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Immunsuppressive MS-Therapie und Corona-Impfung

Die Pneumokokkenimpfung lieber noch vor der nächsten Infusion? Mangelnde Antikörperantwort unter Glatirameracetat? Diese und 35 weitere Fragen hat PD Dr. Antonios Bayas im aktuellen Expertenchat beantwortet. - Übrigens hat der Live-Chat eine ganz neue und moderne Oberfläche bekommen.

Anna: Hallo, wann geht denn der Chat los?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Um 19 Uhr.

Uwe: Guten Abend Herr Dr. Bayas und alle Anderen im Chat

PD Dr. med. Antonios Bayas: Guten Abend!

Dr. phil. Patricia Fleischmann: Willkommen, liebe AMSEL-Chatter zu diesem Expertenchat. Heute antwortet PD Dr. Antonios Bayas auf Ihre FRagen rund um Immunsuppression und Corona-Impfung. Wir chatten ab heute mit einer ganz neuen Software - wer früher schon im Chat war, bemerkt bestimmt den Riesenunterschied. Man kann zum Beispiel Emojis einfügen ??️?️

kessel: Hallo! Danke vorab für den Chat zu diesem Thema!
Dr. phil. Patricia Fleischmann: Sehr gerne ?

kessel: Ich stelle mal gleich schon eine Frage an Herrn Dr. Bayas: Bei mir sind nach drei Impfungen mit Biontech (die letzte kurz vor Weihnachten) und einer MS-Therapie mit Gilenya keine Antikörper (Test war letzte Woche) nachweisbar. Könnte ich dennoch einen Impfschutz haben?

PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Kessel, ja durchaus, wie groß der ist, weiß jedoch niemand. Man könnte noch die T-Zellimmunität testen, hat aber keine Konsequenz; rate dann zur 4. Impfung!

Sunny: Hallo Hr. Dr. Bayas, habe im November meine Ocrevusinfusion bekommen, ab wann darf ich mich boostern lassen?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Sunny, empfohlen werden in der Regel 4 Monate, schlage daher März vor.

Isabelle: Guten Abend, Dr. Bayas, ich habe am 08.03.22 meine nächste Ocrevusinfusion - ist es ratsam, jetzt noch die Pneumokokkenimpfung vornehmen zu lassen (bin 51 Jahre)? Meine vierte Covid19-Impfung hatte ich Ende Januar und letzte Woche noch die Grippeimpfung. Danke schön im Voraus
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Isabelle, ja, das ist ratsam.

Dr. phil. Patricia Fleischmann: @alle: links in der Spalte gibt es die altbekannte Plauderecke. Wenn Sie sich also mit anderen Chatteilnehmern unterhalten wollen, dann klicken Sie doch einfach dort rein. - Zurück zum Chat: einfach auf Dr. Antonios Bayas klicken ?

Steffi: Hallo! Meine MS wird seit 6 Jahren mit Gilenya erfolgreich therapiert. Habe bisher alle 3 Corona-Schutzimpfungen erhalten. Raten Sie zu einer 4. Impfung? Oder sollten vorher die Antikörper festgestellt werden?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Steffi, rate sehr zur 4. Impfung, Antikörper kann man bestimmen, hat aber keine wirkliche Konsequenz, würde mit oder ohne Antikörper-Nachweis impfen lassen.

kessel: Danke für Ihre Antwort! Wann sollte ich die vierte Impfung vornehmen und sollte es ein anderer Impfstoff sein? Da jetzt die große Welle der Öffnungen ansteht: Ist es in meinem Fall für den eigenen Schutz sinnvoll, nach Auslaufen der Homeofficepflicht eine individuelle Regelung für Homeoffice beim Arbeitgeber anzufragen?

PD Dr. med. Antonios Bayas: Impfung 3 Monate nach Booster-Impfung, würde einen der mRNA-Impfstoffe nehmen. Home-Office: fragen wäre sinnvoll.

