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Diagnose & Differenzialdiagnose der MS

10.08.09 (aktualisiert) - Für Verlaufskontrollen am MRT ist es günstig, immer ein definiertes Untersuchungsprotokoll zu wählen, rät Prof. Dr. Alfred Lindner im AMSEL-Expertenchat.

Moderator Jutta Hirscher: Guten Abend, liebe Chatter, guten Abend, Herr Prof. Lindner. Ich begrüße Sie herzlich zum letzten Chat vor der Sommerpause. Prof. Lindner steht in den Startlöcher, der Chat ist geöffnet.

Frage: Welche Untersuchungen MÜSSEN gemacht werden, damit man sicher von MS sprechen kann?

Prof. Dr. Alfred Lindner: neben der neurologischen Untersuchung mit Erhebung der Krankengeschichte, ob früher schon mal verdächtige Ereignisse aufgetreten sind, ist eine Kernspintomographie des Kopfes und evtl. der Wirbelsäule, Liquordiagnostik und gezielte elektrophysiologische Untersuchungen notwendig. Es gibt internationale Kriterien, um anhand der erhobenen Befunde eine sichere MS diagnostizieren zu können.

Frage: Leider finden alle diese Fachärzte nicht den Grund für meine Schmerzen, deshalb hat es mich interessiert, ob Sie so etwas auch von MS-Patienten kennen. Für mich fühlt es sich eigentlich an wie ein Leistenbruch, man kann aber keinen sehen oder tasten.

Prof. Dr. Alfred Lindner: Schmerzen bei MS entstehen häufig durch spastische Muskeltonuserhöhung, evtl. durch Mitbetroffensein zentraler Schmerzbahnen, oft durch Betroffensein eines bestimmten Gesichtsnerven (N.trigeminus). In die Leiste ausstrahlende Schmerzen wären im Rahmen der MS auch denkbar, sind aber nicht typisch. Deshalb müssen hier andere Ursachen (Niere, Harnwege, Hüftgelenk, Leistenregion) ausgeschlossen werden.

Frage: Kann man eine starke Fatique an den MRT erkennen. Ich meine gibt es Herde die Fatigue auslösen?

Prof. Dr. Alfred Lindner: Das Fatigue-Syndrom oder Erschöpfungs-Syndrom wird bei vielen chronischen Erkrankungen beschrieben und diagnostiziert, so auch bei der Multiplen Sklerose als chronische entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems. In der Kernspintomographie ist es nicht erkennbar und es läßt sich auch keine Lokalisation nachweisen, die mit dem oben genannten Syndrom in Verbindung zu bringen ist.

Frage: Ist MS nicht bald eine Modekrankheit Ich meine Leuite sagen sie haben MS ohne Diagnose nur weil sie Müde sind auf die Fresse(entschuldigen sie den Ausdruck)fallen scho meinen sie sie haben MS

Prof. Dr. Alfred Lindner: MS ist keine "Modekrankheit", vielmehr ist es die häufigste chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems. Es gibt jedoch große geographische Unterschiede mit einem häufigerem Auftreten in den gemäßigten und kälteren Zonen. In der BRD sind ca. 100000 - 120000 Menschen betroffen.

Frage: Ist Fatigue im MRT sichtbar? Oder muss man dem Arzt glauben?

Prof. Dr. Alfred Lindner: Strukturelle Bildgebung (MRT) spricht für einen Zusammenhang zwischen Fatigue und zunehmender Atrophie. T1-Relaxierungszeit legt einen Zusammenhang zwischen Thalamus und Fatigue nahe. Auf die Funktionsabnahme des Thalamus bei zunehmender Fatigue deuten auch funktionelle Studien hin. Ob die Beteiligung des Thalamus Ursache oder Folge der Fatigue ist, bleibt unklar.
Zusammenfassend sind obengenannte Befunde noch Gegenstand klinischer Forschung und somit können diese bildgebenden Verfahren aktuell noch nicht zur apparativen Diagnostik im Klinikalltag beitragen.

