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Ernährung und Multiple Sklerose

Ob Heilfasten, Propionsäure, Weihrauch, goldene Milch oder schlicht antientzündliche Ernährung: Dr. Verena Isabell Leussink beantwortete im Chat querbeet durch den Ernährungsplan.

Moderator Patricia Fleischmann: Willkommen, liebe Chatter! Ab 17.30 antwortet hier Dr. Verena Isabell Leussink auf all Ihre Fragen rund um Ernährung und MS. Gern dürfen Sie schon jetzt Ihre Fragen stellen.

Dr. Verena Isabell Leussink: Ich wünsche zunächst allen Teilnehmern einen Guten Abend ! Ich freue mich auf den Chat !

Omega-3: Liebe Frau Dr Leussink, wir alle haben unsere Sorgen wg COVID-19. Gibt es aus Ihrer Sicht irgendwelche Empfehlungen zum Thema COVID-19 ? Muss bei meiner Ernährung hier auf etwas achten ?

Dr. Verena Isabell Leussink: Liebe / Lieber Omega-3 ! Vielen Dank für diese wichtige Frage. Unter Berücksichtigung der aktuellen COVID-Lage ist eine anti-entzündliche gesunde Ernährungsweise sinnvoll. Gerne dürfen Sie zu Saisongemüse, wie Winterlauch, Rettich, Sellerie, Kräuter und Gewürze, die unser Immunsystem unterstützen, greifen. Eine spezifische Ernährung zur Vorbeugung vor einer Infektion mit Corona gibt es nicht.

Dr. med. Dipl. oec. med. Verena Isabell Leussink

  • Fachärztin für Neurologie und Ernährungsmedizinerin (DGEM)
  • Praxis Neurologie-in-Meerbusch
  • Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Düsseldorf
  • Facharztausbildung an der Neurologischen Universitätsklinik und der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

  • wissenschaftliche Betreuung des AMSEL-Portals "MS und Ernährung"

  • Mitgliedschaften:

S.: Guten Abend Frau Dr. Leussink, bei mir wurde die Diagnose erst vor drei Monaten gestellt und seit etwa zwei Monaten nehme ich Ozanimod ein. Meine erste Frage wäre ob bspw. der Konsum von Kaffee oder schwarzem Tee nach der Einnahme des Medikaments die Wirkung beeinträchtigen kann bzw. ob es generell etwas zu vermeiden gilt, um die Wirkung nicht zu beeinträchtigen.

Dr. Verena Isabell Leussink: Sehr geehrte S / geehrter S! Ozanimod ist ein S1P Modulator, so wie auch Gilenya oder Mayzent. Es gibt keinerlei Hinweise, dass der Konsum von Kaffee oder Tee oder anderer Nahrungsmittel die Resorption der Substanz beeinträchtigt.

S.: Frau Dr. Leussnik, können Sie die tägliche Einnahme der sog. Goldenen Milch, also einer selbstangefertigten Mischung von Kurkuma-, Hagebutten- und Gerstengraspulver mit Orangensaft empfehlen? Das Getränk soll ua die Symptome lindern und Entzündungen vorbeugen. Es gibt in den sozialen Medien viele Berichte von Betroffenen die scheinbar große Erfolge erzielt haben.

Dr. Verena Isabell Leussink: Kurkuma gehört zu den Ingwergewächsen und gilt als ein wichtiges Antioxidans; das medizinische Potential des Kurkuma wird weiterhin erforscht; es bleibt mit Spannung zu erwarten, ob Kurkumin in Medikamente bioverfügbar gemacht werden kann. Die Goldenen Milch kann daher mit ihren Bestandteilen Teil einer anti-entzündlichen Ernährungsform darstellen. Vielen MS-Pat. berichten eine verdauungsfördernde und darmberuhigende Wirkung z.Bsp. bei Obstipation. Ich danke für Ihre wichtige Frage.

