Immuntherapie der MS

08.09.09 (aktualisiert) - Derzeitig überlegt man, ob nach 24 Monaten die Therapie mit Tysabri nicht abgesetzt werden sollte, so Dr. Thomas Rösel im AMSEL-Expertenchat.

Moderator Patricia Fleíschmann: Liebe AMSEL-Chatter, willkommen zurück aus den Ferien! Heute Abend begrüßen wir Dr. Thomas Rösel, Karlsruhe, im AMSEL-Chat. Auf Ihre Fragen zur Immuntherapie sind wir schon gespannt!

ead: zeichnet sich eine Therapie für primär progrediente MS ab ?

Dr. Thomas Rösel: Bei der PPMS gibt es einen Heilversuch mit Ralenova. Bei jüngeren Patienten (51 Jahren) mit aktivem Immungeschehen möglicherweise Rituximab (Mabtera), aber auch noch nicht zugelassen im Sinne der Vorbeugen der weiteren Verschlechterung. Ansonsten Cortisonpulsversuch.

 
 
Dr. Thomas Rösel
 
 
 

1994-1995: Neurologische Uniklinik Erlangen

  • 1994: Promotion
  • 1995-1998: Neurologische Klinik des Städt. Klinikums Karlsruhe
  • 1998-1999: Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie
  • 1999 bis jetzt: Neurologische Klinik des Städt. Klinikums Karlsruhe
  • 1999: Arzt für Neurologie
  • seit 2001 Neurologischer Oberarzt am Städtischen Klinikum in Karlsruhe
  • Schwerpunkt MS:
  • 1. Betreuung von ambulanten Patienten gemeinsam mit Prof. Dr. Dr. K.-F. Druschky mit Schwerpunkt auf immunologischen Erkrankungen, insbes. MS
  • 2. oberärztliche Betreuung stationärer Patienten, auch hier mit einem Schwerpunkt auf entzündliche ZNS-Erkrankungen
  • 3. zur Zeit Erarbeitung eines klinischen Pfades für MS zusammen mit Prof. Dr. Gahn

Christian: Hallo Herr Rösel, in den vergangenen Wochen war viel die Rede von Vitamin D im Zusammenhang mit MS. Ich überlege, ob ich mal mit meinem Neurologen wegen einer Vitamin D Substitution nach Bestimmung des Serumspiegels reden sollte. Wie schätzen Sie das Potential von Vitamin D ein und welchen Abkömmling des Vitamins sollte man substituieren?

Dr. Thomas Rösel: bisher ist mir nachweislich zur Wirksamkeit des Vitamin D nichts bekannt, so dass sich hieraus eine Empfehlung ableiten würde.


Allgemein - oiwei i: Hallo


Christian: Und noch eine weitere Frage: Ich würde gerne die Tysabritherapie in ca. 1,5 Jahren auf ein alternatives Präparat umstellen, Interferon und Copaxone sind schon aus dem Rennen. Was ist der aussichtsreichste Kandidat in der Pipeline, etwa Cladibrine, Laquinimod oder die anderen Antikörper? Oder pragmatisch gefragt, was wird vorraussichtlich als erstes auf den deutschen Markt kommen?

Dr. Thomas Rösel: Fingolimod u. Cladribin werden wohl die ersten Medikamente mit Zulassung sein.

Pia: Hallo Herr Dr. Roesel, bei mir wurde MS letztes Jahr im August, nachdem ich 2 Wochen Schwierigkeiten mit meinem rechten Bein hatte, diagnostiziert. Ich hatte so einen "Ausfall" bereits vor knapp 3 Jahren und hatte mir natürlich damals nichts dabei gedacht. Mir geht es bis dato gut, habe keine Probleme und geniesse das Leben :-) Seit Februar diesen Jahres spritze ich alle 2 Tage Betaferon und hatte anfangs kaum Probleme. Mittlerweile aber verstärken sich wieder die Nebenwirkungen und ich habe richtige blaue Flecken an den Einstichstellen. Am Bauch kann ich mich momentan garnicht mehr spritzen, da ich danach tagelang Schmerzen beim Laufen habe. Mein Neurologe meinte nun, ich solle mich für ein anderes Medikament entscheiden da ich ohnehin eine gutverlaufende MS hätte, was auch immer das heissen mag... Alternativ schlug er mir Copaxone oder Avonex vor. Nachdem ich mich nun etwas schlau gemacht habe, bleibt nur noch eine Frage offen: was ist denn Ihrer Meinung nach das am wirkungsvollsten? Wenn Sie meinen, Betaferon sei nach wie vor am Besten, muss ich wohl oder übel mit den Nachteilen dieses Medikamentes leben, oder sehen Sie noch andere Alternativen? Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir einen Tip geben würden, was meinen aktuellen gesundheitlichen Zustand weiterhin so stabil hält. Vielen Dank vorab und noch einen schönen Abend

