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Hilfsmittel, die Lebensqualität verbessern

Expertenchat mit Bernhard Kächele am 15.10.02 zum Thema Hilfsmittel, die Lebensqualität verbessern.

Moderator Jutta Hirscher: Guten Abend. Ich begrüße unseren heutigen Experten, Herrn Kächele. Der Chat ist ab jetzt geöffnet, Herr Kächele steht für Ihre Fragen bereit.

Ulf: Welche Hilfsmittel ausser einer Treppenraupe gibt es um Stufen zu bewältigen? Eine ausziehbare Rampe kommt wegen der schwierigen Handhabung nicht in Frage.

Bernhard Kächele: Es gibt noch ein Treppensteiger, der an einen vorhandenen Rollstuhl befestigt wird, oder mit einem festen Sitz versehen ist. Dieser muss von einer eingewiesenen und geschulten Person bedient werden und bedarf u.u. noch einer zusätzl. Person zur Sicherung. Damit können dann sogar Wendeltreppen überwunden werden.

Ulf: Werden die Kosten für so einen "Treppensteiger" bei ärztlicher Verordnung von der gesetzlichen Krankenkassen übernommen?

Bernhard Kächele: Ja, die Kosten werden übernommen, wenn eine vorherige Einweisung und Test des Hilfsmittels vorher erfolgreich abgeschlossen wurde.

Dieter Fetsch: Guten Abend Herr Kächele. Im Innenbereich gibt es noch die Alternative eines Treppenlifters.

Bernhard Kächele: ja, dies ist im Einzelfall zu prüfen, welches Hilfsmittel für den einzelnen Fall am besten geeignet ist und die Behinderung ausgleicht.

Ulf: Gibt es Möglichkeiten bei Gehunfähigkeit ohne Hilfsperson durch eine schmale Zimmertür zu kommen, wenn ein normaler Greifrad-Rollstuhl zu breit ist?

Bernhard Kächele: Es gibt spezielle Rollstühle, bei denen das große Rad entfernt werden kann und ein kleines Stützrad unterhalb der Sitzfläche die Last übernimmt. Damit wird der Rollstuhl ca. 6-8cm schmäler. Dies ist leider in der Regel nicht bei jedem Rollstuhl nachrüstbar.

Hedi: Haben Sie einen Tipp für ein Fahrradtherapiegerät?

Bernhard Kächele: Was verstehen Sie unter einem Fahrradtherapiegerät. Zur Fortbewegung im Freien, oder zur Therapie im Innenbereich?

Hedi: Zur Therapie im Innenbereich.

Bernhard Kächele: Zur Therapie im Innenbereich gibt es verschiedene Bewegungstrainer. Diese sind mit einer elektronischen Steuerung ausgestattet, und mit verschiedenen Trainingsprogrammen. Diese gezielte Bewegungstherapie fördert die Durchblutung, regt den Stoffwechsel und beugt Kontrakturen vor. Erschlafftes Muskelgewebe kann wieder antrainiert werden und die regelmäßige Therapie verringert das Risiko von Trombosen und Imbolien.

Ulf: Noch eine Frage: Mir fällt Mangels der notwendigen Kraft das Umsitzen von einem normal Stuhl in den Rollstuhl und umgekehrt oft sehr schwer. Gibt es dazu unterstützende Hilfsmittel?

Bernhard Kächele: Ja, zu empfehlen ist hier ein spezielles Rutschbrett. Dazu wird die Armlehne des Rollst uhls nach hinten geklappt und das Rutschbrett zwischen Rollstuhl und normalem Stuhl aufgelegt. Durch die glatte Oberfläche und eine rutschfeste Unterseite lässt es sich leicht überwechseln.

Hedi: Welche Fahrradhilfsmittel zum Fortbewegen draußen gibt es?

Bernhard Kächele: In der Regel werden die Therapiefahrräder für draußen nur für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre von den Krankenkassen erstattet. Leider kommen damit viele therapiebedürftige Erwachsene nicht zu einem solchen Hilfsmittel.

Marion: Was kostet ein Treppenlift und wer finanziert den?

Bernhard Kächele: Ein Treppenlift kostet je nach Treppenlänge und Treppenrundung zwischen 7.500 und 20.000 Euro. Dies wird in der Regel von der Pflegekasse bei Umbaumaßnahmen von ca. 2.500 Euro bezuschusst.

Ulf: Gibt es Kataloge über Hilfsmittel z. B. bei starker Spastik in Händen, die bei der Bewältigung des täglich Lebens helfen?