René: Sehr geehrte Frau Doktor Leussink. Zu welcher Ernährungsform raten Sie mir bei den diagnostizierten MS, Morbus Crohn (aktuell nicht aktiv) und einer bestehenden Fructose Intoleranz? (männl., 52 J.) ggf. Verzicht auf Kohlehydrate, eher Eiweiß-fettreich? (MS Therapie=Aubagio)"

Dr. Verena Isabell Leussink: Sehr geehrter Rene, in der täglichen Praxis zeigt sich häufig die Koexistenz zweier Autoimmunerkrankungen. Hier ist sicherlich eine antientzündliche Therapieform , vegetarisch orientiert mit viel Gemüse ( in Ihrem Fall keine Fruktose), Fisch. , wenigem roten Fleisch( dringend kein Schweinefleisch, da dieses die entzündungsfördernde Arachidonsäure in großem Ausmaß enthält), das Meiden von industriell hergestellten Fertigprodukten mit Konservierungsstoffen etc. angebracht. Sowohl bei entzündlichen Darmerkrankungen als auch bei der MS wird der Einsatz des sog. Intervallfastens ( z.Bsp 16:8) als antientzündliche Ernährungsform untersucht.

emma: Guten Abend Dr. Leussink! Ich leide seit ca.8 Monaten unter Lebensmittelunverträglichkeiten, die zu Schwäche, Kopfnebel, Schwindel, Zuckungen und Fieber führen. Inzwischen habe ich bereits 10 Kilo abgenommen und zu Histaminunverträglichkeit, was im Raum schwebt, gibt es sehr kontroverse Meinungen. Wer kann mir bitte helfen?

Dr. Verena Isabell Leussink: Sehr geehrte Emma, die Ursachen einer begleitenden Nahrungsunverträglichkeit können mannigfaltig sein, wenn noch nicht geschehen, so sollten Sie auch einen Gastroenterologen aufsuchen, der gegebenenfalls eine Stuhluntersuchung, eine Magen-Darmspiegelung durchführen wird. Haben sie bereits ein Protokoll der täglichen Nahrungsaufnahme erstellt? Hinsichtlich der Histaminunverträglichkeit sollten Sie auf einzelne histaminhaltige Nahrungsmittel verzichten, in schweren Fällen ggf ein Antihistaminikum einnehmen. Ein sicheres Testverfahreen gibt es leider bis dato nicht. Eine Schilddrüsenfunktionsstörung sollte sicherlich ausgeschlossen werden. Auf verarbeitete. Lebensmittel sollten Sie unbedingt verzichten. Mehr Informationen beim DAAB. Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein wenig weiterhelfen.

Claudi: Guten Abend Frau Dr. Leussink, bei MS wird die Mediterrane Küche empfohlen. Es gibt dazu so viele Kochbücher, können und dürfen Sie dazu eine Empfehlung geben?

Dr. Verena Isabell Leussink: Ja, es gibt sehr viele. Aus verständlichen Gründen darf ich hier kein Buch empfehlen.

S.: Ich bin mir nicht sicher, ob es bei mir noch die Angespanntheit ist, weil die Diagnose noch sehr frisch ist oder ob es evtl die fatigue ist aber ich habe starke Kopfschmerzen bzw. ein Benommenheitsgefühl, so als wäre man neben der Spur und und wäre kurz vor einem starken Schwindel. Gibt es etwas was hiergegen hilft?

Dr. Verena Isabell Leussink: Sofern die Diagnose der MS gesichert ist, andere Differentialdiagnosen ausgeschlossen sind , Sie keinen erhöhten Blutdruck haben, halte ich es für sinnvoll, dass Sie einen guten Gesprächspartner haben für Ihre Sorgen, sich vor Augen halten, dass die MS heutzutage eine in der Regel gut therapiebare Erkrankung darstellt, neben der ursächlichen medikamentösen Therapie sind sportliche Aktivität, auch Walken, Yoga, was immer Ihnen Freude bereitet, ganz wichtig. Vielleicht änderen Sie das eine oder andere Ihrer bisherigen Ernährungsform, gerade jetzt in der kalten Jahreszeit dürfen Sie auf Muskat, Kardamon, Zimt, Ingwer und Kräutern auch aus der ayuvedischen Ernährungsform zurückgreifen, vorhin fiel bereits der Begriff der. goldenen Milch - ein Versuch wäre es wert. Auch die lokale Anwendung von ätherischen Ölen ( auf die Schläfe aufgetragen) ist. möglich. Wenn allerdings Ihre jetzigen Symptome dennoch fortbestehen, so suchen Sie doch bitte erneut Ihren behandelnden Neurologen/ Ihre Neurologin auf.