Sylvia: Hallo Herr Dr. Bayas, ich bekomme Ocrevus, bin 3 x mit Biontech geimpft (keine Antikörper, keine T-Zellen und das 4. mal mit Moderna. Antikörperwert ist 27, kurz nach der Antikörperbestimmung erneute Ocrevus Infusion. Wäre eine 5. Impfung sinnvoll und mit welchem Abstand zu Ocrevus?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Sylvia, dazu gibt es keine Empfehlung und keine Daten; meine persönliche Meinung ist, dass man erneut impfen sollte, ca. 4 Monate nach Infusion, evtl. gibt es da bereits den angepassten Impfstoff.

nfl: Therapie mit Copaxone soll ja keinen negativen Einfluß auf die Impfung gegen SARS-CoV2 haben. Soweit ich weiß vermutet man das anhand früherer Untersuchungen zur Influenza-Impfung. Ich nehme an, dass man Antikörpertiter gemessen hat.

Inwiefern kann man dann sicher sein, dass Copaxone nicht die T-Zell vermittelte Immunantwort auf die Impfung negativ beeinflußt? Gibt es Untersuchungen dazu, die nicht auf Antikörpertitern beruhen?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo nfl, Untersuchungen zu Copaxone sind mir nicht bekannt; immunologisch sehe ich aber keinen Grund, warum keine T- und AK-Antwort aufgebaut werden sollte.

Jpun: …unter S1P-Modulatoren
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Jpun, die letzten Forschungs-Daten zeigen, dass unter S1P-Modulatoren wie z.B. Gilenya die Antikörper- und auch die T-Zellantwort geringer ausgeprägt sind oder fehlen können. Ich betreue aber auch PatientInnen, die Antikörper entwickeln, eine Pat. zuletzt über "1000". Wir wissen aber nicht, ob wir bei den S1P-Modulatoren im Blut an der richtigen Stelle messen, da durch diese Therapien die Immunzellen in den lymphatischen Geweben zurückgehlaten werden. Erst wenn wir wissen, dass Pat. mit S1P-Modulatoren troz Impfung häufiger oder schwerer an Covid-19 erkranken, wäre klar, dass die Impfung schlechter wirkt. Bisher gibt es hierzu keine Daten.

Lynn: Sehr geehrter Herr Dr. Bayas, bei mir hat sowohl die Zweitimpfung als auch die Drittimpfung ca. 10 Tage nach den Impfungen zu Sensibilitätsstörungen (kribbelnde, brennende Stelle am Knie) geführt. Die Sensibilitätsstörungen haben 4 Wochen angehalten und sind ohne Kortisongabe wieder zurückgegangen. Würden Sie mir dennoch zu weiteren Impfungen raten?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Lynn, auch wenn die Symptome unangenehm sind, würde ich zu einer weiteren Impfung raten. Es handelt sich hier in der Regel um das sog. Uhthoff-Phänomen, bedingt durch die immunologische Auseinandersetzung mit der Impfung, nicht um einen Schub.

Isa P.: Ich habe nach den Impfungen rote Flecken am Schienbein bekommen. Hausarzt meinte er hätte es bei mehreren Patienten nach der Impfung beobachtet. Ist Ihn diese Reaktion bekannt? Danke
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Isa, nein, mir nicht bekannt bzw. von Pat. bisher nicht berichtet.

Anja: Sehr geehrter Herr Dr. Bayas,
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Anja, Frage fehlt noch.

Dr. phil. Patricia Fleischmann: Kleiner Bug derzeit im Expertenchat: Die bereits beantworteten Fragen sind weiter unbeantwortet drin. Daher ist vielleicht auch Martins FRage ganz oben noch nicht beantwortet (kommt bestimmt noch). Und: Den Bug werden wir freilich beheben, damit wir in Zukunft mehr Übersicht hier im Chat haben ?️

Nasenbaerle: Hallo, nach zwei Impfungen mit Biotechnologie keine AK, nach der Drittimpfung mit Biotech hatte ich über 5000 AK, aber war bei den T-Zellen unterhalb vom Referenzbereich. Mein Hausarzt hat dann die vierte Impfung angeregt, wollte dann auch Moderna nehmen, aber leider wurde nur Biontech geimpft. Ich stand bei allen drei Impfungen unter Aubagio Therapie, welches gerade ausgeschenkt wird. Bei mir ist auch eine Asthma Erkrankung bekannt. Hab ich jetzt gute Chancen, dass die vierte Impfung hilft. Ich arbeite im Gesundheitswesen.
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Nasenbaerle, unter Teriflunomid sollte die Impfantwort nicht relevant eingeschränkt sein. Antikörper ohne T-Zellreaktivität überrascht mich etwas. Ich würde mich hier eher auf die Antikörper verlassen!

