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COVID-19, Multiple Sklerose und Impfen

Die nächste Ocrelizumabgabe zugunsten der Impfantwort hinauszuzögern, ist grundsätzlich möglich. Mehr zu Immuntherapien, weiteren Erkrankungen neben der MS und der Corona-Impfung hier im Expertenchat mit Prof. Dr. Dr. Sven Meuth.

Moderator Patricia Fleischmann: Liebe Chatter, herzlich willkommen zum Multiple Sklerose-Chat der AMSEL. Corona und Impfen sind nach wie vor ein wichtiges Thema für Menschen mit MS. Ab 17 Uhr antwortet hier Prof. Dr. Dr. Sven Meuth vom Uniklinikum Düsseldorf auf Ihre Fragen.

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Hallo zusammen, ich freue mich, heute Fragen zu diesem wichtigen und aktuellen Thema beantworten zu dürfen. Aktuell ändern sich ja die Empfehlungen ständig, so dass wir schauen müssen, wie konkret welche Frage zu erläutern ist. Legen wir los.....

Univ.-Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Dr. h.c. Sven Meuth

  • Seit Oktober 2020 Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Düsseldorf
  • Davor: Stellv. Direktor und Leitender Oberarzt der Klinik für Neurologie, Direktor des Instituts für Translationale Neurologie, Leiter Klinische und experimentelle Forschung und Dekan der Medizinischen Fakultät Münster
  • Studium der Humanmedizin und der Neurobiologie
  • Mitgliedschaften u.a. im Ärztlichen Beirat der Deutschen Multiplen Sklerose Gesellschaft (DMSG), dem Klinischen Kompetenznetzwerks Multiple Sklerose (KKNMS), der Leitlinienkommission "Multiple Sklerose" der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) sowie in der Kommission "Klinische Studien" der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN)
  • Sobek-Nachwuchspreisträger 2010

Susanne: Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Meuth, ich bin Mitte März das erste Mal mit Astrazeneca geimpft worden. Nun ist ein Impfstoffwechsel für die zweite Impfung nach 9 Wochen vorgesehen. Da ich mit Autoimmunerkrankungen (Diabetes Typ1 und Multiple Sklerose (Tecfidera)) stark vorbelastet bin, mache ich mir Gedanken, wie mein Immunsystem auf so etwas reagiert. Die Alternative wäre die 2. Impfung mit Astrazeneca zu riskieren oder den Impfschutz verfallen lassen. Ich weiß nicht, was besser für mich persönlich ist. Vielen Dank für Ihren Rat.

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Hier ist die Antwort eindeutig. Aufgrund des erhöhten Thromoboserisikos sollte die zweite Impfung nun mit Biontech oder Modern also einem der RNA-Impfstoffe erfolgen. Ist das gleiche Antigen, so dass es ihr Immunsystem nicht anders belastet als die zweite Astra Zeneca Impfung aber sicherer ist.

Kai: Sehr geehrter Herr Dr. Meuth, Ich hätte auch gerne etwas nachgefragt. Meine Tochter (17,5 Jahre alt), Diagnose seit 6/2019, hochaktive MS, Tysabri. Es geht ihr gut. Bis auf etwas Uthoff am Oberschenkel bei starker sportlicher Belastung. Da die Zahlen der Covid-Erkrankten so stark und schnell ansteigen, frage ich mich, wie sinnvoll hier eine Impfung für meine Tochter ist. Ist dies auch mit 17 schon möglich? Welcher Impfstoff sollte verimpft werden? Sie nimmt Verhütungsmittel (Nuvaring). Oder sollten wir Eltern uns schnellstens (wenn dann möglich) imofen lassen... Wenn meine Tochter geimpft werden kann /soll, wie sieht es im zeitlichen Kontext zur Tysabri-Infusion aus? Ich würde mich freuen, wenn Sie meine Fragen beantworten könnten- über die Jugendlichen MS-Patienten muss man sich sehr recherchieren, um an Informationen zu kommen. Herzlichen Dank schon vorab und bleiben Sie gesund.

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Ihre Tochter sollte geimpft werden. 17,5 ist keine Kontraindikation,, es gibt bereits Daten bis zum 13. LJ. Für Natalizumab wird der Abstand als nicht so kritisch gesehen, weil das Medikament ja anders wirkt. Daher unter Therapie möglich.......