Milla: Hallo, guten Abend ich hätte gerne eine Rückmeldung zu meinem Befund, MS wurde vor ca. einem Jahr festgestellt, aber ich denke immer noch, es könnte etwas anderes dahinterstecken. MRT: Nachweis multipler Marklagerläsionen beidseits periventrikulär, insbesondere in der Balkenstrahlung, im Balken selbst sowie cortical/juxtakortikal links frontal, desweiteren mindestens 2 Marklagerläsionen in der rechten Kleinhirnhemisphäre bzw im rechten Kleinhirnschenkel. Nach Ko ntrastmittel keine eindeutige Schrankenstörung der Läsionen. Auch sonst nichts aufregendes EEG nach Schlafentzug: Intermittierend herdförmige Verlangsamung links temporal inform von Thetawellen. VEP: links noch im Grenzbereich, rechts mit P100 Latenz von 121 ms leicht pathologisch Labor: die isoelektrische Fokussierung der Liquorproteine zeigt im Igg Bereich eine oligoclonale Zonierung von mehr als 10 Banden von mehr oder weniger sarker Intensität. Qualitativ nachweisbare Igg-Synthese im ZNS. 1Leukozyt Angefangen hat alles vor ca. 8 Jahren mit einer Gesichtslähmung, links, laut CT keine Ursache, jahrelange Blasenprobleme, auch nachts ca. 7 mal, war dann von heute auf morgen verschwunden. Sehr stark juckende Handflächen, wochenlang, starke Schwäche im rechten Arm, aber verbunden mit extremen Schmerzen der Schulter, es half kein Schmerzmittel, Ursache wurde auch nicht gefunden, wochenlange Steifigkeit der Beine, einschlafen des rechten Beines auch einige Wochen, Tinnitus, Trigeminusneuralgie, schwerer Krampfanfall mit 1/2 std Bewustlosigkeit, daraufhin alle Untersuchungen und Diagnose und immerwieder Mißempfindungen, jetzt seit ca. 4 Monaten seit den letzten "Schub", beide Beine kribbeln extrem Ich habe bestimmt noch was vergessen ;-) aber könnte da nicht noch was anderes dahinterstecken, vor allen Dingen, weil die Mißempfindungen einfach nicht mehr weggehen. Vielen Dank fürs lesen Milla

Prof. Dr. Alfred Lindner: Ihre Symptome und Befunde (MRT, VEP und Liquor) sind prinzipiell mit der Diagnose einer MS vereinbar. Allerdings ersetzen Ihre Angaben nicht eine persönliche neurologische Anamnese und Untersuchung, zudem liegen mir die Originalbefunde der Zusatzuntersuchungen (gerade das MRT) nicht vor. Von daher kann ich hier in dieser Form keine endgültige Diagnose stellen und schon gar keine Empfehlungen aussprechen.
Generell gibt es bezüglich MS eine Vielzahl von Differentialdiagnosen, welche vor endgültiger Diagnosestellung abgeklärt werden müssen, zum Beispiel Neuroborreliose, Neurolues, andere erregervermittelte Entzündungen, Vaskulitiden, Kollagenosen, ein Vitamin B12-Mangel und andere. Bitte besprechen Sie dies zunächst noch einmal mit Ihrem behandelnden Neurologen.

Frage: Hallo Herr Prof. Was braucht man für eine feste Diagnose?

Prof. Dr. Alfred Lindner: Theoretisch gibt es feste Kriterien, nach denen sich die Diagnose einer MS stellen läßt. Das sind die sogenannten McDonald-Kriterien, die 2005 neu definiert wurden. Sie sind z.B. bei Wikipedia unter "MS-Diagnosekriterien" übersichtlich und recht gut verständlich dargestellt. In der Praxis ist es allerdings schwieriger, die definitive Diagnose einer MS zu stellen, da z.B. andere Autoimmunerkrankungen, vor allem aus dem rheumatischen Formenkreis, ähnliche Beschwerden machen können und ausgeschlossen werden müssen.

Frage: Guten Abend zusammen, guten Abend Herr Prof. Lindner, was habe ich mir unter einer Spastik des Rumpfes vorzustellen? Ich bin seit ca. 7 Jahren progredient. Beim Laufen "vibriert/wippt" mein Rumpf mit jedem Schritt, als wenn der Körper unter Spannung steht. Ist etwas schlecht zu beschreiben. Meint man das damit?
Falls ja, wie ist das physiotherapeutisch zu behandeln? Von einer Spastik des Rumpfes hat mein Physiotherapeut bisher noch nie etwas gehört. Danke!

