wenn überhaupt. Wenn bei Ihrer Tochter chronische Symptome vorliegen, sollten Sie einen erfahrenen klass. Homöopathen zusätzlich konsultieren. Zum Mittel und der etwas ungewöhnlichen Dosierung kann ich aus der Ferne nichts sagen. Warum überhaupt eine Ausleitung? Wenn es um eine homöopathische Behandlung gehen soll, ist es das Beste, das individuelle Mittel für Ihre Tochter zu finden. Die unnötigen Gefahren einer Ausleitung bestehen dann nicht.

    wilhelm: Hallo Frau Gäbler. Irgendwo habe ich gehört, dass sich eine Amalgamsanierung auf den weiteren Verlauf der MS positiv auswirkt. Ich habe eine solche nun mit meinem Zahnarzt vereinbart und hätte von Ihnen gern gewusst, ob das was ich gehört habe stimmt. Ich bin in der Sekundär Progredienten Phase der MS, die also bei mir nicht mehr schubförmig, sondern chronisch weiterverläuft.

    Norma Gäbler: Das ist nur bei einem kleinen Teil der Patienten so. Die Gefahr, dass bei der Entfernung des Amalgams eine vielfach höhere Konzentration vom Organismus aufgenommen werden kann, als beim Legen einer Amalgam-Füllung, ist belegt. Ihr Zahnarzt wird Sie sicher beraten über die Entfernung nur mithilfe eines sogenannten "Kofferdamms" und ausreichender Absauganlagen. Darauf bitte unbedingt achten! Bei empfindlichen Patienten können nämlich Verschlimmerungen der MS auftreten nach einer nicht sachgerechten Amalgan-Entfernung. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und alles Gute!

    Carla: Hallo, meine Ms „ruht“ nun seit fast 4 Jahren. Aufflackernde Altsymptome, sowie sonstige Erkrankungen (Erkältung, o.ä.) behandle ich in der Regel selbst mit Homöopathie. Ist es denn empfehlenswert gerade in dieser „gesunden“ Zeit ohne Symptome einen klass. Homöopathen auszusuchen? Vielleicht lässt sich so der „Kern“ der Krankheit erkennen oder ist der Gedankenansatz abwegig?

    Norma Gäbler: Hallo Carla, wenn man bei akuten leichten Infekten mal zur homöopathischen Hausapotheke greift und Mittel nur in tiefen Potenzen einnimmt, ist dagegen sicher nichts zu sagen. (Bei alten, aufflackernden neurologischen Symptomen würde ich homöopathischen Laien in jedem Fall abraten, mit Homöopathie herumzuexperimentieren.) Wenn es gerade eine ruhige Phase bei der MS gibt, spricht nichts dagegen, dennoch einen guten Homöopathen aufzusuchen. Die meisten MS-Patienten wissen ja, dass bei einem großen Prozentsatz der Erkrankten auch zwischen den Schüben Krankheitsaktivitäten im ZNS vonstatten gehen können, die man nicht unbedingt bemerken muss. Wenn Sie sich gut an den Beginn der MS und typische Phänomene erinnern können, ist es evtl. möglich, dennoch ein gutes Mittel für Sie zu finden. Sollten momentan tatsächlich überhaupt keine Symptome - auch anderer Art - vorliegen, muss allerdings auch kein Mittel eingenommen werden. Alles Gute!

    wilhelm: Vielen Dank für Ihren Antwort auf meine Amalgamanierungsabsicht. Ich würde nun noch gerne von Ihnen erfahren: Könnte ich meine MS mit Hilfe der Homöpthie noch besser im Griff halten, als bei meiner momentan eingesetzten Therapie, die ausschließlich aus folgendem besteht: Sinnvoll vegetarisch ernähren, positive Stressbewältigung und viel Sport - Fahrradfahren, Spazierengehen soweit die Füße noch tragen, Physiotherapie, Krafttraining an Geräten und Pilates.