Dr. Thomas Rösel: es gibt keine signifikanten Unterschiede in der Wirksamkeit zwischen Copaxone, Betaferon u. Avonex.
Da sie auch Copaxone tgl. spritzen muessten, würde ich einmal pro Woche Avonex i.m. empfehlen, falls Sie eine schubförmige MS ohne chron. Progression haben u. bzgl. der lokalen Nebenwirkungen schon alles probiert haben (Kühlen der Haut,...)


Allgemein - lucy: hallo zusammen



Allgemein - Emma: hallo



Allgemein - oiwei i: hi Luicy



Allgemein - Emma: hallo



Allgemein - Christian: Hallo!



Allgemein - oiwei i: hi Luicy



Allgemein - oiwei i: Hi emma


Maus65: Auch ein Hallo von mir

Dr. Thomas Rösel: Hallo zurück

Schmetterling: Guten Abend Herr Dr. Rösel, als MS-"Neuling" ich hätte folgende Fragen an Sie: 1.) Wirkt BG 12 Fumarsäure sowohl neuroprotektiv als auch ebenso gut gegen Schübe? Hier muss ich gleich noch eine Frage anknüpfen: Ich dachte, dass Schübe durch Läsionen im Gehirn/Rückenmark verursacht werden - doch wenn BG 12 zu ca. 69% die Herdläsionen reduziert, wieso nicht dann auch zum gleichen Prozentsatz die Schubrate? Sorry, aber bin noch völlig neu auf dem Gebiet... 2.) Kann BG 12 bereits verschrieben werden, wenn man "nur" an MS und nicht an Schuppenflechte leidet? (Vermutlich muss es dann selbst bezahlt werden) 3.) Ich habe täglich Muskelzuckungen, vor allem, wenn ich zur Ruhe komme, d.h. dann zuckt ein Finger, dann eine Stelle am Oberschenkel, die Schulter, die Wade oder ein Zeh. Wie ist das zu erklären? Habe ich nun überall entsprechende Läsionen oder woher kommt das und was kann ich dagegen tun? Würde mehr Sport helfen? Sorry für die vielen Fragen und vielen Dank für Ihre Antworten! Grüße, Schmetterling

Dr. Thomas Rösel: Fumarsäure noch nicht zugelassen, Studie läuft noch. Insofern bekommen Sie dieses Medikament nur im Rahmen einer Studie. Ein Herd im Gehirn heisst nicht gleich klinischer Schub, da es Areale gibt im Gehirn, die trotz Läsion keine Ausfälle machen. Glücklicherweise!!! zu den Muskelzuckungen kann ich ohne Sie gesehen zu haben nichts sagen, hier muesssen Sie Ihren Neurologen aufsuchen.

Jack: Guten Tag Herr Rösel, ich habe seit 1994 eine diagnostizierte PPMS. In den letzten 4 Jahren leider mit starker Progredienz. Ein Therpieversuch mit Imurek brachte leider keinen Erfolg. Welche Therapie – wenn verfügbar – würden Sie vorschlagen? Vielen Dank im Voraus.

Dr. Thomas Rösel: als Sekundärprophylaxe bei primär chron progredienter MS: -Heilversuch mit Mitoxantron -alternativ Heilversuch mit Rituximab bei Alter unter 50 Jahren u. aktivem Verlauf (Gadoliniumanreichernde Herde im MRT): Ergebnisse auf dem AAN-Kongress 2009 veröffentlicht.
beider Medikamente haben auch ihre Nebenwirkungen, d.h. Sie muessen das ganze mit Ihrem Neurologen diskutieren.

fb: Sehr geehrter Herr Dr. Thomas Rösel, ich bin an SPMS erkrankt und nehme Blutdrucksenkende Medikamente (Ramipril 2x5mg / Bisoprolol 7,5mg) seit ca. 5 Monaten. Jetzt war in der Presse zu lesen, dass eine RAS-Blockade sich positiv auf die MS-Erkrankung (Einschränkung der T-Zellbeteiligung usw.) im Tierversuch ausgewirkt hat. Die im Tierversuch verwendeten Medikamente Aliskiren / Losartan / Enalapril werden ja schon längere Zeit auch bei Blutdruckerkrankungen des Menschen eingesetzt. Es war auch zu lesen, dass bald klinische Studien mit MS-Patienten beginnen werden. Hierzu meine Fragen: Kann ich ohne großes Risiko meine Medikamente gegen die im Tierversuch verwendeten Medikamente austauschen (nach Absprache mit meinem Internisten) und in welcher Quantität würden Sie die Einnahme empfehlen? Oder hätte sich eine positive Wirkung auf meinen Krankheitsverlauf auch mit Ramipril und Bisoprolol schon längst zeigen müssen? Vielen Dank für Ihre Bemühungen im Voraus. Beste Grüße