Prof. Dr. Alfred Lindner: Dadurch, daß bei der MS bestimmte Nervenbahnen, die für die Innervation der Muskeln zuständig sind, geschädigt werden können, kann es zu Verkrampfungen im Bereich der Skelettmuskulatur kommen. Diese werden dann steif und verkrampfen. Durch Physiotherapie und Medikamente wird versucht, die Muskeln wieder "weich" zu machen. Da sich Skelettmuskeln nicht nur an Armen und Beinen, sondern auch am Brustkorb, Bauch und Rücken befinden, kann die Spastik auch auf diese Muskeln übergreifen. Ihre Beschreibung könnte darauf hin deuten, daß dies bei Ihnen der Fall ist. Allerdings könnte Ihre Beschreibung auch auf eine Rumpfataxie hindeuten, das ist im weitesten Sinne eines Gleichgewichtsstörung des Rumpfes, ausgelöst durch die Schädigung von Nervenbahnen aus z.B. dem Kleinhirn. Prinzipiell wird eine Spastik der Rumpfmuskeln gleich behandelt wie eine Spastik von Extremitätenmuskeln, da es sich um den gleichen Pathomechanismus handelt.

 
 
prof. alfred lindner
 
 
 

1989 Promotion (Prof. Dr. H. G. Mertens, Neurologische Universitätsklinik Würzburg)

  • Januar 1989 - Juli 1992 Wissenschaftlicher Assistent an der Neurologischen
  • Universitätsklinik Würzburg (Prof. Dr. H. G. Mertens -Prof. Dr. K. V. Toyka)
  • August 1992-Februar 1993 Wissenschaftlicher Assistent an der Psychiatrischen Universitätsklinik Würzburg (Prof. Dr. H. Beckmann)
  • März 1993-März 1994 Wissenschaftlicher Assistent an der Abteilung für Neuroradiologie der Universität Würzburg (Prof. Dr. M. Nadjmi)
  • September 1993 Facharzt für Neurologie einschließlich Neuroradiologie des Gebietes
  • April 1994 bis März 1995 Facharzt an der Neurologischen Universitätsklinik Würzburg
  • April 1995 bis Dezember 1998 Ltd. Oberarzt an der Neurologischen Universitätsklinik Halle
  • 1998 Habilitation (Prof. Dr. Zierz, Neurologische Universitätsklinik Halle)
  • Thema: "Neuroradiologie der mitochondrialen Enzephalomyopathien"
  • Seit Januar 1999 Ärztl. Direktor der Neurologischen Klinik am Marienhospital Stuttgart.



Allgemein - oiwei i: HUHU

Allgemein - oiwei i: wie geht es Dir?

Allgemein - Noki: Hallo Tanja89! Heute wieder dabei! Schön!

troi:

Hallo Dr. Lindner, ist die 2005er Aktualisierung der Diagnosekriterien unter Ärzten eigentlich umstritten, also dass viele denken, diese Änderung sei ein Fehler gewesen? Oder ist es einfach so, dass praktizierende Ärzte, gar keine Zeit haben, solche Änderungen zu lesen und es deshalb ignorieren? Gemäß dieser Punkte hier www.dmsg.de/multiple-sklerose-news/index.php habe ich seit 10 Jahren eine eindeutige MS. Räumliche und zeitliche Dissemination, zwei oder mehr Schübe, MS-typische Läsionen in Hirn und HWS, typische klinische Symptome, VEP + SEP ebenfalls typisch, neurologische Progression, Borreliose wurde ausgeschlossen. Trotzdem erzählen mir sämtliche Neurologen "ohne Lumbalpunktion keine Diagnose". Und das ohne sich groß überhaupt über meinen Verlauf, Symptome usw. zu unterhalten, Begründung ist stets ein lapidares "das macht man so, das gehört dazu". Deshalb meine Frage, sind diese Kriterien im Praxisalltag nicht wirklich anerkannt? Oder könnte ich die genannte Internetseite ausdrucken, alles was bei mir zutrifft markieren und dies so zu einem Termin bei einem neuen Neurologen mitnehmen? Wie würden Sie reagieren, wenn ein Patient so zu Ihnen käme?