Bernhard Kächele: Es gibt viele Hilfsmittelkataloge von über 200 Herstellern, welche die verschiedensten Hilfsmittel beinhalten, einen speziellen Katalog für Ihr Problem kenne ich nicht.

Jürgen: Warum sind die Kosten für ein Therapiefahrrad nur für Jugendliche erstattungsfähig und was kostet das

Bernhard Kächele: Die Frage kann im Moment leider nicht beantwortet werden, Sie können sich jedoch gerne persönlich an Herrn Kächele wenden. Die Adresse und Telefonnummer erhalten Sie direkt beim AMSEL-Landesverband. Telefon 0711-769786-61 oder kerstin.boger@amsel-dmsg.de

Marion: Ich bin zur Zeit noch berufstätig und kann jetzt wegen eines Schubes ganz schlecht laufen.Was kann ich jetzt machen.Ich habe kein Auto, um zu meiner Arbeitsstelle zu kommen.

Bernhard Kächele: Bitte wenden Sie sich an Ihren Arzt und besprechen mit Ihm, welche Hilfsmittel für Sie in Frage kommen. Gerne können Sie ein spezielles Sanitätshaus aufsuchen, das Ihnen fachkundigen Rat geben wird.

Monika: Was wird denn unter Hilfsmitteln im allgemeinen verstanden?

Bernhard Kächele: Hilfsmittel sind sächliche, medizinische Leistungen. Zu ihnen gehören Körperersatzstücke, ordopädische Hilfsmittel, Inkontinenz- und Stromaartikel. Im Sozialgesetzbuch V § 33 ist unter Absatz I folgendes aufgeführt: Versicherte haben Anspruch auf Versorgung mit Seh- und Hörhilfen, Körperersatzstücken, ordopädischen und anderen Hilfsmittel, die im Einzelfall erforderlich sind, um den Erfolg der Krankenbehandlung zu sichern, oder eine Behinderung auszugleichen.....

Marion: Wird die Anschaffung eines Autos bezuschußt?

Bernhard Kächele: Bezuschusst werden der Behinderung entsprechende Umbauten. Weiteres ist mit Ihrer Krankenkasse abzuklären.

Ulf: Herr Kächele, gerne würde ich noch wissen, welche Aufstehhilfen es gibt?

Bernhard Kächele: Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Man kann zum Beispiel einen sogenannten Katapultsitz auf jeden üblichen Stuhl legen. Dieser erleichtert durch einen Federmechanismus das Aufstehen. Eine weitaus bessere Lösung gibt es durch einen Aufstehstuhl. Dieser wird durch einen Elektromotor von der sitzenden Position in eine aufrechte Stehposition bewegt.

Barbara: Mein Fortbewegungsmittel ist der Rollator, trotzdem bremst mich mein rechter Fuß so, daß ich kaum voran komme, da ich ihn nicht hochheben kann, gibt es da eine Hilfe?

Bernhard Kächele: Ja, für Ihren rechten Fuß kann ich Ihnen unter Umständen eine Peronaeusorthese empfehlen. Diese hebt Ihren Vorfuß an, so dass Sie nicht stolpern können. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die Schuhsohle im vorderen Bereich mit einer Gleitschicht zu bekleben. Damit rutscht Ihr Schuh leichter über den Boden.

Jürgen: Was für Hilfemöglichkeiten gibt es, wenn man die normale PC-Maus feinmotorisch nicht bedienen kann?

Bernhard Kächele: Da gibt es verschiedene Hilfsmittel. Am besten Sie besuchen die Messe "Rehacare" in Düsseldorf vom 23. bis 26. Oktober.

Ulf: Kann anstelle eines Pflegebettes der Lattenrost dahingehend ersetzt werden, dass die Matratzenauflage durch Elektromotor(en) höhen- und neigungsverstellbar ist?

Bernhard Kächele: Es gibt spezielle Einlegerahmen, die diese Funktionen haben. Der Einbau ist allerdings abhängig vom vorhandenen Bett.

Jürgen: Erhalte ich behindertengerechtes PC-Zubehör auch bei Ihnen oder an wen muß ich mich da wenden?

Bernhard Kächele: Wir selbst haben kein PC-Zubehör, ich bin jedoch gerne bereit, Kontakt zu den entsprechenden Firmen herzustellen. Wenden Sie sich an kerstin.boger@amsel-dmsg.de oder Telefon 0711/69786-61

Moderator Jutta Hirscher: Der Chat wird für heute geschlossen, wir bedanken uns sehr herzlich

Moderator Jutta Hirscher: für Ihre Teilnahme, bei weiteren Fragen, wenden Sie sich an Ihr Reha-Team vor Ort.

Redaktion: AMSEL e.V., 15.10.2002