Dr. Thomas Rösel: Viele Fragen!!!
Ergebnisse aus dem Tiermodell sind erst mal nicht direkt auf den Menschen zu übertragen. Es ist also nicht sicher, ob die Medikamente Ihnen helfen werden. Zudem haben Sie eine sek. chron verlaufende MS, bei der die entzündlichen Vorgänge in den Hintergrund treten.
Nehmen Sie eh schon Antihypertensiva, würde ich meinen Internisten fragen, ob bei Ihrem Blutdrucktyp die erwähnten Medikamente Sinn machen, d.h. eine Umstellung auf die besagten Medik. ohne Nachteile für Sie wäre. Sollte dies der Fall sein, können Sie zusammen mit Ihrem Internisten eine Umstellung versuchen. Falls es sein soll ,bringt es Ihnen auch etwas bei der MS, wer weiss? Die Dosis sollte sich jedoch an Ihren Blutdruckwerten orientieren u. an nichts anderem!!! Und wie schon gesagt: Alles in Absprache mit Ihrem Kardiologen/Internisten. Nur wenn Sie durch die Umsetzung keine Nachteile haben, macht eine Umstellung Sinn (dabei nicht vergessen bzgl. der Blutdruckeinstellung: "Never change a winning team"). Falls der Internisten jedoch die Umstellung als problematisch sieht, Hände weg von den anderen Medikamenten!!!! Wir wisssen überhaupt nicht, ob sie auch beim Menschen,d.h. bei Ihnen wirksam sind! Am Ende ist der Blutdruck auch noch schlecht.
Die Effekte der einzelnen Medikamente sind z.T. nicht wirkgruppenspezifisch, d.h. es ist nicht sicher, ob sich beide ACE-Hemmer (Enalapril und Ramipril) auf die MS gleich positiv auswirken oder nur der Ausgetestete. Entsprechendes gilt auch für die anderen Medikamente. D.h. man kann keine Aussage treffen, ob die von Ihnen bereits eingenomenen Medikamente eine Wirkung auf den MS-Verlauf haben. Außerdem nehmen Sie die Blutdruck-Medikamente erst eine relative kurze Zeit ein.

Allgemein - ead: Hallo, oiwei i, lucy, Emma und Cristian


lucy: was ist denn am dem gerücht dran, das die kassen bald kein tysabri mehr bezahlen wollen?

Dr. Thomas Rösel: hiervon habe ich noch nichts gehört.

alexandra: Hallo Herr Dr. Rösel, schönen guten Abend an euch alle! Wann, denken Sie, ist mit einer Zulassung der ACE-Hemmer und Statine als Ergänzung zu den gängigen Basistherapeutika bei SRMS zu rechnen bzw. wie lange wird sich mein Opa seine Simavastatin und Enalapril noch mit mir teilen müssen?

Dr. Thomas Rösel: bisher gibt es keinen klaren Wirksamkeitsnachweis für Statine. Möglicherweise meinen Sie CSE-Hemmer statt ACE-Hemmer.


Allgemein - oiwei i: hi


Emma: Hallo, ich bekomme seit März 2007 Tysabri, davor haben weder Betaferon noch Copaxone geholfen und ich hatte seit der Diagnose Januar 2006 sehr häufig starke Schübe. Seit ich Tysabri bekomme, keinen einzigen mehr. Nun hat mir mein Neurologe gesagt, dass ich Tysabri absetzen muss. Gibt es einen Zeitraum wie lange man Tysabri nehmen kann und wie stehen die Chance, dass eine andere Therapie nun wirken kann?

Dr. Thomas Rösel: Derzeitig überlegt man ob nach 24 monaten Therapie mit Tysabri dieses nicht abgesetzt werden sollte. Die Frage, wie es weiter geht, ist noch nicht ganz klar. Ein erneuter Versuch mit dem vorherigen Medik wäre gerechtfertigt.

markus: Welche Möglichkeiten der Therapie bestehen bei einer sekundär progredienten Verlaufsform? Das ausergewöhnliche bei mir ist meine Herzklappe ( demzufolge Marcumar - Patient ) . nach einer MRSA-Infektion wurde mir die Milz entfernt .