 

Prof. Dr. Alfred Lindner: Ich finde es hervorragend, dass Sie so gut informiert sind! Nach den Kriterien von McDonald und der überarbeiteten Fassung von Polmann aus dem Jahr 2005 ist ein positiver Liquorbefund bei entsprechenden typischen Veränderungen im hochauflösenden MRT von Gehirn und Rückenmark bzw. typischer klinischer Symptomatik und typischem Krankheitsverlauf nicht zwingend erforderlich. Dennoch teile ich die Meinung, dass ein gewisses Quentchen an Unsicherheit bleiben könnte.


Allgemein - Tanja89: ja, hi :)

Allgemein - oiwei i: Hallo Noki

Allgemein - Noki: Lieber Gruss an alle!

Allgemein - little-sue: hallo zusammen
Allgemein - oiwei i: Hallo

karl: Hallo Prof. Lindner, welche Krankheiten haben denn ähnliche Symptome wie die MS, so das man sie verwechseln könnte.

Prof. Dr. Alfred Lindner: Sehr geehrter Herr Karl, dies ist eine sehr wichtige Frage! Genau abzugrenzen sind folgenden Erkrankungen: - Erkrankungen aus dem Formenkreis der sog. Immun-Vaskulitiden. Dazu gehören z. B. die Sarkoidose, Borrelliose, Lues und einige rheumatologische Erkrankungen, die alle auch das zentrale Nervensystem erfassen können. Daher ist es bei der Diagnostik sehr wichtig, dass mehrere Spezialisten auch anderer medizinischer Fachdisziplinen eng zusammenarbeiten.

Moderator Jutta Hirscher: Hallo, Tanja, little-sue und oiwei, schön, dass Sie alle trotz des einen Sommertags den Weg zu uns gefunden haben.


Allgemein - oiwei i: @ Juttu wie lange geht die Sommerpasuse?



Allgemein - oiwei i: Ich verkriche mich eh bei der Hitze zurück


Moderator Jutta Hirscher: Hallo oiwei i, die Sommerpause geht bis zum 1. September. Dann geht's mit spannenden Themen weiter.


Allgemein - oiwei i: welche Themen oder is das noch ned klar?


Allgemein - oiwei i: Wo bleibt der Chef macht nix Ich vertrete ihg daweilos Tanja was willst du wissen? g*


Noki: Guten Abend Herr Lindner! Was kann ich mir unter Differenzialdiagnose der MS vorstellen?

Prof. Dr. Alfred Lindner: Unter dem Begriff "Differentialdiagnose" versteht man alle anderen Erkrankungen, die die gleichen Symptome verursachen können wie die MS.


Allgemein - Tanja89: öhm, wie sieht mein verlauf in 10 jahren aus? bitte sehe in deine kristallkugel! ich möchte 100 % genaue angaben!

Allgemein - Tanja89: ;)

Allgemein - oiwei i: oh für dich gut meine süße weißtz js edelchen hat imme rrecht g*

Allgemein - Tanja89: jaahh :) also, schiess los!
Moderator Jutta Hirscher: Prof. Lindner ist bei der Beantwortung der Fragen. Und oiwei i: Die Themen für September stehen schon fest. Sie finden sie auf unserer Startseite in der Contentbox rechts.
Allgemein - oiwei i: nimm mich als Therapeuth Tanja du bist Obsolut Okay von den zehen bis zum Scheitel

Allgemein - Tanja89:
Allgemein - oiwei i: hehe

karl: Folgefrage: Kann man das denn 100% abgrenzen und wie lange dauert so was, und welche Fachdisziplinen müssen da eingebunden werden? Danke für die Antwort

Prof. Dr. Alfred Lindner: Darauf kann man nur philosophisch antworten: 100% gibt es in der Mathematik, aber nicht in der Medizin. In der Regel läßt sich mit den heutigen diagnostischen Mitteln eine sehr sichere Diagnose stellen. Die Dauer der Diagnostik hängt unter anderem davon ab, wie eindeutig die Symptome sind, und welche und wieviele Differentialdiagnosen in frage kommen. Als Spezialisten anderer Fachgebiete sind vor allem Rheumatologen, Nephrologen, Neuro-Ophthalmologen (Augenärzte, die sich mit neurologischen Erkrankungen des Auges und der Sehbahn befassen) und Neuroradiologen gefragt.