    Norma Gäbler: Gratulation, Sie machen für Ihre Gesundheit sehr viele, äußerst sinnvolle Dinge! Sicherlich ist eine klass. homöopathische Behandlung sinnvoll, wenn bestimmte Einschränkungen mit klaren Symptomen vorliegen. In der Homöopathie wird ausschließlich nach individuellen Symptomen und Zuständen behandelt. Je besser Sie diese beschreiben und präzisieren können, desto eher kann ein gut passendes Mittel ausgewählt werden. Ich gebe mal typische Beispiele, auch für die anderen Leser: Ein Beispiel: Ein MS-Patient klagt über Schwindel. Jetzt muss genau erfasst werden, wie der Schwindel sich genau äußert, wann er auftritt, ob es Besserungen oder Verschlechterungen durch bestimmte Maßnahmen (wie z. B. Lageänderung, Bewegung, Öffnen oder Schließen der Augen) gibt. Ein Patient gab an, dass der Schwindel durch Bewegung des Kopfes ausgelöst wird, sogar durch Bewegung nur der Augen. Ganz schlimm war es, wenn er sich hinlegte oder sich im Bett umdrehte. Dabei gab es sogar eine bestimmte Seite: Immer beim Drehen nach links war es schlimmer. Der Patient konnte auch Gegenstände, die sich bewegten, nicht gut erkennen, denn auch dadurch wurde der Schwindel ausgelöst. Mit wichtigen weiteren Symptomen seiner Beschwerden und anderer Phänomene konnte ein homöopathisches Mittel verordnet werden, nach welchem alle diese Symptome einschließlich weiterer Beeinträchtigungen verschwanden oder zumindest deutlich gemildert wurden. Er blieb trotz seines chronisch-progredienten Verlaufes mit ausschließlich klass. homöopathischer Behandlung über Jahre stabil ohne nennenswerte Einschränkungen. Solche wunderbaren spezifischen Symptome hat man leider nicht immer. Aber die Patienten können ermuntert werden, sich genau zu beobachten und Phänomene präzise zu beschreiben.

    Dennis: ich habe unter schutzmaßnahmen mein amalgam entfernen lassen, anschließend sollte ich mit algen (bio reu rella) entgiften, meine homöopathin sagt nun ich wäre nicht amalgam-belastet, geht das?

    Norma Gäbler: Man kann auch nicht-amalgambelastet sein, warum nicht? Nur wie kann man das so genau sagen? Das kann ich nicht beantworten, sorry. Es gibt bestimmte Verfahren (wie z. B. Bioresonanz), mit denen manche Therapeuten (keine klassischen Homöopathen!) Belastungen austesten. Aber damit kenne ich mich nicht gut aus. Vielleicht verwechseln Sie auch Heilpraktiker mit Homöopathen? Zunächst muss unterschieden werden: Heilpraktiker ist nicht automatisch Homöopath, was leider ganz VIELE verwechseln! Das eine ist die Berufsbezeichnung, das andere die Therapierichtung. Klassische Homöopathie ist EINE Richtung. Und leider wird nicht überall klassisch homöopathisch praktiziert, wo auf dem Praxisschild „Homöopathie“ steht. Das gilt gleichermaßen für Heilpraktiker und Ärzte. Für die hom. Behandlung ist eine vermutliche Schwermetallbelastung auch nicht von großer Bedeutung, da gibt es nur sehr wenige Ausnahmen, und diese erzeugen i.d.R. ganz klare Vergiftungssymptome. Man nimmt den Zustand des Patienten genau auf und verschreibt darauf ein passendes Mittel. Gibt es keine individuellen Symptome, kann man auch nicht homöopathisch behandeln. Ganz allgemein: Ein homöopathisches Mittel wird generell aufgrund des Ähnlichkeitsprinzips ausgewählt. Das heißt, dass ein Mittel, das am Gesunden bestimmte Symptome oder Zustände generiert (Arzneimittelprüfung), solche Symptome und Zustände am Kranken heilen oder bessern kann. Darüber werden seit ca. 200 Jahren genaue Aufzeichnungen geführt (Materia medica). Die Symptome und der gesamte Zustand, die ein Patient aufweist, werden genau erfasst und mit den Aufzeichnungen der Materia medica verglichen. Erhält der Patient nun das individuelle Mittel, das am Gesunden ähnliche Phänomene erzeugt hat, können diese mit dem entsprechenden Mittel geheilt oder gelindert werden.