Moderator Patricia Fleischmann: @ alle: Vielen Dank, dass Sie heute am AMSEL-Expertenchat teilnehmen. Wir sind ganz baff, dass der Chat so gut besucht ist, und das, obwohl viele Läden ab morgen zu haben. Bitte haben Sie etwas Geduld mit den Antworten. Frau Dr. Leussink beantwortet eine nach der anderen. - Merci :-)

Moderator Patricia Fleischmann: @ René: Schön, dass Sie es doch noch persönlich in unseren Chat geschafft haben :-)

Allgemein - René: @Patricia Fleischmann: ...es war nicht sicher dass es zeitlich passen würde, aber die Frage ist mir so wichtig. Vielen Dank für's "aufpassen" dass Frau Dr Leussnik nicht 2x damit "konfrontiert" wird...;-)
Moderator Patricia Fleischmann: @ Renè: Gern geschehen. Diese doppelte Frage wäre Dr. Leussink aber bestimmt aufgefallen. Ist ja ziemlich speziell. Alle GUte!
Allgemein - Josefa: Liebe Frau Fleischmann, das war doch der dringende Appell an alle, jetzt nicht wie wild in den Läden einzukaufen!
Moderator Patricia Fleischmann: @ Josefa: Sie haben recht. Abstand halten ist das Gebot der Stunde, auch wenn's manchmal schwer fällt. Haben wir hier im Chat also eine vernünftige Runde :-)
Konny: Wie sinnvoll ist Fasten bei PPMS und wenn ja, welche Form? Vielen Dank

Dr. Verena Isabell Leussink: Sehr geehrte Konny, das hängt sehr von vielen begleitenden Faktoren ab, Ihrem Alter, Begleiterkrankungen, Bewegungsfähigkeit , Ihrem aktuellen Körpergewicht etc. Hinsichtlich einer "kurzzeitigen", z.Bsp. einwöchigen Fastenwoche ist bei fehlenden. weiteren Erkrankungen. wie Diabetes, Untergewicht etc. nichts einzuwenden. Hinsichtlich weiterer Fastenformen, wie des 16:8 Fasten, oder. 5:2 Fasten hatte ich schon erwähnt, dass hier sicherlich ein positiver antientzündlicher Effekt auch bei der MS zu diskutieren ist. Viele MS Patienten berichten auch eine Verbesserung Ihrer Fatigue und des Allgemeinbefindens. Wissenschaftliche Ergebnisse hinsichtlich Ihrer Form der PPMS sind mir nicht bekannt. Meine Empfehlung wäre, sofern Sie keinen Diabetes mellitus mit Gefahr der Unterzuckerung haben, die 16:8 Fastenform auszuprobieren. Wichtig ist generell, dass Sie sich bei der von Ihr gewählten Ernährungsweise wohl fühlen. Vielen Dank für Ihr Interesse! Allen wünsche ich eine friedvolle Weihnachtszeit und einen guten Jahreswechsel! Ihre Verena Leussink

S.: Seit der Einnahme von Ozanimod habe ich ein verstärktes Hungergefühl, bzw. werde sehr schwach und müde wenn ich einige Stunden nichts gegessen habe. Ist das normal dass sowas eintritt bzw was kann ich dagegen machen?

Dr. Verena Isabell Leussink: Liebe S, lieber S: Grundvoraussetzung ist , dass Ihre Leberwerte, Ihr Puls und Blutdruck gut kontrolliert sind, da. diese unter Ozanimod sich verändern können. Müdigkeit als NW von Ozanimod ist mir bis dato nicht bekannt. Vielleicht ändern Sie die Einnahmeart, z.Bsp das Medikament immer nach dem Frühstück und Abendessen oder vor dem Frühstück und Abendessen einzunehmen .