Martin: Sehr geehrter Herr Dr. Bayas, wie stellen sich die Corona Infektionsauswirkungen bei MS Erkrankten (mit Corona Schutzimpfungen) nach nun 2 Jahren Pandemie dar? Aktuell laufen Studien zu Impfstoffentwicklungen für immungeschwächte Personengruppen (bspw. Uni Tübingen, CoVac-1). Halten Sie es für realistisch für diese vulnerable Gruppe einen spezifischen Impfstoff in naher Zeit marktreif zugelassen zu sehen, zumal keine Erfahrungswerte zu etwaigen Wechselwirkungen mit erfolgten Corona-Schutzimpfungen bzw. immunsuppressiven Medikamenten bestehen?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Martin, ich glaube bis dahin ist es noch ein weiter Weg, leider.

Dr. phil. Patricia Fleischmann: @ alle: Kurze Frage in die Runde: Wie finden Sie denn die neue Oberfläche des AMSEL-Expertenchats? ?

Melanie: Sehr geehrter Herr Bayas, ich bekomme seit 6 Jahren Gilenya.
Anfang Dezember war meine 3. Impfung. Soll ich mit der 4. Impfung auf den Omikron Impfstoff warten, oder mich nach 3 Monaten impfen lassen? Gibt es hierzu bereits Erfahrungswerte?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Melanie, rate klar zur 4. Impfung im März, wer weiß, wann der angepasste Impfstoff verfügbar sein wird.

Steffi: Sehr gut?️
Dr. phil. Patricia Fleischmann: Danke, Steffi ??

Isa P.: Gut
Dr. phil. Patricia Fleischmann: Vielen Dank, Isa ??

Sylvia: ?️?️!
Dr. phil. Patricia Fleischmann: Merci, Sylvia ??

Anja: Sehr geehert Herr Dr. Bayas, ich bin Ocrevus-Patient. Ca. 2 Wochen nach meiner 2.Corona-Impfung haben sich nach und nach sämtliche MS-Symptome veschlechtert. Diese Verschlechterungen halte immer noch an. 2.Impfung ist nun schon über 4 Monate her. Haben Sie das von anderen auch schon gehört?

PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Anja, ja, das habe ich auch sehr selten von anderen gehört; das tut mir leid, waren Sie deswegen bereits bei Ihrem Neurologen bzgl. Aktivität der MS?

Nasenbaerle: Die Oberfläche ist ??
Dr. phil. Patricia Fleischmann: Gracias, Nasenbaerle ??

Melanie: Vielen Dank
Dr. phil. Patricia Fleischmann: Gern geschehen.

Jpun: Vielen Dank für Ihre ausführliche Anwort!

Dr. phil. Patricia Fleischmann: Sehr gerne.

Uwe: Hallo Herr Dr. Bayas, ich habe sechs Jahre lang Tysabri genommen, das letzte mal vor ca. fünf Jahren. Seitdem nehme ich nur noch symptombezogen Fampyra. Ich bin 3x mit Biontech geimpft. Weder nach der 2. noch 3. Impfung war die T-Zell-Immunität positiv. Auch die Antikörper waren jeweils 6 Wochen nach den beiden Impfungen nur im hohen 3-stelligen Bereich. Haben Sie bzgl. MS eine Erklärung hierfür?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Uwe, Tysabri hat hier sicher keinen Effekt mehr hierauf. Die Frage ist, wie auch bei einer früheren Frage heute, wie gut der Test für die T-Zellen im Labor war. Man könnte ihn wiederholen, hat aber keinerlei Konsequenz. Hätte Ihnen gar nicht zum Test geraten, da keiner weiß welche T-Zellreaktivität wie gut schützt! Wie alt sind Sie? Im Alter entsteht eine Immunoseneszenz, die dazu führt, dass das Immunsysten weniger reagieren kann. Hatten Sie immunsuppressive Vortherapien? Die MS ist hieran nicht "schuld".