Allgemein - oiwei i: das Leben kann nur Lieben wer sich selbst lieben kann

Tanja89: lieber herr dr. lindner, bei mir wirds leider auch bissl länger. wieso ist es denn so schwer, auch klare angaben zwecks des verlaufs zu machen? ich frag immer wieder und die ärzte sagen nur, es sei ja eigentlich egal, schwer zu sagen, usw. ich hatte mal den verdacht auf nmo, da wurde diese aquaporin 4 antikörpertests 3x gemacht, in 3 verschiedenen städten, bzw. sogar ländern. diese waren immer negativ. allerdings habe ich seit über 6 jahren bestätigter ms nur herde im rückenmark und stammhirn.... bekomme seit dezember 08 rituximab. seit dem ists so generell besser, habe auch ewig keine schübe mehr, allerdings ständig so eine allgemeine, langsame verschlechterung. seit langem habe ich auch gelenkprobleme. beim rheumatologen kam irgendwie noch raus, das ein wert sehr erhöht war, allerdings nur ein wert und man konnte irgendwie nichts drauß ableiten... alles so unklar. können diese beschwerden auch von der ms kommen? denken sie man sollte das nochmal nachkontrollieren lassen alles, oder das es auch andere möglichkeiten gäbe? oder sollte man es so stehen lassen? danke schon mal!

Prof. Dr. Alfred Lindner: Ohne Sie und diese ausführlichen Befunde persönlich gesehen zu haben, kann ich Ihre differenzierten Fragen leider nicht beantworten. Eine Neuromyelitis optica scheint aber bei einem Befall auch des Hirnstammes und negativen Aquaporin 4 - Antikörpern nicht vorzuliegen. Wichtig wäre auch zu wissen, welcher rheumatologische Blutwert erhöht war und wie Ihr Neurologe dies einschätzte.


Allgemein - Tanja89: bin mal weg, komme bald wieder, v.a. um nach der antwort zu guggn! :) bis bald

Allgemein - oiwei i: Ich bin auch weg

troi: Sind MRT-Aufnahmen ohne KM fast genauso aussagekräftig wie mit KM, nur dass akute Entzündungsprozesse nicht mit abgebildet werden, aber die Anzahl und Größe der Herde genauso abgebildet wird? Oder hat das KM noch andere wichtige "Vorteile"?

Prof. Dr. Alfred Lindner: Kontrastmittel hat, wie Sie erwähnten, den Vorteil, die Krankheitsaktivität anzuzeigen. Nur nach KM-Gabe kann man relativ sicher unterscheiden, ob ein Herd frisch ist oder nicht. Auch ist das KM zur Abgrenzung anderer Erkrankungen, die möglicherweise gleichzeitig mit der MS bestehen, wichtig.


Allgemein - John: Hallo Guten Abend

Josephine: Guten Abend! Dr. Lindner und alle Anderen da draußen. Bei meinem letzten MRT 06/2009 - T1 war die Rede von "dark holes" , T2 werden sehen die Löcher weiß aus - meine Frage: Was bedeutet das für die Diagnose bzw. Prognose und Therapie. Ich habe 2 Jahre Rebif genommen und dann abgesetzt, weil die Krankheit weiter voran schreitete und die MRT Befunde genauso aussahen, wie wo ich keine Therapie gemacht habe - eher schlechter - und die Schübe waren gleich. Ich fand das nicht sehr überzeugend. Nach dem Absetzen 7 Monate nichts und jetzt im Juni im MRT keine aktiven Läsionen. Zufall? Allerdings habe ich jetzt einen Schub durch eine Rückmarksläsion - Behandlung mit Cortison. Meine Neurologin meint ich soll auf Copaxone umsteigen in dem Fall wiedereinsteigen... Zu meine Person: Diagnose mit 44 - MS hatte ich nach den Befunden zu urteilen schon länger, aber ich fand immer Gründe für meine Beschwerden. Inzwischen bin ich 48 und fühle mich ganz wohl. Laufe gut - mache Sport und bemuehe mich um ein ruhiges Leben, aber nicht zu langweiliges Leben - soweit das geht. Ich hatte vor der Diagnose keine Behandlung, da ich nicht wusste das ich an MS erkrankt bin. Koennte das die Erklaerung für die "dark holes" sein. ich weiss es passt nicht ganz ins Thema, aber eine fruehe Diagnosestellung scheint wichtig für die Therapie. Danke!