Josefa: Sehr geehrte Frau Dr. Leussink, haben Sie Erfahrungen, wie und ob sich Intervallfasten positiv auf das entzündliche Geschehen der MS auswirkt? Gibt es hierzu Studien? Vielen herzlichen Dank für ihre Antwort schon mal im Voraus!

Dr. Verena Isabell Leussink: Sehr geehrte Josefa, haben Sie. großen Dank für Ihre wichtige Frage, die auch mir sehr am Herzen liegt. Ich halte das Intervallfasten für eine sehr sinnvolle Ernährungsform, bei der offensichtlich der sogenannte zelluläre Autophagie-also Selbstreinigungsprozess - unterstützt wird. Hierdurch kann eine antientzündliche Wirkung auch bei der MS angenommen werden. Aktuell läuft zu dieser Fragestellung eine Studie an der Washington University - dort werden 60 Patienten per Zufall unterschiedlichen Ernährungsformen zugeordnet, darunter Intervallfasten. Untersucht werden verschiedene Endpunkte, wie Leptin im Blut, Entzündungsmarker im Blut, BMI, als auch die Zusammensetzung der Darmfloar (Mikrobiota). Die Studie wird erst Ende 2021 abgeschlossen sein, dann werden wir die Ergebnisse erfahren. An der Charite in Berlin findet derzeit auch eine Studie statt: 111 Teilnehmer, die entweder für 18 Monate eine ketogene Diät oder Intervallfasten erhalten; hierbei soll der Einfluss auf die Erkrankung anhand von MRT-Daten beurteilt werden. Die Ergebnisse sollten uns 2021 erreichen. Also ganz spannend!

Allgemein - Josefa: Wer von Euch hat Erfahrungen mit Intervallfasten? Und wie wirkt sich dies bei Euch auf die MS aus?
Allgemein - Omega-3: Ich mache es regelmässig und es tut mir gut
Allgemein - Hannes: Ich habe keinen Einfluss von Intervallfasten auf die MS bemerkt ...leider
Allgemein - Josefa: In welchem Abstand machst Du das Omega-3 ? Und wie lange schon? Woraufachtest Du besonders dann bei der Ernährung?

René: Ich beziehe mich nochmals auf Ihre Antwort an "René" ...wer könnte denn ggf. dahingehend für mich einen Ernährungsplan erstellen? Was darf man was sollte gemieden werden...? Vielen herzlichen Dank für Ihre hilfreichen Antworten!

Dr. Verena Isabell Leussink: Lieber Rene: Wenn es um einen Ernährungsplan geht, so ist Ihnen sicherlich Ihr Neurologe/-in, Hausarzt/-ärztin behilflich, sind diese nicht selbst ernährungsmedizinisch versiert, so gibt es auch die Möglichkeit, eine Ernährungsberater/-in aufzusuchen. Gegebenenfalls können Sie auch Ihre Krankenkasse kontaktieren, manchmal. bieten diese auch spezielle Programme an. Bereits jetzt empfehle ich Ihnen, Ihre jetzige tägliche. Nahrungsaufnahme schriftlich festzuhalten, man nennt dieses einen "24-Stunden-Recall", schreiben sie dazu auf, welche Beschweren. Sie wann hatten. oder wann es Ihnen sehr gut ging im Tagesverlauf - damit können sie oder kann Ihr Behandler schon wichtige Informationen erhalten. In Ihre Falle sollten Sie eher auf viele tierische Fette und extremen Salzkonsum verzichten.

Allgemein - Josefa: Hannes, wie lange hast Du Intervallfasten gemacht? Und in welchem Abstand / 16:8 ?