Tron: Guten Abend, Herr Dr. Bayas,
ich bin jetzt in der Mitte meines 8. Ocrlizumab-Zyklus. Meine dritte Anti-Corona-Impfung habe ich vor drei Wochen erhalten. Ca. eine Woche nach Impfung hat sich meine Fatigue schlagartik extrem verbessert. Kann es sein, dass dies eine Nebenwirkung der Impfung sein? Weil das Immunsystem nun endlich eine "sinnvolle" Aufgabe hat?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Tron, das freut mich, dass sich Ihre Fatigue verbessert hat, der Impfung kann man dies leider, denke ich, nicht zuschreiben.

Karo: Ich nehmen Gilenya und wollte Fragen ob Sie hierfür eine 4. Corona Impfung empfehlen oder ich davor einen Antikörpertest beim Arzt machen soll ob diese überhaupt notwendig ist!
Vielen Dank im Voraus!
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Karo, ja, rate zur 4. Impfung, Antikörpertest kann man aus meiner Sicht machen, hätte für mich aber keine Konsequenz, daher aus meiner Sicht entbehrlich.

Sylvia: Welche Bedeutung hat Ihrer Meinung nach die "Höhe" des Antikörperwerts? Ab welchem Wert besteht ein effektiver Schutz?

PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Sylvia, gute Frage, leider keine klare Antwort hierauf; sind froh, wenn hohe Werte nachweisbar sind, aber! keiner weiß, welcher Antikörperwert wie gut schützt. Würde mich daher hiermit auch nicht belasten.

Sylvia: ?️?️!
Dr. phil. Patricia Fleischmann: ???️

Stine: Guten Tag,
mich würde - vorab gefragt - interessieren:
Nach erster, zweiter und booster Impfung mit Comirnaty Biontec habe ich weder nach der Zweiten noch nach dem Booster mehr als 4,81 BAU/ml SARS-CoV-2-TrimericS IgG erzielt . Ist nun ein zweites Boostern zu empfehlen? Mit oder ohne Impfstoffwechsel?
Welche Laborwerte der T-zellen könnten bestimmt werden, um Aussagekraft über vielleicht dennoch bestehende Abwehr des Körpers festzustellen?
Vielen Dank für Ihre Hilfe!
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Stine, ja, rate zu 2. Boostern. Impfstoffwechsel auf Spikevax von Moderna kann man versuchen, wenn verfügbar. Es wird ein Covid-ELISPOT angewendet, der die T-Zellreaktivität untersucht, andere Tests sind kommerziell nach meinem Wissen nicht verfügbar.

Anja: Ja, ich war bei meinem Neurologe. Im MRT aktuell keine Kontrastmittel-Herde zu sehen. Seltsam ist, dass sich viele MS-Symptome (Fatigue, Parese, Augen, Missempfindungen, ...) veschlechtert haben. Was würden Sie empfehlen?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Anja, im Zweifelsfall würde ich, wenn Symptome alltagsrelevant sind, eine Kortison-Pulstherapie (nur in Absprache mit Ihrem Neurologen!) überlegen.

Sylvia: Das beruhigt mich, denn es ist manchmal ziemlich belastend, mit der Unsicherheit durch die MS umzugehen und dann auch nicht genau zu wissen, ob man trotz Impfungen sicher geschützt ist. Danke für Ihre Einschätzung!
PD Dr. med. Antonios Bayas: Sehr gerne?

PD Dr. med. Antonios Bayas: Wenn alle Frage zur Impfung beantwortet sind, können Sie auch gerne noch andere Fragen rund um die MS stellen, haben noch Zeit im Chat!

Dr. phil. Patricia Fleischmann: Danke für das nette Angebot, dass auch andere Fragen gestellt werden können, Herr Dr. Bayas ! ?

kessel: Wie ist das Vorgehen bei einer Corona-Infektion bei Immunsuppression? Empfehlen sich bestimmte Vorsichtsmaßnahmen? Ich stelle mir das so vor, dass ich die Erkrankung vielleicht auch gar nicht so stark wahrnehme, da mein Immunsystem weniger reagiert...?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Kessel, Bei einer Infektion unter Immunsuppression geben "wir" derzeit Antikörper gegen das Virus (unsere Internisten übernehmen dies). Ansonsten Vorsichtsmaßnahmen... . Die Erkrankung nehmen Sie leider genauso stark wahr.