Dr. Thomas Rösel: Mitoxanthron, bei Schüben auch noch IFN. Indikation muss ihr Neurologe prüfen. EDSS zwischen 3-6


Allgemein - oiwei i: wer sagt des? Mit Tysabri woher weißt des?


Michaela: Guten Abend. Es gibt ein neues Medikament, Fampridin, das die Gehfähigkeit sehr verbessern soll. Wissen Sie, wann es in Deutschland zugelassen wird oder ob es irgendwo Studien dazu gibt?

Dr. Thomas Rösel: Diese Medikament sagt mir bei dem Thema Immuntherapien leider nichts.

Moderator Patricia Fleíschmann: @ Michaela: Zu Fampridin schreiben Sie doch einfach mal ein Mail an expertenrat@amsel.de. Dort antworten Ihnen die Neurologen des Ärztlichen Beirates der AMSEL. Es gehört zu den symptomatischen Therapien und ist daher nicht Chatthema heute. Herr Dr. Rösel würde sicher gern trotzdem darauf eingehen, da aber so viel los ist, konzentrieren wir uns lieber auf das Thema Immuntherapien. Ich hoffe, Sie haben Verständnis ...

Maus65: Hallo Herr Dr. Rösel, habe mal eine vielleicht merkwürdige Frage. Woran kann ich erkennen, dass ich den für mich richtigen Neurologen habe? Ich frage deswegen, weil ich immer das Gefühl habe zum einen nicht ernst genommen zu werden, da es mir verhältnismäßig gut geht mit der MS und zum anderen, weil mein Neuro mir nur die Spritzen aufschreibt und ansonsten mir nicht wirklich zuhört. Somit stelle ich bei ihm auch schon keine Fragen mehr.

Dr. Thomas Rösel: wenn Sie sich nicht bei Ihrem Arzt wohl fühlen, müssen Sie sich fragen, ob es der richtige für Sie ist.

lucy: oiwei i: des hat mein neuro mal gemeint, weil die KVs gerade die kosten überprüfen und tysabri raus nehmen wollen, dafür soll mitox gegeben werden und dann azathioprin

Dr. Thomas Rösel: alternative Mitox. zu Tysabri: die Kosten sollten hier nicht entscheidend sein. bei Schüben halte ich mehr von Tysabri, Imurek ist ein Reservemedikament!!


Allgemein - oiwei i: Rebif is as beste lucy g*



Allgemein - lucy: oiwei i: hatte ich schon, aber hat nichts gebracht


Emma: Dann hätte ich noch die Frage, warum man jetzt überlegt die Therapie mit Tysabri nach 24 Monaten abzusetzen. Vor einigen Monaten meinte mein Arzt noch, dass ich es so lange nehmen soll, wie es hilft.

Dr. Thomas Rösel: da möglicherweise das Risiko einer PML mit der Behandlungsdauer steigt. Neue Erkenntnisse.

Maus65: Was kann mir helfen, dass ich die ständigen Gedanken an meine MS aus meinem Kopf bekomme?

Dr. Thomas Rösel: dies ist leider nicht Thema des Chats

Moderator Patricia Fleíschmann: @Maus65: Stellen Sie die Kopf-Frage doch einfach als "Allgemeinen Beitrag" - das untere Feld - ein. Vielleicht haben die andern Chatter einen Tipp für Sie?


Allgemein - oiwei i: wer sagt des?



Allgemein - lucy: michaela: ist das 4-aminopyridin, oder wie das heisst?



Allgemein - lucy: oiwei i : hatte schübe, daher hat es nichts gebracht


Jens: Hallo Herr Dr. Rösel, als Neuerkrankter habe ich derzeit keine Einschränkungen. Würden Sie trotzdem eine medikamentöse Vorsorgebehandlung empfehlen?

Dr. Thomas Rösel: es gibt klare Indikatonen nach 1. Schub: z.B. Läsionslast im MRT, schwerer Schub ohne gute Rückbildung, für eine Prophylaxe. MRT-Progression,..;dies muessen sie mit Ihrem Neurologen besprechen, da es den Rahmen des Chats sprengt.

ead: Danke Herr Dr. Rösel, dann bin ich auf dem neuesten Stand, Ralenova ist ja auch nicht ganz so neu ( mein Alter 57, Patient Uni DUS ) Zusatzfrage: Prinivil / Lisinopril hilft dieses Medikament nur Mäusen oder ist es Ihres Wissens einen Versuch wert ?

Dr. Thomas Rösel: bisher bei Menschen nicht erwiesen. Studien werden es zeigen.