Kati81: Hallo Prof. Meuth. Danke dass Sie sich die Zeit nehmen. Ich bin langjährige ms Patientin, 39J, Copaxone, schubförmiger Verlauf, stabil, keine körperliche Einschränkung. Möchte mich gerne gegen Corona impfen lassen. Habe in der Vergangenheit schlechte Erfahrung nach Impfen gemacht und insbesondere Angst, dass Impfung einen Schub auslösen oder die ms allgemein verschlechtern könnte. Bis wann ist mit belastbaren Studienergebnissen zur Verträglichket der Impfung (mRNA/Vektor) aus Deutschland zu rechnen? Bisher sind mir die Daten aus Israel/UK bekannt.

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Sehr gerne. Daten aus Deutschland werden noch einige Zeit brauchen, da es mit dem Impfen ja etwas zögerlich läuft. Daten aus Israel sind klar, auch die Empfehlungen verschiedener europäischer Gesellschaften: 1.) MS-Patienten umbedingt impfen 2.) COVID sind Totimpfstoffe, so dass eine Schub-Auslösung unwahrscheinlich ist 3.) Nutzen überwiegt Risiko 4.) Cop hat keinen Einfluss auf den Impferfolg

Julchen: Hallo Herr Prof. Dr. Dr. Meuth, ich bekomme ende Mai wieder Ocrevus. Wann wäre der beste Zeitpunkt zum impfen. Vor der Infusion wird es wohl nicht mehr klappen. Wie lange muss man nach der Infusion warten?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Man könnte ggfs. überlegen, die nächste Gabe um z.b. 1 Monat zu verschieben, damit man noch vorher impfen kann. Nach Ocrelizumab sollte man idealerweise 4 Monate warten, zweite Impfung dann ca. 4 Wochen vor der nächsten Gabe. OK?

Kati81: Sehr geehrter Prof. Meuth, neben der ms habe ich mit morbus crohn (ohne Medikamenteneinnahme) und Schilddrüse weitere Autoimmunerkrankung. Sollte ich durch die Kombi verschiedener Autoimunerkrankungen in Sachen Impfung etwas besonderes beachten?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Tut mir leid zu hören. Trotzdem muss man Ihnen auch zur Impfung raten. Aktuell sind da die Empfehlungen eindeutig..... Besondere Vorkehrungen können/müssen Sie keine treffen. Das Risiko eine Covid-Erkrankung zu erleiden ist größer.

Renate: Guten Tag, lt. DMSG-Homepage ist unter der Therapie mit Fingolimod ein reduzierter Impferfolg zu berücksichtigen. Erste Antikörperbestimmungen bei MS-Erkrankten, die mit Fingolimod behandelt werden, haben Hinweise ergeben, dass nach Impfungen mit dem BioNTech-Impfstoff keine Antikörperentwicklung nachweisbar war (Achiron A., Sheba Medical Center, persönliche Mitteilung). Können Sie nähere Daten zu der Studie mitteilen: Personenzahl der Fingolimod-Patienten gesamt und Anteil der Personen ohne Antikörper. Gibt es Angaben zu Lymphozytenwerten und wie sieht die Chance der Impfantwort bei Werten von 600 aus? Wer führt wann in Deutschland eine Studie hierzu durch? Wäre eine 3. Impfung sinnvoll und nach welchem Zeitraum?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Die Daten aus Israel legen in der Tat nahe, dass die Antikörper-Bildung nach Fingolimod stark eingeschränkt ist. Dennoch geht man von einem Impfschutz aus, da neben den Antikörpern (B-Zellen) auch T-Zellen sehr wichtig für die Virusabwehr sind, sog. zytotoxische T-Zellen. Lymphozyten alleine sind nur begrenzt aussagefähig, man müsste T und B-Zellen untersuchen. Wenn dann bei Ihnen keine AK-Antwort entsteht, kann in der Tat über eine dritte Impfung nachgedacht werden. Abstand würde ich vom Impferfolg abhängig machen (Titer).

Moderator Patricia Fleischmann: @alle: Werte Chatter, uns bleibt heute nur Zeit bis 18 Uhr. Wenn Sie also Fragen haben, dann nur zu :-)