Moderator Patricia Fleischmann: @ alle: Auf amsel.de gibt es übrigens eine wirklich gute Ernährungsplattform: https://www.amsel.de/multiple-sklerose/ms-themen/ms-und-ernaehrung  wissenschaftlich betreut von Dr. Verena Isabell Leussink.

lisa: was halten sie von propionsäure als nahrungsergänzung

Dr. Verena Isabell Leussink: Liebe Lisa, ich halte sehr viel von Propionsäure als Nahrungsergänzung, empfehle dieses auch meinen Patienten in der Sprechstunde. Die Arbeitsgruppe von Prof Gold aus Bochum hat unlängst in dem renommierten Journal Cell eine sehr interessante Untersuchung publiziert. Sie konnten zeigen, dass Propionsäure regulierende T-Zellen (also "gute" T Zellen) aktiviert und somit das Immunsystem positiv beeinflussen kann. Auch das Mikrobiom verändert sich entsprechend. Somit deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass Proprionsäure als immunmodulierende Ergänzung zur medikamentöse Immuntherapie sinnvoll sein kann.

Alexandra: Hallo Frau Dr. Leussink, was halten Sie von einer linolsäurearmen Ernährung bei progredinter MS. Als Medikation bekomme ich Ocrevus. Vielen Dank,

Dr. Verena Isabell Leussink: Sehr geehrte Alexandra, ich halte eine linolsäurearme Ernährungsform bei der MS für nicht sinnvoll. Dr. Fratzer (1942-1994) propagierte eine solche Diät, die heutzutage untermauert durch andere Studienergebnisse als. nicht sinnvoll gewertet werden muss. Es ist richtig, dass aus Linolsäure die entzündungsfördernde Arachidonsäure gebildet wird - allerdings wird dieser. Umbau im Körper selbst limitiert. Andererseits muss betont werden , dass Traubenkernöl, Weizenkeimöl als wertvolle Nährstofflieferanten auch Linolsäure enthalten. In diesem. Zusammenhang möchte ich gerne betonen, dass es keine typische MS Diät gibt, dass eine ausgewogene Ernährung mit Verwendung verschiedener Öle , also mehrfach ungesättigter FS am sinnvollsten erscheint.

Alexandra: Nochmal hallo, was halten Sie von Weihrauch. Welche Dosis empfehlen Sie?

Dr. Verena Isabell Leussink: In der zuvor erwähnten Studie nahmen die Patienten täglich 3600 bis 4800 mg Weihrauchextrakt ein (die Erstautorin kam übrigens aus Kiel). Vorsicht: wenn Sie Weihrauch kaufen, so achten Sie bitte nicht nur auf die Milligramm sondern auch auf die Bioverfügbarkeit.

emma: Danke Frau Dr. Leussink, Sie haben mir schon durch ihr Verständnis sehr geholfen und ich hoffe sehr, nach diesem COVID, schnell Termine zu bekommen und alle Fieberkrämpfe bis dahin zu überstehen!

Dr. Verena Isabell Leussink: Liebe Emma, generell gilt aber, wenn es Ihnen nicht gut, auch an den Weihnachtstagen, so. sollten Sie dennoch einen Arzt oder ein Krankenhaus konsultieren, die sich sicherlich gerne Ihrer annehmen -trotz der COVID-Pandemie.

Moderator Patricia Fleischmann: Übrigens startet auf dem AMSEL-Instagram ab 18.30 Uhr das MS Couchgespräch mit Daniela. Zu Gast ist heute Ralf. Der Livestream ist allerdings nur mit Registrierung zugänglich, also für "Insta": https://www.instagram.com/amsel_ev_multiple_sklerose

Josefa: Vielen herzlichen Dank für ihre interessanten Ausführungen! Ich merke bei mir, dass ich in den Essensphasen manchmal einen Heißhunger z.B. auf Süßes habe, da müsste ich dann wohl beim Arzt/Ärztin dann den Blutzucker testen lassen. Ansonsten ist das Intervallfasten für mich ein Segen, ich spüre die Entlastung im Körper, auch die regelmäßige Darmentleerung muss ich nicht mehr medikamentös beeinflussen. Meine Hände sind am Morgen weniger "taub" und die Beine kribbeln nicht so stark!

Dr. Verena Isabell Leussink: Das finde ich sehr erwähnenswert!!