Allgemein - Michaela: Hallo Lucy, Fampridin ist praktisch das verbesserte 4-aminopyridin mit weniger Nebenwirkungen. Soll sehr gut helfen, allerdings nur die retarde Form, InAmerika zur Zulassung


Maus65: Seit 2 Jahren mit AVONEX schubfrei. Kann ich es einfach mal absetzen?

Dr. Thomas Rösel: wenn Sie es gut vertragen haben warum absetzen?


Allgemein - Maus65: Hallo Zusammen, ich habe seit 2 Jahren die Diagnose und bekomme seit dem die Gedanken an die MS nicht aus dem Kopf. Es geht mir recht gut körperlich und deswegen blockieren mich diese Gedanken total. Aber wie bekomme ich sie los?




Allgemein - oiwei i: Ich hab die diagnose seit 1 jahr mir geht es körperlich beschissen


Schmetterling: Hallo Herr Dr. Rösel, aber wenn ein Herd im Gehirn nicht gleich ein klinischer Schub bedeutet, wie werden die Schübe dann verursacht??? Wann ist mit einer Zulassung von BG 12 zu rechnen? Vielen Dank für Ihre Antwort! Grüße, Schmetterling

Dr. Thomas Rösel: es gibt eben doch Herde, die klinsch aktiv sind, d.h. Symptome machen. Je mehr Herde im Gehirn umso höher die Wahrscheinlichkeit dass Sie symptomatisch werden. Studie läuft noch bis voraussichtlich Ende 2009, so dass ich glaube dass 2010 mit Präparat zu rechnen ist. Vorsichtige Schätzung!!!


Allgemein - oiwei i: Maus geh zum Psychologen



Allgemein - oiwei i: Ich hab eigwntlich keine frage also ....................



Allgemein - oiwei i: bin ja noch frischling^^


Moderator Patricia Fleíschmann: @ alle: Was machen Sie, wenn die MS Sie kopfmäßig zu stark einnimmt? Lenken Sie sich ab? Oder sprechen Sie mit andern Betroffenen?


Allgemein - oiwei i: Maus wie alt b ist du?



Allgemein - Christian: @Maus 65:wenn es nur Grübelgedanken sind, dann kann das sofortige Konzentrieren auf ein anderes, angenehmes Thema helfen, oder lenke Deine Aufmerksamkeit bewusst auf Deine Umgebung, das kann schon ganz gut helfen. Sollte man aber bei möglichen Schubsymptomen nicht unbedingt machen, die besser abklären



Allgemein - Emma: jeder geht mit der diagnose anders um, da wird dir wohl keiner hier ein patentrezept geben können hier. aber wenn der gedanke MS dein leben so stark beherrscht und du das gefühl hast, dass du damit alleine nicht mehr zrecht kommst, dann wäre es wohl am besten sich hilfe zu holen



Allgemein - Michaela: Danke, werde ich tun!


Nastassja: Guten Tag Herr Dr. Rösel, wann kommen endlich die wirksamen Pillen zur Verhinderung einer weiteren Verschlechterung der MS und wenn ja werden diese Pillen nur für leichte, einfache MS-Fälle sein?

Dr. Thomas Rösel: möglicherweise kommen zwei Pillen dieses Jahr auf den Markt, wohl für die schubförmig verlaufende MS. Da alle Medikamente Nebenwirkungen haben, werden diese Pillen auch nur für Patienten mit aktivem Verlauf sein. Für welche Pat. die Medikamente jedoch genau zugelassen werden (Alternativ zu IFN u. Copaxone?), kann jetzt noch keiner sagen.


Allgemein - Maus65: Gespräche mit Betroffenen haben mir bisher nicht wirklich geholfen zB Selbsthilfegruppe. Danach ging es mir schlechter, weil ich so viel Leid gesehen habe. Ablenkung auch nicht wirklich, da arbeitslos und derzeit eine Weiterbildung.



Allgemein - Maus65: @oiwei i: bin 44


katina: Guten Abend, Herr Dr. Rösel, ich habe seit knapp 3 Jahren die Diagnose, Beschwerden wie Schwäche, Kribbeln, Schwindel schon seit 20 Jahren. Meine Läsionslast ist nicht sehr hoch. Nach der Diagnose bekam ich einige Monate Octagam, darauf allergische Reaktion (bin Poly-Allergiker), danach 15 Monate Tysabri, darunter 3 leichte Schübe, wurde abgesetzt, jetzt andere Immunglobuline. Meine Beschwerden nehmen zu. Was raten Sie mir?

Dr. Thomas Rösel: Wurden vorher schon Interferone u. Copaxone versucht??? je nach Schwere des Verlaufes u. der Progression kann auch Mitoxantron eine Alternative bei Therapieversagen mit Tysabri darstellen.