    wilhelm: Meine Symptome sind in der "Gehleistung bzw. Stehen". Bis zum letzten Jahr vor einer notwendigen Darm-OP konnte ich fast mühelos ca 45 Min gehen. Danach erreichte ich diese Zeit nach einigem Training fast wieder. Heute nach einer Prostata Resektion und Nebenhodenendzündung, die mich ca 8 Wochen an intensivem Sport hinderten, kann ich noch max. 20 Min gehen. Danach kann ich den Gehablauf des rechten Beines nicht mehr kontrollieren. Beim langen Stehen auf Baustellen, ich arbeite noch als selständiger Architekt, erscheinen die gleichen Symptome wie beim Gehen. D.h. ich kann dann nur sehr mühsam zum nächsten Ziel weitergehen. Gibt es dafür wie Sie beschrieben haben ebenfalls eine Behandlungsmöglichkeit mit Homöepathie?

    Norma Gäbler: Ein erfahrener klassisch arbeitender Homöopath wird in einem solchen Fall sowohl die gesamte Geschichte der neurologischen Krankheit als auch die der Prostatavergrößerung und Nebenhodenentzündung eruieren. Je besser Sie genau beschreiben können, wie diese Erkrankungen sich äußerten, wovon sie besser oder schlechter wurden, wie sich das anfühlte (Schmerz, Intensität, Qualität, genauer Ort, Dauer, bevorzugte Seite etc.), desto sicherer kann er ein Mittel auswählen. Es ist möglich, dass die Krankheitsdynamik der verschiedenen Erkrankungen zum selben homöopathischen Arzneimittelbild gehört, dann würden die Beschwerden alle auf das gleiche Mittel positiv reagieren. Es kann aber auch sein, dass der neurologische Zustand ein anderes Mittel erfordert als die anderen Beschwerden. Das wäre ein sogenannter komplexer Fall, der unterschiedliche Mittel benötigt. Das sollte der behandelnde Therapeut in der Fallaufnahme herausbekommen. Eine Behandlungsmöglichkeit sehe ich also in jedem Fall.

    binti: hallo, ist es sinnvoll? eine ms nur mit homöopathie und kortison zu behandeln. habe diese therapie gewählt, nach dem ich weder betaferon noch copaxone vertragen habe.

    Norma Gäbler: Ja, nach meiner Erfahrung ist es absolut sinnvoll. Die besten Reaktionen auf homöopathische Behandlungen habe ich in meiner Praxis bei Patienten, die keine gleichzeitige Basistherapie machen, obwohl dies prinzipiell möglich ist. Durch die Basistherapie verändern sich oft die authentischen Symptome und die Reaktionsfähigkeit des Organismus kann herabgesetzt sein, sodass eine Analyse schwerer wird. Wenn die homöopathische Behandlung sehr gut greift, kann auch mal im Falle eines akuten Schubes das Mittel den Schub eindämmen und verkürzen, sodass eine hochdosierte Cortison-Stoßtherapie nicht nötig ist. Das muss man im Einzelfall abklären. Nach meiner Erfahrung stört auch eine kurzzeitige Cortisongabe nicht die homöopathische Behandlung. Man kann einige Tage abwarten und dann konsequent homöopathisch weiterbehandeln. Voraussetzung: Man hat ein gut passendes Mittel gefunden.

    binti: gilt dies auf für eine schubhäufigkeit von alle vier wochen, die jeweils mit drei tagen 1000mg kortison behandelt wird??