Anita: Zu mir: w, 45, Diagnose seit 4 ½ Jahren, Basistherapie mit Rebif seit 3 Jahren, seit erstem Schub keine weiteren Schübe, nur einmal (dreiviertel Jahr nach Diagnose) 2 kleine aktive Entzündungsherde im MRT sichtbar ohne Beschwerden Zu meinen Fragen: Ich (w, 45) mache eine Basistherapie mit Interferon (Rebif). Seitdem schwanken meine Thrombozyten und Leukozyten im „erniedrigten“ bzw „stark erniedrigten“ Bereich (also immer unter den Normwerten). Meine Blutwerte werden in regelmäßigen Abständen kontrolliert (wie bei einer Basistherapie ja angeraten) und laut meinem Neurologen sind die Werte auf die Therapie zurückzuführen und sollen weiterhin beobachtet werden. Probleme hatte ich dadurch noch keine, bin bis dato weder infektanfälliger noch habe ich irgendwelche Probleme mit länger blutenden Wunden o.ä. Aufgrund der Berichterstattungen bzgl. Hirnvenenthrombosen bin ich nun verängstigt. Insbesondere da in einigen Berichten nicht vom Verschluss (also einer Thrombose im eigentlichen Sinne) sondern von Hirnblutungen im Zusammenhang mit einer Thrombozytopenie (also Thrombozytenmangel) berichtet wurde. • Wenn bei mir schon ein Thrombozytenmangel nachgewiesen ist, ist eine Impfung dann ratsam? Eigentlich stehe ich dem Thema Impfung offen gegenüber, aber aufgrund meiner Blutwerte habe ich nun großen Respekt davor (habe zwei Kinder).

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Diese Fragen sind in der Tat nicht leicht zu beantworten, da 1.) Man die genauen Werte und Verläufe kennen müsste 2.) kaum Daten vorliegen Blutungskomplikationen (Thrombose und Blutungen) sind gehäuft bei Leuten unter 60 mit Astra Zeneca beschrieben worden. Dennoch bleibt auch ein Restrisiko für die anderen Impfstoffe. ggfs. könnten Sie sich einmal in der Sprechstunde vorstellen und die Werte alle mitbringen?

Julchen: Wenn man Ocrevus verschiebt, wie sieht da die Schubgefahr aus. Ich war letztes Jahr 2 Monate ohne Therapie (Therapiewechsel von Gilenya auf Ocrevus). Hab immer noch an den Folgen des Schubes zu knabbern.

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Eine Gefahr besteht immer, aber man kann sich die Entwicklung der B-Zellen ja ansehen. Es gibt eine Arbeit aus der ersten Pandemiewelle als niemand wusste, wie man mit den hoch-wirksamen MS-Therapien zu Zeiten des Virus umgehen soll. Da haben einige Zentren die Ocrevusgabe rausgezögert und die B-Zellen blieben niedrig, die Patient/innen stabil Die Publikation ist kurz vor dem Erscheinen.....

Anna: Hallo Herr Prof. Dr. Dr. Meuth, Ich (w, 45) mache eine Basistherapie mit Interferon (Rebif). Seitdem schwanken meine Thrombozyten und Leukozyten im „erniedrigten“ bzw „stark erniedrigten“ Bereich (also immer unter den Normwerten). Meine Blutwerte werden in regelmäßigen Abständen kontrolliert (wie bei einer Basistherapie ja angeraten) und laut meinem Neurologen sind die Werte auf die Therapie zurückzuführen und sollen weiterhin beobachtet werden. Probleme hatte ich dadurch noch keine, bin bis dato weder infektanfälliger noch habe ich irgendwelche Probleme mit länger blutenden Wunden o.ä. Aufgrund der Berichterstattungen bzgl. Hirnvenenthrombosen bin ich nun verängstigt. Insbesondere da in einigen Berichten nicht vom Verschluss (also einer Thrombose im eigentlichen Sinne) sondern von Hirnblutungen im Zusammenhang mit einer Thrombozytopenie (also Thrombozytenmangel) berichtet wurde. Wenn bei mir schon ein Thrombozytenmangel nachgewiesen ist, ist eine Impfung dann ratsam? Eigentlich stehe ich dem Thema Impfung offen gegenüber, aber aufgrund meiner Blutwerte habe ich nun großen Respekt davor (habe zwei Kinder). Betrifft diese Nebenwirkung nur die Vektorbasierten Impfstoffe wie Astrazeneca, Sputnik usw.? Sollte ich lieber noch abwarten mit der Impfung bis es weitere Erkenntnisse diesbezüglich gibt (auch mit den mRNA-Impfstoffen wie Biontech, Moderna usw.) ? Auch wenn derzeit der umstrittene Impfstoff Astrazeneca für meine Altersgruppe eh nicht zugelassen ist (aber wer weiß welche zusätzlichen kommen werden bzw. was sich wieder ändern wird): Kann der Arzt aufgrund meiner Vorerkrankung und den zugrunde liegenden Blutwerten eine Empfehlung aussprechen? Im vorgefertigten Formular der DMSG steht ja dass beide Impfstoffarten geeignet sind. Vielen Dank im voraus für ihre Antworten.