Prof. Dr. Alfred Lindner: Vermutlich haben Sie recht mit Ihrer Annahme, dass Ihre MS schon früher begonnen hat. Über den Verlauf der Entwicklung von Gehirnveränderungen bei MS liegen mittlerweile ausreichende Erkenntnisse vor. In frischen Veränderungen, die im Rahmen eine akuten Schubes entstehen, lässt sich in der Regel noch bis zu vier, manchmal sechs Wochen später eine KM-Anreicherung nachweisen. In Serienuntersuchungen zeigt sich danach zwar keine KM-Aufnahme mehr, teilweise aber eine viel weitere Ausdehnung der Läsionen in T2-gewichteten Bildern. Im weiteren Verlauf kommt es oft zu Schrumpfungsvorgängen und dann zu Narbenbildungen. Black holes sind alte Narben, die mit Liquor gefüllt sind. Häufig sind diese Läsionen klinische stumm. Man geht davon aus, dass nur etwa 20% der Läsionen im MRT des Gehirns beim Patienten Symptome verursachen. Die Frage, ob Sie Copaxone wieder nehmen sollten, sollten Sie dennoch mit Ihrer behandelnden Neurologin, die Sie und Ihren Krankheitverlauf bestens kennt, besprechen.

brit: Ich habe gehört, nicht alle MRT-Geräte sind gleich und manche zeigen was, was andere nicht zeigen. Wie kann ich sicher sein im richtigen MRT zu sein?

Prof. Dr. Alfred Lindner: Die in der ambulanten Diagnostik eingesetzten 1,5 Tesla-Geräte verfügen für das Gehirn und das Rückenmark in der Regel über eine ausreichende Feldstärke. Manchmal kann man mit grösseren Feldstärken (z.B. 3 Tesla-Geräten) Rückenmarksherde deutlicher erkennen.

brit: Und noch eine Frage: Wie kann ich sicher sein, bei einem Arzt zu sein, der sich wirklcih gut auskennt?

Prof. Dr. Alfred Lindner: Die MS ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen und ein zentrales Gebiet der Weiterbildung zum Facharzt für Neurologie.


Allgemein - bia: einen wunderschönen guten abend - spät aber noch rechtzeitig :-)
Moderator Jutta Hirscher: Hallo bia, schönen Abend. Hoffentlich nicht in Hetze geraten, um hier mitzumachen?
Allgemein - bia: nicht ganz :-)
Cristina Galfetti: Grüezi Frau Hirscher. Verfolge den Chat mit Spannung. LG

Moderator Jutta Hirscher: Dann vielleicht erst einmal durchschnaufen.

troi:

Kontrastmittel: naja, ich habe keine Lust zu all meinen Symptomen auch noch einen zusätzlichen Nierenschaden zu erleiden www.dgim2009.de/de/Kontrastmittel-vorsichtig-einsetzen.htm auch wenn's selten ist, bei meinen Glück ... Aber sich diesbezüglich bei den MRT-Radiologen durchzusetzen ist jedesmal eine Tortur, finde ich unmöglich.

 

Prof. Dr. Alfred Lindner: Manchmal kann es sein, dass eine höhere diagnostische Aussagekraft und Sicherheit, z.B. für Therapieentscheidungen, mit einem etwas höheren Risiko der Diagnostik einhergeht.