Moderator Patricia Fleíschmann: @ Maus 65: Die Leute in den Selbsthilfegruppen vor Ort haben meist selbst diese Erfahrung gemacht. Vielleicht wäre es wirklich gut, Sie holten sich da Tipps? Das geht auch telefonisch, und ist für jemand neu Betroffenen vielleicht einfacher, als das "Leid zu sehen". Für Betroffene aus Baden-Württemberg: Michael Berthold, der Dipl. Psych. der AMSEL, berät schon seit über 2 Jahrzehnten MS-Betroffene. Einfach ein Mail an beratungsteam@amsel.de schreiben oder 0711 - 69786-30 wählen.


Allgemein - Maus65: @ alle: Danke


katina: IFN und Copaxone wurden bisher wegen meiner hohen Allergieneigung nicht gegeben. Mitox wäre wegen vasospatischer Angina pect. nicht ratsam.

Dr. Thomas Rösel: Fragen Sie in einem MS-Zentrum nach, ob sie für ein Studienmedikament in Frage kommen. Dazu muessen Sie jedoch untersucht werden u. Ihre MRT-Bilder mitbringen. Im Chat läßt sich das so nicht alleine entscheiden. Alternative Imurek? die Frage Antikörperbildung unter Tysabri wäre interessant wegen des Therapieversagens. Falls Sie Antikörper gebildet hätten, wären auch andere monoklonale AK nicht unproblematisch.

Michaela: Warum sind fast alle _Med.nur für schubf.MS. für sekprogr. gibt es doch nur Mito und Corti. Dabei gibt es doch sicher mindestens genauso viele Leute mit progr.Verlauf.

Dr. Thomas Rösel: Die Vorgänge, die bei der sek. progr. Form in Gehin ablaufen, sind nicht mit denen zu Beginn der Erkrankung vergleichbar. Zu Beginn der Erkrankung sind bestimmte immunolog. Abläufe zu beobachten, die später keine große Rolle mehr spielen. Die Medik. für schübförmige MS beeinflussen gerade diese frühen immunologischen Vorgänge im Gehirn, so dass sie später, während des Überganges in die sek.chron-prog. Form nicht mehr wirksam sind.

Schmetterling: Oh, wäre doch u.U. mit so einer frühen Zulassung von BG 12 zu rechnen? Das würde mich freuen... Dann habe ich noch eine andere, vielleicht "blöde" Frage: Inwieweit und warum hilft ein fittes Immunsystem in Bezug auf die MS? (d.h. Sport, gesunde Ernährung) Ich hatte z.B. seit Jahren keine ERkältung mehr - aber dennoch war das Immunsystem nicht stark genug, die MS abzuwehren. Aber vermutlich ist Immunsystem und Autoimmunsystem nicht dasselbe,oder? Und noch ein wichtige Frage: Halten Sie es für bedenklich, H 15 Boswellia als Therapie einzunehmen? Danke für Ihre Antworten! Grüße, Schmetterling

Dr. Thomas Rösel: Nein es ist nicht das gleiche. Grundsätzlich weiss man, dass bei Infekten sich die MS verschlechtern kann. Auch dafür hilft ein gesundes Leben (Sport etc.). Das Immunsystem wehrt nicht die MS ab, sondern es greift sozusagen aus Versehen körpereigene Strukturen (ZNS) an. H15 Boswellia ist mir in der Klinik als Therapeutikum leider nicht bekannt.

katina: Unter Tysabri haben sich keine Antikörper gebildet (2x getestet). Ich bin berufstätig, 53 Jahre und Schwäche/Schwindel/Erschöpfung nehmen kontinuierlich zu. Außer Arbeit kann ich fast nur liegen, habe auch starke Schmerzen.

Dr. Thomas Rösel: Sie haben keine Frage gestellt!!! Erstens muss man klären, ob Ihre Symptome auf die MS zurückgehen (z.B. MRT-Verlauf/DD Depression). Falls ja muss ein Therapieversagen von Tysabri diskutiert werden mit einem Wechsel des Medikaments.

melni73: guten abend. ich habe seit 2003 die diagnose ms. erster schub 2003, zweiter 11 monate später. seitdem keine schübe(5,5jahre). ich habe noch nie medikamente wegen der ms genommen und möchte es auch nicht. halten sie das für bedenklich?

Dr. Thomas Rösel: würde ein MRT machen, wenn vgl. zu zweitem Schub (damaliges MRT) neue Läsionen hinzugekommen sind, sollten Sie sich die Frage einer Prophylaxe nochmals stellen, da es auch stumme Läsionen im Gehirn gibt, d.h. Fortschreiten der MS ohne Klinik.