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Diese Fragen sind in der Tat nicht leicht zu beantworten, da 1.) Man die genauen Werte und Verläufe kennen müsste 2.) kaum Daten vorliegen Blutungskomplikationen (Thrombose und Blutungen) sind gehäuft bei Leuten unter 60 mit Astra Zeneca beschrieben worden. Dennoch bleibt auch ein Restrisiko für die anderen Impfstoffe. ggfs. könnten Sie sich einmal in der Sprechstunde vorstellen und die Werte alle mitbringen?

Jan: Sehr geehrter Prof. Meuth, der Antikörpernachweis war leider auch 6 Wochen nach der zweiten Gabe der Biontech-Impfung unter Ocrevus negativ, was ja zu den ersten Daten aus Israel passt. Was würden Sie hier als weiteres Vorgehen vorschlagen? Vielen Dank.

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: 1. B-Zell Zahl bestimmen 2. ggfs. nächste Ocrevus-Therapie rauszögern 3. Impfung anstreben. Hoffe, zwischen der letzten Ocrevus Gabe und der Impfung gab es ein paar Monate Pause?

Orchidee: Sehr geehrter Herr Prof. Meuth, ich musste 12/2020 meine BT mit Betaferon nach 8 Jahren wg. Leberwertverschlechterung und massiver Depression absetzen. Nach 3 Monaten Pause habe ich letzte Woche mit Tecfidera begonnen. Sollte ich mich in der jetzigen Situation impfen lassen; wenn ja mit welchem Impfstoff? Wollte ursprünglich auf Curevac warten.

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Wie alt sind Sie?

Josefa: Guten Tag, habe neben der SPMS, noch Rheuma und Bluthochdruck und weiß jetzt nicht, ob ich Astra Zeneca nehmen soll. Bin fast 69 Jahre, mein Hausarzt meint, dass dies kein Problem sei. Er bekommt nur Astra Zeneca! Ich zögere, weil ich im Hirn sehr viele Läsionen habe, dadurch bedingt auch oft Kopfschmerzen. Was raten Sie? Danke schon mal für ihre Antwort!

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Ist keine einfache Konstellation, ABER: Aufgrund von Alter, SPMS und Bluthochdruck als Nebendiagnose haben Sie auch ein hohes Risiko für einen ungünstigen COVID-Verlauf, daher würde ich in der Abwägung die Impfung dennoch empfehlen...

Orchidee: Entschuldigung, habe ich vergessen. Ich bin 44, w und habe seit 23 Jahren MS.

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Ich denke, in Ihrer Konstellation ist einer der mRNA Impfstoffe zu empfehlen. Biontech/Moderna

Anita: • Betrifft diese Nebenwirkung (spezielle Thrombose) nur die Vektorbasierten Impfstoffe wie Astrazeneca, Sputnik usw.? • Sollte ich lieber noch abwarten mit der Impfung bis es weitere Erkenntnisse diesbezüglich gibt (auch mit den mRNA-Impfstoffen wie Biontech, Moderna usw.) ? • Auch wenn derzeit der umstrittene Impfstoff Astrazeneca für meine Altersgruppe eh nicht zugelassen ist (aber wer weiß welche zusätzlichen kommen werden bzw. was sich wieder ändern wird): Kann der Arzt aufgrund meiner Vorerkrankung und den zugrunde liegenden Blutwerten eine Empfehlung aussprechen? Im vorgefertigten Formular der DMSG steht ja dass beide Impfstoffarten geeignet sind.

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Es wird auch mit keinem der zukünftigen Impfstoffe sicher auszuschießen sein. Daher würde ich jetzt zur Impfung gehen, sobald Sie das Angebot bekommen. Sicherlich gibt es auch bei den aktuellen Impfstoffen ein Risiko, allerdings überwiegt der Nutzen sehr deutlich

Renate: Guten Tag, da die Antikörperbestimmung anscheinen auch nicht wirklich aussagekräftig ist, würde mich interessieren, welche Labore eine zellulare Blutauswertung der CD 4 und CD 8 Zellen macht?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Alle größeren Labore bieten einen Immunstatus mit Differenzierung T/B an

Orchidee: Noch eine Frage von mir. Sollte ich jetzt noch warten wie ich Tecfidera vertrage und dann erst in 1-2 Monaten ein Impfangebot annehmen, oder ist das Zusammentreffen neue BT und Impfung unwichtig? Danke für Ihre Antwort.