bia: hallo prof. lindner, auch ich habe natürlich ein frage: bei mir zieht sich die odysse auch schon etwas länger hin. fing mal damit an, dass physiotherapeutin eine schwäche im rechten bein festgestellt hatten, habe das auber auf die muskulatur geschoben. dann fingen die augen an probleme zu machen und ich bin das erste mal zum augenarzt - verdacht auf sne. da ich aber zu späte war nicht mehr wirlich nachweisbar. mrt kopf negativ, vep negativ - diagnose: somatisierungsstörung. dann wieder probleme mit den augen, der arzt stellte jedoch fest, dass ich einen spasmus des ciliarmuskels hatte und hat auf eine lp bestanden. hier kamen dann oligoklonale banden und ein erhöhter igg-index raus. mittlerweile wurde dann auch zum ersten mal eine sne im mrt festgestellt - wieder bei negativem vep. jetzt habe ich mittlerweile 5 sne gehabt, schluckstörung, latente hemiparese rechts, lhermitte positiv (nur im schub). im mai dann mal was neues: doppelbilder, schwindel und blickrichtungsnystagmus bei abduzensparese. an diffentialdiagnostik wurde bei mir auf rheuma, vaskulitis, borreliose alles untersucht, sogar mit einer hautbiopsie. alles negativ. würden sie bei der befundkonstellation lösion des sehnnervs (kontrasmittelaufnahme im mrt und das jetzt mehrmals), verplumte kortikortale antwortpotentiale im vep und dem verlauf (ca. alle 3 monate einen schub) von einer ms ausgehen, oder gibt es noch mehr was man an diagnostik machen kann. achso: eine nmo wurde auch ausgeschlossen... vielen dank schon mal für ihre geduld!

Prof. Dr. Alfred Lindner: Immer wiederkehrende Optikusneuritiden, also Entzündungen des Sehnerven, haben vielfältige Differentialdiagnosen: Insbesondere müssen die von Ihnen genannten Erkrankungen (Rheuma, Vasculitis, Borrelliose) ausgeschlossen werden. In Kombination mit einem positiven Lhermitte-Zeichen ist, wie bei Ihnen erfolgt, eine Neuromyelitis optica auszuschliessen. Somit sind die wesentlichen Differentialdiagnosen bei Ihnen abgeklärt worden. Im Zweifelsfall stellen Sie sich bei einem Neuroophthalmologen vor.


Allgemein - Cristina Galfetti: Jaaa, ich geniesse diese Termperaturen sehr!

brit: Ich höre halt immer mal von andern, dass Herde mal gefunden und mal nicht gefunden werden. Das sollte doch kein Glücksspiel sein, es geht doch um einiges

Prof. Dr. Alfred Lindner: Dies könnte auch daran liegen, dass die MRT-Untersuchungen bei verschiedenen Neuroradiologen und damit mit verschiedenen Programmeinstellungen durchgeführt werden. Für Verlaufskontrollen ist es günstig, immer ein definiertes Untersuchungsprotokoll zu wählen.

Moderator Jutta Hirscher: Ich glaube, das haben heute viele gemacht. Die Eisdielen in Stuttgart waren bestens besucht.


Allgemein - bia: wow, gibt es einen tipp diese temperaturen zu genießen??? ich bin zu nichts mehr zu gebrauchen...

Klatschmohn: Guten Abend Herr Prof. Lindner, ich habe seit 1 Jahr die Diagnose MS, eine PPMS, bin 56 Jahre alt, viele Symptome , die ich habe sind wohl typisch, nur für eine Situation habe ich Zweifel, ob dies wirklich durch die MS kommt. Ich habe in der linken Leiste bei einer ganz bestimmten Bewegung einen heftigen Schmerz, dies kann beim Heben des Beines sein oder auch beim Aufrichten aus dem Liegen. So kann auch das Gehen so schmerzhaft werden, dass ich kaum noch einen Schritt machen kann. Ich kann nicht glauben , dass ich innerhalb eines Jahres fast gehunfähig werde, wo ich ja eigentlich schon viele Jahre MS habe. Die Ärzte sind eher ratlos. Haben Sie in Ihrer Praxis so etwas schon mal erlebt, dass man einen heftigen Schmerz bei einer spezifischen Bewegung hat ? Ich danke Ihnen für Ihre Antwort.

Prof. Dr. Alfred Lindner: Leistenschmerzen können viele Ursachen haben. Daher ist es wichtig, neben der neurologischen Einschätzung auch einen Orthopäden und Allgemeinchirurgen aufzusuchen, da insbesondere Probleme im Hüftgelenk oder ein Leistenbruch ausgeschlossen werden müssen. Evt. muss auch ein Urologe oder Gynäkologe hinzugezogen werden.