Dagmar: Ich spritze seit 6 Jahren Betaferon und hatte in den letzten Jahren ziemlich viele Schübe. Seit ich nun zu Hause bin (Jan 2009), geht es mir sehr gut. Mein Arzt (Chefarzt in einem MS-Zentrum) möchte mich nun in eine Studie mit Alemtuzumab aufnehmen. Aufgrund der Nebenwirkungen und der momentan guten Verfassung meinerseits bin ich mir nicht sicher ob ich daran teilnehmen soll. Was würden Sie mir raten?

Dr. Thomas Rösel: Dafür kenne ich zu wenig von Ihnen. Mit anderen Worten gesagt: Das sprengt leider den Rahmen eines Chats.

lora: Hallo Herr Dr.Rösel, ich habe seit 16 Jahren MS, nehme seit 4Jahren Rebif22 das ich gut vertragen habe. In letzter Zeit nun habe ich das Gefühl es bringt mir nichts mehr ich habe das Gefühl das meine Beine immer steifer dadurch werden und habe auch darunter mindestens einmal im Jahr einen Schub. Jetzt steht ein Medi wechsel an, Aber was?? Thysabri u Mitoxantron machen mir wegen den Nebenwirkungen Angst. Was soll ich nehmen?

Dr. Thomas Rösel: haben Sie Rebif 44, d.h. die volle Dosis u. Ihre Symptome sind als MS-Progression zu interpretieren ist die Frage ob Sie einen Sek.chron.progred. Verlauf (mit o. ohne Schübe) haben o. nicht. Bei ersterem Mitox. bei letzterem, d.h. nur Schübe Tysabri. Ist die Angst zu groß: Alternative Antikörperbestimmung (jedoch ungewöhlnich nach dieser langen Zeit) u. ggff. Wechsel auf Copaxone.

melni73: habe vor 1,5jahren ein erneutes mrt machen lassen. da waren keine neuen herde (ein herd nur etwas grösser als im erst-mrt)

Dr. Thomas Rösel: wenn Sie in den letzten Jahren klinisch stabil sind u. keine neuen MRT-Veränderungen vorliegen u. der klinisch neurologisch Befund beim Neurologen unverändert ist u. Sie bisher keine schweren Schübe hatten, die sich nur schlecht auf Cortison zurückgebildet haben, muessen Sie keine Sek. prophylaxe nehmen.


Allgemein - melni73: hallo katina. habe seit tagen auch extrem schwäche,schwindel,erschöpfung. wie ist dein schwindel zu beschreiben? dazu kommt ja auch noch das wetter hin und her (vielleicht liegts ja nicht nur an der ms). ß liebe grüße melni73


Schmetterling: Hallo, ich möchte an die Frage von Michaela anknüpfen: würde z.b. BG 12 nur während der schubförmigen MS wirksam sein oder könnte es dauerhaft, d.h. über Jahrzehnte wirksam eingenommen werden und so den Übergang in die sek. progr. Form verhindern? Könnte es auch prophylaktisch, also ohne einen aktiven Verlauf eingenommen werden? Noch eine Frage zu Cladibrin: Kann das Medikament nur für eine Dauer von 2 Jahren eingenommen werden? Danke, Grüße. Schmetterling

Dr. Thomas Rösel: Das ist noch vor Abschluss der Studien offen!!!

xenia: Was halten Sie von der neuen Meldung zur individuellen Mitoxtherapie? Steht heute auf amsel.

Dr. Thomas Rösel: was meinen Sie mit individueller Mitoxtherapie??? Habe heute noch nicht die Amsel gelesen. Danke

manu: Guten Abend, ich habe seit 2000 einen schubförmigen Verlauf. Dieses Jahr hatte ich noch keinen Schub, fühle mich aber insgesamt schwächer (bin halbtags berufstätig). Woran kann ich merken, dass meine Basistherapie (Avonex) nicht mehr das Richtige für mich ist bzw. wann oder wie merke ich , dass ich progredient geworden bin und evtl. ein anders Medikament (welches?) in Frage kommt?