Moderator Patricia Fleischmann: @ lisa: Auf amsel.de gibt es auch einen Bericht über die angesprochene Studie: https://www.amsel.de/multiple-sklerose-news/medizin/propionsaeure-bei-ms-wirksam

Balu: Guten Abend Frau Dr. Leussink, man liest sehr viel über Weihrauch. Haben Sie Erfahrung damit bzw. eine Empfehlung dazu? Vielen Dank.

Dr. Verena Isabell Leussink: Das Harz aus dem Weihrauchbaum enthält ebenfalls anti-entzündliche Substanzen, die in der Medizin Anwendung finden, z.B. bei Rheumatoider Arthritis, Neurodermitis. Auch bei der MS gibt es hierzu Studien. Unlängst wurden Daten aus Hamburg und Berlin publiziert. Von 28 Patienten, die Weihrauch über 8 Monate zu sich nahmen, zeigten einige Patienten eine Reduktion von Entzündungsmarkern. Bei einzelnen Patienten scheint es also eine Wirkung zu geben, eine generelle Empfehlung lässt sich daraus derzeit aber noch nicht ableiten, weitere Studien sind daher erforderlich.

emma: Gibt es, bisher noch ungeklärte Mechanismen der MS, die an eine Allergie erinnern?

Dr. Verena Isabell Leussink: Das ist eine sehr gute Frage. Wissenschaftler der Harvard Universität habe untersucht (und 2019 publiziert), wie sich Allergien und MS zueinander verhalten - dabei hat sich gezeigt, dass Pat. mit Lebensmittelallergien mehr Schübe und mehr entzündliche Krankheitsaktivität im MRT aufzeigten als Patienten ohne bekannte Allergien. Der Mechanismus dafür ist nicht klar und weitere Untersuchungen sind natürlich nötig, um diesen Befund zu bestätigen. Aber zweifelsohne ein interessanter Befund.

Kaya: Hallo Frau Dr. Leussink, ich bin seit 2016 an MS erkrankt. Hatte einen Schub (komplette linke Seite) 2018 und den nächsten Schub 2020 (komplette rechte Seite). MRT war stabil von Februar 2017 bis August 2019. als ich den Schub Juli 2020 hatte war einem Monat später eine sehr große Läsion zu sehen (fast 3 cm). Im Dezember 2020 war diese Läsion kleiner (1,9cm). Bin seit 2016 unter Interferon Therapie (zuerst Betaferon und seit einem Jahr plegridy). Nun möchte meine Neurologin auf Mavenclad wechseln. Bin noch unsicher. Was denken Sie darüber ? Ist Mavenclad nicht zu stark für meine Form ?

Dr. Verena Isabell Leussink: Liebe Kaya, aus der Ferne ist diese Frage leider nicht gut zu beantworten. ich gehe aber davon, dass Ihre Neurologin gute Gründe hat eine Umstellung anzudenken.

Josefa: Sehr geehrte Frau Dr. Leussink, eine Frage, die jetzt direkt nicht mit der Ernährung bei MS, habe ich noch! Würden Sie nach dem jetzigen Stand der Studien zu einer Covid19 Impfung raten. Bin w., 68 Jahre, SPMS, mit Medikation Sativex, Lyrica, Schildrüsenhormone und Betablocker!Die politisch/gesellschaftliche Antwort ist ja, aber die rein medizinische Schlussfolgerung? Ich bin sehr unschlüssig!

Dr. Verena Isabell Leussink: Liebe Josefa, mir erscheint es sinnvoll, dass Sie sich impfen lassen; mit 68 Jahren ist Ihr Immunsystem nicht mehr so abwehrstark (Stichwort: alterndes Immunsystem; Beispiel: so wird auch ja auch die Impfung gegen Gürtelrose ab 60 empfohlen). Das Risiko einer COVID-Erkrankung wiegt schwerer. Weitere Empfehlung: eine unlängst publizierte Studie hat gezeigt, dass Pat. mit niedrigem Vitamin-D Spiegeln schwerer an COVID erkranken. Das lässt nicht zwingend den Schluss zu, dass ein ursächlicher Zusammenhang besteht und man jetzt Vitamin D nehmen muss; ich halte es aber grundsätzlich für sinnvoll, auf einen ausreichenden Vitamin-D-Spiegel zu achten und ggf. zu substituieren.