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Ich denke, Sie sollten warten, bis Sie das Angebot zur Impfung bekommen. Bis dahin sehen Sie ja, wie gut Sie die Medikation vertragen. Da es zu Tecfidera keinen Abstand braucht, könnten Sie dann spontan entscheiden oder nochmal verschieben...

Bernd: Wie sehen Sie die Lage mit SARS-CoV2: Werden Mutationen auftreten, die nicht durch die aktuellen Impfstoffe neutralisiert werden? Und falls ja, wie schnell sind die Hersteller mit angepassten Wirkstoffen?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Könnte gut sein. Soviel man im Moment weiß, sind die aktuellen Impfstoffe auch gegen die Mutationen gut. Könnte sich mit neuen Mutationen auch ändern, daher wäre es wichtig möglichst schnell möglichst viele Leute zu impfen. Da die Herstellung/verteilung etc. nun etabliert ist, denke ich, dass weitere Impfstoffe für neue Mutationen schneller gehen sollten.

Hüber: Hallo, m,57 ED3/93 PPMS nur geringe Ausfälle (Uthof, Fatique) nehme zZ. Tecfidera alles OK, 1. Impfung mit Astra/Zeneka ohne Probleme soll ich so Weiter machen oder auf Biontech wechseln ?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Da bei allen Impfstoffen - trotz unterschiedlicher Technologie - das Antigen identisch ist sollten Sie wegen Risiko auf Biontech/Moderna wechseln.

Renate: Seit einigen Monaten habe ich schrittweise die Dosis von Fingolimod reduziert, da ich nur 50 kg wiege und somit eigentlich die empfohlene Dosis für Jugendliche ausreichen müßte. Habe keine Schubanzeichen festgestellt. Wie ist die Immunantwort einzuschätzen, wenn Fingolimod 2 Wochen vor der 1. Impfung nur jeden 2. Tag eingenommen wird?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Diese Frage kann ich Ihnen leider nicht beantworten, da dazu keinerlei Daten und/oder Erfahrungen vorliegen. Niedriger Dosis und jeden zweiten Tag sollte in der Theorie zu einem besseren Impferfolg führen. Aber das ist theoretisch und ich würde die Impfantwort bestimmen lassen....

Angie: Kann der Hausarzt eine Empfehlung für einen bestimmten Impfstoff machen oder nur ein Facharzt?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Eigentlich können es beide nicht bestimmen, da es von der Verfügbarkeit des Impfstoffes abhängt.

Kati81: Können Sie eine Quelle empfehlen, bei der man auch international Studien zum Thema ms/corona-impfen einsehen kann? Es wird ja auf der ganzen Welt schon länger geimpft, da müsste es doch noch paar Daten geben.

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Israel hat die besten Daten, da dort am schnellsten 50-60% der Bevölkerung geimpft wurden. COVID-19 vaccination in patients with multiple sclerosis: What we have learnt by February 2021. Achiron A, Dolev M, Menascu S, Zohar DN, Dreyer-Alster S, Miron S, Shirbint E, Magalashvili D, Flechter S, Givon U, Guber D, Stern Y, Polliack M, Falb R, Gurevich M. Mult Scler. 2021 Apr 15:13524585211003476. doi: 10.1177/13524585211003476. Online ahead of print.

Renate: Habe seit 1996 MS schubförmig und div. Therapien hinter mir: Azathioprin 7 Jahre, Rebif 2 Jahre mit einigen Schüben. Dann Tysabri 1/2 Jahr, danach Abbruch wg. JVC-Antikörper und seit 7 Jahren FIngolimod ohne jeglliche Schübe. Würde gerne de-eskalieren. Welche Alternative gibt es zu Fingolimod?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Dazu gibt es ja auch keine wirklich guten Daten. Da aber Fingolimod eine der wirksameren Therapien ist, würde man ggfs. auf eine Basistherapie wechseln und schauen, ob es stabil bleibt. Um die Frage wirklich sinnvoll beantworten zu können, müssten wir aber mal länger sprechen, ich müsste die MRTs im Verlauf sehen usw.

Moderator Patricia Fleischmann: Liebe Chatter, haben Sie vielen Dank für Ihre interessanten Fragen. Ein riesiges DANKE geht an Prof. Meuth für sein Engagement hier im Multiple Sklerose-Expertenchat! Der nächste Chat ist am 18. Mai - Thema und Experte stehen vorher auf amsel.de. Ich wünsche allen miteinander einen schönen Dienstagabend!

Link zur ständig aktualisierten Sammlung "COVID-19, Impfen und Multiple Sklerose"

Redaktion: AMSEL e.V., 20.04.2021