Dr. Thomas Rösel: Klinische untersuchung durch den Neurologen mir Erhebung von Scores. MRT-Verlauf. Dies kann klären ob eine Verschlechterung vorliegt. Wenn ja entscheidet der Verlauf welches Medikament das beste ist. sek.chron. progr. = Mitox.; rein schubförmig = Tysabri

Schmetterling: Noch eine letzte Frage: Ich habe recht häufig Wortfindungsstörungen bzw. es rutschen mir völlig aus dem Kontext geratene Wörter in ein Gespräch. Helfen Immuntherapien auch langfristig dagegen? Ich bedanke mich schonmal herzlich für die Beantwortung meiner Fragen und wünsche Ihnen noch einen schönen Abend! Grüße, Schmetterling

Dr. Thomas Rösel: Immunmodulatorische Therapien verhindern nur eine Progression u. nicht die Symptome, die schon da sind. Einzig Mitoxantron kann ggff. eine leichte Verbesserung der sich in den letzten mOnaten vor Therapie entstandenen Symptome erreichen. Hier fragt sich aber ob Sie überhaupt eine Indikation für Mitox. habe. Cortison hilft nur im Schub selbst. Wenn Ihre Ausfälle sozusagen einen Restzustand eines Schubes darstellen (Residuum) wird man hier mit Medik nicht viel erreichen. Ein Ansatz wäre eine Logopädische Therapie (als Versuch)

Andy: Hallo, was halten Sie von Immunglobulinen?? Danke

Dr. Thomas Rösel: in der Schwangerschaft ja, da gute Alternativ zu nicht erlaubten Medikamenten für Sek. prophylaxe. Sonst nur 2. Wahl zur Basistherapie

Martina: Guten Abend Ist Tysbria rein ein Medikamen der Schubförmigen MS

Dr. Thomas Rösel: nur für schubförmige MS ohne Progression zugelassen. D.h. eine Progression der Symptome zwischen den Schüben ist nicht erlaubt!

Micro: Seit 6 Monaten habe ich Gefühlstörungen im linken Bein. Ein Gefühl, als wäre Watte um den Unterschenkel gewickelt. Nervenmessungen in diesem Bein sind schlechter als im rechten Bein. Im aktuellen MRT (mit Gad) von Kopf und LWS sind keine Läsionen nachweisbar. Eine mögliche MS ?

Dr. Thomas Rösel: Diese Frage hat eigentlich nichts mit dem Thema zu tun. Tibialis-SEP sinnvoll o. ist das die Messung die sie ansprechen? wenn das auffällig wäre, sollte die gesamte spinale (HWS/BWS) Achse dargestellt werden im MRT. Wenn dagegen die NLG verändert sind würde dies eigentlich nicht zur MS passen. Hier muss ich Sie einfach an Ihren Neurologen verweisen, der sämtliche Befunde kennt.

Andy: Ich nochmal. Die Immunglobuline werden von der Kasse nicht bezahlt,oder?

Dr. Thomas Rösel: Immunglobuline sind nicht zugelassen. Sie muessen also bei der Kasse sozusagen beantragt werden, d.h. man muss sich als Arzt vor Gabe bei der Kasse rückversichern, dass die Therapie bezahlt wird, da sie nicht billig ist. Dies tut man mit der Begründung, warum alternative Therapien nicht in Frage kommen. z.B. in Schwangerschaft.

Martina: Danke für die Antwort Tysabri ist eine Eskalationstherapie oder? Was bedeutet das genau?

Dr. Thomas Rösel: Eskalation heist, dass eine vorherige Basistherapie (z.B. Interferone) versagt hat u. man auf ein Medikament mit schwereren Nebenwirkungen umstellt (z.B. Tysabri), deswegen eskalieren.

Moderator Patricia Fleíschmann: Liebe Chatter, ich läute die letzte Fragerunde für heute ein. In 10 Minuten schließt der Chat für heute. Am 15. September geht es weiter mit einem ganz anderen Thema: "MS und ich: Wer hat wen im Griff?" mit Cristina Galfetti. Vielleicht wäre das ja interessant für Maus65?

Martina: aber nicht Tyssabri weil die MS so aktiv ist oder?

Dr. Thomas Rösel: Tysabri gibt man bei Versagen der Basistherapie bei einer schubförmigen MS bzw. auch mal in bestimmten hochaktiven Verläufen als Erstherapie bei schubförmiger MS. Für letzteres braucht man gute Gründe, da die PML doch nicht so selten auftritt, deswegen hochaktive Verläufe (MRT u. Klinik)


Allgemein - Martina: danke für den Tipp Patricia


Moderator Patricia Fleíschmann: @Martina: Gern geschehen!

Moderator Patricia Fleíschmann: So, wie angekündigt: Für heute schließt der Expertenchat. Untereinander können Sie trotzdem so lange miteinander chatten (allgemeiner Beitrag), wie Sie das Chat-Fenster auf Ihrem Bildschirm offen lassen. Ich bedanke mich ganz herzlich bei Herrn Dr. Rösel für sein Engagement hier im AMSEL-Expertenchat! Und wünsche allen noch einen schönen restlichen Abend.

Redaktion: AMSEL e.V., 08.09.2009