Kaya: Habe aber Angst vor dem Krebsrisiko unter Mavenclad? Was denken Sie darüber? Bin zudem JC positiv 2,87. Hat Mavenclad ein PML Risiko ?

Dr. Verena Isabell Leussink: Wenn Sie Angst haben, so sollten Sie das bitte mit Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt im Detail besprechen.

S.: Sie haben vorhin von rotem Fleisch eher abgeraten. Generell wird ja eher der Verzehr von Fisch empfohlen. Wie sieht es mit Geflügel aus?

Dr. Verena Isabell Leussink: Sehr geehrte S, sehr geehrter S, gut, dass Sie dieses Thema nochmals ansprechen, damit es keine Missverständnisse gibt. Sicherlich ist eine vegetarisch-orientierte "mediterrane" Ernährungsform zu empfehlen, dieses schleißt allerdings nicht aus , dass 1x/ Woche ein gesundes, naturbelassenes Stück Rindfleisch gegessen werden darf, wenn man es mag - stellt dieses eine wichtige natürliche Quelle an essentiellen Aminosäuren, Proteinen, Vitamin B12, Eisen dar. Geflügel sollte auch nur in Maßen konsumiert werden, auch hier ist zu achten, dass das Produkt nicht aus einer Massentierhaltung entstammt. Auf Schweinefleisch sollte. wegen des hohen Gehaltes an entzündungsfördernder Arachidonsäure verzichtet werde. Sicherlich gilt, lieber weniger, aber von hoher Qualität zu konsumieren. fisch sollte - sofern Sie diesen mögen- 1-2x/Woche auf Ihrem. Essensplan stehen, wegen der wichtige Omega3 FS-quelle, der sogenannten Eicosapentaensäure, die. entzündungshemmende Botenstoffe liefert.

Kaya: Ist ein Therpiebeginn mit Mavenclad bei der derzeitigen corona Situation überhaupt sinnvoll, aufgrund der infektionsrisiken? Darf man dann überhaupt unter die Menschenmenge ?

Dr. Verena Isabell Leussink: Die Erfahrungen mit Immuntherapeutika während der ersten COVID-Welle haben gezeigt, dass man MS-Pat. mehr schadet, wenn man eine Therapie nicht initiiert.

S.: Sollte man tatsächlich Fleisch und Eier aus der Ernährung streichen bzw. die Einnahme reduzieren? Was sollte man noch generell eher vermeiden?

Dr. Verena Isabell Leussink: Vielen Dank für Ihre Frage!  Im Rahmen einer empfohlenen vegetarisch orientierten Ernährung wird von einem übermäßigen Verzehr von Fleisch und Eiern abgeraten, was aber nicht gleichzusetzen ist mit einem vollständigen Verzicht beider, so liefert  mageres rotes Fleisch auch Vit B12, Proteine und Eisen, beispielsweise -es sollten aber nicht mehr als 300-600 g/Woche sein. Auf Schweinefleisch oder fettige Wurstsorten  sollten Sie allerdings aufgrund des hohen Arachidonsäurespiegels mit entzündungsfördernder Wirkung verzichten.

Lejla: Hallo Frau Dr. Leussnik, gibt es eine Möglichkeit Unterstützung durch eine Person/Unternehmen beim Kochen zu erhalten? Für mich persönlich ist Kochen ein großer Stressfaktor, was sich negativ auf die MS auswirkt. Viele Grüße.