Allgemein - Susi: Mit dem Wetter in NRW kann ich leider nichts anfangen. Schwül-heiß bei 26°. Und nun hat sich der Himmel pechschwarz verfärbt und es gibt sogar Unwetterwarnungen...

Josephine: Okay. Das beruhigt mich und passt zu meinem Verlauf - klinisch stumm - nur der Radiologe schaute mich etwas verwundert an und die Neurologen in der Uniklinik ebenfalls, weil ich noch so gut unterwegs bin. Eine Rückenmarksläsion war der Auslöser für die Diagnose, weil man das sofort merkt. Danke für die Antwort.

Prof. Dr. Alfred Lindner: Bitte.


Allgemein - bia: ich glaube das kommt in hessen dann wohl etwas später an...
Moderator Jutta Hirscher: Hallo Susi, in Stuttgart weiterhin blauer Himmel und seeeeehr warm. Ich hoffe, es gibt kein Unwetter bei Ihnen.
Allgemein - Cristina Galfetti: Tja, als Fast-Italienerin kann ich nur sagen: Wohnung kühl halten, also früh morgens schon Jalousien runter und ab und zu eine lauwarme Dusche und sich nicht ganz abtrocken, so dass jeder kleine Luftzug eine tolle Erfrischung ist... (Wetter in Zürich; 30 Grad und ein kleines Lüftchen)

Allgemein - Ohio: hallo

Allgemein - bia: das probiere ich auch, nur im büro schaffen wir das nicht immer :-)

Allgemein - Susi: Hihi... Naja, das Wetter lässt sich ja dann wohl mit italienischen Genen ertragen. Die habe ich leider nicht. Uhthoff lässt grüßen!

Allgemein - bia: stimmt uns fehlen die gene :-) da ich zur zeit auch wieder unter cortison stehe macht es nicht wirklich einfacher...

Allgemein - Susi: Ja, genau bia. Und eine Dachgeschosswohnung haben wir auch noch. Da nutzen die besten Rollos nichts mehr.

Allgemein - Cristina Galfetti: Wie wärs mit einem Ventilator? Bringt auch die Luft unter Dach in Bwegung...

Allgemein - Susi: Liebe Frau Hirscher, irgendwas stimmt heute mit dem Chat nicht, oder ist das ein Problem meines PCs? Die Beiträge rutschen nicht automatisch weiter nach oben. Ich muss erst raus- und dann wieder reingehen. Dann habe ich die neuesten Beiträge. Danke!

Allgemein - John: ja irgendwas stimmt nicht..........mir auch aufgefallen
Ohio: Die Amsel macht Ihrem Namen mal wieder alle Ehre, ... [Wort v.d.Red. gelöscht] auf allen Ebenen, macht doch gleich einen Privat-Chat auf.......... Ohio

Jutta Hirscher: Hallo Ohio, kein Grund, unsachlich zu werden. Die Fragen werden alle beantwortet und gegen technische Probleme ist keiner gefeit.


Allgemein - Susi: Einen Ventilator? Ich habe 3 aufgestellt. Ohne würde ich verrückt werden bei dem Wetter.


Moderator Jutta Hirscher: Hallo Susi, danke für den Hinweis. Ich werde das morgen prüfen lassen. Tut mir leid, dass es für Sie etwas komplizierter ist, umso mehr freue ich mich, dass Sie den Unbilden trotzen.


Allgemein - Susi: Vorführeffekt! Jetzt gerade eben hat es zum ersten Mal geklappt, hihi...



Allgemein - bia: ventilator hilft auch nicht wirklich...das problem mit dem dach habe ich auch....



Allgemein - Cristina Galfetti: Bottich mit kaltem Wasser für die Füsse?


Moderator Jutta Hirscher: Liebe Chatter, vielen Dank, dass Sie trotz des sommerlichen Wetters den Weg in unseren Chat gefunden haben. Der Chat wird nun geschlossen, Prof. Lindner wird alle noch offenen Fragen beantworten. Ich wünsche allen noch einen schönen Abend und eine schöne und erholsame Sommerpause. Bis zum 1. September, wenn der Chat wieder öffnet.


Allgemein - Hallo: schönen abend

Allgemein - Hallo: Gute Nacht

Allgemein - Hallo: Gute Nacht

Redaktion: AMSEL e.V., 18.08.2009