Dr. phil. Patricia Fleischmann: Wessen Frage wir vielleicht übersehen haben sollten: Bitte einfach nochmals melden - es ist ganz schön viel los hier heute Abend ?

Anja: Die Veschlechertung hat bereits vor ca. 3 Monaten schon begonnen. Was würden Sie bezüglich boostern empfehlen? Aus Sorge vor weiterer MS-Verschlechertung lieber nicht boostern?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Anja, sehr gute und nicht einfache Frage. Hier muss man zwischen Covid-Risiko und MS-Symptomen abwägen. Wenn es Ihnen von Seiten der MS deutlich schlechter geht und Ihre Lebensqualität leidet, würde ich eher versuchen, diese vor einer evtl. erneuten Impfung zu verbessern.

Uwe: Vor Tysabri habe ich für kurze Zeit Betaferon genommen. Ich bin 60 J. und habe wegen der Immunoseneszens meine medikamentöse Therapie eingestellt, in der Hoffnung, dass die Autoimmunität auch schwächer wird. Mit verstärkter Physio, Ergo und Hippo fahre ich bisher ganz gut.
PD Dr. med. Antonios Bayas: Danke, dann könnte dies ja zutreffen.

Sylvia: Können Sie noch mehr zu Uhthoff sagen? Ich dachte bislang, das Phänomen würde sich nur auf Empfindlichkeit gegenüber Wärme beziehen?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Sylvia, ja, es bezieht sich v.a. auf Wärme; aber: auch durch längere Anstrengung, langes Lesen (nach Sehnerventzündung) und auch immunologische Vorgänge kann es hierzu kommen, auch wenn Sie keine Temperaturerhöhung oder Wärmeeinwirkung merken.

kessel: Geben Sie "regelhaft" Antikörper oder nur bei starken Beschwerden? Wendet man sich dazu an seinen Hausarzt?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Wir stellen Kontakt zur Infusionsambulanz unserer Internisten bei Pat. mit Immunsuppression (z.B. B-Zell-Therapie, S1P-Modulatoren) her, bevor starke Symptome auftreten, die Therapie sollte idealerweise in der ersten Tagen erfolgen.

Usi: Allgemeine Frage zur MS: bekannte Sensibilitätsstörungen verschlechtern sich mehrmals im Jahr deutlich und klingen nach Wochen wieder ab.Es kommen keine neuen Symptome dazu. Fällt das nicht unter die Schubdefinition? Wie ist zu erklären, dass im MRT kein Korrelat zu erkennen ist? Würden sie sagen es ist ein Schub oder eher ein Wiederauftreten im Rahmen vorgeschädigter Nerven?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Usi, das sind eher "Fluktuationen", d.h. Schwankungen und kein Schub; dies berichten viele Pat., die aber über Jahre stabil bleiben. Warum dies beim einen mehr, beim anderen weniger oder gar nicht auftritt, weiß man nicht genau.

kessel: Danke! So weiß ich, was ich nach dem ersten Schreck tun kann... ?

PD Dr. med. Antonios Bayas: Wir stellen Kontakt zur Infusionsambulanz unserer Internisten bei Pat. mit Immunsuppression (z.B. B-Zell-Therapie, S1P-Modulatoren) her, bevor starke Symptome auftreten, die Therapie sollte idealerweise in der ersten Tagen erfolgen.
PD Dr. med. Antonios Bayas: Zur Ergänzung: Ja, am besten primär Hausarzt oder Ihre MS-Anlaufstelle kontaktieren.