    Norma Gäbler: Bei einer Schubhäufigkeit alle 4 Wochen würde ich zunächst hinterfragen und genau abklären, ob es sich tatsächlich um einen neuen akuten Schub handelt, oder ob die Schubsymptome nur nicht vollständig abgeklungen sind und nun wieder aufflammen. Und jeden Monat 3000 mg Cortison - das ist für den stabilsten Organismus kaum auf Dauer zu verkraften. Hier würde ich ganz dringend mit den behandelnden Ärzten nach sinnvollen Alternativen suchen! (Cortisonbedingte Schäden der Knochensubstanz z.B. sind in der Regel nicht mehr reparabel!) Wenn Basistherapien, evtl. Tysabri- oder Mitox.-Behandlungen nicht vertragen werden oder nicht den gewünschten Erfolg bringen, um die Krankheitsaktivität zu stoppen, wird es schwer, weitere schulmedizinische Alternativen zu finden. Auch mit klass. Homöopathie sind extrem aktive MS-Prozesse schwer zu beeinflussen. Aber man kann es versuchen! Wenn es gut läuft, sollte Cortison nicht mehr so oft nötig sein. Übrigens glauben viele Patienten, dass ein akuter Schub in jedem Fall Cortison indiziert. Das ist eindeutig nicht so und muss im Einzelfall entschieden werden. Viele Schübe bilden sich auch ohne jegliche Behandlung von allein zurück, ohne in jedem Fall bleibende Schäden zu hinterlassen. Meist geht es mit Cortison nur etwas schneller.

    wilhelm: und haben Sie mir einen erfahrenen klassisch arbeitenden Homöpathen im Raum Stuttgart - Tübingen, der sich in neurologischen Komplexen auskennt. Herzlichen Dank für Ihre mutmachenden Antworten.

    Norma Gäbler: Hallo Wilhelm, leider, auch in Stuttgart kenne ich niemanden persönlich, den ich empfehlen könnte. Aber ich hab an anderer Stelle schon einige Links genannt, wo man gut qualifizierte klass. arbeitende Homöopathen - Heilpraktiker oder Ärzte - finden kann. Viel Erfolg bei der Suche und vor allem bei der Behandlung!

    claudia: Hallo Frau Gäbler... Es ist doch richtig, das es bei einer Globuligabe zur Erstverschlimmerung kommt. Ich habe seit kurzem die gesicherte MS Diagnose und kämpfe mich durch den Ärzte und Medikamentendschungel. Glücklich bin ich nicht dabei. Ich habe bei meiner Neurologin nach alternativen, z.B. Homöopathie nachgefragt. Sie meinte, "Tja, lassen sie es auf eine Verschlimmerung ankommen." Sie rät mir nicht direkt davon ab - aber auch nicht zu. Wie verhält es sich denn mit der Erstverschlimmerung bei MS nach Globuligabe? Kommt sie, die Verschlimmerung, oder ist es ein Gerücht, oder wie damit umgehen? Danke Claudi