Dr. Verena Isabell Leussink: Sie sprechen einen wichtigen und nicht zu vernachlässigenden Punkt an - wie so oft steht auf der einen Seite die Theorie, auf der anderen  Seite dann die Umsetzung in die Praxis. Ich  schlage Ihnen vor, z.Bsp. Gleichgesinnte zu suchen, halte auch einen Besuch von Kochkursen für sinnvoll - in denen mittlerweile nicht mehr nur der Aspekt des Kochenlernens steht, sondern auch des  Miteinanders, der Achtsamkeit, der gesunden Lebensführung - Namen von Kochschulen darf ich hier natürlich nicht nennen. Tatsächlich gibt es  - mit regionalen Unterschieden - auch Anbieter, die sehr gesundes und frisches Essen bzw. die entsprechenden Zutaten liefern. Auch könnte Ihnen ggf Ihre  Krankenkasse eine Unterstützung bei der Suche von Angeboten sein.

Manfred: Guten Tag, ich hätte eine Frage bezüglich Ernährung und Propionsäure. Uns allen ist klar dass es heute keine "offizielle" Meinung zur Propionsäure bei MS gibt und es kein Arzt ratet da es keine offizielle Richtlinie gibt. Jedoch würde ich gerne wissen, ob man die Propionsäure mit ruhigen Gewissen einnehmen kann ohne ein Risiko ein zu gehen und wenn ja, in welcher Form und Menge empfohlen werden. Danke

Dr. Verena Isabell Leussink: Nach heutigem wissenschaftlichen Kenntnisstand wird eine Dosierung von 2x 500mg Natrium-Propionat täglich empfohlen, mir sind keine Kontraindikationen bekannt, zumal Propionsäure auch von Darmbakterien bei der Verstoffwechselung von Ballaststoffen produziert wird. 

Hannes: Guten Abend Frau Dr. Leussink, wieviel Omega3 sollte man supplementieren, wenn man keinen Fish konsumiert? gibts ein zuviel? Kann eine erhöhte Zufuhr einen med. Nutzen in Bezug auf MS haben?

Dr. Verena Isabell Leussink: Ich danke Ihnen für Ihre Frage, denn bei aller Wichtigkeit einer ausreichenden Aufnahme  von Omega 3 FS darf nicht übersehen werden, dass zu hoch dosierte  Omega 3-FS-Nahrungsergänzungsmittel  auch erhebliche gesundheitliche Risiken   wie  eine erhöhte  Blutungsneigung, Wechselwirkung mit anderen Medikamenten, Übelkeit, Erbrechen, Veränderung des LDL- Cholesterinspiegels mit sich bringen können. Die empfohlene tägliche Aufnahme  von  Omega - 3 - Fettsäuren in Summe sollte maximal 2g betragen.

emma: Kann durch Lebensmittelunverträglichkeit und/oder Pilze im Darm, nächtliches Fieber, immer ca. 3.00 Uhr ausgelöst werden? Oder was könnte es sein?

Dr. Verena Isabell Leussink: Nächtliche Fieberattacken können viele Ursachen haben, hier bedarf es sicherlich einer weiteren internistischen Abklärung mit  umfassender Labordiagnostik.
 

Moderator Patricia Fleischmann: Liebe Chatter, haben Sie vielen Dank für Ihre interessanten Fragen rund um die Ernährung bei Multipler Sklerose! Ein riesiges DANKE geht natürlich an Dr. Verena Isabell Leussink für Ihr Engagement hier im AMSEL-Chat! Der nächste Expertenchat findet am 19.1.2021 statt. Vermutlich dann mit einem Thema rund um Covid-19 und das Impfen bei Multipler Sklerose. IHnen allen wünsche ich eine möglichst entspannte Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins Neue Jahr. Bleiben Sie so gesund wie möglich!

Moderator Patricia Fleischmann: @alle: Gern können Sie zugeschaltet bleiben, bis die offenen Fragen beantwortet sind und sich auch noch weiter untereinander austauschen. Nur neue Fragen an die Expertin sind jetzt nicht mehr möglich. Offene Antworten können Sie auch gern im Chatprotokoll nachlesen, das vermutlich morgen im Lauf des Tages online geht.

[Ein paar Antworten wurden nachgereicht. Herzlichen Dank für Ihre Geduld! - Anm.d.Red.]

Redaktion: AMSEL e.V., 16.12.2020