Steffi: Was hilft Ihrer Meinung nach am besten gegen Fatigue?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Steffi, noch eine nicht so einfache Frage: Gegen Fatigue gibt es leider, wie Sie wissen, keine sicher wirksame Therapie. Wichtig sind eine Tagesstrukturierung und das Einplanen von Pausen. Auch sportliche Betätigung kann helfen, im Sommer ggf. kühlende Maßnahmen. Bei depressiver Begleiterkrankung kann man bestimmte Antidepressiva, sog. SSRIs, versuchen. Off-label, d.h. nicht zugelassen hierfür, werden teilweise Amantadin und Modafinil eingesetzt, meine Erfahrungen sind sehr durchwachsen, wenige profitieren.

Steffi: Herzlichen Dank für Ihre ausführliche und hilfreiche Antwort!

Dr. phil. Patricia Fleischmann: Übrigens: Die AMSEL hat zu den 2 Wirkstoffklassen S1p und Anti-CD20, Animationsfilme erstellt, die erklären, wie sie funktionieren und welchen Einfluss sie genau auf das Immunsystem haben, vielleicht mal bookmarken zum Später gucken ? ?
https://www.amsel.de/multiple-sklerose/behandeln/filmcenter/s1p-rezeptormodulatoren/
https://www.amsel.de/multiple-sklerose/behandeln/filmcenter/anti-cd-20/

aux: Hallo Herr Dr. Bayas, ich nehme Gilenya und bin 3x geimpft, lese jedoch immer wieder, dass unter Fingolimod die Wirkung nicht so stark sein sollte. Meine Boosterimpfung hatte ich Ende November. Ab wann denken Sie, wäre für mich eine 4. Impfung wichtig?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Aux, rate zur Impfung im Abstand von 3 Monaten zur 4. Impfung, d.h. Ende Februar.

aux: Vielen Dank für Ihre Antwort, viele Grüße nach Augsburg - bin ebenfalls aus dieser schönen Stadt ;-)

Usi: Ist bekannt, ob es nach Covid Erkrankung verstärkt zu Schüben kommt?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Usi, wie jeder Infekt, kann auch Covid-19 Schübe triggern; hierfür gibt es auch in der Fachliteratur Hinweise. Daher: Impfen und Infekte vermeiden so gut es geht, gilt u.a. auch für Grippe.

Dr. phil. Patricia Fleischmann: @ alle: Gern dürfen Sie über das heutige Thema hinaus Ihre medizinischen Fragen an Dr. Bayas stellen. Bis 20.30 Uhr ist der Chat noch geöffnet.

kessel: Noch eine Frage rund um die MS (vielen Dank für das Angebot!): Kann ein Deeskalieren von Gilenya auf eine "leichtere" MS-Therapie bei Schubfreiheit (auch MRT im Herbst 2021 ohne Veränderungen) seit 2018 aus medizinischer Sicht infrage kommen?

PD Dr. med. Antonios Bayas: Ich rate, wenn Sie die Therapie gut vertragen und stabil sind, von einem Deeskalieren ab. Einige Pat. werden nach Absetzen von Gilenya wieder sehr aktiv, z.T. überschießend. Würde dies "ohne Not" nicht riskieren.

Martin: Gibt es eine "verträgliche" Schmerztherapie /-Medikment wenn Oxcarbazepin und Pregabalin in bereits geringen/mäßiger Dosierung nicht tolerable Nebenwirkungen bei hervorrufen?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Martin, kommt sehr auf Schmerzen an, schwierig, dies so pauschal zu beantworten; manche vertragen z.B. Gabapentin oder die Schmerzschwelle anhebende Antidepressiva besser, dies muss man aber sehr individuell entscheiden.

xixi: Herr Dr. Bayas, wie lange sollte man nach einem akuten Schub (Optikusneuritis), der nicht mit Kortison behandelt wurde mit der Boosterimpfung warten ?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Xixi, ich würde ca. 4 Wochen warten, eine Evidenz, d.h. Daten, die dies stützen, gibt es jedoch nicht.

xixi: Vielen Dank! Könnten Sie mir noch sagen, ob Ofatumumab bereits verschrieben wird und wenn ja, haben Sie schon Erfahrungen dazu?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Ja, wir haben bereits mehrere Pat. auf Ofatumumab eingestellt, bisher ganz überwiegend gute Erfahrungen gemacht.