    Norma Gäbler: Ja, es ist richtig, dass es häufig, aber nicht immer(!), bei chronischen Grunderkrankungen (sehr selten bei akuten Erkrankungen) eine Erstverschlimmerung oder Erstreaktion geben kann: Häufig kommt es zunächst zu einem deutlichen Ansprechen der Symptome nach einer Mittelgabe. Meist innerhalb von wenigen Tagen bis Wochen, wenn das Mittel gut passt. Das kann auch zu einer vorübergehenden Verschlimmerung der Beschwerden führen. Z. B. können sich Sensibilitätsstörungen, Spastiken oder die Schwäche erstmal verstärken, was meist ein gutes Zeichen ist: Der Organismus reagiert aufgrund der Ähnlichkeit mit dem homöopathischen Mittel. Es lässt sich nicht genau vorhersagen, wie lange diese Reaktionen anhalten. In der Regel gibt es bei akuten Beschwerden kaum oder gar keine Erstverschlimmerung, je chronischer der Zustand und je geschwächter der Patient, desto länger kann es dauern. Nach Abklingen dieser Erstreaktionen sollte eine deutliche Besserung eintreten, und zwar besser als vor der Mitteleinnahme. Auf je mehr Ebenen die Besserung zu spüren ist, desto besser passt das Mittel zu dem Patientenzustand und desto besser ist die Prognose. Beispiel: Aufgrund einer Mittelgabe bei akuter Sehnerventzündung wird nach dem Mittel nicht nur das Sehen schnell wieder besser, sondern auch der Druck im Kopf, die Konzentrationsfähigkeit, die Spastikbereitschaft, die Blasenschwäche usw. werden positiv beeinflusst. Oder: Die Hauptbeschwerde des Patienten ist massiver Schwindel. Nach genauer Fallaufnahme aller Daten (präzise Symptome des pathologischen Zustands und der Individualisierung), wird ein Mittel verschrieben. Einige Tage wird der Schwindel stärker, evtl. verstärkt sich auch die seit langer Zeit vorhandene Krampfneigung des Handballens. Innerhalb der nächsten Wochen vergeht der Schwindel, gleichzeitig kann der Patient wieder gut schlafen, muss nachts nicht mehr pinkeln, kommt die Treppen mit weniger Mühe rauf, und nebenbei bessert sich auch die Erektionsfähigkeit, was er vielleicht vorher gar nicht erwähnt hat. Und später krampft die Hand auch nicht mehr beim Schreiben. Das wäre ein typischer Verlauf nach einem gut passenden Mittel und evtl. einigen Mittelwiederholungen in großen Abständen. Was sich nicht verschlechtern sollte, sind das Lhermitte-Zeichen oder ein Nystagmus. Bei einer Verstärkung dieser Symptome sollte sofort der Homöopath unterrichtet werden!

    claudia: WOW, das war eine ausführliche Antwort, danke. Verstehe ich das aber richtig. Es kommt nicht zu neuen Entmarkungsherden durch die Verschlimmerung, lediglich die Symptome verschlimmern sich eventuell. Mein letzter Schub dauerte fast 2 Monate bis es zu einer wieder einigermaßen Rückläufigkeit kam. Eine Restsymtomatik habe ich aber leider zurückbehalten. Heist das, diese Restsymptomatik( Schwäche der Hand, Sensi-Störungen, Tiefensensi-Störung und Ataxie) können durch die Globuli wieder ganz verschwinden?

    Norma Gäbler: Die Erstverschlimmerung nach einer gut passenden hom. Mittelgabe ist keine klinische Verschlimmerung der Symptome, sondern eher eine kurzzeitige (Über-)Reaktion auf den gesetzten homöopathischen Reiz. Das heißt, dass es in diesem Falle nicht zu echten Schubsymptomen kommt, die mit neuen, aktiven Läsionen und/oder einer Entmarkung einhergehen können. Die Patienten sollen vorher über solche möglichen typischen Reaktionen aufgeklärt werden, da einige sonst vermuten, dass sich evtl. ein neuer Schub anbahnt oder sich eine klinische Verschlechterung zeigt. Die Erstverschlimmerung nach einem gut passenden Mittel ist eher vergleichbar mit einem sogenannten "Pseudoschub", der nicht behandelt werden sollte, um die beginnende Heilreaktion nicht zu stören. Bekommt ein Patient in dieser Situation Panik, weil er das nicht versteht, kann es vorkommen, dass er einen Neurologen aufsucht und die vermeintlichen Schubsymptome mit Cortison behandelt werden. Dies stört nicht nur den Reaktionsprozess und erschwert die Analyse der Reaktion, sondern Cortison hilft in diesen Fällen nicht, eher geht es den Patienten dadurch schlechter, weil es sich nicht um einen wirklichen Schub handelt. Alles Gute!

    Moderator Patricia Fleischmann: Verehrte Chatter, das wars für heute; die letzten Fragen werden, denke ich, noch beantwortet. Am 4. Dezember gehts dann weiter ab 19 Uhr mit PD Dr. Peter Flachenecker und dem Thema "Irrgarten Therapie?" - Wir freuen uns auf Sie und sagen Tschüß für heute!


    Allgemein - claudia: merci...und schönen abend noch


    Redaktion: AMSEL e.V., 22.11.2007