Immunmodulation bei MS

Bei Männern mit Kinderwunsch sind immunmodulatorische Therapien nicht kontraindiziert, so Dr. Michael Lang im Expertenchat am 04.07.06.

Moderator Patricia Fleischmann: Einen schönen Halbfinale-Abend an alle Chatter & an Dr. Michael Lang! Vor dem Anpfiff haben Sie hier Gelegenheit, Fragen zum Thema Immunmodulation zu stellen. Herzlich willkommen!

bonny: Wie sicher kann ich sein, dass ich keine Langzeitschäden von der Langzeitbehandlung mit Interferon bekomme? Mit welcher Häufigkeit kommen welche Langzeitschäden vor? Es wird oft gesagt, dass Interferon für eine bestimmte Zeit für eine Verminderung der Anzahl an Schüben sorgt und auch einen Einfluss auf die Schwere der Schübe hat. Ich habe aber auch vernommen, dass laut Studien keine Wirkung auf den Verlauf der MS und den Behinderungsgrad insgesamt nachgewiesen werden konnte. Das heißt ob ich Interferon benutze oder nicht, nach 20 Jahren kommt das gleiche bei raus. Wie ist das zu verstehen? Was ist bekannt über den Einfluss von Interferon, auf das Kriegen von Kindern? Auch wenn man schon vorher damit aufgehört hat, kann es dann trotzdem zu Missbildungen und Komplikationen kommen?

Dr. Michael Lang: Gravierende (bedeutsame) Langzeitschäden sind mir bislang nicht bekannt - weder aus der Literatur, noch aus der eigenen Erfahrung in der praktischen Anwendung über Jahre. Studiendaten sind manchmal schwer zu interpretieren. Die Aussage, mit oder ohne Interferon landen sie beim selbben Defizit kann man so nicht stehen lassen. Aus meiner Erfarhung kenne ich sehr positive Verläufe unter Interferon, dazu viele Fälle, bei denen der Verlauf sicher deutlich verzögert wurde. Und schon das ist ein Erfolg der Therapie. Aus statistischen Mittelungen - unter Einbeziehung auch der Therapieversager auf ein "Nichtwirken im Verlauf über 20 Jahre" zu schließen ist falsch. Hinsichlich der Schwangerschaft ist eine erhöhte Abortrate bekannt, keimmschädigende Effekte nicht.

Sarah: Hallo, ich habe vor kurzem von einer Liquorwäsche gehört. Ich würde gerne wissen, wie das Verfahren dazu ist und bei welchen Patienten man es anwendet und in welcher Phase der MS. Vielen Dank

Dr. Michael Lang: Liquorpherese und Plasmapherese werden in größeren Zentren / Spezialkliniken bei bestimmten Patienten mit besonders aggressiver Verlaufsform, mit vielen Schüben und Therapieversagen von INterferon angeboten. Das Verfahren im Detail kann ich hier nicht beschreiben - soweit nur: es werden krankmachende Eiweißbestandteile aus Blut oder Liqour herausgefiltert.

Rafael: Was bedeutet der Befund im MRT-Bild das Gehirn wird belüftet ?

Dr. Michael Lang: mit diesem Satz kann ich nichts anfangen. Hoffentlich ist keine freie Luft im Schädelinnern - das würde auf eine Schädelverletzung hinweisen. Belüftet sollen die Nasennebenhöhlen sein ..... !

Manuel: Ich bin männlich, spritze seit ca vier Jahren Copaxone als MS-Therapie und möchte das Medikament wegen eines Kinderwunsches absetzen, um eine mögliche Gefährdung des Kindes durch das Medikament auszuschließen. Welchen Zeitraum empfehlen Sie insoweit?

Dr. Michael Lang: als Mann brauchen Sie nicht abzusetzen.

maria: ernährung ist das wirklich das a und o bei ms ?

Dr. Michael Lang: Nein - das A und O ist es nicht - aber man sollte das nicht ganz außer Acht lassen. Grundsätzlich halte ich spezielle MS Diäten nicht für nützlich aber Sie sollten auf Entzündungsverstärker (Arachidonsäure in Fleischprodukten) achten. Sie müssen nicht zum Vegetarier werden, sollten aber den Fleischkonsum eher reduziert halten. Ergänzend Vitamin ACE, Selen, Kupfer und Zink Subsititution in begrenztem Umfang ist ebenfalls günstig. Versteifen Sie sich nicht alleine auf Vitamin- und Spurenelementkapsen, nicht alleine auf Fischölkapseln, beachten Sie eine obst- und gemüsehaltige, abwechslungsreiche Nahrung.

tim: "als Mann brauchen Sie nicht abzusetzen" gilt dann auch für die Interferon-Derivate - oder ?

Dr. Michael Lang: ja

tim: die Frage war als Zusatz zu der Kinderwunschfrage und Copaxone gedacht - Also männlicher Rebif Nutzer -Sollte man Rebif bei einem Kinderwunsch absetzen oder hat es keinen Einfluß...

Dr. Michael Lang: als Mann müssen Sie INterferon (Avones, Rebif, Betaferon) oder Copaxone bei Kinderwunsch m.E. nicht aubsetzen.

Moderator Patricia Fleischmann:
Liebe Chatter, lieber Dr. Lang, danke für Ihre Beiträge heute Abend! Jetzt gilt es nur noch, den Klinsmännern die Daumen zu drücken - und wieder einzuschalten, in zwei Wochen, wenn es im AMSEL-Chat heißt: "Ernährung & MS" mit Prof. Olaf Adam!

Redaktion: AMSEL e.V., 04.07.2006