Dr. phil. Patricia Fleischmann: @ alle: Das AMSEL-Portal "MS behandeln" stellt die Therapiemöglichkeiten bei MS gebündelt und differenziert vor: von der Schubtherapie üver die verlaufsmodifizierende Therapie, symptomatische Therapie, Reha bis hin zu komplementären Verfahren: Vielleicht wollen Sie sich hier mal einen Überblick verschaffen oder einzelne Details wie zB die Wirksamkeitsstufe Ihres Medikaments nachschauen?
https://www.amsel.de/multiple-sklerose/behandeln/

xixi: Ich bedanke mich sehr herzlich!

Dr. phil. Patricia Fleischmann: Sehr gerne geschehen.

kessel: Lieber Herr Bayas, liebe Frau Fleischmann: Vielen herzlichen Dank für den Chat heute und die ausführlichen und hilfreichen Antworten! Noch einen schönen Abend und viele Grüße aus dem Stuttgarter Kessel
Dr. phil. Patricia Fleischmann: Aha, daher der Name ;-) Danke auch an Sie fürs Fragen !

Sylvia: Ganz herzlichen Dank!

Steffi: Ich schließe mich den Worten des Danks von "Kessel " gerne an! Herzlichen Dank für die Möglichkeit Fragen zu stellen und die kompetente Beratung!
Dr. phil. Patricia Fleischmann: Sehr gern geschehen!

Uwe: Wie sind die Erfahrungen nach > 1 Jahr impfen, dass sich dadurch MS-Syptome, wie bereits gehört (bei mir übrigens auch nach der 1. Impfung in einem Zeitraum von ca. 10 Wochen temporär und z.T. ziemlich heftig), verschlechtern bzw. Schübe getriggert werden?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Uwe, mehrere Pat. berichten über vorübergehende Verschlechterungen, bei den allermeisten für wenige Tage. Den Pat. habe ich dennoch zu einer weiteren Impfung geraten, bei vielen wurde die nächste Impfung dann besser vertragen, nicht bei allen. Pat. haben sich auch schon mit einem Schub Wochen nach Impfung vorgestellt, ob dies von der Impfung kam, kann man nicht eindeutig sagen. Aber: auch gemäß der Fachliteratur ist das Schubrisiko unter Impfung nicht erhöht (Schübe kommen mit und ohne Impfung vor), das ist auch meine Erfahrung / mein Eindruck.

Nasenbaerle: Vielen Dank

Uwe: Vielen Dank

Dr. phil. Patricia Fleischmann: Liebe Chatter, das wars für heute im alten neuen AMSEL-Expertenchat. Haben Sie vielen Dank für Ihre Teilnahme! Ein besonders riesiges DANKE geht natürlich an PD DR. Antonios Bayas, dass er sich heute Abend Zeit genommen hat und so schnell wie kompetent geantwortet hat! Weiter geht es am 15.3.2022. Näheres wie immer auf www.amsel.de oder auch per Newsletter. - Ihnen allen noch einen möglichst schönen restlichen Dienstagabend! ??️

toni: Guten Abend, es ist mittlerweile entschieden, dass Titanoxid krebserregend ist und von der EU in Lebensmitteln verboten wurde. Leider sind Medikamente noch nicht betroffen, sodaß man Tecfidera, Vumerity und sicherlich auch andere Medikamente einnimmt und sich damit massiv schadet. Was soll ich tun?
PD Dr. med. Antonios Bayas: Hallo Toni, mir ist nicht bekannt, inwieweit dieser Stoff in welchen Konzentrationen in welchen Medikamenten vorkommt, Hierzu kann ich leider keinen Rat geben.

Dr. phil. Patricia Fleischmann: PS: Dienstags bietet die AMSEL nahezu IMMER Programm. Webseminare, Couchgespräche, MS-Schwester im Gespräch... einfach öfter mal reinschauen: https://www.amsel.de/beratung/amsel-dienstag/

toni: Ich wünsche allen einen schönen Abend und eine gute Nacht

AMSEL e.V. dankt der Techniker Krankenkasse Baden-Württemberg für die freundliche Unterstützung bei der Umsetzung des neuen Chat-Tools.

Redaktion: AMSEL e.V., 15.02.2022